James Planché
James Robinson Planché (kurz: James Planché; * 27. Februar 1796 in Piccadilly, London; † 30. Mai 1880 in Chelsea (London)) war ein britischer Historiker, Dramatiker, bedeutender Vertreter des frühen viktorianischen Melodrams, Wappenoffizier (englisch officer of arms) beziehungsweise Herold und Heraldiker.
Leben
James Robinson Planché wurde 1796 in der Old Burlington St., Piccadilly, London, als Sohn von Jacques Planché und Catherine Emily Planché geboren. Seine Eltern waren Cousin und Cousine 1. Grades und Nachkommen von hugenottischen Flüchtlingen, die 1685 nach dem Widerruf des Ediktes von Nantes von Frankreich nach England geflohen waren.[1] Der Vater, Jacques Planché, war ein halbwegs wohlhabender Uhrmacher und mit König George III. persönlich bekannt.[Biographie 1] Sein Handwerk hatte er in Genf gelernt.
Planché wurde von seiner Mutter (die eine Abhandlung über Bildung geschrieben hatte) bis zum Alter von acht Jahren zu Hause unterrichtet.[1][Nachruf 1] Danach schickte man ihn auf ein Internat. Diese Zeit beschreibt er mit seinen eigenen Worten:
„I was imperfected, and untaught the French I spoke fluently as a child.“
„Ich war unausgereift, und ungelehrt im Französischen, dass ich fließend als Kind sprach.“[Biographie 2]
1808 wurde Planché bei einem französischen Landschaftsmaler, Monsieur de Court, ausgebildet. Zwei Jahre später, 1810, nach dem Tod seines Lehrers, kam es zu Ausbildungseinschränkungen. Planché wurde Lehrling (englisch articled clerk) bei einem Buchhändler, in der Hoffnung, dass die Lehre ihm die Möglichkeit geben würde, einige seiner eigenen Schriften zu verkaufen.[Biographie 3]
Während dieser Zeit trat er einer Amateurtheatergruppe bei, in der er spielte und Theaterstücke schrieb. Das Manuskript eines dieser frühen Stücke, Amoroso, King of Little Britain (deutsch „Amoroso, König von Kleinbritannien“) wurde zufällig vom Komödiendarsteller John Pritt Harley gelesen, der dessen Potenzial erkannte. Er bewirkte eine Aufführung des Stückes im Theatre Royal an der Drury Lane und wirkte darin selber mit.[Biographie 4] Positive Resonanzen bestärkten Planché in dem Entschluss, eine Theaterlaufbahn einzuschlagen.[1]
Familie
Am 26. April 1821 heiratete Planché die 1796 geborene Elizabeth St. George, eine Theaterschriftstellerin. 1831, kurz nach dessen Eröffnung schrieb sie für das Olympic Theatre das Stück The Welsh Girl. Eine freundliche Rezeption des Stücks führte sie zu einer kurzen Karriere als Dramatikerin. Zu ihren erfolgreicheren Stücken gehörten nach Grantley die einaktigen Komödien A Handsome Husband (1836) und A Pleasant Neighbour (1836), beide im Olympic Theatre aufgeführt sowie die zweiaktige Melodramen The Sledge Driver (1834) und The Ransom (1836), beide am Haymarket Theatre zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert.[2] Nach Vergleichen ihrer Theaterstücke geht man davon aus, dass Planché und seiner Frau bei deren Ausarbeitung zusammenarbeiteten. Er brillierte im „spielerischen Dialog“, sie in „sentimentalen und melodramatischen Szenen“. Elizabeth Planché starb 1846 (nach anderen Quellen 1850) nach langer Krankheit.[Nachruf 2][2] Das Paar hatte zwei Töchter, Katherine Frances, geboren 1823 und Matilda Anne, geboren 1825.[1]
- Katherine heiratete 1851 William Curteis Whelan von Heronden Hall, Tenterden, Kent.[3]
