Pierre Palliot

Aus Heraldik-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Pierre Palliot
Pierre Drevet - Pierre Palliot.jpg
Porträt von Pierre Palliot,
1698 von Pierre DrevetWp France moderne.png gestochen
Geboren(1608-03-19)19. März 1608
(oder 29. März)
Paris
Gestorben(1698-04-05)5. April 1698
(oder 6. April)
(im Alter von 89/90 Jahren)
Dijon
StaatsangehörigkeitFranzösisch
BerufDruckerW-Logo.png/KupferstecherW-Logo.png,
VerlegerW-Logo.png, Heraldiker,
Genealoge etc.
Ära/Epoche17. Jahrhundert

Pierre Palliot (im deutschen Sprachraum auch Peter Palliot genannt;[1][2] * 19. März 1608 in Paris [nach anderen Quellen 29. März][2]; † 5. April 1698 in Dijon [nach anderen Quellen 6. April][2]) war ein französischer Buchdrucker, Buchhändler, Kupferstecher, Verleger, Genealoge des Herzogtums BurgundW-Logo.png, Historiker und Autor verschiedener Werke sowie Wappenkundler.

Leben

Der Vater von „Pierre Palliot (dem Jüngeren)“, N*** Palliot, ein Goldschmied von Beruf, stammte aus einer angesehenen Familie des Pariser Handels und war Sohn von „Pierre Palliot (dem Älteren)“ (* um 1500).[3][4] La Chenaye des BoisW-Logo.png veröffentlicht 1776 eine Genealogie der Familie Palliot; darin behauptet er, dass diese sehr alt und von edler Herkunft sei und ursprünglich aus der PicardieW-Logo.png stamme.[5] Andere Quellen kolportieren in Anlehnung an Palliots eigenen Angaben, dass die Familie Palliot um 1490 nach CompiègneW-Logo.png zog und einzelne Mitglieder umfasste, die Titel wie „SeigneurW-Logo.png de Lormoy“, „Seigneur de Barbarey“ oder ähnlich trugen.[4] Nach Beaune ist lediglich gesichert:[3][4]

  • dass Palliot in seinem Werk „La vraye et parfaite science des armoires“ von seinem Cousin Raoul Palliot spricht, welcher BailliW-Logo.png von MeauxW-Logo.png (Bailly de Meulx) war und in Compiègne lebte;
  • dass Palliot in seinem Werk angibt, dass die Familie Palliot durch Einheirat mit der Familie Talon verwandt sei;
  • dass Beschreibungen von Wappen vorliegen, die in etlichen Fällen in das „Armorial de d'Hozier“ aufgenommen wurden;
  • dass im Mai 1765 ein Jean-Nicolas Paillot die Erhebung zum ComtéW-Logo.png de Paillot seines Landes ThennelièresW-Logo.png erwirkte, welches nach ihm benannt wurde.[6]

Pierre Palliot war nach eigenen Angaben in erster Ehe verheiratet mit Marie Chisseret († 1663); in zweiter Ehe heiratete er ca. 1633/34 in Dijon Vivandi/Vivande Spirinx/Sfirinx, eine Tochter des Dijoner Graveurs, Buchdruckers/-händlers und Verlegers Nicolas Spirinx/Sfirinx.[4] Pierre Palliot trat nach der zweiten Heirat beruflich in die Fußstapfen seines Schwiegervaters, wurde als Buchdrucker, Buchhändler und Verleger tätig und übernahm nach dessen Tod auch dessen Werkstatt und HandelsgeschäfteW-Logo.png. Spätestens ab 1643 arbeitete er auch als Drucker für den Bischof von LangresW-Logo.png, Sébastien ZametW-Logo.png. In seinen Werken führt er die bischöfliche Kundschaft unter seinen Referenzen an; den Titel „königlicher Drucker“ verwendete er mehr oder weniger arbiträr schon früher (ca. ab 1635):

Pierre Palliot, Parisien, Imprimeur du Roy, du Révérendissime Évesque et Duc de Langres, de Messieurs les Esflus des Estats de Bourgongne et de la Ville de Dijon, Marchand Libraire, Graveur en taille douce, et Maistre Orpheure à Paris, résidant audit Dijon.“

„Pierre Palliot, Pariser, königlicher Drucker, des ehrwürdigen Bischofs und DucsW-Logo.png von Langres, der ehrenwerten Abgeordneten der Staaten von Burgund und der Stadt Dijon, Buchhändler, Kupferstecher und Meister-Emailleur in Paris, ansässig in besagtem Dijon.“

