Herzstelle
Herzstelle (frz.: centre de l'écu, abime, cœur; engl.: fess point) oder Mittelstelle und Herzreihe (frz.: rang du cœur; engl.: fess-row) bezeichnen in der heraldischen Topografie eines Wappenschildes spezifische Plätze. Die Ausdrücke werden teilweise synonym verwendet, teilweise unterscheiden sich ihre Bedeutungen (je nach Topografie und Autor).
Topografie
Um die Lage einer oder mehrerer Wappenfiguren im Wappenschild, ihre Position zueinander, ihre Stellung et cetera zu beschreiben, benutzt die Heraldik unter anderem unterschiedliche Schildtopografien (im Prinzip „Wappendiagramme“), die ein Wappenschild in ein spezifisches Raster einteilen. Je nach Schildtopografie befindet sich die Herzstelle an einem wohldefinierte Platz des jeweiligen Rasters.
Schildtopografie mit fünf Plätzen
Bei einem viermal quer geteilten Schilde mit fünf Plätzen bezeichnet Walter Leonhard den dritten Platz als Herzstelle;
Beschreibung | |
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Bei einem viermal quer geteilten Schilde mit fünf Plätzen bezeichnet Walter Leonhard den dritten Platz als Herzstelle; die Wappenbilderordnung nennt diesen Platz Herzreihe (WBO-Nr. 0161) und unterscheidet ihn von der Herzstelle (WBO-Nr. -316), die bei einer Dreiteilung der Nabelreihe der mittlere Platz ist. |
Schildtopografie mit neun Plätzen
Teilt man ein Wappenschild durch die zweimalige pfahlweise Spaltung und zweimalige balkenweise Teilung, entstehen neun Plätze, die gemäß einer Rangordnung von 1 bis 9 (oder mit den Buchstaben A bis I) durchnummeriert sind. Bei dieser Wappenschildtopographie differenziert Galbreath[2]:
- Herzstelle: ist Platz 5 (beziehungsweise E)
- Rechte Herz- oder Hüftstelle: ist Platz 4 (beziehungsweise D)
- Linke Herz- oder Hüftstelle: ist Platz 6 (beziehungsweise F)
- Fußstelle: ist der Platz 8 (beziehungsweise H)
- Schildfuß: setzt sich aus den Plätzen 7, 8 und 9 (beziehungsweise aus G, H und I) zusammen.
- Nabelstelle: zwischen 5 und 8 (beziehungsweise zwischen E und H)
Maximilian Gritzner definiert die Herzstelle folgendermaßen:
„Die Herzstelle ist diejenige Stelle eines Schildes, auf der der Herzschild zu ruhen pflegt, also beim neunfach geschachten Schilde der mittelste oder fünfte Platz.“
Schildtopografie mit fünf Hauptreihen und drei Hauptspalten
Eine andere Schildtopografie kennt fünf Hauptreihen und drei Hauptspalten.
- Die Herzstelle ist in dieser Topografie in der Pfahl- und Herzreihe beziehungsweise in der mittleren Spalte in der 3. Reihe;
- Die rechte Herz- oder Hüftstelle ist in diesem Fall in der rechten Flanke und Herzreihe beziehungsweise in der rechten Spalte in der 3. Reihe.
- Die linke Herz- oder Hüftstelle ist in diesem Fall in der linke Flanke und Herzreihe beziehungsweise in der linken Spalte in der 3. Reihe.
Platz | Nr. in WBO | Deutsch | Englisch | Französisch |
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A | 0248 | Rechtes Obereck | dexter chief point | canton dextre du chef |
B | 0246 | Ort oder Ortsstelle | middle chief | point du chef |
C | 0249 | Linkes Obereck | sinister chief point | canton senestre du chef |
D | -317 | Rechte Herz- oder Hüftstelle | dexter fess point | point de hanche dextre, point de cœur dextre |
E | -316 | Herzstelle | fess point | centre de l'écu abîme cœur |
F | -318 | Linke Herz- oder Hüftstelle | sinister fess point | point de hanche senestre, point de cœur senestre |
G | 0253 | Rechtes Untereck | dexter base point | canton dextre de la pointe |
H | 0247 | Schildfußstelle oder -ort | middle base point | la pointe point de la pointe |
I | 0254 | Linkes Untereck | sinister base point | canton senestre de la pointe |
J | -315 | Ehren- oder Bruststelle | honour point | point d'honneur |
K | -319 | Nabelstelle, Nabel oder Nabelort | nombril point | nombril |
Bedeutung
Die Herzstelle gilt als besonderer Platz in einem Wappen. Sie wird, falls vorhanden, mit dem wichtigsten Wappenelement des Wappenführenden belegt.
Herzschild
Belegt man die Herzstelle mit einem kleinen Schild, nennt man ihn Herzschild.
Wappenbilderordnung
Die Herzstelle wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt III. Stellung im Schilde (oder Felde) bei einer oder mehreren Figuren der gleichen Art unter der Nr. -316 aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks
Bernhard Peter: Einführung in die Heraldik: Topographie der Schildfläche
Einzelnachweise
- ↑ Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 348
- ↑ Vgl. Galbreath, D. L.; Jéquier Léon: Handbuch der Heraldik. Augsburg 1990. S. 87.
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.