Kreuz (Heraldik)
Der Ausdruck Kreuz (lat.: crux; frz.: croix; engl.: cross) bezeichnet im Wappenwesen (Heraldik)
- in einem weiten Sinn Wappenfiguren, die einem (geometrischen, grafischen) Zeichen, einem Körper oder einem realen Gegenstand nachempfunden sind, bei denen zwei Balken, Linien, Objekte oder ähnliches sich (rechtwinklig oder schräg) schneiden bzw. bei denen diese quer übereinander gehen.
- insbesondere im Kontext von Wappenbilderordnungen ein Ordnungs-/Oberbegriff für alle kreuzförmigen oder kreuzähnlichen Wappenfiguren
- ein spezielles, wohldefiniertes Heroldsbild, siehe: → Gemeines Kreuz
- eine (eher vorheraldische) kreuzförmige Schildversteifung/-verstärkung (→ Schildbeschlag)
Kreuzfiguren sind im Wappenwesen in großer Vielfalt, in vielen Varianten und Derivaten gebräuchlich.
Ordnung der Kreuze
Die im Wappenwesen erscheinenden Kreuze können nach verschiedenen Kriterieren (Ableitung aus einer bestimmten Grundform, Aussehen, Funktion, Anzahl der Kreuzarme et cetera) in verschiedene Gruppen eingeteilt werden.
Aussehen und Funktion
Die Namensgebung erfolgt beim Kreuz nach zwei Kriterien: Nach seinem Aussehen und nach seiner Funktion. Zum Beispiel wird ein fußgespitztes Lilienkreuz oder Glevenkreuz (Aussehen) als Ordenszeichen des Heiligen Jakobs (Funktion) Jakobskreuz genannt.
Kreuz als Heroldsbild
Als Ausgang gilt für diese Gruppe das gemeine Kreuz. Es entsteht, wenn ein Pfahl und ein Balken sich mittig ohne Trennlinie in gleicher Farbe unter einem rechten Winkel kreuzen. Die vier Arme des Kreuzes müssen als "Heroldsbild" vereinbarungsgemäß den Wappenrand berühren. Alle weiteren Formen lassen sich ableiten. Die Kreuzarme können alle Schnittformen annehmen, nur die Enden der Arme sind zwangsläufig nicht veränderbar. Viele so abgeleitete Kreuzformen werden nach dem Wappenschnitt (Astschnitt, Wolkenschnitt, Zinnenschnitt) und den auf ihnen dargestellten Heroldsbildern (geschacht, gerautet, geschliffen, quadriert, facettiert, geviert, durchbohrt, bordiert, belegt und geständert) bezeichnet.
Kreuz als gemeine Figur
Im Wappenschild/Feld oder auch als Prachtstück hat das Kreuz die Heraldik wesentlich beeinflusst. Während in der vorgenannten Gruppe das Kreuz der Wappenteilung diente, ist es als gemeine Figur wie andere Figuren zu handhaben. Die vielfältigsten Formen sind in den Wappen zu finden: Sie drücken oft die Religiosität oder Ordens- und Kirchenzugehörigkeit des Wappenträgers aus. Schwierig sind die verschiedenen Bezeichnungen für die gleiche Kreuzform zuzuordnen. Die Eindeutigkeit der Wappenbeschreibung ist maßgebend. Die Kreuze können schwebend, durchbohrt, umgeben, gehalten von einer tierischen oder menschlichen Figur oder auch mit Dingen (Rosen, Lilien, Herzen und anderem mehr) belegt sein. Hüte, Kronen können über dem Kreuz schweben oder am Arm aufgehängt sein. Für kirchliche Würdenträger sind hinter das Wappen gestellte Kreuze selbstverständlich. In der kirchlichen Heraldik haben sich im Laufe der Jahrhunderte für jede Stufe der Kirchenwürde Regeln herausgebildet.
