Georg Christian Friedrich Lisch

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Georg Christian Friedrich Lisch, Ölporträt mit Orden und der Medaille für Kunst und Wissenschaft (Mecklenburg-Schwerin)W-Logo.png

Georg Christian Friedrich Lisch (* 29. März 1801 in StrelitzW-Logo.png; † 22. September 1883 in Schwerin; anfangs nur: Friedrich Lisch) war ein deutscher Prähistoriker, mecklenburgischer Altertumsforscher, Großherzoglich mecklenburg-schwerinscher Archivar, Bibliothekar und KonservatorW-Logo.png sowie Heraldiker, Redakteur und Publizist.[1]

Leben

Gedenktafel am Haus Wismarsche Straße 147 in Schwerin
Das (denkmalgeschützte) Gebäude Wismarsche Straße 147, in dem Lisch ab 1844 lebte
Georg Christian Friedrich Lisch
Lisch, Büste von Christian Genschow, 1852

Die Abstammung von Georg Christian Friedrich Lisch (er benutzte anfangs selbst die Namensform Friedrich Lisch) ist eine von Forschern mehrfach kontrovers diskutierte Frage. Man vermutet, dass der Jurist Carl Christoph von KamptzW-Logo.png]] (1769–1849), späterer königlich-preußischer Staats- und Justizminister, sein tatsächlicher Vater war. Eine Legitimierung durch ihn erfolgte jedoch nicht. Friedrich Lisch wuchs auf als Sohn des herzoglichen Kammerdieners Johann Christian Lisch (1776–1844) und seiner Frau Johanna Sophia Christiane geb. Brunow (1775–1842).

Bald nach seiner Geburt siedelte die Familie nach Güstrow über, wo Lischs Vater eine Anstellung beim Landgericht erhielt. In Güstrow verlebte Friedrich Lisch als ältester von vier Söhnen der Eltern seine Kindheit und Jugend. Er besuchte ab 1809 die Domschule GüstrowW-Logo.png (Gymnasium) und bestand im Herbst 1822 die Reifeprüfung mit Auszeichnung. Anschließend studierte er Theologie, Philosophie, Geschichte und Mathematik in RostockW-Logo.png (1822–1824)[2] und BerlinW-Logo.png (1824–1826). 1824 wurde er Mitglied der Rostocker FreimaurerlogeW-Logo.png „Prometheus“.

Nach anfänglicher Hauslehrertätigkeit bei Tessin (bei Rostock, Mecklenburg) fand Lisch 1827 eine Anstellung als CollaboratorW-Logo.png am Großherzoglichen Gymnasium FridericianumW-Logo.png in Schwerin. 1832 zum Direktor einer privaten Mädchenschule aufgestiegen, beteiligte sich Lisch in dieser Zeit aktiv an der Neugestaltung des Schweriner Schulwesens und gründete mehrere neue Schulen.

Seine eigentliche Bestimmung fand Friedrich Lisch auf dem Feld der mecklenburgischen LandesgeschichteW-Logo.png. Inzwischen war Großherzog Friedrich Franz I.W-Logo.png auf Lisch aufmerksam geworden, ernannte ihn zum Archivar und berief ihn 1834 an das Geheime und HauptarchivW-Logo.png in Schwerin. Unter Lischs tätiger Mitwirkung wurde im Folgejahr 1835 der Verein für mecklenburgische Geschichte und AltertumskundeW-Logo.png gegründet, dessen Motor und Seele Friedrich Lisch für fast fünf Jahrzehnte wurde. Er war Erster Sekretär des Vereins, baute die Sammlungen des Vereins auf und gab die JahrbücherW-Logo.png und Jahresberichte des Vereins heraus, in denen er unzählige eigene Aufsätze publizierte. Ab 1863 bis zu seinem Tod war er auch als Redakteur für das Mecklenburgische UrkundenbuchW-Logo.png verantwortlich.

