Pierre d'Hozier
Pierre d'Hozier (* 10. Juli 1592 in Marseille; † 30. November 1660 in Paris) war ein französischer Genealoge, Heraldiker und von 1641 bis 1660 der 2. Juge d'Armes de la France („zweiter Wappenrichter/-meister Frankreichs“). Er wird als der Begründer der Genealogie zur Wissenschaft (zumindest in Frankreich) angesehen.[1]
Leben
Pierre d'Hozier wurde 1592 in Marseille geboren. Über seine frühen Jahre ist wenig bekannt. Nach Meyers Konversationslexikon war er „für das Kriegshandwerk bestimmt und diente auch einige Zeit bei den Chevauxlegers“ (Seigneur de la Garde, deutsch etwa: „Herr/Gutsherr/Adliger/Fürst der Garde“).[1] Mit 24 Jahren (1616) begann er, die Genealogie der Adelsfamilien von Frankreich eingehend zu untersuchen. Diese Arbeit wurde durch sein außergewöhnliches Gedächtnis für Daten, Namen und familiäre Beziehungen sowie sein tiefes Wissen über die Heraldik unterstützt.[2] Um 1631 zog Pierre d'Hozier nach Paris und erhielt nacheinander Gefälligkeiten von Ludwig XIII. und Mazarin:
„Durch seine Rechtschaffenheit, wie durch seine Talente erwarb er sich das Vertrauen Ludwigs XIII. und Ludwigs XIV., die ihn zu hohen Aemtern erhoben.“
Im Jahre 1634 wurde er zum Historiographen und Genealogen Frankreichs ernannt. 1641 wurde er nach François de Chevriers de Saint Mauris der zweite „Wappenrichter/Wappenmeister“ (Juge d'Armes) Frankreichs. Ein Wappenrichter war ein königlicher Beamter/Rat zur Überprüfung der Wappen- und Adelsansprüche französischer Personen, unter anderem zuständig für Wappenverleihungen/-beglaubigungen. Zu seinen Hauptaufgaben zählte,
„(..) die Wappen aller adeligen Personen in öffentliche und officielle Register einzutragen.“
Das Amt des Wappenrichters wurde mit wenigen Unterbrechungen über rund 150 Jahre sozusagen innerhalb der Familie „vererbt/verkauft/weitergereicht“:
„Das Amt der Wappenrichter von Frankreich befand sich 1641 bis 1791 in der Hand von Mitgliedern der Familie d'Hozier aus dem Languedoc.“
1654 wurde Pierre d'Hozier zum Staatsrat ernannt. Er verstarb nur sechs Jahre später (1660) und wurde in der Kirche Saint-André-des-Arts in Paris beigesetzt.
Seine Ehefrau war Yolande Marguerite de Cerini, die aus einem toskanischen Adelsgeschlecht stammte. Das Paar hatte insgesamt sieben (nach anderen Quellen sechs) Kinder. Von seinen vielen Kindern überlebten ihn nur zwei. Sein ältester Sohn, Louis Roger d'Hozier (1634-1708), trat die Nachfolge als 3. Wappenrichter/-meister Frankreichs an, erblindete jedoch 1675 - im Alter von 41 Jahren - und war gezwungen, sein Amt niederzulegen und es an seinen Bruder, Charles-René d'Hozier (1640-1732), den 4. Wappenrichter/-meister Frankreichs abzutreten.
