Wappenbilderordnung
Wappenbilderordnung (manchmal auch Wappenschlüssel, Wappensammlung, Wappen-Schematismus oder ähnlich genannt; englisch ordinary of arms, ordinary of armorials) ist in der Heraldik die allgemeine Bezeichnung für eine Systematisierung von Wappenbildern, Wappenbestandteilen und Wappenmotiven in wohldefinierte Gruppen und/oder Klassifikationsbäumen.
Funktion
Die Funktion einer Wappenbilderordnung besteht u. a. darin:
- Ein bestimmtes Wappen, dessen Träger nicht bekannt ist, leichter identifizieren zu können.
- Heraldische von unheraldischen Wappenbildern abzugrenzen.
- Wappenkünstlern und Wappenstiftenden die Auswahl eines Motivs zu erleichtern.
- Wohldefinierte Blasonierungen zu ermöglichen.
Verbreitung
In Deutschland aber auch international gibt es sehr verschiedene Wappenbilderordnungen. Zu wichtigen nach Wappenbildern, Familiennamen oder ähnlichem geordneten heraldischen Werken gehören beispielsweise:
- Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo, hrsg. vom Herold - Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin. Bearb. von Jürgen Arndt und Werner Seeger, 2 Bde, 2. ergänzte u. berichtigte Aufl., Neustadt a. d. Aisch 1990-1996 (kurz: WBO). Bd. 1.: Wappenbilder; Bd. 2: General-Index.
Editorische Notiz: Zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner (Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890). - Dictionnaire des figures héraldiques von Théodore de Renesse, das eine Umarbeitung des 1884 bis 1887 in der 2. Auflage erschienen Werkes von Johannes Baptista Rietstap Armorial Général darstellt. „Während Rietstap die 116.000 Nachweisungen von Familienwappen in alphabetischer Folge der Familiennamen wiedergibt, hat Renesse den gleichen Bestand an Wappen nach Bildern geordnet.“[1]
- Ordinary of British Armorials von John Woody Papworth
- Tirolisch-Voralbergischer Wappenschlüssel von Konrad Fischnaler
- Wappenbücher, Wappensammlung, Wappenrepertorium von Eduard Zimmermann
- Wappenbilderlexikon, Wappen-Schematismus von Julius Dielitz
Wappenbilderordnung (WBO) Herold
Die im deutschsprachigen Raum bekannteste und bedeutendste Wappensystematik ist die „Wappenbilderordnung“ (kurz: WBO) des Herold (Verein):
Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo, hrsg. vom Herold - Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin. Bearb. von Jürgen Arndt und Werner Seeger, 2 Bde, 2. ergänzte u. berichtigte Aufl., Neustadt a. d. Aisch 1990-1996 (kurz: WBO).
Band 1.: Wappenbilder
Band 2: General-Index
Editorische Notiz: Zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner (Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).
Wie alle anderen Wappenbilderordnungen besitzt die WBO aufgrund vieler Kompromissse bei der Klassifikation der Wappen-Abbildungen jedoch keine normgebende Bedeutung außerhalb des „Herold“. Viele Vertreter der traditionellen Heraldik orientieren sich bei der WBO nur dort, wo sie mit Maximilian Gritzners Grundsätze der Wappenkunst, verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie übereinstimmt und lehnen vorkommende Neuordnungen ab.
Das Werk wurde von Jürgen Arndt und Werner Seeger zusammengestellt und erschien 1996 in zweiter Auflage.
