Franz von Recum

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Franz von Recum
Porträt Franz von Recum 02.jpg
Geboren(1906-09-09)9. September 1906
Braunschweig
Gestorben(1978-04-30)30. April 1978
Greenhill, N. Y., USA
StaatsangehörigkeitDeutsch, seit 1952 USA
BerufHeraldiker
Ära/Epoche20. Jahrhundert
Ehepartner/-inSuzanne Ulrich
Elternteil(e)Male Icon.svg Rudolph Heinrich
Freiherr von Recum
Female Icon.svg Marie Ernestine
Howard a. d. H.
der Dukes of Norfolk
Wappen derer von Recum
 
Baron de l’Empire 1813
 
nach Kgl. Bayer. Freiherren-Diplom von 1825

Franz von Recum (* 9. September 1906 in Braunschweig; † 30. April 1978 in Greenhill, N. Y., USA; bekannt als Baron [Franz] von Recum, vollständiger Name: Franz-Joseph Georg Albrecht Freiherr von Recum) war deutsch-amerikanischer Genealoge und Heraldiker.

Leben

Herkunft

Hausmarke in Grünstadt von Peter van Recum und dessen Ehefrau Susanna, geborene Zeiler, vor 1770

Die Familie van Recum (ab 1818 von Recum, auch Reckum, Reccum, Rekem oder ähnlich genannt) stammt aus der Reichsherrschaft Reckheim/MaasW-Logo.png (heute RekemW-Logo.png, Belgien). Sie ist seit dem 15. Jahrhundert greifbar (beginnend mit Wylhem Wylhems, * um 1450). Im Jahre 1736 wanderte Peter van Recum (1716-1783), ein Handelsmann in Leinenwaren, später Tuchfabrikant, von Budel (Nordbrabant) in die PfalzW-Logo.png aus.[1] Auf einem barocken Schlussstein mit einer Hausmarke an einem Türsturz in Grünstadt, Gartenpforte Ecke Vorstadt und Sausenheimer Str. sind die Initialen von Peter van Recum und seiner aus Grünstadt stammenden Ehefrau Marie Susanna Zeiler zu sehen. Ihr Sohn, Andreas van RecumW-Logo.png (1765-1828) war ein hoher Beamter in pfalzbayerischen, französischen und bayerischen Diensten. Er wurde als Mitglied des Wahlkollegiums im Departement des Rheins und der Mosel ...

„... von Maria LouiseW-Logo.png Kaiserin der Franzosen in Vollmacht des Kaisers Napoleon Bonaparte (vom Ausstellungstag an) St. CloudW-Logo.png 14. August 1813 für sich und seine Descendenz zum französischen Reichsbaron ernannt; König Maximilian von Bayern hat (vom Ausstellungstag an) München 8. Mai 1825 den Freiherrenstand auf die gesamte Descendenz ausgedehnt (zuvor – am 24. Mai 1822 – hatte König Maximilian I. den Freiherrenstand bereits mit Übertragung auf den jedesmaligen ältesten Sohn anerkannt – Anm. der Redaktion); und die Preuss(ische) Anerkennung (des Adels, nicht Freiherren – Anm. der Redaktion)[2] erfolgte am 30. Nov(ember) 1829.“

Familie und Ausbildung

Franz von Recum, geboren im Jahre 1906 in Braunschweig ist der Sohn von Rudolph Heinrich Freiherr von Recum (1861-1944) und von dessen Ehefrau Marie Ernestine Howard (1868-1954), Tochter des englischen Diplomaten Sir Henry HowardW-Logo en.png. Er ging in Heidelberg und Allendorf a. d. Werra zur Schule und bestand in Frankfurt am Main das Abitur. Am 5. Dezember 1933 heiratete Franz von Recum in Paris Suzanna Fortunée Charlotte Ulrich-Rouargue (geboren am 7. August 1898 in Morsang/Seine, verstorben am 16. November 1936 auf Schloß Dorigny, Kanton Waadt in der Schweiz). Sie war die Tochter von Bathilde Emilie Rouargue (1862-1931) und von André Henri Ulrich (1861-1926), eines Offiziers der Ehrenlegion, Anwalts, Kabinettschefs und Privatsekretärs des Innenministers. Aus der Ehe gingen keine Kinder hervor.

