Halbkeil

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Halbkeil
(gemäß WBO, Nr. 0531, bei Siebmacher/Gritzner auch gestürzter Ständer genannt).

Halbkeil (auch halber Keil oder missverständlich Ständer genannt; frz.: demi-pile; engl.: demi-pile) ist in der Heraldik

  • im weitesten Sinn ein Oberbegriff für acht Heroldsbilder, die spezielle Formen des Keiles sind
  • im engeren Sinn eine Bezeichnung für einen der acht Halbkeile, wenn dieser oben und mittig im Schild/Feld plaziert ist und mit seiner nach unten gerichteten Spitze in der Mitte des Schildes/Feldes zu liegen kommt.

In der Heraldik sind die Bezeichnungen für die Halbkeile nicht einheitlich und die Merkmale rechts, links, oben, unten, schräg, steigend, stürzend et cetera werden teilweise bei Beschreibung der Heroldsbilder antagonistisch verwendet (abhängig davon, wie die Lage und die Ausrichtung der Spitze eines Halbkeils interpretiert wird und davon, ob als Bezugspunkt ein Seitenrand genommen wird, aus dem der Halbkeil „herauswächst“, oder ob dieser nicht zur Bestimmung herangezogen wird).

Darstellung

Halbkeile sind allgemein von zwei schrägen Linien begrenzt, treffen mit ihren Gipfeln stets die Schild-/Feldmitte und können im gewissem Sinn aus den Grundformen Ständerkreuz beziehungsweise Halbständerkreuz abgeleitet werden. Es gibt acht Formen, nämlich:

Halbkeil

Halbkeil (nach wbo) / Gestürzter Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher)
Lage Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob am oberen Schildrand den Ort ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. Halbkeil (nach wbo) / Gestürzter Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher)
WBO-Nr.: 0531
Ausrichtung Die Spitze des Halbkeils beziehungsweise ihr „Gipfel“ zeigt senkrecht nach unten zur Herzstelle des Schildes/Feldes, trifft möglichst exakt die Schild-/Feldmitte und geht niemals darüber hinaus.
Anmerkung frz.: demi-pile;
engl.: demi-pile
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten:

Variante 1: [im Feld/Schild] oben mittig plazierter, mit seiner Spitze nach unten bis zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichteter Halbkeil

Steigender Halbkeil

Steigender Halbkeil (nach wbo, gritzner/siebmacher)
Lage Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob am unteren Schildrand den Fußort ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. Steigender Halbkeil (nach wbo, gritzner/siebmacher)
WBO-Nr.: 0538
Ausrichtung Die Spitze des Halbkeils beziehungsweise ihr „Gipfel“ zeigt senkrecht nach oben zur Herzstelle des Schildes/Feldes, trifft möglichst exakt die Schild-/Feldmitte und geht niemals darüber hinaus.
Anmerkung frz.: demi-pointe;
engl.: demi-pile reversed
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten:

Variante 1: [im Feld/Schild] unten mittig plazierter, mit seiner Spitze nach oben bis zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichteter Halbkeil

Eck-Halbkeile

Schräger Halbkeil

Schräger Halbkeil (nach wbo) / schräggestürzter Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher)
Lage Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob das heraldisch rechte Obereck ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. Schräger Halbkeil (nach wbo) / schräggestürzter Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher)
WBO-Nr.: 0532
Ausrichtung Der Halbkeil ist (heraldisch) schrägrechts gestellt; seine Spitze beziehungsweise sein „Gipfel“ zeigt schrägabwärts, trifft möglichst exakt die Schild-/Feldmitte und geht niemals darüber hinaus.
Anmerkung frz.: demi-pile en bande;
engl.: demi-pile bendwise issuing from dexter chief
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten:

Variante 1: [im Feld/Schild] rechts oben ein schrägrechts gestellter und mit der Spitze zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichteter Halbkeil