- Matilda war als Kinderbuchautorin (mit dem Pseudonym Susie Sunbeam) erfolgreich und begann ihre Karriere 1849 mit dem Werk A Trap to Catch a Sunbeam (ca. 42. Auflagen). Sie heiratete 1852 den Pfarrer Henry Mackarness und hatte mit ihm elf Kinder, von denen vier die Kindheit nicht überlebten. Matilda Mackarness folgte ihrem Vater in Bezug auf die Schreibleistung und produzierte bis zu ihrem Tod durchschnittlich ein Buch pro Jahr, die meisten davon unter ihrem Ehenamen. Der Tod ihres Mannes im Jahr 1868 ließ ihr wenig Mittel, um ihre Familie zu unterstützen, da die Bücher nicht viel Einkommen brachten. Sie und ihre Kinder zogen mit ihrem Vater zusammen.[4]
Obwohl Planché der Urheber vieler erfolgreicher Theaterstücke, war er nie besonders wohlhabend. Er spürte den Druck, seine Kinder und Enkelkinder unterstützen zu müssen. Die Umstände besserten sich, als er 1871 in Anerkennung seiner literarischen Verdienste eine Zivilistenrente von 100 £ pro Jahr erhielt. Sein Vermögen zum Zeitpunkt seines Todes lag unter 1000 £.[1]
Planché starb am 30. Mai 1880 im Alter von 84 Jahren in seinem Haus in Chelsea.
Trivia und gesellschaftliches Umfeld
Planchés Enkelin Ursula Cull, eine Tochter von Matilda, wurde später Ehefrau des Garter Principal King of Arms Sir George Bellew.[5] Nach Colin Lee genoss es Planché sehr, sich in der Gesellschaft zu bewegen und Prominente zu treffen:
„(..) greatly enjoyed moving in society and meeting the well-known.“
Seine Autobiographie enthält viele Anekdoten seiner Begegnungen in Theater- und Literaturkreisen. Planché wurde auch im Privatleben sehr geschätzt.[Nachruf 1] Er war regelmäßiger Gast bei Konversationen, Frühstücken und Soireés, wo er nach eigenen Angaben „die meisten der damals in London lebenden Notablen traf und kennenlernte“:
„(where I) was introduced to most of the notabilities then living in London.“
1831 war er Gründungsmitglied des Garrick Club.[1]
Familienname
Der Familienname wurde in England anfangs „plank“ oder „planky“ (deutsch Planke) ausgesprochen beziehungsweise geschrieben. Später fügte man einen Akzent zum Namen hinzu und stellte die französische Aussprache wieder her. Kritiker/Redakteure griffen manchmal die Schreib-/Sprechweisen Plank/Planky/Planché als Wortspiel auf und teilten beispielsweise etwas mit wie: dass das Werk XY von Mr. Plank/Planky/Planché „plank“ sei (im Deutschen ungefähr in einem Sinn gemeint wie: dass das Werk XY „schal“, „dumm wie Bohnenstroh“, „hölzern“, „aus Holz“ oder ähnliches sei).
Werk
Theaterarbeit
Im deutschen Sprachgebiet ist Planché vor allem als Librettist der Oper Oberon von Carl Maria von Weber bekannt. Seine Hauptwerke sind jedoch Beiträge zum englischen Melodrama und zu weiteren populären Theatergattungen wie Extravaganza, Burlesque, Farce und Pantomime. – Aus der Tradition der Londoner Theatergesetzgebung heraus, die den Patent Theatres die Sprechstücke vorbehielt, waren zahlreiche Theatergattungen mit hohem Musik- und Tanzanteil entstanden.
Spektakuläre historische sowie märchenhafte Stoffe machten den Hauptteil von Planchés Bühnentexten aus. Berühmt wurde das Melodrama The Vampire (1820), in dem der Vampir durch eine Versenkung im Bühnenboden erscheinen und verschwinden konnte. Seit 1818 lieferte Planché als Hausautor Stücke für das Adelphi Theatre, bis er zu Covent Garden wechselte. Des Weiteren arbeitete er für das Theatre Royal Drury Lane, das Olympic Theatre und das Theatre Royal Haymarket. 1825 führte er nach französischem Vorbild eine Frühform der Revue in London ein.