Familienwappen

Das Stammwappen derer von Recum von 1813 folgt in seiner Gestaltung der Napoleonischen Heraldik. Es wird im Wappenschild mit einem besonderen Franc-quartier dargestellt, das ist ein französisches Ehrenstück in Form eines Quadrats, das ein Viertel des Schildes einnimmt und im Fall derer von Recum als linke obere rote Vierung mit schrägrechts gestelltem, silbernem Eichenzweig den Stand Baron Membre du Collège électoral ‚Baron-Mitglied des Wahlkollegiums‘ versinnbildlicht. Der Schild kann in Anlehnung an die Angaben im Genealogischen Handbuch des Adels folgendermaßen beschrieben werden:[4]

Wappenschild derer von Recum (in der Formsprache der Napoleonischen Heraldik):
Geviert:

  • Feld 1 – In Schwarz ein aufgeschlagenes goldenes Buch
  • Feld 2 – In Rot ein (schrägrechts liegender) silberner Eichenzweig
  • Feld 3 – In Gold eine (schreitende/stehende) schwarze Eule
  • Feld 4 – In Blau auf silbernen Felsen eine silberne Burg mit Zinnenmauer und gezinntem Turm

Als äußere Verzierungen stehen dem Stammwappen im Rahmen der Napoleonischen Heraldik als „Prachtstück“ vier hinter dem Schild angebrachte silberne Straußenfedern sowie als „Rangkrone“ eine schwarze, auf dem oberen Schildrand ruhende schwarze Toque mit Gegenfeh-Stulp zu, an der eine silbenen Agraffe und drei silbernen Straußenfedern angebracht sind. Da Andreas van Recum von Kaiser Napoleon Bonaparte das Ritterkreuz der EhrenlegionW-Logo.png erhielt, kann dieses als Prachtstück unterhalb des Schildes beigegeben sein.

Wappen-Grundform (hier mit Orden)
nach der Napoleonischen Heraldik:
Les Barons Présidents du Collège électoral
Wappen derer von Recum
Orn ext baron de l'Empire OLH.svg
Ecu vide Barons Membres de Collège Electoral de l'Empire français.svg
Go-next-red.svg
Coat of arms family von recum 02.jpg

Das „französische“ Stammwappen von 1813 modifizierte man ab 1825 für den deutschsprachigen Wappenkulturraum, in dem man in Wappenaufrissen und -beschreibungen die in der napoleonischen Formensprache gestalteten Prachtstücke und Rangkronen durch (bayerische/preussische) Pendats ersetzte. Beispielsweise substituierte man die auf dem Schild ruhende Toque durch eine Freiherrenkrone, die drei silbernen durch schwarze Straußenfedern. Zudem versah man das Recum-Wappen mit obligaten Merkmalen des deutschprachigen Wappenkulturraums und ergänzte beispielsweise einen (gekrönten) Bügelhelm sowie eine (rot-goldene, bei anderen eine vierfarbige) Helmdecke. Der Schildinhalt wird je nach Quelle anders beschrieben.