Beispiele
Bild | Grundform | Beschreibung | Beispiel |
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Gemeines Kreuz | Das einfache waagrecht-senkrechte Kreuz, in den Varianten Griechisches Kreuz und Balkenkreuz. | ![]() |
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Lateinisches Kreuz | Hochkreuz (Passionskreuz); das heutige typische Kreuz des Christentums mit dem verlängerten Fußbalken. Aus mittigem Pfahl und in Richtung oberem Schildrand verschobenem Balken. | ![]() |
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Andreaskreuz | (Schrägkreuz, Schragen): Das Kreuz liegt um 45 Grad gedreht im Wappen. | ![]() |
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Göpel | Hat die Form eines kopfstehenden Ypsilons oder einer gestürzten Deichsel. | ![]() |
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Deichsel (Gabelkreuz, Schächerkreuz) |
Hat die Form eines Ypsilons. | ![]() |
Stabkreuz | Das gemeine Kreuz hat nur die halbe Konturenbreite. | ||
gespaltenes (Pfahl) und geteiltes (Balken) Kreuz |
Die Farben der Hälften sind unterschiedlich. Wird das Kreuz schräggelegt, beschreibt (blasoniert) man gespaltenes oder geteiltes Schragenkreuz. | ![]() | |
senkrecht getrenntes und waagerecht geteiltes Kreuz |
Trennung durch einen andersfarbigen Faden. Treten in einem Bild beide Trennungen auf, wird diese Figur Gammadium genannt. | ![]() | |
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nimbiertes und quadriertes Kreuz |
Der Kreuzmittelpunkt ist Mittelpunkt eines Kreises oder eines Quadrats. | ![]() |
ausgebrochenes und durchbohrtes Kreuz | Gemeines Kreuz mit quadratischem oder rundem Durchbruch. | ||
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Stützbogenkreuz | Die Kehlen im Schnittpunkt von Pfahl und Balken sind ausgerundet. Ein Beispiel hierfür ist Hermsdorf (Thüringen). | ![]() |
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Tatzenkreuz | Die Armenden laufen verbreitert aus. | ![]() |
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Taukreuz | Antoniuskreuz, alttestamentliches Kreuz, Ägyptisches Kreuz. Aus mittigem Pfahl und Schildhaupt gebildet. | ![]() |
Fadenkreuz | Schmaler Pfahl und Balken bilden ein gemeines Kreuz. Liegen mehrere Fäden (Pfähle oder Balken) parallel, so ist ihre Anzahl für die Bezeichnung wichtig: Zwillingsfaden-, Drillingsfadenkreuz. Werden die Fäden geflochten, entsteht ein Gitterkreuz. | ||
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Lothringer Kreuz | ![]() |
- Siehe auch: Verschiedene Formen des christlichen Kreuzes
Galerie
(Kreuz) rund durchbrochen (auch durchbohrt genannt)
(gemäß WBO, Nr. -633)
Beispiele
- Abgekürztes Kreuz: griechisches Kreuz
- Absatzkreuz: Schwellenkreuz
- Achtspitziges Kreuz: Malteserkreuz
- Ägyptisches Henkelkreuz: Antoniuskreuz
- Ägyptisches Kreuz: Antoniuskreuz, Taukreuz, alttestamentliches Kreuz
- Alpfuß, Alpkreuz: Pentalpha
- Andreaskreuz: auch Schrägkreuz, Schragen, sizilianisches Kreuz
- Ankerkettenkreuz: Zwei Ketten bilden ein Kreuz.
- Ankerkreuz: auch Tatzenkreuz. Die Kreuzarme sind mit geweiteten Spitzen dargestellt
- Apfelkreuz: Die Kreuzarme sind mit kleinen Kugeln (Äpfeln) bestückt.
- Astkreuz: Die Kreuzarme sind mit natürlichen oder stilisierten Ästen, aus knorrigen Baumstämmen waagerecht/senkrecht, dargestellt.
- Balkenkreuz: gemeines Kreuz
- Ballenkreuz: Apfelkreuz, weniger abgesetzt
- Blumenkreuz:
- Burgunderkreuz: Astkreuz, liegt als Andreaskreuz
- Byzantinisches Kreuz: auch Stufenkreuz, lateinisches Kreuz mit Stufenunterlage
- Calvariuskreuz: Passionskreuz
- Christusordenskreuz
- Deichsel: Gabelkreuz, Schächerkreuz
- Dreizackkreuz: Die Armenden laufen als Dreizack aus.
- Doppelkreuz: Patriarchenkreuz, ungarisches Kreuz
- Drillingsfadenkreuz: aus Fäden gebildetes gemeines Kreuz
- Drudenkreuz: Pentalpha
- Durchgehendes Kreuz:
- Fadenkreuz: fadenförmig schmale Arme, gemeines Kreuz
- Fensterkreuz: Viereck mit vier quadratischen Durchbrüchen, im Quadrat liegt ein gemeines Kreuz
- Flechtkreuz: gemeines Kreuz aus dünnen Fäden, die als geflochten erscheinen
- Gabelkreuz: Kreuz mit zwei-, meist dreifacher Gabelung
- Gemeines Kreuz: Balkenkreuz
- Gereisenkreuz: Dreizackkreuz
- Göpel: Das Kreuz hat die Form eines gestürzten Ypsilons.
- Griechisches Kreuz oder schwebendes Kreuz
- auch: Weißes Kreuz in Blau (Flagge Griechenlands)
- Henkelkreuz: altägyptisches Kreuz
- Hochkreuz: aus mittigem Pfahl und in Richtung oberem Schildrand verschobenem Balken
- Hochmeisterkreuz: Deutschmeisterkreuz. Silbernes Stabkreuz mit goldenen Lilienenden und einem Adlerschild gold/schwarz
- Jakobskreuz: fußgespitztes Lilienkreuz (Gleven) als Ordenszeichen des Heiligen Jakobs
- Jerusalemkreuz: Fünf Kreuze erinnern an die fünf Wunden Christi.