Pierre Paliot (1659):
– freie Übersetzung: Arthur Diebold (2023)[7]

Im 18. Jahrhundert fasst Louis de JaucourtW-Logo.png das Leben von Pierre Palliot folgendermaßen zusammen:

„Palliot (Pierre), war ein Drucker und Genealoge, der 1608 in Paris in eine angesehene Familie geboren wurde. Im Alter von 25 Jahren heiratete er in Dijon die Tochter eines Druckers, was (vermutlich) beförderte, dass er den Beruf seines Schwiegervaters ergriff, den er lange Zeit und stets ehrenhaft ausübte. Er druckte alle seine Bücher, von denen es sehr viele gibt, die aber nur für Genealogie-Enthusiasten von burgundischen Adelshäusern von Interesse sind. Palliot stach eine unglaubliche Anzahl (von Wappen und) Wappentafeln, mit denen die Bücher gefüllt sind, selber. Er war ein genauer und unermüdlicher Arbeiter. Er starb 1698 in Dijon im Alter von 89 Jahren und hinterließ 13 Foliobände mit handschriftlichen Erinnerungen über die Familien Burgunds, die sich in der Bibliothek von Herrn Joly de Blezé, Maître des Requêtes, befanden. Ich weiß nicht, wo sie seither geblieben sind.“

Freie Übersetzung: Arthur Diebold (2023):
nach Louis de JaucourtW-Logo.png: L’Encyclopédie (1766)[8]

Die Arbeit von Pierre Palliot wurde von seinem Schwiegersohn Louis Secard fortgeführt; letzterer vermählte sich am 28. September 1687 mit Palliots Tochter, Michelle Palliot (getauft am 22. Spetember 1651).

Familienwappen

alternative Beschreibung
Blasonierung
  • „D'azur au chevron d'argent chargé de cinq molettes d'éperon de sable, et accompagné en chef de deux croissants, en pointe d'un lion d'or (de même).“
    – (nach Beaune 1888)[3]
  • In Blau ein mit fünf schwarzen Spornrädern belegter, silberner Sparren, begleitet oben beiderseits von je einer nach oben gerichteten goldenen Mondsichel, unten von einem goldenen (aufgerichteten) Löwen.
    – (freie Übersetzung durch die Redaktion, 2023)

Werk

Leseprobe

Heraldisches Wirken

Pierre Palliot beschäftigte sich in seinen Werken unter anderem mit der Wappentheorie, der heraldischen Kunstsprache und der kirchliche Heraldik. Nach den Autoren der ungarischen Wikipedia kritisierte er in seinem Werk die illegale Verwendung von Wappen und die Schaffung „schematischer Wappen“.[9] 1660 legte er in Dijon in neuer Form, vervollständigt und erweitert („mit einer großen Anzahl Bemerkungen und mehr als 6000 Wappen“)[10] das heraldische Werk seines Cousins, Louvan Géliot neu auf, welches dieser schon 1635 veröffentlicht hatte. In der kirchlichen Heraldik schreibt ihm Bruno Bernhard Heim die Einführung von Rangordnungen der priesterlicher Hüte zu, deren System Pierre Palliot den Schriften von Mathieu CompainKung von ungarn.jpg entnommen haben soll:

„Einen der ersten Versuche, die Hierarchie dieser Hüte in ein festes System zu bringen, unternimmt der französische Heraldiker Pierre Palliot. Er stützt sich dabei auf das Manuskript eines P. Compain, den er nicht genauer bezeichnet. Wahrscheinlich handelt es sich um P. Matthieu Compain, SJ, Rektor in Châlon († 12. November 1675 in Lyon), einen Zeitgenossen Palliots. Die Jesuiten hatten nämlich in ihren Kollegien, in welchen die Söhne des Adels erzogen wurden, die Heraldik als Lehrfach. Das würde erklären, wieso P. Compain, welchen man wohl als den Erfinder der bewußt geordneten Unterscheidung der heraldischen Prälatenhüte zu betrachten hat, dazu kam, ein heraldisches Manuskript zu verfassen, und wieso auch P. François-Claude Menestrier zu seiner fruchtbaren und systematischen heraldischen Schriftstellerei Anlaß hatte. Es dauerte aber noch lange, bis sich diese Hüte einer irgendwie einheitlichen Disziplin unterordneten (..)“