Mit Vielseitigkeit und Tatendrang gelangte Lisch in der Folgezeit rasch in einflussreiche Ämter. 1835 wurde er zum Regierungsbibliothekar ernannt, 1836 zum Aufseher der Altertümersammlung und 1838 des Münzkabinetts. Durch den Großherzog Friedrich Franz II.W-Logo.png wurde Lisch durch einen auf den 27. Dezember 1852 datierten Erlass als „Conservators für die historischen Kunstdenkmäler“ des Landesteils Mecklenburg-Schwerin berufen.[3] Nebenamtlich sollte er als erster staatlich bestallter Denkmalpfleger Mecklenburgs auch auf jene Denkmale sein Augenmerk richten, die nicht der landesherrlichen JurisdiktionW-Logo.png unterworfen waren. [4]

Kurz nach seiner Berufung zum Konservator für historische Kunstdenkmäler begann 1853 die innere Restaurierung der Dobbertiner KlosterkircheW-Logo.png. [5] Als ständiger Beirat für die denkmalpflegerische Betreuung der auszuführenden Arbeiten wurde Lisch in die dortige Baukommission berufen. [6] An den Arbeiten bis zum Herbst 1857 waren namhafte Architekten und Künstler beteiligt, mit denen Lisch schon wiederholt zusammengearbeitet hatte. Obwohl es zwischen dem Wismarer Architekten Heinrich ThormannW-Logo.png, dem Schweriner Baumeister Theodor KrügerW-Logo.png, dem Bildhauer Gustav WillgohsW-Logo.png dem Hofmaler Gaston LentheW-Logo.png und dem Glas- und Porzellanmaler Ernst GillmeisterW-Logo.png im Zusammenhang mit den Entwürfen für die Ausstattung zu manch unerfreulichen Auseinandersetzungen kam, war es den ausgleichenden Vorstellungen Lisch zu verdanken, dass die Arbeiten erfolgreich abgeschlossen werden konnten. [7]

1856 zum Archivrat, 1867 zum Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinschen Geheimen Archivrat ernannt, verlieh Friedrich Lisch für mehr als vier Jahrzehnte der mecklenburgischen Landesgeschichtsforschung in der Phase ihres Aufblühens die entscheidende Prägung.

Friedrich Lisch war drei Mal verheiratet und hatte acht Kinder, darunter als jüngster Sohn Friedrich Wilhelm LischW-Logo.png (1844–1905), dessen Andenken als Ratsherr und Stadtsyndikus von Schwerin man bis heute in Ehren hält.

Heraldisches Wirken

Lisch war auch ein Heraldiker. Er verfasste wappengeschichtliche Abhandlungen in den Mecklenburgischen Jahrbüchern. Schwerpunkt seines Schaffens waren die „Geschichte des bischöflichen Wappens von Schwerin“ und „Über die Mecklenburgischen Wappen“.[8] Er war ab dem 8. Dezember 1896 Mitglied im Herold, Ehrenmitglied desselben am 16. Oktober 1877.

„Neben bedeutsamen Arbeiten zur Vorgeschichte und zur Quellenerschließung für die Geschichte Mecklenburgs zahlreiche Beiträge zur Mecklenburgischen Heraldik und Sphragistik. Mehrere große Familiengeschichten (Maltzan, Hahn, Oertzen, Behr). Über das bahnbrechende Wirken Lischs bei der Wiederbelebung der Heraldik und Sphragistik im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts berichtet Seyler in seiner Geschichte der Heraldik[9]

Biographisches Lexikon der Heraldiker (1992)[10]

Bedeutung

Friedrich Lisch zählt zu den bedeutenden deutschen Historikern des 19. Jahrhunderts. Er gilt als Begründer der VorgeschichtsforschungW-Logo.png in Mecklenburg und als Mitbegründer des DreiperiodensystemsW-Logo.png (Stein-W-Logo.png, Bronze-W-Logo.png, EisenzeitW-Logo.png), dem bis heute die Chronologie der nordischen Vorgeschichte folgt. Lisch war 1852 Gründungsmitglied und bis 1853 Mitglied im Gelehrtenausschuss des Germanischen Nationalmuseums NürnbergW-Logo.png (GNM) für das Fach Heidnische Altertümer der Slaven (abgeändert auf eigenen Wunsch in Heidnische Altertümer Norddeutschlands), seit 1849 Ehrendoktor der Universität Rostock. Unzählige historische Vereine in Deutschland und darüber hinaus verliehen Lisch die korrespondierende oder Ehrenmitgliedschaft. Der Großherzog selbst nannte Lisch scherzhaft „seinen Humboldt“.