Planché gehörte zu den Wegbereitern der realistischen Theaterdekorationen in Großbritannien, ähnlich wie die Meininger im deutschen Sprachgebiet. Ebenso beförderte er die Durchsetzung des Urheberrechts für dramatische Werke.
Historisches Wirken
Antiquarische Karriere
Im Jahre 1829 wurde Planché zum Fellow der Society of Antiquaries of London ernannt und als Stipendiat anerkannt. Er war regelmäßiger Teilnehmer an den Versammlungen der Gesellschaft und verfasste Beiträge für die Gesellschaftzeitschrift Archaeologia. Schon bald missfiel ihm der Leitung der Gesellschaft. Er beklagte sich über „die Lethargie, in die die Gesellschaft der Antiquare gefallen war, die Tristesse ihrer Versammlungen, das Fehlen von Interesse an ihren Mitteilungen und die Zurückhaltung bei allen Vorschlägen, die auf Verbesserung des Zustandes zielten“:
„(..) the lethargy into which the Society of Antiquaries had fallen, the dreariness of its meetings, the want of interest in its communications and the reluctance of its council to listen to any suggestions for its improvement (..)“
Von 1843 bis 1844 war Planché an der Gründung der British Archaeological Association beteiligt, der er mehr als zwanzig Jahre als Sekretär diente und deren späterer Vizepräsident er wurde.[3][Nachruf 3] Im Jahre 1852 beendete Planché seine Mitgliedschaft in der Society of Antiquaries.[3] Im gleichen Jahr zog er nach Kent, um bei seiner jüngeren Tochter zu wohnen.[1]
Kostümkunde
Die Recherchen von Planché zur Bestimmung historisch genauer Kostüme für die Produktion von King John 1823 führten dazu, dass er ein starkes Interesse an diesem Thema entwickelte. Als er 1834 sein erstes größeres historisches Werk veröffentlichte (History of British Costume from the Earliest Period to the Close of the 18th Century; deutsch: „Die Geschichte der britischen Kostüme von Ersten Periode bis zum Ende des 18. Jahrhunderts“), beschrieb Planché es als das Ergebnis einer zehnjährigen, gewissenhaften Beschäftigung mit dem Studium in jeder Freizeitstunde, die ihm seine beruflichen Verpflichtungen übrig ließen:
„(..) the result of ten years' diligent devotion to its study of every leisure hour left me by my professional engagements.“
Zuvor hatte Planché seine Kostümentwürfe für König John und die anderen Shakespeare-Stücke mit „biographischen, kritischen und erklärenden Hinweisen“ veröffentlicht.[3] Nach zwei Reisen auf den Kontinent schrieb er über seine Reisen in Lays and Legends of the Rhine (1826) und Descent of the Danube (1827). Neben seiner „Geschichte der britischen Kostüme“ verfasste Planché bei einer Reihe weiterer Beiträge über Kleidung. Er schrieb 1836 den Artikel The History of Stage Costume (deutsch „Geschichte des Bühnenkostüms“) in The Book of Table Talk, herausgegeben von Charles MacFarlane. Er lieferte die Kapitel über Kostüme und Möbel für das Werk The Pictorial History of England von MacFarlane und George Craik. Für die Theaterstücke in The Pictorial Edition of the Works of Shakespeare von Charles Knight schrieb er Kostümvorstellungen. 1842-1843 editierte Planché die Werke Regal and Ecclesiastical Antiquities of England und A Complete View of the Dresses and Habits of the People of England von Joseph Strutt. 1848 trug er die Arbeit Remarks on some of his sketches for Masques and dramas (deutsch „Bemerkungen zu einigen seiner Entwürfe für Masken und Dramen“) zu Peter Cunninghams Inigo Jones: A Life of the Architect bei. Im Jahre 1879 vollendete Planché unter dem Titel A Cyclopedia of Costume, or, Dictionary of Dress (deutsch „Eine Enzyklopädie des Kostüms, oder, Wörterbuch des Kleides“) sein ehrgeizigstes, zweibändiges Werk mit insgesamt fast 1000 Seiten zur Kostümgeschichte.[7]