- Jochkreuz: gemeines Kreuz mit runden Einschnitten
- Kardinalskreuz: Patriarchenkreuz
- Kleeblattkreuz: Dreiblattkreuz, Lazaruskreuz, St.-Thomas-Kreuz
- Knotenkreuz: Schragen sind durch ein Viereck geflochten.
- Konturenkreuz: Darstellung eines gemeinen Kreuzes nur durch dünne Begrenzungslinien
- Krückenkreuz: mit kleinen Querbalken als Armabschluss (Krukenkreuz)
- Kugelkreuz: Die Arme bestehen aus Kugeln.
- Lateinisches Kreuz oder Passionskreuz
- Lilienkreuz oder Lilienendenkreuz
- Lindenblattkreuz: gemeines Kreuz mit Kreuzarmen aus stilisierten Lindenblättern.
- Lothringisches Kreuz: Kreuz mit zwei Balken
- Malteserkreuz: Johanniterkreuz
- Mauerankerkreuz
- Mühlkreuz: Ankerkreuz, gemeines Kreuz mit Widerhaken an den Armen (Pyrmont)
- Papstkreuz: Päpstliches Kreuz oder Pontifikalkreuz; drei nach oben kürzer werdende Arme, kommt nicht in Papstwappen vor
- Oktagramm, auch Achterstern: ist Kreuz und Stern, Zeichen der Rechtsanwälte und Notare
- Partenkreuz: ein gemeines Kreuz mit nach außen verbreiterten Kreuzarmen, die halbkreisförmig auslaufen.
- Passionskreuz: Hochkreuz, lateinisches Kreuz
- Patrickskreuz: Symbol des Hl. Patrick; rotes Andreaskreuz auf weiß
- Peterskreuz: Petruskreuz, gestürztes Hochkreuz
- Pilgerkreuz: Kugelstabkreuz
- Prozessionskreuz: bei Wallfahrten getragenes Kreuz mit Kleeblattenden
- Prankenkreuz
- Questenkreuz: gemeines Kreuz mit um die Mitte gelegtem Ring gleicher Farbe
- Radkreuz: ist ein Doppelkreuz, aus dem griechischen und dem Andreaskreuz gebildet. Acht Schenkel mit einem Ring, sogenanntem Glorienschein (Wappen von Mainz)
- auch: Kreuz mit Ring, Mainzer Rad, vergleiche Keltisches Kreuz
- Ringkreuz: gemeines Kreuz, an den Armenden sind Ringe
- Schächerkreuz: Taukreuz (Deichsel) oder Gabelkreuz
- Schachkreuz: gemeines Kreuz mit einem Schachbrettmuster
- Schattenkreuz: Darstellung eines gemeinen Kreuzes nur durch dünne Begrenzungslinien
- Schlangenkreuz
- Schragen: Andreaskreuz
- Schrägfadenkreuz: Schragenkreuz, Arme sind schmal
- Schwebendes Kreuz: griechisches Kreuz
- Skandinavisches Kreuz: nach heraldisch rechts liegendes lateinisches Kreuz
- St.-Thomas-Kreuz: Kleeblattkreuz
- Stechkreuz: auch Steckkreuz, unten zugespitztes Kreuz
- Stufenkreuz: byzantinisches Kreuz
- Tannenkreuz: Gemeines Kreuz, dessen Arme stilisierte Tannenzweige sind.
- Tatzenkreuz:
- Taukreuz: Antoniuskreuz, alttestamentliches Kreuz, Ägyptisches Kreuz
- Tolosanerkreuz:
- Tatzenkreuz: Ankerkreuz
- Tropfenkreuz: tropfenförmige Arme
- Trysub: Symbol im ukrainischen Wappen, dem Dreizack ähnlich
- Volkskreuz: im runden Feld ein gemeines Kreuz (Italien)
- Volutenkreuz: gemeines Kreuz mit eingerollten Armen an den Kreuzenden
- Weckenkreuz:
- Wiederkreuz: gemeines Kreuz mit Armen an den Armen
- Zwillingsfadenkreuz: Kreuz aus zweimal zwei parallelen Fäden
Galerie
rotes Kleeblattkreuz
Radkreuz im Aukrug-Wappen
Spitznagelkopfkreuz oder Pfeilkreuz
Mauerankerkreuz („gabelendiges Kreuz“)
"päpstliches"[1] Kreuz
Literatur
- Das große Buch der Wappenkunst, Walter Leonhard, Augsburg 1978
- Biedermann, Detlev Freiherr von: Die Kreuze in der Heraldik. In: Jahrbuch des heraldisch-genealogischen Vereins Adler. I. Jahrgang. Wien 1874. S. 59-68. 3 Tafeln. (Google)
- ↑ Lexikon der Heraldik, Gert Oswald,Biblio graphisches Institut Leipzig, 1984
Weblink
- La croix, La langue du blason auf lalanguedublason.blogspot.de. 17. Mai 2012. Abgerufen: 31.12.2012 (französisch)

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