Ehrungen (in alter Schreibweise)

Commandeur des königl. dänischen DannebrogW-Logo.png= und des königl. preußischen Kronen=Ordens, Ritter des Rothen Adler=, des NordsternW-Logo.png und des Oldenburgischer Haus- und Verdienstorden des Herzogs Peter Friedrich LudwigW-Logo.png 3 Cl., Inhaber der großherzogl. meklenb. goldenen Verdienst=Medaille und der königl. hannoverschen goldenen Ehren=Medaille für Wissenschaft und Kunst am Bande, der Kaiserlich österreichischen und der großen kaiserlich russischen goldenen Verdienst=Medaille für Wissenschaft, wirkliches Mitglied der königlichen Gesellschaft für nordische Alterthumskunde zu Kopenhagen und der königlichen Akademie der Wissenschaften zu StockholmW-Logo.png, correspondirendes Mitglied der königlichen Akademie der Wissenschaften zu GöttingenW-Logo.png, der kaiserl. archäologischen Gesellschaft zu St. PetersburgW-Logo.png, der antiquar. Gesellschaft zu Abbeville und der Oberlausitz. Gesellschaft der Wissensch. zu GörlitzW-Logo.png, wirkliches Mitglied der archäologischen Gesellschaft zu Moskau, Ehrenmitglied der anthropologischen Gesellschaft zu BerlinW-Logo.png, der geschichts= und alterthumsforschenden Gesellschaften zu Dresden, Mainz, Hohenleuben, Meiningen, Würzburg, Königsberg, Lüneburg, Emden, Luxemburg, Christiania, Zürich, Stettin und Greifswald, correspondirendes Mitglied der geschichts= und alterthumsforschenden Gesellschaften zu Lübeck, Hamburg, Kiel, Hannover, Leipzig, Halle, Jena, Berlin, Salzwedel, Breslau, Cassel, Regensburg, Kopenhagen, Graz, Reval, Riga, Leyden, Antwerpen, Stockholm und des hansischen Geschichtsvereins, erster Secretair des Vereins für meklenburgische Geschichte und AlterthumskundeW-Logo.png.[11]

Erinnerung

Nach Lisch ist der jährlich vergebene Friedrich-Lisch-DenkmalpreisW-Logo.png des Landes Mecklenburg-Vorpommern[12] benannt.

Werke (Auswahl)

Das literarisch-publizistische Werk von Friedrich Lisch ist (fast) unüberschaubar. Bisher sind in der Landesbibliographie MVW-Logo.png etwa 4000 Monographien, mehrbändige Werke und unselbständig erschienene Aufsätze von ihm bekannt.

  • Die verwandtschaftlichen Verbindungen des ältern Hauses Gans zu Putlitz mit altfürstlichen Geschlechtern. Schwerin 1841. (Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern)
  • Joachim von Maltzan oder Urkunden-Sammlung zur Geschichte Deutschlands während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Schwerin 1853 (Digitalisat)
  • Urgeschichte des Ortes Malchow. Schwerin 1867 (Digitalisat)

