Teufel (Heraldik)
(nachträglich koloriert)
Der Teufel (von griechisch Διάβολος, Diábolos, wörtlich ‚der Durcheinanderwerfer‘ im Sinne von ‚Verwirrer‘, ‚Faktenverdreher‘, ‚Verleumder‘; lateinisch diabolus; frz. diable; engl. devil) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur, die in verschiedenen Varianten erscheint.
Darstellung
Grundsätzlich lehnt sich die heraldische Darstellung der gemeinen Figur „Teufel“ an die überlieferten Motive des Teufels in der bildenden Kunst und des Volksmunds an. Da Abbildungen des christlichen Teufels oft auf ursprünglich heidnische Götterdarstellungen zurückgehen, die in christlicher Weise umgedeutet, konvertiert und als Teufel abgewertet wurden, besteht in der Darstellung teilweise eine weitgehende Übereinstimmung mit dem griechischen Gott Pan, einem Troll oder anderen Fabelwesen. Es gibt jedoch keine exakten heraldischen Vorgaben, wie der Teufel in einem Wappen erscheinen sollte.
Meist wird der Teufel als ein Mischwesen aus Mensch und diversen Tierattributen dargestellt. Die tierischen Körperteile variieren je nach Wappenaufriss. Unabhängig von den Tier-/Menschattributen besitzt der Teufel häufig spitze Ohren und Hörner. Spezifische Teufelsattribute, die fester Bestandteil eines Teufelsmotivs im Wappen sein sollen, sind zu melden. Mögliche Teufelsattribute sind zum Beispiel:
- Menschkopf mit/ohne (Widder-)Hörnern und spitzen Ohren, mit hässlichem Gesicht und langer Habichtsnase
- Tierkopf (Drache, Hahn ...) mit/ohne spitzen Ohren, (Widder-)Hörnern usw.
- Mit/ohne Fledermausflügel
- Mit/ohne ausgeprägten Gemächt
- Mit/ohne überlange Gliedmaße (Finger et cetera)
- Mit/ohne Tierbeine und -füße (Bocks-, Pferde-, Ochsenbeine oder ähnliches)
- Mit/ohne Bart
- Mit/ohne Dreizack
- Behaart/unbehaart
Häufig wird der Teufel mit einem Tierschwanz (Ochsen-, Schlangen-, Drachen-, Ziegenschwanz oder ähnliches) dargestellt. Er erscheint aber auch ohne Schwanz.
Der Teufel wird normalerweise in Schwarz oder Rot eingefärbt, manchmal auch in Grün, selten in anderen heraldischen Tinkturen.
„Der Teufel (Tafel XXII. Figur 36.) erscheint sowohl in der Form wie hier, aber auch ohne Kopf, denselben an der Schamstelle tragend, wie im Wappen der Schwedisch-Dänischen Troll(e). Öfters wie im Schilde kommen Teufelsrümpfe als Helmkleinode vor, beispielsweise auf dem Helme der Kress von Kressenstein, der Schenk von Winterstetten (nach Grünenberg) und Anderen (..)“
Teufel als Schildhalter
Die Figur Teufel ist in der Heraldik auch als Schildhalter gebräuchlich.
Galerie
Gehörnter, armloser Teufel („Dämon“) mit sechs Pranken, der Körper fischgeschwänzt
(Wappen Sissink, Groningen)Teufelsrumpf im Siegel der Familie Teufel, Niederösterreich (1365, nach Siebmacher)
Widersehender Teufel mit Dreizack (Talkau)
- Teufel, vom Erzengel Michael zu Boden gedrückt
Wappenbilderordnung
- Das Phantasiewesen „Teufel“ wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 6831 aufgenommen.
Abgrenzung
Die Unterschiede zwischen den Darstellungen der gemeinen Figuren „Teufel“ und „Troll“ sind fließend, so daß die Motive leicht verwechselt werden. Zuweilen wird der Troll mit dem Teufel gleichgesetzt. Auch andere gemeine Figuren charakterisieren in der Heraldik den Teufel. Unter anderem werden folgende Motive je nach spezifischer Wappengeschichte teilweise als Darstellung des Teufels interpretiert: Mohr (beziehungsweise Darstellungen von Menschen in schwarzer Tingierung), Basilisk, Drache, Schlange, Schlangenlöwe sowie diverse andere Chimärendarstellungen.
Teufelartige Motive
Unspezifische oder schwer zu identifizierende Wappenmotive werden manchmal ungenau als Teufel, Teufelskopf, Teufelsfratze oder ähnliches beschrieben (insbesondere wenn der Familienname „Teufel“ lautet). In einigen Fällen scheint im Laufe der speziellen Wappengeschichte aus einem „normalen“ Wappentier (z. B. Drache) ein Teufel zu werden, in anderen Fällen scheinen die Wappenführenden das Teufelsmotiv durch ein anderes Motiv ausgetauscht zu haben. Es ist nicht auszuschließen, daß manche Wappen mit Teufeldarstellungen gar nicht geführt wurden, sondern als Spottwappen entworfen wurden. Im Zweifelsfall ist der Teufel als Wappenmotiv nur durch umfangreiche Forschungen zu verifizieren oder zu falsifizieren, teilweise wird offen bleiben, wie, wann, warum und ob der Teufel, der als Verkörperung des Bösen gilt, tatsächlich im jeweiligen Wappen erscheint.
Midaskopf, Midasbüste, Midasrumpf


Die Figur Midaskopf/-büste/-rumpf wird in der Literatur teilweise fälschlich als „Teufelsfratze“, „Teufelsgesicht“, „Teufelsmaske“ oder ähnlich beschrieben. Die Verwendung dieser Ausdrücke verweist auf die mittelalterliche Auffassung, dass der Esel bei der Schöpfung die langen Ohren des Teufels erhielt. Im Wappenwesen ist die Figur „Teufel“ jedoch streng von der Figur „Midaskopf/-büste/-rumpf“ zu unterscheiden. Letztere ist stets als Menschenkopf mit Menschengesicht auszuführen, dessen einzige Besonderheit die langen Tierohren sind; erstere eher als Fabel-/Dämonen-/Neidkopf mit einem fratzenhaft-verzerrten, verunstalteten, hässlichen, möglicherweise furchteinflößenden, grimassierenden Menschengesicht und einer Vielzahl animalischer Attribute (Tierhörnern, Habichtsnase, vergrößerten Eck-/Fangzähnen, zottiges Fellhaar, die Ohren eher fledermaus-, weniger eselsartig stilisiert et cetera) sowie womöglich mit anderen Eigenschaften, die im Kontext mit einem Teufelsmotiv gebräuchlich sind (zum Beispiel Feuerflammen, die aus Gesichtsöffnungen wie den Ohren hervorschlagen).
Weblinks

Einzelnachweise
- ↑ Quelle: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889 - Menschen und Deren Körpertheile - Weibslöwe)
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, II. Band, 1. Abteilung; Der Adel des Königreichs Bayern; Verfasser: O. T. von Hefner; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1856. S. 39, Tafel 38