Tatzenkreuz

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Tatzenkreuz
 
faktisch
(Stein-/Sühnekreuz in Form eines Tatzenkreuzes)
 
in der Heraldik
(hier: als Heroldsbild; nach Siebmacher, 1889)
 
in der Heraldik
(hier: als gemeine Figur bzw. schwebend; Wappen von BuireW-Logo.png)

Das Tatzenkreuz (auch Mantuanisches Kreuz, Templerkreuz, Kanonenkreuz, ausgerundetes Kreuz genannt; frz.: croix pattée; engl.: cross pattee, crosse pattée, cross patty, cross formée, cross formy) ist in der Heraldik ein Kreuz mit sich zum Schild-/Feldrand verbreiternden Balkenenden.

Das Tatzenkreuz wird in der heraldischen Literatur unter anderem den Sonderformen Kreuz oder den Heroldsbildern zugeordnet (wenn das Kreuz bis zu den Schildrändern reicht) respektive den gemeinen Figuren (wenn das Tatzenkreuz nicht bis zu den Schildrändern reicht, es also schwebend im Wappen erscheint).

Darstellung

1889: In Silber ein geradearmiges rotes Tatzenkreuz (nach Siebmacher)[1]

Tatzenkreuz (Tafel V. Figur 98. 99.): ist ein Kreuz, dessen Arme sich nach dem Schildrand zu verbreitern. Das gewöhnliche Tatzenkreuz hat außerdem (Figur 99.) krumme Begrenzungslinien, das geradarmige (Figur 98.) biegt seine durch gerade Linien begrenzten Arme erst kurz vor dem Eintreffen am Schildesrand schräg nach Außen, ist aber sehr selten. Dieses Kreuz als Hochkreuz (siehe dies ..) ist die Dekoration des Christus-Ordens.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]
Formen des Tatzenkreuzes (das dritte ähnlich dem Prankenkreuz)

Das Tatzenkreuz ist in den verschiedensten abgewandelten Formen zu finden, so unter anderem in Wappen, Fahnen und Orden.

Name Erläuterung
Coa Illustration Cross Pattee concave arms, straight ends.svg (Gemeines) Tatzenkreuz Beim eigentlichen Tatzenkreuz sind die Kanten der Kreuzarme konkav gebogen; die Begrenzungslinie, die die beiden Kantenlinien eines Kreuzarmes horizontal oder vertikal verbindet, ist gerade (oder folgt dem Schildrand, wenn das Tatzenkreuz als Heroldsbild erscheint).
Coa Illustration Cross Pattee 3.svg Flach gebogenes Tatzenkreuz Bei einem flach gebogenen Tatzenkreuz verlaufen die Bogen der Kreuzarme flacher als beim gewöhnlichen Tatzenkreuz und die Enden der Kreuzarme sind nur etwa halb so breit.
Coa Illustration Cross Pattee 4.svg Fußgebogenes Tatzenkreuz Bei einem fußgebogenen Tatzenkreuz verlaufen die Kreuzarme vom Kreuzzentrum aus bis etwa zur Hälfte des Kreuzarmes gerade und sind nur am Ende der Arme gebogen.
Coa Illustration Cross Pattee 6.svg Die vom Deutschen Orden benutzte andere stark abgesetzte Form des Tatzenkreuzes mit geraden Armen, die nur am äußeren Ende verbreitert sind, wird auch Prankenkreuz genannt. Seine Farben waren schwarz auf weißem Grund. Cross templars.gif
Coa Illustration Cross Pattee wedge.svg Geradarmiges Tatzenkreuz Von der eigentlichen Form des Tatzenkreuzes mit gebogenen Außenlinien der Kreuzarme unterscheidet sich das geradarmige Tatzenkreuz Lungern-coat of arms.svg.[3]
Muster-Quadriertes-Tatzenkreuz.png Quadriertes Tatzenkreuz Ein Viereck in der Kreuzmitte macht es zum quadrierten Tatzenkreuz.
Arms of the Collier family of Blockley.pngCoa Illustration Cross Patty fitchy.svg Tatzenkreuz, der untere Arm komplett als Spitze ausgezogen Ist der ganze unteren Arm eines Tatzenkreuzes spitzauslaufend und erinnert an einen einzigen großen „Dorn“, wodurch das Tatzenkreuz erscheint, als ob es in den Boden „gesteckt“ werden könnte, wird es bei Oswald, Scheibelreiter oder bei anderen heraldischen Autoren teilweise mißverständlich als Nagelspitzenkreuz, „fußgespitzes Tatzenkreuz“, „Fußspitzentatzenkreuz“ oder ähnlich bezeichnet.