Ämterfolge im Hause d'Hozier
Pierre d'Hozier (1592-1660): Sieur de la Garde, am 25. April 1641 zum 2. französischen Wappenrichter ernannt (nach François de Chevriers de Saint Mauris, 1. französischer Wappenrichter von 1615 bis 1641)[5][6]. Er war der Vater von:
- Louis Roger d'Hozier (1634-1708): Im Jahre 1658 Versprechen der Amtsnachfolge; von 1660-1675 zum 3. Wappenrichter Frankreichs ernannt; übergab erblindet sein Amt an seinen jüngeren Bruder Charles René[5][6]; ihm folgen:
- Louis Pierre d'Hozier (1685-1767: Im Jahre 1710 Versprechen der Amtsnachfolge; war bis zu seinem Tod 1767 der 5. Wappenrichter in Frankreich[5][6], ihm folgen:
- Denis Louis d'Hozier (1720-1788): Präsident der Rechnungs-, Hilfs- und Finanzkammer der Normandie, ihm folgen:
- Ambroise Louis d'Hozier (1764-1841): Am Oktober 1788 von seinem Onkel Antoine Marie d'Hozier de Sérigny, der sein Amt bis zu dessen Auflösung im Jahr 1789 innehatte, Versprechen zur Amtsnachfolge (7. und letzter Wappenrichter Frankreichs). 1814 wurde er im Zusammenhang mit Conseil du sceau des titres zum Prüfer der Wappen Frankreichs ernannt.[5][6]
- Abraham Charles d'Hozier (1775-1846)
- Antoine Marie d'Hozier de Sérigny (1721-1801): Im Jahre 1734 Versprechen der Amtsnachfolge; wurde zum 6. Wappenrichter in Frankreich ernannt. Er übte sein Amt bis zu dessen Auflösung im Jahre 1789 aus; versprach seinem Neffen Ambroise Louis Marie 1788 die Amtsnachfolge.[5][6]
- Denis Louis d'Hozier (1720-1788): Präsident der Rechnungs-, Hilfs- und Finanzkammer der Normandie, ihm folgen:
- Louis Pierre d'Hozier (1685-1767: Im Jahre 1710 Versprechen der Amtsnachfolge; war bis zu seinem Tod 1767 der 5. Wappenrichter in Frankreich[5][6], ihm folgen:
- Charles-René d'Hozier (1640-1732): Ab dem Jahre 1675 der 4. Wappenrichter Frankreichs. Er übte von 1663 bis 1696 gemeinsam mit seinem Bruder das Amt aus, das danach vorübergehend aufgelöst wurde. 1701 ließ er das Amt wieder herstellen und verkaufte es 1710 an seinen Neffen Louis Pierre.[5][6].
Familienwappen
„D'azur à la bande d'or, accompagnée de 6 étoiles du même ordonnées en orle.“
- -- Louis Roger d'Hozier (1634-1708)
- -- Charles René d'Hozier (1640-1732)[7]
Werk
Leseprobe |
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Er sammelte eine große Anzahl von Dokumenten, erstellte Genealogien mehrerer Familien, druckte und veröffentlichte aber vergleichsweise wenige seiner Studien. Zu seinen Werken zählen (Auswahl):
- 1634: Les noms, surnoms, qualitez, armes et blasons des chevaliers ct officiers de l'ordre du Saint-Esprit, creez par Louys le Juste XIII ...
- 1638: Recueil armorial des anciennes maisons de Bretagne
- 1654: Généalogia de la maison de La Rochefoucauld
- 1657: Généalogia de la casa de Bournonville
- 1659: Généalogia de la casa de Amanzé
- Verfassung der Généalogie des principales familles de France (deutsch: „Genealogie der Hauptfamilien in Frankreich“), eine umfangreiche Arbeit in 150 Bänden, die handschriftlich erhalten blieb.
Weblinks
Siehe auch
- Armorial général de France
- Famille d'Hozier, französische Wikipedia
Literatur
- Pierre-François Fournier: Un nobiliaire de Provence inachevé de Pierre d'Hozier , Bibliothèque de l'école des chartes, 1919
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Lemma: D'Hozier. In: Das grosse Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände: In Verbindung mit Staatsmännern, Gelehrten, Künstlern und Technikern. Hermann Julius Meyer (Hrsg.). Siebenter Band, vierte Abteilung. Degration-Eisen. Hildburghausen, 1846. S. 627
- ↑ Hozier, Pierre d'. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 13: Harmony – Hurstmonceaux. London 1910 (englisch, → Volltext ansehen [Wikisource]).
- ↑ Das Armorial général Ludwig XIV. In: Der Deutsche Herold. 6. Jahrgang. Berlin, 1875. Nummer 1. S. 4 f.
- ↑ Donald Lindsay Galbreath, Léon Jéquier: Handbuch der Heraldik. Battenberg Verlag, Weltbild Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89441-259-3, S. 55 (französisch: Manuel du Blason. Lausanne, Lyon 1942. Übersetzt von Ottfried Neubecker).
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 Dictionnaire de la noblesse française. 1975, S. 54 (französisch).
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 Firmin-Didot (Hrsg.): Nouvelle biographie générale. 1861, S. 325–326 (französisch, Digitalisat).
- ↑ Armorial général de France: Digitalisat Internet: gallica.bnf.fr. Abgerufen: 28. Juni 2019
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Personendaten | |
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NAME | Hozier, Pierre |
ALTERNATIVNAMEN | d'Hozier, Pierre; Hozier, Pierre d'; |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Genealoge, Heraldiker, Wappenrichter |
GEBURTSDATUM | 10. Juli 1592 |
GEBURTSORT | Marseille |
STERBEDATUM | 30. November 1660 |
STERBEORT | Paris |