Bastardfaden

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„Bastardfaden“ im Wappen derer von Würtenberger (Legitimierung durch Kaiser Friedrich III am 16.2.1484)

Der Bastardfaden (auch Bastardbalken genannt; frz.: filet en bande oder fillet en barre; engl.: bar of bastardy) ist in der Heraldik (Wappenkunde) ein gebräuchliches Beizeichen. Die Kennzeichnung mit einem Bastardfaden kann bedeuten ..

  • daß der Wappenführende das Kind eines gesellschaftlich hoch gestellten Vaters und einer Mutter aus niedrigerem Stand ist;
  • daß der Wappenführende unehelicher Herkunft ist (der Ausdruck „Bastard“ im alten, speziellen Sinn eines rechtmäßig anerkannten außerehelichen Kindes eines Adligen, das den Stand der Mutter besitzt).

Darstellung

Das Beizeichen Bastardfaden ist ein Schräglinksfaden (beziehungsweise ein eher schmaler Schräglinksbalken, der aus heraldischer Sicht von links oben nach rechts unten (aus der Sicht des Betrachters eines Wappens von rechts oben nach links unten) im Wappenschild erscheint. So wurde kenntlich gemacht, dass der Träger illegitimer Geburt war und kein Familienanrecht hatte. Meist ist der Bastardfaden über das Schildbild gezogen, das der Vater des Wappenführenden in seinem Wappen ohne Bastardfaden führt. Der Bastardfaden sollte nicht mit einem „normalen“ Schräglinksfaden verwechselt werden, der möglicherweise in Wappen geführt wird, ohne auf eine uneheliche Herkunft zu referenzieren.

Im Gegensatz zum Bastardfaden bezeichnet ein über ein Wappen gezogener Schrägfaden (beziehungsweise ein eher schmaler Schrägbalken häufig eine Neben- oder jüngere Linie einer Familie.

Ein Bastardfaden erscheint gewöhnlich in einer heraldischen Farbe, die sich vom Schildbild mehr oder weniger deutlich abhebt. Welche heraldische Farbe verwendet wird, sollte gemeldet werden.

Siebmacher

„Die Schrägbalken oder Faden, über den ganzen Schild gezogen. Der nach der linken Seite absteigende Balken wird in der Regel für das Beizeichen Nachgeborener vom Blute, der nach der rechten Seite absteigende als Beizeichen der Bastarde angenommen. Wir könnten indes durch zahlreiche Beispiele beweisen, dass man hierin auch nicht besonders ängstlich war, es finden sich Bastardfäden auch schräglinks und umgekehrt. Die Stellung des Schildes und die Laune des Wappenkünstlers trugen hieran nicht selten die Schuld.

Wir haben Siegel gesehen, in denen ein mit drei Ziegelsteinen belegter Schrägfaden als Beizeichen eines Amtes (Castellania di Rotodimonte 1458) erscheint.

In neuerer Zeit zeichnet man sowohl die Beizeichenschrägbalken Nachgeborener, wie auch die Bastardbalken abgekürzt, d. h. recht klein, wahrscheinlich um sie unscheinbar zu machen, theils sogar senkrecht verstutzt (Orleans — Grafen Holnstein aus Bayern).

Die heraldische Farbe der Schrägfaden ist weiss, roth oder blau, jedenfalls immer sowohl abstechend von den Schildes- wie von den Bilderfarben.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Linker oder rechter Einbruch

Der Bastardfaden und ein über das Wappen gezogener Schrägfäden sind manchmal „abgekürzt“ dargestellt, „so daß nur ein kleines Stück desselben in der Mitte des Schildes erscheint“[2]. In diesen Fällen redet man in der Heraldik von einem linken Einbruch („Schräglinkseinbruch / Linkseinbruch“) beziehungsweise von einem rechten Einbruch („Schrägrechtseinbruch / Einbruch“), die immer auf der Herzstelle eines Schildes liegen sollten (in der Literatur finden sich für entsprechenden Schildbilder auch die Bezeichnungen „schwebender Schräglinksfaden“ beziehungsweise „schwebender Schräg[rechts]faden“).

Die Bedeutung dieser beiden Motive ist dieselbe, wie bei der nicht abgekürzten Darstellung.

Verwendung

Bastarde hatten nicht das Recht auf das Wappen und den Namen des Vaters, aber ein hohes Interesse, das väterliche Wappen zu zeigen. Doch nur der jeweilige Herrscher konnte der Person dieses Wappen - dann aber mit dem Bastardzeichen - verleihen. Prominentes Beispiel war im Mittelalter der französische Kronfeldherr Bertrand du Guesclin: Er führte einen doppelköpfigen schwarzen Adler auf weißem Grund, mit einem darüber gelegten roten Bastardfaden.

In Westeuropa wurden Beizeichen häufiger verwendet als in Mitteleuropa.[3].

In der älteren Literatur wird der in der ständischen Gesellschaft sehr geläufige Bastardfaden oft angesprochen (etwa durch den Bastard von Orléans in Schillers Die Jungfrau von Orléans). Vladimir Nabokov benutzte ihn noch 1947 als Romantitel (Bend Sinister).

Wappenbilderordnung

  • Der Einbruch (bzw. Bruch) wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Schrägvierungen, Rauten, Wecken, Spindeln unter der Nr. 0653 aufgenommen.

Siehe auch

Weblinks

Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Der Bastardfaden und andere Kennzeichen illegitimer Geburt

Commons: Schwebender Schräglinksfaden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
  2. Sacken, Eduard Freiherr von: Katechismus der Heraldik. Grundzüge der Wappenkunde. Leipzig. 1893. S. 141
  3. Vgl. Konrad Fuchs und Heribert Raab: Wörterbuch Geschichte, München 1987, ISBN 3-423-03364-9, S. 83


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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Bastardfaden“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 29.Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.