Die Systematik:
- Ordnung der Schildteilungen
- 0000-0010 Ledige Schilde und Farben, siehe auch: Lediger Schild und Heraldische Farben
- 00 Farbe unbestimmbar
- 01 Gold
- 02 Silber
- 03 Rot
- 04 Blau
- 05 Grün
- 06 Schwarz
- 07 Purpur
- 08 Naturfarben
- 09 Verwechselte Farben
- 0010-0089 Pelzwerk, siehe auch: Pelzwerk
- 0010 Hermelin
- 0011 Goldhermelin
- 0012 Gegenhermelin
- 0013 Goldenes Gegenhermelin
- 0014 Natürliches Hermelin
- 0021 Kürsch, Fehwamme, Grauwerk
- 0022 Kürsch-Hermelin
- 0025 Schuppenfeh, Schmetterlingsfeh
- 0026 Bogenschuppenfeh
- 0027 Bogenschuppenfeh mit Hermelin
- 0031 Eisenhutfeh
- 0032 Sturzfeh
- 0033 Pfahlfeh
- 0035 Gegenfeh
- 0037 Wechselfeh, Wogenfeh
- 0038 Buntfeh
- 0041 Wolkenfeh
- 0042 Sturzwolkenfeh
- 0044 Wolkengegenfeh
- 0051 Doppelwolkenfeh
- 0052 Sturzdoppelwolkenfeh
- 0061 Dornenfeh
- 0063 Lappenfeh
- 0081 Krückenfeh
- 0082 Sturzkrückenfeh
- 0090-0099 Schildborde und Mittelschildchen, siehe auch: Schildborde (Hauptgruppe)
- 0100-0149 Senkrechte Teilungen (Spaltungen), siehe auch: Spaltungen (Hauptgruppe)
- 0150-0199 Waagrechte Teilungen, siehe auch: Teilungen (Hauptgruppe)
- 0200-0229 Kombination von senkrechten und waagerechten Teilungen, siehe auch: Teilungen: Senkrechte und waagerechte (Hauptgruppe)
- 0230-0299 Vierungen, Schach, Ort, Schindeln, siehe auch: Vierungen (Hauptgruppe)
- 0300-0399 Kreuze, siehe auch: Kreuz (Heraldik)
- 0400-0499 Schrägteilungen
- 0500-0599 Kombination von Schrägrechts- und Schräglinksteilungen (Spitzen, Keile, Sparren)
- 0600-0699 Schrägvierungen, Rauten, Wecken, Spindeln
- 0700-0799 Schrägkreuze
- 0800-0899 Kombination von Schräg- mit senkrechten und waagerechten Teilungen (Deichsel, Göpel, Schrägkrücke, Ständerung, Spickel, Vielecke)
- 0900-0999 Kurvenschnitte, Kugel, Ringe
- 0000-0010 Ledige Schilde und Farben, siehe auch: Lediger Schild und Heraldische Farben
- Ordnung der gemeinen Figuren
WBO-Code Siehe Kategorie 1000-1999 Himmelskörper und unbelebte Erde 2000-2999 Pflanzen 3000-3999 Niedere Tiere (Insekten, Amphibien, Fische) und Wassersäugetiere 4000-4999 Vögel 5000-5999 Säugetiere 6000-6999 Fabelwesen 7000-7999 Menschen und übersinnliche Wesen 8000-8999 Werke von Menschenhand 9000-9999 Andere Erzeugnisse von Menschenhand
- Ordnung der heraldischen Zuordnungsbegriffe
- -100 bis -199 Sonderformen der Begrenzungslinien
- -200 bis -299 Teilungslinien als belegende Figur bei Heroldsbildern und gemeinen Figuren
- -300 bis -399 Stellung im Schilde (Felde) bei einer oder mehreren gleichrangigen Figuren (Heroldsbildern oder gemeinen Figuren)
- -400 bis -499 Stellung mehrerer Figuren (der gleichen oder verschiedener Art) zueinander
- -500 bis -599 Beziehung von Haupt- und Nebenfiguren
- -600 bis -699 Art der Darstellung der Einzelfigur bei einer oder mehreren gleicher Art
- -700 bis -799 Teile ganzer Figuren (bei Pflanzen, niederen Tieren, Vögeln, Säugetieren und Menschen) sowie deren Verstümmelungen und Abnormitäten
- -800 bis -899 Hervorhebung einzelner Teile ganzer Figuren bei andersfarbiger Darstellung
- -900 bis -999 Vervielfachung von Figuren (Heroldsbildern und gemeinen Figuren) gleicher Art
Kritik
Wappenbilderordnungen bilden grundsätzlich nicht alle theoretisch vorkommenden Wappenbilder ab, sondern nehmen Rücksicht auf die Bedürfnisse einer selbsdefinierten, oftmals dem Zeitgeist unterworfenen Praxis. Jedes bislang vorgelegte Wappenbildordnungsprinzip bietet daher Vorzüge, aber auch gravierende Mängel und Nachteile im Bezug auf die innere Logik.
Einzelnachweise
- ↑ Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter) mit Wappenskizzen von Lothar Müller-Westphal: Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - Wappenbilder. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). 2., ergänzte und berichtigte Auflage. Band I. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1996, ISBN 3-87947-110-X, S. 375 (447 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).