Nagelspitzenkreuz: schwebendes Tatzenkreuz, dessen unterer Arm in einen Dorn ausläuft.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[4]
Ein in dieser Art zugespitztes Tatzenkreuz gehört zu den Steckkreuzen.
Muster-Nagelspitzentatzenkreuz.png Nagelspitzentatzenkreuz Sind an den Armenden eines Tatzenkreuzes mittig Spitzen angebracht, nennt man es Nagelspitzentatzenkreuz oder endgespitztes Tatzenkreuz.

Nagelspitzentatzenkreuz: Tatzenkreuz, an dessen Enden sich in der Mitte Spitzen befinden.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[4]
Coa Illustration Cross Malte 1.svg Das Malteserkreuz bzw. Johanniterkreuz Malteserkreuz.svg wiederum ist eine Abwandlung dieser Kreuzform und hat Einkerbungen an den Enden der Kreuzbalken.
Coa Illustration Cross Patee forked.svg
Coa Illustration Kreuz Weihe.svg Das ursprüngliche alte Weihekreuz (Apostelkreuz, päpstliches Kreuz, crux signata) Weihekreuz.svg, das nimbiert ist, ist auch in Kombination mit einem Tatzenkreuz gebräuchlich.
Eisernes Kreuz Klasse2 WK1 Rueckseite.png Das Eiserne Kreuz und das Hoheitszeichen der Bundeswehr Bundeswehr Kreuz.svg haben ebenfalls die Form eines Tatzenkreuzes, werden aber im Allgemeinen nicht so bezeichnet.

Kugelbesetztes Tatzenkreuz

Beim kugelbesetzten Tatzenkreuz (frz.: croix pattée pommetée; engl.: cross formy pommetty at the ends) sind die 4 Arme am Ende mit Kugeln besetzt. Erscheinen die Kugeln in einer anderen heraldischen Farbe als der Rest des Kreuzes, ist dies zu melden.

Sternbesetztes Tatzenkreuz

Beim sternbesetztes Tatzenkreuz (frz.: croix pattée ètoilée; engl.: cross formy with a mullet at the end of each arm) sind die 4 Arme am Ende mit Sternen besetzt. Erscheinen die Sterne in einer anderen heraldischen Farbe als der Rest des Kreuzes, ist dies zu melden.

Doppeltatzenkreuz

Das Doppeltatzenkreuz (frz.: croix doublement pattée; engl.: cross formy surmounted in the centre of another) ist nach der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) ein Tatzenkreuz, dessen Fläche mit der Fläche eines zweiten „verschmolzen“ ist, das auf dem Zentrum des anderen liegt.

Wenn in einem Wappen Doppelkreuze wie das Patriarchenkreuz oder das Lothringer Kreuz oder doppelkreuzförmige Hauszeichen „tatzenkreuzförmig“ geformt sind beziehungsweise konkav gebogene, sich verbreiternde Begrenzungslinien besitzen, werden sie ebenfalls manchmal als Doppeltatzenkreuz bezeichnet.

Verwendung und Verbreitung

Viele Bistümer und Abteien, aber auch Familien, politisches respektive hoheitliche Institutionen o. ä. führen das Tatzenkreuz in ihren Wappen. Je nach Wappen erscheint es unterschiedlich ausgeprägt und in einer speziellen heraldischen Tinktur (Farbgebung).

Mandeln („Comminges-Kreuz“)

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Mandeln (Heraldik)

Im Wappen der Grafen von CommingesW-Logo.png erschien ursprünglich ..

