Halbkeil
Halbkeil (auch halber Keil oder missverständlich Ständer genannt; frz.: demi-pile; engl.: demi-pile) ist in der Heraldik
- im weitesten Sinn ein Oberbegriff für acht Heroldsbilder, die spezielle Formen des Keiles sind
- im engeren Sinn eine Bezeichnung für einen der acht Halbkeile, wenn dieser oben und mittig im Schild/Feld plaziert ist und mit seiner nach unten gerichteten Spitze in der Mitte des Schildes/Feldes zu liegen kommt.
In der Heraldik sind die Bezeichnungen für die Halbkeile nicht einheitlich und die Merkmale rechts, links, oben, unten, schräg, steigend, stürzend et cetera werden teilweise bei Beschreibung der Heroldsbilder antagonistisch verwendet (abhängig davon, wie die Lage und die Ausrichtung der Spitze eines Halbkeils interpretiert wird und davon, ob als Bezugspunkt ein Seitenrand genommen wird, aus dem der Halbkeil „herauswächst“, oder ob dieser nicht zur Bestimmung herangezogen wird).
Darstellung
Halbkeile sind allgemein von zwei schrägen Linien begrenzt, treffen mit ihren Gipfeln stets die Schild-/Feldmitte und können im gewissem Sinn aus den Grundformen Ständerkreuz beziehungsweise Halbständerkreuz abgeleitet werden. Es gibt acht Formen, nämlich:
Halbkeil
Halbkeil (nach wbo) / Gestürzter Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher) | ||
Lage | Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob am oberen Schildrand den Ort ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. | WBO-Nr.: 0531 |
Ausrichtung | Die Spitze des Halbkeils beziehungsweise ihr „Gipfel“ zeigt senkrecht nach unten zur Herzstelle des Schildes/Feldes, trifft möglichst exakt die Schild-/Feldmitte und geht niemals darüber hinaus. | |
Anmerkung | frz.: demi-pile; engl.: demi-pile Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten: Variante 1: [im Feld/Schild] oben mittig plazierter, mit seiner Spitze nach unten bis zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichteter Halbkeil |
Steigender Halbkeil
Steigender Halbkeil (nach wbo, gritzner/siebmacher) | ||
Lage | Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob am unteren Schildrand den Fußort ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. | WBO-Nr.: 0538 |
Ausrichtung | Die Spitze des Halbkeils beziehungsweise ihr „Gipfel“ zeigt senkrecht nach oben zur Herzstelle des Schildes/Feldes, trifft möglichst exakt die Schild-/Feldmitte und geht niemals darüber hinaus. | |
Anmerkung | frz.: demi-pointe; engl.: demi-pile reversed Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten: Variante 1: [im Feld/Schild] unten mittig plazierter, mit seiner Spitze nach oben bis zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichteter Halbkeil |
Eck-Halbkeile
Schräger Halbkeil
Schräger Halbkeil (nach wbo) / schräggestürzter Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher) | ||
Lage | Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob das heraldisch rechte Obereck ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. | WBO-Nr.: 0532 |
Ausrichtung | Der Halbkeil ist (heraldisch) schrägrechts gestellt; seine Spitze beziehungsweise sein „Gipfel“ zeigt schrägabwärts, trifft möglichst exakt die Schild-/Feldmitte und geht niemals darüber hinaus. | |
Anmerkung | frz.: demi-pile en bande; engl.: demi-pile bendwise issuing from dexter chief Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten: Variante 1: [im Feld/Schild] rechts oben ein schrägrechts gestellter und mit der Spitze zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichteter Halbkeil |
Schräglinker Halbkeil
Schräglinker Halbkeil (nach wbo) / schräglinks gestürzter Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher) | ||
Lage | Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob das heraldisch linke Obereck ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. | WBO-Nr.: 0533 |
Ausrichtung | Der Halbkeil ist (heraldisch) schräglinks gestellt; seine Spitze beziehungsweise sein „Gipfel“ zeigt schrägabwärts, trifft möglichst exakt die Schild-/Feldmitte und geht niemals darüber hinaus. | |
Anmerkung | frz.: demi-pile en barre; engl.: demi-pile bend sinisterwise issuing from sinister chief Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten: Variante 1: [im Feld/Schild] links oben ein schräglinks gestellter und mit der Spitze zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichteter Halbkeil |
Schräglinks steigender Halbkeil
Schräglinker steigender Halbkeil (nach wbo) / Schräglinks steigender Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher) | ||
Lage | Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob das heraldisch rechte Untereck ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. | WBO-Nr.: 0536 |
Ausrichtung | Der Halbkeil ist (heraldisch) schräglinks steigend gestellt; seine Spitze beziehungsweise sein „Gipfel“ zeigt schräglinksaufwärts, trifft möglichst exakt die Schild-/Feldmitte und geht niemals darüber hinaus. | |
Anmerkung | frz.: demi-pointe en barre; engl.: demi-pile reversed issuing per bend sinister from the angle of the dexter base up to the fess point Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten: Variante 1: [im Feld/Schild] rechts unten ein schräglinks steigender und mit der Spitze zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichteter Halbkeil |
Schrägrechts steigender Halbkeil
Seiten-Halbkeile
Rechts liegender, mit der Spitze nach links zeigender Halbkeil
Der Halbkeil, der mit seinem Flächenschwerpunkt im rechten Seitenort liegt und mit seiner Spitze nach heraldisch links zeigt, wird in der Literatur unterschiedlich bestimmt. Während beispielsweise Siebmacher/Gritzner das Heroldsbild als „Linken Halbkeil“ bezeichnen, nennt es die Wappenbilderordnung „Rechter Seitenhalbkeil“. Um Mißverständnisse auszuschließen, empfiehlt es sich, in der Wappenbeschreibung auf diese verkürzten, nicht eindeutigen Ausdrücke zu verzichten und statt dessen eine systematische und ausführliche Angabe zu dem Heroldsbild zu machen.
