Weihekreuz
Das Weihekreuz (auch Apostelkreuz, Einweihungskreuz, Konsekrationskreuz, mißverständlich Sühnekreuz oder ähnlich genannt; lat.: crux signata; frz.: croix de consécration; engl.: consecration cross) ist
- in einem weiten Sinn jedes Kreuz, das an den Innen- oder Außenwänden eines christlichen Bauwerks (Kirche, Kathedrale, Dom) den Ort anzeigt, wo es mittels Chrisam
oder Weihwasser
geweiht
wurde.
- im Wappenwesen (Heraldik) eine seltene gemeine Figur
Der Form nach gehört ein Weihekreuz gewöhnlich zur Gruppe der Radkreuze, kann aber auch in anderen Kreuzformen gestaltet sein.
Darstellung

Die Weihekreuz-Figur der Heraldik ist nur dem Prinzip nach eine Kombination aus einem gemeinen Kreuz und einem Kreisring, der das Kreuz umgibt; gewöhnlich sind die Linien der Kreuzarme aber nicht gerade, sondern zum Kreisring hin nach außen gebogen und Formen nachempfunden, die sich aus der Arbeit der Steinmetze ergeben, die Weihekreuze der Einfachheit halber mit Zirkeln konstruierten. Wenn die Kreuzarme in einer anderen Kreuzform (zum Beispiel als Tatzenkreuzarme, Grabkreuzarme, Zirkelschlagkreuzarme und so weiter) erscheinen, sollte dies gemeldet werden.[1]. Alle Kreuzarme berühren den Kreisring und die Tingierung setzt sich nur zur Feldfarbe des Wappens ab.
Links silbernes romanisches Weihekreuz
(Attenhofen)[2]
Unten ein rotes „Weihe-/Radkreuz“
(Otze))
Abgrenzung
Die heraldische Weihekreuz-Figur ist der Form nach mit anderen Radkreuzen (Kreuznimbus, Keltenkreuz, Questenkreuz et cetera) verwandt, sollte aber von diesen im Blason und nach Möglichkeit auch in der Gestaltung im Wappenaufriss deutlich abgegrenzt werden.
Apostelkreuz
In manchen Kirchen nimmt das Weihekreuz den Platz der Apostelleuchter ein oder derselbe wird unter diesem befestigt. Es wird daher auch Apostelkreuz genannt. Teilweise ist das Apostelkreuz der Form nach anders als das Weihekreuz gestaltet, was zu melden ist. Apostelkreuze sind vor allem in katholischen und vorreformatorischen Kirchen zu finden.
Apostelkreuz mit Apostelleuchter (Abtei Saint-Jean de Sorde
)
Päpstliches Kreuz
Bis zur Reformation wurde die Form des Weihekreuzes auch als päpstliches Hoheitszeichen verwendet, deshalb findet man auch die Bezeichnung Päpstliches Kreuz. Es ist allerdings vom heutigen Papstkreuz zu unterscheiden, das eine Abwandlung des Patriarchenkreuz mit drei Querbalken darstellt.
Standort und Verwendung
Typischerweise können bis zu zwölf Weihekreuze auf den Wändern oder Säulen innerhalb einer christlichen Bauwerks verteilt erscheinen, weitere können auf Türrahmen, Säulen oder in Ecken oder außen am jeweiligen Gebäude angebracht sein. Die genaue Anzahl hängt im Einzelfall von der Epoche (Romanik, Gotik, Renaissance), der Art des Christentums, dem verwendeten Ritual, der Form des Gebäudes oder ähnlichem ab. Darstellungen von Weihekreuzen finden sich auch in der Mensa (Deckplatte) von Altären oder auf liturgischen Geräten
. Gewöhnlich sind Weihekreuze auf Gips gemalt, geschnitzt, in Steinmauern eingraviert oder aus einem robustem Material hergestellt und an den Wänden befestigt.
Kirchen mit Weihekreuzen
Nachstehend eine kleine Auswahl an Kirchen mit Weihekreuz.
Dänemark
In den Bornholmer Rundkirchen, der Nylars Kirche
und der Ny Kirke
befinden sich an den Innenwänden der Rundschiffe je ein Weihekreuz.
Norwegen
In den norwegischen Kirchen, Reinli, Fisker und Slidredomen
befinden sich Weihekreuze. In der Stabkirche Reinli
(bei Fagernes in Valdres
, um 1250 bis 1300 errichtet) sind die Weihekreuze in blauer Farbe auf die Holzwände gemalt. In der Holzkirche Fisker (bei Fåberg
, in Maihaugen
in Lillehammer
, um 1459 errichtet) sind die Weihekreuze in die Holzwände geschnitzt. In der Steinkirche Slidredomen (in der Gemeinde Vestre
, Slidre, Oppland
, im 11. Jahrhundert errichtet) befindet sich ein an die Steinwand gemaltes rotes Weihekreuz.
Portugal
In Portugal befindet sich in der alten Kathedrale Sé Velha von Coimbra
(um 1140 errichtet) ein in das Mauerwerk geritztes Weihekreuz.
Einzelnachweise
- ↑ Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
- ↑ Eintrag zum Wappen von Weihekreuz in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
Weblinks
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Weihekreuz“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 14. Juni 2017 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.