Rezeption

Die Angaben von Palliot über Wappen und das Wappenwesen finden posthum eine breite Rezeption unter namhaften nachfolgenden Heraldikern wie Philipp Jacob Spener, Otto Titan von Hefner und anderen, welche ihn zitieren und seine heraldischen Thesen weiter ausarbeiten. Die Heraldiker Donald Lindsay Galbreath und Léon Jéquier fassen den Einfluß, den Pierre Palliot auf die Heraldik des 17. bis zum 20. Jahrhundert hatte, mit folgenden Worten zusammen:

„Pierre Palliot hat zwar nicht den synthetischen Geist der beiden Vorgänger gehabt (gemeint sind die beiden Heraldiker Le Laboureur und Ménestrier – Anmerkung der Redaktion), seine Vraye et parfaite sciences des armoiries (Dijon, 1660) hat aber auf der Fixierung der heraldischen Regeln großen Einfluß ausgeübt, und sein Buch ist wegen der Verläßlichkeit der epigraphischen und monumentalen Quellen, auf die er seine Arbeit gestützt hat, mit Nutzen zu verwenden. Sein Werk ist vornehmlich den östlichen Provinzen Frankreichs (Burgund, Franche Comté, Champagne) gewidmet.“

Schriften

  • Pierre Palliot: Tabula geographica Europae. [Europae et Africae, Asiae et Americae]. Hrsg.: P. Palliot. Dijon 1644 (Latein, 12 S., Buchformat: 3 Tafeln 6 f., in folio [„im Blatt“]).
  • Pierre Palliot: Le Parlement de Bourgogne, son origine, son établissement et son progrès, avec les noms, sur-noms, qualités, armes et blasons, des présidents, chevaliers, conseillers, avocats et procureurs généraux, et greffiers, qui y ont été jusques à présent. Hrsg.: P. Palliot. Dijon 1649, OCLCW-Logo.png 459081836 (französisch, 378 S., Digitalisat auf GallicaW-Logo.png).
  • Charles-René d'Hozier; Pierre Palliot: La Généalogie et les alliances de la maison d'Amanzé au comté de Masconnois… dressée sur titres… par le sieur d'Hozier ; avec les preuves et quelques additions mises par Pierre Palliot.. Hrsg.: P. Palliot. S.L. 1659, OCLCW-Logo.png 418984733 (Google).
  • Pierre Palliot: La Vraye et parfaite science des armoiries, ou l'Indice armorial de feu maistre Louvan Géliot (..) augmenté de nombres de termes et enrichy de grande multitude d'exemples des armes des familles tant françoises qu'estrangères… Dijon 1660 (französisch, 678 S., Google).
    • Suppléments („Ergänzungen“): Pierre Palliot: La vraye et parfaite science des armoiries, ov l'Indice armorial de fev maistre Lovvan Geliot, advocat av Parlement de Bovrgongne : Apprenant, et expliqvant sommairement les mots & figures dont on se sert au blason des armoiries, & l'origine d'icelles / Avgmenté de nombre de termes, et enrichy de grande multitude d'exemples des Armes des familles tant Françoise qu'estrangeres; des Institutions des Ordres, et de leurs Colliers; des marques des Dignités et Charges; des ornemens des Escus; de l'Office des Roys, des Hérauds, et des Poursuiuans d'Armes; et autres curiosités despendantes des Armoiries... Par Pierre Palliot... Dijon : l'auteur. Hrsg.: Frédéric LéonardWp France moderne.png. Paris 1664 (französisch, 778 S., Digitalisat im Textarchiv – Internet Archive).
  • Pierre Palliot: Dessein ou Idée historique et généalogique du duché de Bourgogne, projeté par Pierre Palliot... généalogiste dudit duché. S. L. 1664 (Google).
  • Pierre Palliot: Preuves de l'histoire généalogique de la maison de Bouton, au duché de Bourgongne, dans le bailliage de Chalon, tirées de divers trésors particuliers … Hrsg.: P. Palliot. Dijon 1665 (französisch, 212 S., Google – Buchformat: in folio [„im Blatt“]).
  • Pierre Palliot: Histoire généalogique des comtes de Chamilly, de la maison de Bouton, au duché de Bourgongne, dans le bailliage de Châlon, issue de celle de Jauche, du duché de Brabant ; justifiée par divers titres particuliers d'églises, tombeaux, épitaphes, etc. Hrsg.: Pierre Palliot et Helie Iosset. Dijon und Paris 1671, OCLCW-Logo.png 258393493 (französisch, 333 S., Google – Buchformat: in folio [„im Blatt“]).
  • Pierre Palliot: Généalogie de la famille des de Massol en Bourgongne, faite et dressée sur tiltres et bonnes preuves par Pierre Palliot, parisien, historiographe du Roy et généalogiste du duché de Bourgongne. M. DC. LXXIX. Hrsg.: P. Palliot. 1679 (51 S.).