Linker Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher) / Rechter Seitenhalbkeil (nach wbo) | ||
Lage | Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob den rechten Seitenort ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. | WBO-Nr.: 0534 |
Ausrichtung | Der Halbkeil ist waagerecht gestellt; seine Spitze beziehungsweise sein „Gipfel“ zeigt nach heraldisch links, trifft möglichst exakt die Schild-/Feldmitte und geht niemals darüber hinaus. | |
Anmerkung | frz.: demi-pile á dextre; engl.: demi-pile issuing from dexter flank Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten: Variante 1: [im Feld/Schild] rechts liegender und mit der Spitze [waagerecht] nach links zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichteter Halbkeil |
Links liegender, mit der Spitze nach rechts zeigender Halbkeil
Der Halbkeil, der mit seinem Flächenschwerpunkt im linken Seitenort liegt und mit seiner Spitze nach heraldisch rechts zeigt, wird in der Literatur unterschiedlich bestimmt. Während beispielsweise Siebmacher/Gritzner das Heroldsbild als „Rechten Halbkeil“ bezeichnen, nennt es die Wappenbilderordnung „Linker Seitenhalbkeil“. Um Mißverständnisse auszuschließen, empfiehlt es sich, in der Wappenbeschreibung auf diese verkürzten, nicht eindeutigen Ausdrücke zu verzichten und statt dessen eine systematische und ausführliche Angabe zu dem Heroldsbild zu machen.
Rechter Ständer/Halbkeil (nach gritzner/siebmacher) / Linker Seitenhalbkeil (nach wbo) | ||
Lage | Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob den linken Seitenort ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. | WBO-Nr.: 0535 |
Ausrichtung | Der Halbkeil ist waagerecht gestellt; seine Spitze beziehungsweise sein „Gipfel“ zeigt nach heraldisch rechts, trifft möglichst exakt die Schild-/Feldmitte und geht niemals darüber hinaus. | |
Anmerkung | frz.: demi-pile á senestre; engl.: demi-pile issuing from sinister flank Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten: Variante 1: [im Feld/Schild] links liegender und mit der Spitze [waagerecht] nach rechts zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichteter Halbkeil |
Beispiele und Varianten
Halbkeile können grundsätzlich mit Heroldsbildern oder Wappenfiguren belegt sein, was jedoch nicht gebräuchlich ist, da ihre Gesamtfläche vergleichsweise gering ist. Sie können mehrfach in einem Wappen erscheinen (beispielsweise wenn ein Wappen mittels Vierung geteilt ist) oder auf einem anderen Heroldsbild liegen (belegt mit Halbkeil).
Fuchs, bewinkelt von je einem schräglinks steigenden und gestürzten Halbkeil (Vosswinkel)[1]
Oben ein Schildchen, darin links oben grüner Halbkeil, rechts unten steigender grüner Halbkeil (Niepars)[2]
Abgrenzung
- Halbkeile oder halbe Keile sind grundsätzlich von „halbierten“ Wappenfiguren zu unterscheiden. Ein „halbierter Keil“, eine „halbierte Spitze“, ein „halbierter Halbkeil“ et cetera sind Wappenfiguren, die entlang ihrer Längsachse „durch-/abgeschnitten“ sind beziehungsweise von denen nur eine Hälfte ihrer Grundfläche erscheint. Wenn in der heraldischen Literatur die Bezeichnung „Halbkeil“ beziehungsweise „halber Keil“ mit dem Ausdruck „halbierter Keil“ gleichgesezt wird, kann das zu Irrtümmern und Fehlschlüssen bei der Interpretation oder der Auslegung von Wappenbildern führen.
- Die acht Halbkeile, die im gewissem Sinn aus einem Ständerkreuz beziehungsweise aus einem Halbständerkreuz abgeleitet werden können, sind von dreiecksförmigen Heroldsbildern zu unterscheiden, die aus einer Ständerung entstehen und ähnlich wie die Halbkeile aussehen („rechte/linker, oberer/unterer Ober-/Unter-/Flankenständer“).
Weblinks
Bernhard Peter: Dreiecksformen: Spitzen, Keile, Ständer etc. - Teil 1
Einzelnachweise
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Blau ein steigender goldener Fuchs, bewinkelt von je einem goldenen schräglinks steigenden und gestürzten Halbkeil.“
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Blau mit den Stielen schräggekreuzt ein silbernes Eichenblatt und eine gestielte silberne Eichel, die Kreuzung überdeckt von einem silbernen Hammer, darüber zwischen zwei goldenen Ähren ein goldenes Schildchen, drin links oben ein grüner Halbkeil und rechts unten ein grüner steigender Halbkeil.“
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Gold neben einer schwarzen Flanke belegt von einem unteren goldenen linken Halbkeil vorne ein unterer rechter schwarzer Keil überhöht von einem grünen Wellenbalken.“