Literatur und Quellen

Literatur

  • Elsbeth Andre (Bearb.): G. C. Friedrich Lisch (1801–1883). Schweriner Nachlaß und Briefe in auswärtigen Institutionen. Findbuch zum Bestand 10.9-L/6. (= Findbücher, Inventare und kleine Schriften des Landeshauptarchivs Schwerin, Band 7). Landeshauptarchiv, Schwerin 2001, ISBN 3-9805560-6-9.
  • Grete Grewolls: Personalbibliographie Georg Christian Friedrich Lisch Veröffentlichungen aus den Jahren 1877-2001. In: Mecklenburgische Jahrbücher. Band 116, 2001, S. 391–397
  • Karl Ernst Hermann Krause: Lisch, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 752–754.
  • Thomas Lehmann (Red.): Mecklenburgs Humboldt: Friedrich Lisch. Ein Forscherleben zwischen Hügelgräbern und Thronsaal. Ausstellungskatalog 2001. (= Archäologie in Mecklenburg-Vorpommern, Band 2). Archäologisches Landesmuseum und Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Lübstorf 2001, ISBN 3-935770-00-6
  • Thomas Lehmann, Hildegard Gräfin von Schmettow (Red.): G. C. Friedrich Lisch (1801–1883). Ein großer Gelehrter aus Mecklenburg. Beiträge zum internationalen Symposium 22.–24. April 2001 in Schwerin. (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns, Band 42). Archäologisches Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern, Lübstorf 2003, ISBN 3-935770-03-0
  • Horst EndeW-Logo.png: Die Bedeutung der Denkmale ins Bewusstsein rufen. Zum 200. Geburtstag des ersten mecklenburgischen Konservators Friedrich Lisch. In: Denkmalschutz und Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern. Heft 8 Schwerin 2001 S. 1–10.

Ungedruckte Quellen

  • Landeshauptarchiv SchwerinW-Logo.png
    • LHAS 3.2-3/1 Landeskloster/Klosteramt Dobbertin. Nr. 3235 Kirche, Verhandlungen und Gutachten über die Umgestaltungder Kirche zu Dobbertin 1854–1857
    • LHAS 12.3-6 Nachlaß Lisch.

Weblinks

Commons: Georg Christian Friedrich Lisch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Georg Christian Friedrich Lisch – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. In den von ihm herausgegebenen Jahrbüchern des Vereins für meklenburgische Geschichte und AlterthumskundeW-Logo.png zählte er 1875 seine Amtstitel auf: großherzoglich meklenburgischer Geheimer Archiv=Rath, Conservator der geschichtlichen Kunstdenkmäler des Landes, Direktor der großherzoglichen Alterthümer=und Münzen=Sammlungen zu Schwerin. (Vgl. Digitalisat)
  2. Eintrag im Rostocker MatrikelportalW-Logo.png
  3. Regierungsblatt Nr. 2 für das Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin, Jahrgang 1853 vom 8. Januar 1853.
  4. LHAS Nachlaß Lisch, Nr. 175, Schreiben des Gesamtministeriums vom 11. März 1853, fol. I.
  5. Horst Ende: Den Denkmälern zuerst historisch genähert. Mecklenburg-Magazin, Regionalbeilage SVZ, 27. April 2001, Nr. 17.
  6. LHAS 3.2-3/1 Landeskloster/Klosteramt Dobbertin. Nr. 3235. Umgestaltung der Kirche zu Dobbertin.
  7. Horst Ende: Die Bedeutung der Denkmalpflege ins Bewusstsein rufen. 2001, S. 5.
  8. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 257 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  9. Seyler, Gustav Adelbert: Geschichte der Heraldik. Wappenwesen, Wappenkunst, Wappenwissenschaft. In: J. Siebmachers großes Wappenbuch. Band A. Repgrografischer Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1885-1889 (1890). Neustadt an der Aisch. 1970. S. 748 und S. 251
  10. Jürgen Arndt (Bearbeiter) unter Mitwirkung von Horst Hilgenberg und Marga Wehner: Biographisches Lexikon der Heraldiker sowie der Sphragistiker, Vexillologen und Insignologen. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. H). Bauer & Raspe, Neustadt an der Aisch 1992, ISBN 3-87947-109-6, S. 322 (664 S.).
  11. Vgl. Jahrbuch des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 40 (1875) (Digitalisat)
  12. Friedrich-Lisch-Denkmalpreis und Denk mal! Preis für Kinder und Jugendliche des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur vom 11. April 2013 – VII 410B - 3540-06/014 – VV Meckl.-Vorp. Gl. Nr. 224 - 12 (AmtsBl. M-V 2013, S. 410)
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