Planchés Expertisen über historische Kleidung waren nicht nur für seine Antiquitätenkollegen von Interesse. Während ihrer Herrschaft hielt Königin Victoria eine Reihe von bals costumés (Kostümbälle) ab, bei denen die Teilnehmer Gewänder einer bestimmten Epoche tragen mussten. Stets vor einem derartigen Ball waren Planchés Ratschläge sehr gefragt, da die geladenen Gäste entsprechende historischen Gewänder möglichst originalgetrei nachfertigen ließen.[1]
Waffenkunde
Als Kostümhistoriker interessierte sich Planché auch für Rüstungen. 1834 veröffentlichte er in diesem Zusammenhang A Catalogue of the Collection of Ancient Arms and Armour, the property of Bernard Brocas, with a prefatory notice (deutsch „Katalog der Sammlung alter Waffen und Rüstungen, die sich im Besitz von Bernard Brocas befanden, mit einer Vorbemerkung“). 1857 wurde Planché eingeladen, die Rüstungssammlung seines verstorbenen Freundes Sir Samuel Meyrick für die Kunstschatzausstellung in Manchester (Art Treasures Exhibition in Manchester) zu organisieren, eine Aufgabe, die er 1868 in South Kensington wiederholte.[8] Zwischen 1855 und 1869 schrieb Planché mehrere besorgte Berichte über den Zustand der Rüstungen im Tower of London. Das Kriegsministerium lud ihn darauf ein, die Sammlung in chronologischer Reihenfolge neu zu ordnen, was eines der Dinge war, für die er sich eingesetzt hatte.[3]
Weitere Werke
Zu Planchés Werken zu anderen Themen gehören zwei, die Bezug zur Monarchie haben. Einerseits veröffentlichte er, angestoßen durch die Krönung von Königin Victoria im Jahre 1837, ein Jahr später das Werk Regal Records, or a Chronicle of the Coronation of the Queens Regnant of England (deutsch „Königliche Aufzeichnungen, oder eine Chronik der Krönung der regierenden Königin von England“).[7]; andererseite schrieb er The Conqueror and his Companions (deutsch „[Wilhelm] der Eroberer und seine Gefährten“), eine zweibändiges Werk das 1874 veröffentlicht wurde.[3]
Durch die eigene Familie und Vita beziehungsweise durch sein persönliches Umfeld sind zwei Werke inspiriert: 1864 veröffentlichte Planché A Corner of Kent, or some account of the parish of Ash-next-Sandwich (deutsch „Eine Ecke von Kent, oder ein Bericht über die Pfarrei Ash-next-Sandwich“); die Schrift war das Ergebnis einer dreijährigen Arbeit, die ursprünglich nur als ein kurzer Ratgeber für Antiquitäten innerhalb der Pfarrei seines Schwiegersohnes, des Rev. Henry Mackarness, angedacht war.[Biographie 8] 1872 veröffentlichte er seine Autobiographie, ein zweibändiges Werk mit dem Titel The Recollections and Reflections of J.R. Planché (Somerset herald): a professional biography (deutsch: „Die Erinnerungen und Reflexionen von J. R. Planché (Somerset Herold): eine professionelle Biographie“). In Die Biographie enthält viele Anekdoten aus seinem Theaterleben.[1][Nachruf 1]
Darüber hinaus produzierte Planché über 100 Vorträge und Artikel zu einem breiten Themenspektrum. In einem Nachruf im Journal of the British Archaeological Association werden unter anderem folgenden Themen erwähnt:
- Naval uniforms of Great Britain („Marineuniformen von Großbritannien“)
- Early armorial bearings („Frühe Vollwappen mit Helmzier/-decken sowie mit Schildhaltern“)
- Processional weapons („Prozessionswaffen“)
- Horn-shaped headdresses of the thirteenth, fourteenth and fifteenth centuries („Hornartige Kopfbedeckungen des dreizehnten, vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts“)
- The clarion
- The Stanley crest („Die Stanly Helmzier“)
- Ancient and medieval tapestries („Alte und mittelalterliche Wandteppiche“)
- Armorials of Ferres and Peverel („Rüstungen von Ferres und Peverel“)
- The Cokayne monuments at Ashbourne („Die Cokayne Monumente in Ashbourne“)
- The tilting and other helmets („Turnier- und andere Helme“)
- The family of Giffard („Die Familie von Giffard“)
- The Earls of Strigul (the Lords of Chepstow) („Die Grafen von Strigul [die Herren von Chepstow]“);
- Relics of Charles I („Relikte von Karl I.“)
- The Earls and Dukes of Somerset