  • Erscheint beispielsweise nach dem französischen Diplom von 1813 im Feld 2 die Wappenfigur chêne ‚Eichenzweig‘, so ist im bayerischen Diplom von 1825 und bei Zobel 2004 von einem „Olivenzweig“ die Rede, im Neuen Siebmacher von 1856/1858 von einem „Lorbeerzweig“ und im preuss. Matrikel von 1829, bei dem Heraldiker Bernd 1835 respektive im Neuen Siebmacher von 1878 von einem „Mirten-/Myrthenzweig“[5][6][7][8]
    Interessant ist, dass der Heraldiker Otto Titan von Hefner bereits 1857 im Neuen Siebmacher darauf hinwies, dass Feld 2 kein gewöhnliches Feld ist und nach der Napoleonischen Heraldik einen „Eichenzweig“ (und keinen „Lorbeerzweig“) zeigt.[9]
  • Das Feld 4 (auf silbernen Felsen eine silberne Burg mit Zinnenmauer und gezinntem Turm) wird von heraldischen Autoren nicht einheitlich beschrieben: Bernd nennt die Figur 1835 „eine aus drei runden gezinnten Thürmen – der mittlere höher – bestehende Feste“, Hefner nennt sie 1856/1858 „Burgruine“ und im Neuen Siebmacher von 1878 sprechen die Autoren von einem „weißen dreitürmigen Castell (oder vielmehr 3 nebeneinanderstehende[n] Türme[n])“.[5][6][7][8]
  • Der Eule in Feld 3 wird gemeinhin die Farbe „Schwarz“ zugeschrieben, außer im Neuen Siebmacher von 1878, deren Autoren von einer Eule „in Naturfarbe“ sprechen.[8]
  • Das Feld 1 wird gemeinhin in Schwarz tingiert – die Autoren des Neuen Siebmachers von 1878 ordnen diesem Feld jedoch die Farbe „b.“ gleich „Blau“ zu.[8]
Aufrisse des Recum-Wappenschilds im Vergleich
alternative Beschreibung
nach Zobel
Olive
2014

Wirken

Schon als Schulkind begann Franz von Recum, Wappen zu sammeln und sich für die Herkunft der Familie zu interessieren.[10] Nach seiner schulischen Ausbildung begab er sich für mehrere Jahre auf genealogische Forschungsreisen, lebte in der Schweiz, in Frankreich und seit 1939 auf Long IslandW-Logo.png in New York. Er schuf ein umfassendes Familienarchiv und trug Ahnenbilder und andere heraldisch-genealogische Quellen in einer bedeutenden Fachbibliothek zusammen. Die Ergebnisse seiner Bemühungen fasste er in einer handschriftlichen, reich bebilderten und mit sämtlichen Familienwappen versehenen, vierbändigen Ausgabe in großem Format zusammen (1935), die fortlaufend ergänzt wurde. Darüber hinaus gab er verschiedene gedruckte Darstellungen zur Familiengeschichte heraus und verfasste typoskripte Vorfahren- und Nachfahrenschriften aller Sickingen-Familien. Von besonderem heraldischen Wert sind 58 von ihm angefertigte Wappenahnentafeln im Stile von Adelsproben (Aufschwörungen), welche 2004 von seinem Neffen Franz-Dietrich von Recum, dem Erben von Archiv und Bibliothek, digitalisiert wurden.

Wappentafel aus der Hand von Franz von Recum (hier eine Ahnenprobe von Leopold Wilhelm Baron von der SchulenbergW-Logo.png)

Schriften (Auswahl)