Weblinks

Commons: Pierre Palliot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siebenkees: Erläuterungen der Heraldik als ein Commentar über Herrn Hofrath Gatterers Abriss dieser Wissenschaft. Nürnberg, 1789. S. 39. (Google)
  2. 2,0 2,1 2,2 „Palliot, (Peter)“ in: Neu-vermehrtes historisch- und geographisches allgemeines Lexicon, in welchem das Leben und die Thaten der Patriarchen, Propheten, Apostel, Vätter der ersten Kirchen, Päpsten, Cardinälen, Bischöffen, Prälaten, vornehmer Gelehrten und Künstlern, nebst denen so genannten Ketzern; (..) 3. Auflage. Fünfter Teil. Me-Ro. 1744. S. 546. (Google)
  3. 3,0 3,1 3,2 Henri Beaune: Pierre Palliot, imprimeur, historiographe bourguignon. Dijon, 1888. (französisch; Google)
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Notices historiques et héraldiques sur la famille de Henin de Cuvillers, et sur les différentes maisons qui y sont mentionnées Gillé, Paris, 1789. S. 141-143. (Google)
  5. François-Alexandre Aubert de La Chenaye des BoisW-Logo.png: Dictionnaire de la noblesse, contenant les généalogies, l'histoire & la chronologie des familles nobles de France, l'explication de leur armes, & l'état des grandes terres du royaume (..). Paris, 1776. Band 11. S. 151-153. (Google)
  6. A. de Maurot: Les Paillot. In: Revue de Champagne et de Brie: Histoire – biographie – archéologie – documents inédits – bibliographie – beaux-arts. Band: ‚Onzième‘. Léon Frémont (Hrsg.). Arcis-sur-Aube, Place de la Halle, 1899. S. 466. (Google)
  7. Charles-René d'Hozier; Pierre Palliot: La Généalogie et les alliances de la maison d'Amanzé au comté de Masconnois… dressée sur titres… par le sieur d'Hozier ; avec les preuves et quelques additions mises par Pierre Palliot.. Hrsg.: P. Palliot. S.L. 1659, OCLCW-Logo.png 418984733, S. Titelblatt (Google).
  8. Louis de JaucourtW-Logo.png: L’Encyclopédie, 1re éd. Hrsg.: Briasson, David l’aîné, Le Breton, Durand. Band 8. Paris 1766, S. 624–630 (französisch, Wikisource. 27. Februar 2013, 22:14 Uhr UTC. 27. Februar 2013, 22:1 [abgerufen am 22. Juni 2023]): « Palliot (Pierre), imprimeur & généalogiste, né à Paris en 1608, de bonne famille, se maria à 25 ans à Dijon avec la fille d’un imprimeur ; alliance qui le détermina à embrasser la profession de son beau-pere, qu’il a exercée long-tems, & toûjours honorablement. Il a imprimé tous ses livres, qui sont en trèsgrand nombre, mais qui n’intéressent que les curieux de la généalogie des maisons de Bourgogne. Palliot grava lui-même le nombre prodigieux de planches de blason dont ils sont remplis. C’étoit un homme exact & infatigable au travail. Il mourut à Dijon en 1698, à l’âge de 89 ans, & laissa sur les familles de Bourgogne 13 volumes in-folio de mémoires manuscrits qui étoient dans la bibliotheque de M. Joly de Blezé, maître des Requêtes ; j’ignore où ils ont passé depuis. »
  9. „Pierre Palliot“Kung von ungarn.jpg. Ungarische Wikipédia. Abgerufen: 28. Juni 2023. Letzte Bearbeitung: 25. Mai 2022 um 21:55 Uhr. Permanentlink.
  10. Stichwort „Palliot (Pierre)“. In: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Folge. Teil 10., dritte Sektion O-Z. Pales-Panus. (Hrsg.: K. S. Ersch; J. G. Gruber; M. H. E. Meier; L. F. Kämtz). Brockhausu, Leipzig, 1838. S. 142 f. (Google)
  11. Bruno Bernhard Heim: Wappenbrauch und Wappenrecht in der Kirche. Walter, Olten 1947. S. 85
  12. Donald Lindsay Galbreath, Léon Jéquier: Handbuch der Heraldik. Battenberg Verlag, Weltbild Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89441-259-3, S. 73 (französisch: Manuel du Blason. Lausanne, Lyon 1942. Übersetzt von Ottfried Neubecker).