- The statuary of the west front of Wells Cathedral („Die Statuen der Westfront der Kathedrale von Wells“)
- Various effigies, brasses and portraits („Verschiedene Bildnisse, Brassen und Porträts“)
- The first Earl of Norfolk („Der erste Earl of Norfolk“)
- The family of Fettiplace („Die Familie von Fettiplace“)
- Monuments in Shrewsbury Abbey („Denkmäler in der Abtei von Shrewsbury“)
- The Neville monuments („Die Denkmäler des Hauses von Neville“)
- The Earls of Sussex, of Gloucester and of Hereford („Die Grafen von Sussex, von Gloucester und von Hereford“)
- The Fairford windows („Die Fenster von Fairford“)[Nachruf 3][9]
Heraldisches Wirken
Leseprobe |
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In der Literatur wird einerseits kolportiert, dass Planchés Interesse für Theaterkostüme dazu führte, dass er in seiner späteren Zeit ausgedehnte historische und heraldische Studien durchführte; andererseits sollen antiquarische Studien ihne veranlasst haben, sich für die Heraldik zu interessieren. Er veröffentlichte mehrere Artikel zu heraldischen Themen im Journal of the British Archaeological Association,[10] bevor er 1852 das Werk The Pursuivant of Arms, or, Heraldry founded upon facts. (deutsch etwa: „Die Prinzipien der Wappen, oder, Heraldik, basierend auf Fakten“) publizierte. Wie der Titelzusatz bereits andeutet, ging es Planché in dem Werk um nachprüfbare Fakten, im Gegensatz zu den unbegründeten Theorien, die von vielen früheren heraldischen Schriftstellern aufgestellt und aufrechterhalten wurden.[6] Nach Ansicht des Herolds und Heraldikers Sir Anthony Wagner schrieb Planché die frühe Geschichte der Heraldik neu.[11]
Zwei Jahre später wurde eine Amtsstelle am College of Arms, das für die Verwaltung der englischen heraldischen Angelegenheiten zuständig ist, frei. Man bot Planché in London das Amt des Rouge Croix Pursuivant an, er akzeptierte und wurde einer der vier untersten Wappenoffiziere des College of Arms. Ob Planché wegen seiner heraldischen Verdienste oder durch persönliche Bekanntschaften („Vitamin B“) das Amt zugetragen wurde, ist unklar. Belegt ist, dass er einige Jahre zuvor dem Duke of Norfolk, der als Earl Marshal für das Wappenkolleg verantwortlich ist, sein Interesse bekundet hatte, Wappenoffizier zu werden, falls eine Stelle frei wird. Außerdem war Planché ein Bekannter von Charles Young, Garter Principal King of Arms, dem ranghöchsten Wappenoffizier des Colleges.[6][Biographie 9]
Ab Ende 1856 widmete sich Planché drei Jahre lang den Aufgaben und den heraldisch-wissenschaftlichen Tätigkeiten, die mit dem Amt des Rouge Croix Pursuivant verbunden waren und sind.[Biographie 10] Dazu gehörten auch zeremonielle Aufgaben. Viermal war er an diplomatischen Missionen zur Einsetzung ausländischer Monarchen mit dem Hosenbandorden beteiligt:[1]
- 1858 bei König Peter V. von Portugal
- 1865 bei dessen Nachfolger Ludwig I. von Portugal
- 1867 bei Kaiser Franz Joseph I. von Österreich
- 1878 bei König Umberto I. von Italien
Planché nahm auch an staatlichen Zeremonien innerhalb von England teil. 1856 verkündete er mit anderen Wappenoffizieren nach Abschluss des Krimkriegs den Frieden. Die Zeromonie sollte „nach Präzedenzfällen“ geschehen, aber die „Inszenierung“ der Veranstaltung ließ etwas zu wünschen übrig; beispielsweise wurden die Tore bei Temple Bar offen gelassen, wo die Wappenoffiziere üblicherweise die Einreise in die City of London vor geschlossenen Toren verlangten.[Nachruf 4][12]
1866 wurde Planché zum Somerset Herald (deutsch „Somerset Herold“) befördert. Den größten Teil des Jahres war er damit beschäftigt, Hugh Clarkes Introduction to Heraldry zu editieren.[Biographie 8] Während seiner heraldischen Tätigkeit stieß Planché in den Sammlungen des College of Arms auf ein bisher vernachlässigtes Manuskript (eine Kopie der „Heralds' Roll“). Es wurde als „Planché's Roll“ bekannt, da er der erste war, der darauf aufmerksam machte.