Schräglinker Halbkeil

Schräglinker Halbkeil (nach wbo) / schräglinks gestürzter Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher)
Lage Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob das heraldisch linke Obereck ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. Schräglinker Halbkeil (nach wbo) / schräglinks gestürzter Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher)
WBO-Nr.: 0533
Ausrichtung Der Halbkeil ist (heraldisch) schräglinks gestellt; seine Spitze beziehungsweise sein „Gipfel“ zeigt schrägabwärts, trifft möglichst exakt die Schild-/Feldmitte und geht niemals darüber hinaus.
Anmerkung frz.: demi-pile en barre;
engl.: demi-pile bend sinisterwise issuing from sinister chief
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten:

Variante 1: [im Feld/Schild] links oben ein schräglinks gestellter und mit der Spitze zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichteter Halbkeil

Schräglinks steigender Halbkeil

Schräglinker steigender Halbkeil (nach wbo) / Schräglinks steigender Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher)
Lage Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob das heraldisch rechte Untereck ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. Schräglinker steigender Halbkeil (nach wbo) / Schräglinks steigender Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher)
WBO-Nr.: 0536
Ausrichtung Der Halbkeil ist (heraldisch) schräglinks steigend gestellt; seine Spitze beziehungsweise sein „Gipfel“ zeigt schräglinksaufwärts, trifft möglichst exakt die Schild-/Feldmitte und geht niemals darüber hinaus.
Anmerkung frz.: demi-pointe en barre;
engl.: demi-pile reversed issuing per bend sinister from the angle of the dexter base up to the fess point
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten:

Variante 1: [im Feld/Schild] rechts unten ein schräglinks steigender und mit der Spitze zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichteter Halbkeil

Schrägrechts steigender Halbkeil

Schrägrechter steigender Halbkeil (nach wbo) / Schrägrechts steigender Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher)
Lage Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob das heraldisch linke Untereck ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. Schrägrechter steigender Halbkeil (nach wbo) / Schrägrechts steigender Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher)
WBO-Nr.: 0537
Ausrichtung Der Halbkeil ist (heraldisch) schrägrechts steigend gestellt; seine Spitze beziehungsweise sein „Gipfel“ zeigt schrägrechtsaufwärts, trifft möglichst exakt die Schild-/Feldmitte und geht niemals darüber hinaus.
Anmerkung frz.: demi-pointe en bande;
engl.: demi-pile reversed issuing bendwise from the angle of the sinister base up to the fess point
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten:

Variante 1: [im Feld/Schild] links unten ein schrägrechts steigender und mit der Spitze zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichteter Halbkeil

Seiten-Halbkeile

Rechts liegender, mit der Spitze nach links zeigender Halbkeil

Der Halbkeil, der mit seinem Flächenschwerpunkt im rechten Seitenort liegt und mit seiner Spitze nach heraldisch links zeigt, wird in der Literatur unterschiedlich bestimmt. Während beispielsweise Siebmacher/Gritzner das Heroldsbild als „Linken Halbkeil“ bezeichnen, nennt es die Wappenbilderordnung „Rechter Seitenhalbkeil“. Um Mißverständnisse auszuschließen, empfiehlt es sich, in der Wappenbeschreibung auf diese verkürzten, nicht eindeutigen Ausdrücke zu verzichten und statt dessen eine systematische und ausführliche Angabe zu dem Heroldsbild zu machen.

Linker Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher) / Rechter Seitenhalbkeil (nach wbo)
Lage Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob den rechten Seitenort ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. Linker Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher) / Rechter Seitenhalbkeil (nach wbo)
WBO-Nr.: 0534
Ausrichtung Der Halbkeil ist waagerecht gestellt; seine Spitze beziehungsweise sein „Gipfel“ zeigt nach heraldisch links, trifft möglichst exakt die Schild-/Feldmitte und geht niemals darüber hinaus.
Anmerkung frz.: demi-pile á dextre;
engl.: demi-pile issuing from dexter flank
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten:
Variante 1: [im Feld/Schild] rechts liegender und mit der Spitze [waagerecht] nach links zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichteter Halbkeil