„(..) in Silber ein rotes Tatzenkreuz (..); irrigerweise hat man später diesen Schild als vier silberne Mandeln in rotem Felde beschrieben.“

D. L. Galbreath; Léon Jéquier: 1942/1990[5]

Das im Wappenschild als „Tatzenkreuz mit einem umfassenden Schildrand“ dargestellte Motiv ist einer metallenen Schildverstärkung des Kampfschildes der Comminges nachempfunden.[5]

Wallis und Futuna

Das französisches Überseegebiet Wallis und FutunaW-Logo.png führte zeitweise ein Tatzenkreuz in Flagge und Wappen.

Etymologie

Flagge des Herzogtums Mantua 1575-1707
  • Der Ausdruck Tatzenkreuz beinhaltet den Begriff TatzeW-Logo.png, vermutlich in Anlehnung an das französische la croix pattée („füßiges Kreuz“), von patte, was Fuß/Pfote/Tatze meint, insbesondere von einem Tier. Im Allgemeinen beschreibt der Ausdruck die Verdickungen an den vier Kreuzarmen, jeweils vergleichbar zum Beispiel mit vierfüßigen Kelchen oder vierfüßgen Armleuchtern.
  • Der Ausdruck Templerkreuz bezieht sich auf den Templerorden. Das Tatzenkreuz war in roter Farbe auf weißem Grund das Wappen des Templerordens. Es fand sich auch auf der schwarz-weißen Templerfahne (auch Baucent oder Beauceant genannt). Ursprünglich war das rote Kreuz auf weißem Grund allein den Kreuzfahrern vorbehalten. Der Schutzpatron des Templerordens zur Zeit seiner Gründung, Bernhard von Clairvaux erreichte aber beim Papst für die Templer das Recht, ebenfalls das Kreuzfahrerkreuz tragen zu dürfen, und zwar mit dem Argument, dieser Orden befände sich im permanenten Kreuzzug.
  • Der Ausdruck Mantuakreuz („mantuanisches Kreuz“) bezieht sich auf das Herzogtum MantuaW-Logo.png, das als Symbol ein rotes Kreuz führte, welches teilweise in der typischen Tatzenkreuzform dargestellt wurde.
  • Der Ausdruck Kanonenkreuz bezieht sich auf das österreichische Armeekreuz 1813/1814 und lehnt sich an den Freiheitskampf der Tiroler gegen Napoleon an[6].

Wappenbilderordnung

  • Das Tatzenkreuz wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Kreuze unter der Nr. 0355 aufgenommen.
  • Das Doppeltatzenkreuz wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Kreuze unter der Nr. 0357 aufgenommen.
  • Das Kugelbesetzte Tatzenkreuz wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Kreuze unter der Nr. 0358 aufgenommen.
  • Das Sternbesetzte Tatzenkreuz wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Kreuze unter der Nr. 0359 aufgenommen.

Schriftzeichen

In UnicodeW-Logo.png ist im Unicodeblock DingbatsW-Logo.png als U+2720 maltese cross ein Zeichen enthalten, dessen in den Codetabellen verwendete Glyphe[7] jedoch tatsächlich ein Tatzenkreuz darstellt.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Tatzenkreuz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wappenbeschreibung: „In Silber eine geradearmiges rotes Tatzenkreuz und eine blaue rechte Vierung, darin ein ovaler, aufrechter. goldengefaßter Handspiegel, dessen Griff von einer züngelnden silbernen Schlange umwunden wird.“
  2. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 35. Tafel 5. Figuren 98. und 99.
  3. hier im Wappen von Lungern OW
  4. 4,0 4,1 Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984.
  5. 5,0 5,1 Galbreath, D. L.; Jéquier Léon: Handbuch der Heraldik. Augsburg 1990. S. 158, 162.
  6. Ein Kanonenkreuz-Veteran. †. In: Badener Bezirks-Blatt, 18. Februar 1882, S. 5 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/bbb
  7. Code Tables — Dingbats. Unicode Consortium, abgerufen am 2. August 2012.
Muster-Wappenschild-Info.png

Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Tatzenkreuz“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 09. Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.