Wappen
Nach seiner Ernennung zum Rouge Croix Pursuivant (Junior-Wappenoffizier des College of Arms) erhielt Planché im Jahre 1857 ein Wappen:
Blasonierung:
- Schild: Vert a Tower Proper between three Roundels Argent each charged with a Cross Gules (deutsch: „In Grün ein Turm in Naturfarbe zwischen drei silbernen Kugeln, jede mit einem roten Kreuz belegt“)
- Helmzier: A Demi-Lion rampant guardant Argent billetty Gules holding between the paws a silver Roundel charged as in the arms (deutsch: „[Auf dem Helm mit grün-silbernen Decken] ein halber, [widersehender und] steigender, mit roten Längsschindeln bestreuter, silberner Löwe, der zwischen seinen Pranken eine silberne, wie im Schild gezeichnete und belegte Kugeln hält“)
- Motto: En poursuivant la vérité (deutsch etwa: „Durch Streben [zur] Wahrheit“)
Die drei silbernen Kugeln/Kreise, jeweils belegt mit einem roten Kreuz, verweisen auf das Amtszeichen (heraldisches Badge) des Rouge Croix Pursuivant.[5] Planché verwendete sein Vollwappen auf seinem Exlibris, auf seinem Briefpapier erschien dagegen der freistehende Crest ohne Wappenschild. Als er zum Somerset Herold (englisch Somerset Herald) befördert wurde, umgab Planché das Wappen auf seinem Briefpapier mit der Amtskette von Esses (englisch collar of Esses). Während er durch seine Ernennung zum Herold Anspruch auf die Amtskette hatte und sie zu feierlichen Anlässen tragen durfte, war die Aufnahme der Kette in das Wappen ein ungewöhnlicher Vorgang.[6][5]
Übersicht Gesamtwerk (Auswahl)
- Costumes of Shakespeare's King John, &c., by J. K. Meadows and G. Scharf, with biographical, critical, and explanatory notices. 1823–1825. 5 Teile
- Shere Afkun, the first husband of Nourmahal, a legend of Hindoostan, 1823.
- Lays and Legends of the Rhine, 1827[Nachruf 3]
- Descent of the Danube from Ratisbon to Vienna, 1828.
- A Catalogue of the Collection of Ancient Arms and Armour, the property of Bernard Brocas, with a prefatory notice, 1834.
- History of British Costume from the Earliest Period to the Close of the 18th Century, 1834.
- Regal Records, or a Chronicle of the Coronation of the Queens Regnant of England, 1838. Google-Digitalisat
- The Pursuivant of Arms, or Heraldry founded upon Facts, 1852.
- King Nut Cracker, a fairy tale from the German of A. H. Hoffmann. 1853 übersetzt.
- Fairy Tales by the Countess d'Aulnoy. 1855 übersetzt. 2. Ausgabe 1888.
- Four-and-twenty Fairy Tales selected from those of Perrault and other popular writers, 1858.
- A Corner of Kent, or some account of the parish of Ash-next-Sandwich, 1864.