Links liegender, mit der Spitze nach rechts zeigender Halbkeil

Der Halbkeil, der mit seinem Flächenschwerpunkt im linken Seitenort liegt und mit seiner Spitze nach heraldisch rechts zeigt, wird in der Literatur unterschiedlich bestimmt. Während beispielsweise Siebmacher/Gritzner das Heroldsbild als „Rechten Halbkeil“ bezeichnen, nennt es die Wappenbilderordnung „Linker Seitenhalbkeil“. Um Mißverständnisse auszuschließen, empfiehlt es sich, in der Wappenbeschreibung auf diese verkürzten, nicht eindeutigen Ausdrücke zu verzichten und statt dessen eine systematische und ausführliche Angabe zu dem Heroldsbild zu machen.

Rechter Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher) / Linker Seitenhalbkeil (nach wbo)
Lage Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob den linken Seitenort ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. Rechter Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher) / Linker Seitenhalbkeil (nach wbo)
WBO-Nr.: 0535
Ausrichtung Der Halbkeil ist waagerecht gestellt; seine Spitze beziehungsweise sein „Gipfel“ zeigt nach heraldisch rechts, trifft möglichst exakt die Schild-/Feldmitte und geht niemals darüber hinaus.
Anmerkung frz.: demi-pile á senestre;
engl.: demi-pile issuing from sinister flank
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten:
Variante 1: [im Feld/Schild] links liegender und mit der Spitze [waagerecht] nach rechts zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichteter Halbkeil

Beispiele und Varianten

Halbkeile können grundsätzlich mit Heroldsbildern oder Wappenfiguren belegt sein, was jedoch nicht gebräuchlich ist, da ihre Gesamtfläche vergleichsweise gering ist. Sie können mehrfach in einem Wappen erscheinen (beispielsweise wenn ein Wappen mittels Vierung geteilt ist) oder auf einem anderen Heroldsbild liegen (belegt mit Halbkeil).

Abgrenzung

  • Halbkeile oder halbe Keile sind grundsätzlich von „halbierten“ Wappenfiguren zu unterscheiden. Ein „halbierter Keil“, eine „halbierte Spitze“, ein „halbierter Halbkeil“ et cetera sind Wappenfiguren, die entlang ihrer Längsachse „durch-/abgeschnitten“ sind beziehungsweise von denen nur eine Hälfte ihrer Grundfläche erscheint. Wenn in der heraldischen Literatur die Bezeichnung „Halbkeil“ beziehungsweise „halber Keil“ mit dem Ausdruck „halbierter Keil“ gleichgesezt wird, kann das zu Irrtümmern und Fehlschlüssen bei der Interpretation oder der Auslegung von Wappenbildern führen.
  • Die acht Halbkeile, die im gewissem Sinn aus einem Ständerkreuz beziehungsweise aus einem Halbständerkreuz abgeleitet werden können, sind von dreiecksförmigen Heroldsbildern zu unterscheiden, die aus einer Ständerung entstehen und ähnlich wie die Halbkeile aussehen („rechte/linker, oberer/unterer Ober-/Unter-/Flankenständer“).
HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Ständer (Heraldik)

Weblinks

Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Dreiecksformen: Spitzen, Keile, Ständer etc. - Teil 1

Einzelnachweise

  1. Wappenbeschreibung: „In Blau ein steigender goldener Fuchs, bewinkelt von je einem goldenen schräglinks steigenden und gestürzten Halbkeil.“
  2. Wappenbeschreibung: „In Blau mit den Stielen schräggekreuzt ein silbernes Eichenblatt und eine gestielte silberne Eichel, die Kreuzung überdeckt von einem silbernen Hammer, darüber zwischen zwei goldenen Ähren ein goldenes Schildchen, drin links oben ein grüner Halbkeil und rechts unten ein grüner steigender Halbkeil.“
  3. Wappenbeschreibung: „In Gold neben einer schwarzen Flanke belegt von einem unteren goldenen linken Halbkeil vorne ein unterer rechter schwarzer Keil überhöht von einem grünen Wellenbalken.“