  • Franz von Recum: Ergebnisse meiner Forschungen über die Geschichte der Familie van Recum bzw. Freiherrn von Recum. Götzenhain, 1925/1926.
  • Franz von Recum: Andreas von Recum – Das Leben eines Pfälzers um die Wende des 18. Jahrhunderts. In: Mannheimer Geschichtsblätter 8, 1927.
  • Franz von Recum: Johann Nepomuk van Recum und seine Familie während der französischen Herrschaft in der Pfalz. In: Mannheimer Geschichtsblätter 29, 1928. Sp. 58-61.
  • Franz von Recum: 4096 Ahnen von Otto, Bogdan und Franz F. v. Recum, 1450-1950. New York, 1952.
  • Franz von Recum: Die Nachkommen des Ritters Franz v. Sickingen 1481–1523. New York, 1952.
  • Franz von Recum: Andreas F. v. R. 1765-1828. Seine 10 letzten Lebensjahre. New York, 1963.
  • Franz von Recum: Genealogie der Familie van Recum und der Freiherrn von Recum 1450—1966. Privatdruck, 1966.
  • Franz von Recum: Genealogie der aus Reckhem stammenden Familie van Recum - van Rijkom und der Freiherrn von Recum: 1450-1971. Hampton Bays. 1971.
  • Franz von Recum: Ancestry and Descendance of Sir Henry Francis Howard, 1809-1898. New York, 1972.
  • Franz von Recum: Der Verwandtschaftskreis des Reichsgrafen Franz von und zu Sickingen. New York. Ohne Datum.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. B. J. Guilloux: van Recum. In: bjguilloux.blogspot.de. 12. Dezember 2012, abgerufen am 6. September 2023 (französisch, bebilderte Webseite über die Familie van Recum): „La généalogie des Recum a été faite par Franz von Recum. Il y travaille dés les années 20 et la fait remonter vers la moitié du quinzième siècle à Rekem en Belgique dans le Brabant septentrional avec Wilhem WYLHEMS (ca. 1450-1513) d'où sa descendance alla vers Budel en Allemagne dans le Palatinat en 1736 avec Peter van Recum (1716-1783).
  2. Maximilian Gritzner: Standes-Erhebungen und Gnaden-Acte deutscher Landesfürsten während der letzten drei Jahrhunderte. Görlitz, 1881. S. 939 (Google)
  3. Leopold von Ledebur (Hrsg.): Archiv für Deutsche Adels-Geschichte, Genealogie, Heraldik und Sphragistik. Viertejahrsschrift. I. Teil. Berlin, 1863. S. 329. (Google)
  4. Genealogisches Handbuch des Adels. Band 122. 2000. C. A. Starke. S. 233-234
  5. 5,0 5,1 Christian Samuel Theodor Bernd: Wappenbuch der Preussischen Rheinprovinz mit Beschreibung der Wappen.
    • Band 4. 1835. S. 95. (Google)
    • 1. Theil. Wappen des immatrikulirten Adels, Bonn, 1835. Tafel CII. 203. (Google)
  6. 6,0 6,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, II. Band, 1. Abteilung; Der Adel des Königreichs Bayern; Verfasser: O. T. von Hefner; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1856. S. 52. Tafel 54.
  7. 7,0 7,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, II. Band, 7. Abteilung; Die Wappen des Nassauer Adels; Verfasser: O. T. von Hefner; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1858. Seite 9. Tafel 9.
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, III. Band, 2. Abteilung, 1. Band; Der blühende Adel des Königreichs Preußen: Edelleute; Verfasser: O. T. von Hefner, A. Grenser, G. A. von Mülverstedt, Ad. M. Hildebrandt; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1878. S. 319. Tafel 373. (Wappenbeschreibung: „Schild: Quadrirt; 1 b. mit g. aufgeschlagenen Buch. 2 r. mit w. schrägrechts liegenden Myrthenzweig. 3 g. mit naturfarbener Eule 4. b. mit w. dreithürmigen Castell (oder vielmehr 3 nebeneinanderstehende Thürme). Helm: gekr.; 3 # Straussfedern. Decken: links: b. u. g. rechts: r. u. w.“)
  9. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, III. Band, 1. Abteilung; Der Adel des Königreichs Preußen: Grafen und Freiherrn; Verfasser: O. T. von Hefner; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1857. S. 59. Tafel 76. (Zitat „[..] daher das Freiviertel mit dem Eichenzweig [nicht Lorbeerzweig wie er beim bayer. Adel S. 52. irrig benannt ist].)“
  10. Selbstauskunft: Via E-Mail vom 23. September 2023, 18:29 Uhr von Franz-Dietrich von Recum an den Betreiber des Heraldik-Wiki, Andreas Janka.