- An Introduction to Heraldry by H. Clark. 1866 bearbeitet.
- Pieces of Pleasantry for private performance during the Christmas Holidays, 1868.
- The Recollections and Reflections of J.R. Planché (Somerset herald) : a professional biography ; in two volumes 1872.
- William with the Ring, a romance in rhyme, 1873.
- The Conqueror and his Companions, 1874, 2 Bände. (Digitalisat: Band 1; Band 2)
- A Cyclopaedia of Costume, or Dictionary of Dress, 1876–9, 2 Bände
- Suggestions for establishing an English Art Theatre, 1879.
- The Extravaganzas of J. R. Planché, esq., (Somerset herald) 1825–1871 1879, 5 Bände
- Songs and Poems, 1881.[13]
Siehe auch
- James Planché bibliography -- Liste der Theaterwerke des britischen Dramatikers James Robinson Planché (englisch)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 Donald Roy: Planché, James Robinson (1796–1880) (= Oxford Dictionary of National Biography). Oxford University Press, 2004, doi:10.1093/ref:odnb/22351 (englisch).
- ↑ 2,0 2,1 Darryll Grantley: Historical Dictionary of British Theatre: Early Period. Scarecrow Press. 2013. ISBN 978-0-8108-6762-8. S. 336.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 George Clement Boase: Oxford Dictionary of National Biography.
- ↑ Elizabeth Lee: Oxford Dictionary of National Biography.
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Walter H Godfrey; Anthony Wagner: Somerset Herald. In: Survey of London Monograph 16: The College of Arms. Queen Victoria Street, London, 1963. Seiten 152-166. British History Online. Abgerufen: 4 April 2019.
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 Colin Lee: James Robinson Planché : 19th-century dramatist, antiquary and herald. In: Proceedings of the Huguenot Society of Great Britain and Ireland. 28:2003, S. 22 bis 32, insbesondere S. 28
- ↑ 7,0 7,1 Reinhardt: The Costume Designs of James Robinson Planché. S. 526 f.
- ↑ Nach Bailey, Oxford Dictionary of National Biography starb Meyrick 1848; er vererbte die Rüstungssammlung seinem Cousin.
- ↑ J. Rentyon Dunlop: The Fettiplace Family. David Nash Ford's Royal Berkshire History, 2003, abgerufen am 4. April 2019 (englisch).
- ↑ Zum Beispiel: Journal of the British Archaeological Association, Band 4, S. 349; Band 6, Seiten 155, 199, 374; Band 7, S. 220.
- ↑ Anthony Wagner: Heralds of England. S. 500.
- ↑ The Times. 30. April 1856. S. 9.
- ↑ Alle Arbeiten in dieser Liste sind bei Boase aufgeführt: Oxford Dictionary of National Biography (sofern nicht anders angegeben).
- Autobiographie
- James Planché: The Recollections and Reflections of J. R. Planché (Somerset herald): A professional biography; in two volumes. Zwei Bände. London 1872. (Band 1 bei Google; Band 2 bei Google)
- ↑ Planché: Recollections and Reflections. I. 9–10.
- ↑ Planché: Recollections and Reflections. I. 2.
- ↑ Planché: Recollections and Reflections. I. 3.
- ↑ Planché: Recollections and Reflections. I. 4
- ↑ Planché: Recollections and Reflections. I. 130.
- ↑ Planché: Recollections and Reflections. II. 90.
- ↑ Planché: Recollections and Reflections. I. 223.
- ↑ 8,0 8,1 Planché: Recollections and Reflections. II. 228.
- ↑ Planché: Recollections and Reflections, II. 149.
- ↑ Planché: Recollections and Reflections. II. 154.
- Nachruf/Nekrolog
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Personendaten | |
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NAME | Planché, James |
ALTERNATIVNAMEN | Planché, James Robinson (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Dramatiker und Historiker |
GEBURTSDATUM | 27. Februar 1796 |
GEBURTSORT | Piccadilly, London |
STERBEDATUM | 30. Mai 1880 |
STERBEORT | Chelsea, London |