Wolfsangel
Die Wolfsangel ist ein Jagd-/Fanggerät für Wölfe, das als heraldische Figur häufig in Wappen dargestellt wird (siehe: →Wolfsangel (Heraldik)). Die Wolfsangel besteht aus drei Teilen:
- Dem Wolfsanker, das ist ein halbmond- bzw. bogenförmiges Eisen, das unten eine Öse besitzt. Der Wolfsanker hat die Aufgabe, das Jagdgerät in etwas Stabilen wie zum Beispiel einen Baum zu verankern. Hierbei wurde der obere Haken an einem Baum befestigt (eingeschlagen oder in eine Astgabelung eingehängt),
- Einem Doppelhaken mit Öse, an dem der Köder (Kadaver) in etwa 2 m Höhe für den Wolf befestigt wird. Der Doppelhaken spießt sich nach dem Anhieb (Schnappen oder Verschlingen des Köders durch den Wolf) durch Zugbewegungen/-kräfte in den Wolfsrachen und verhindert dessen Flucht.
- Der Wolfskette, die Wolfsanker und Doppelhaken miteinander verbindet.
Funktion
Die aus Eisen geschmiedeten Wolfsangeln wurde über Jahrhunderte zum Fang von Wölfen verwendet. Die mit Widerhaken versehenen Enden wurden mit Ködern (zum Beispiel mit den Eingeweiden erlegter Jagdtiere) bestückt und an einem Baum so hoch aufgehängt, dass der Wolf danach springen musste, um zuschnappen zu können. Der Wolf blieb mit dem Maul hängen und verendete. Den ersten schriftlichen Nachweis findet man im Capitulare de villis[1] aus dem späten 8. Jahrhundert. 1617 wurde die Funktion der Wolfsangel so beschrieben: „Ein Wolffs Angel, die man hengt und ein Aas daran thuet, wenn das Thier danach springt, so bleibt es mit dem Maul davon hängen.“
Der Kunsthistoriker R. König-Warthausen hat 1889 in den „Württembergischen Vierteljahresheften für Landesgeschichte“ die Wolfsangel folgendermaßen beschrieben: „Es handelt sich um ein zehn Zentimeter langes, beiderseits zugespitztes Flacheisen, das auf jeder Seite einen spitzwinklig eingeschnittenen, je nach dem anderen gegenüberstehenden Widerhaken hat. In der Mitte ist das Eisen durchbohrt und hängt an einer 40 Zentimeter langen Kette. Am oberen Teil der Kette befindet sich ein halbmondförmiger, in einen Dorn auslaufender Anker.“
Mit dem halbmondförmigen Anker wurde die Kette an einem Baum befestigt. Teile des Fanggeräts finden sich häufig in Wappen, laut Peter Kötz der Anker (oft ebenfalls als „Angel“ bezeichnet) vorwiegend im süddeutschen, die Angel vorwiegend im nord- und westdeutschen Raum.
Andere Wolfsangeln waren mit einem Federmechanismus versehen, der sich beim Zuschnappen auslöste und die Widerhaken in den Rachen trieb. Diese Fallenart konnte auch am Boden ausgelegt werden. Erste Erwähnungen zu Wolfsangeln finden sich in den Capitulare de villis, einer detaillierten Vorschrift über die Verwaltung der Krongüter Karls des Großen, die vermutlich 812 n. Chr. geschrieben wurde; noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde diese tierquälerische Fangart weitergeführt.[2]
Funde
Bei Ausgrabungen auf der Falkenburg in Detmold kamen im Jahre 2009 in einem Keller des 13. Jahrhunderts über 25 Wolfsangeln[3] zutage. Dieser Fund wird als Hinweis darauf gedeutet, dass die Bedrohung der Burgbewohner durch Wolfsrudel in den umgebenden Wäldern dieser Höhenburg groß gewesen sein muss.[4]
Die Wolfsangel als Forstzeichen in Norddeutschland
Die Wolfsangel als Symbol hat im Forstbereich eine weit zurückreichende Geschichte. Bereits in einem 1616 geschlossenen Grenzvertrag zwischen Braunschweig-Lüneburg und Hessen wurde die braunschweigische Grenzmarkierung „als ein Wulffsangel“ bezeichnet. Sie wurde nicht nur auf Grenzsteinen eingesetzt, sondern es gibt auch Nachweise über den Gebrauch im Schriftverkehr der Forstämter aus dem Jahre 1674.
Später wurde die Wolfsangel auch als Symbol auf Forstuniformen verwandt. In einem Aktenkonvolut (Schriftstück) von 1792 werden die Stellungnahmen der Oberforstmeister zu einer neuen Forstuniform wiedergegeben. Hierbei schlägt der Oberforstmeister Adolf Friedrich von Stralenheim vor, die Uniformknöpfe mit den Buchstaben „GR“ und einem Symbol zu versehen. Das von ihm zeichnerisch dargestellte Symbol glich der Wolfsangel, wurde aber von ihm selbst als „Forstzeichen“ beschriftet.
König Ernst August von Hannover machte die Wolfsangel dann Mitte des 19. Jahrhunderts offiziell zum Symbol des hannoverschen Forst- und Jagddienstes. Dem Wappenbild mit einem auf dem Rasen laufenden Sachsenross wurde eine Wolfsangel zugefügt. Diese wurde somit Bestandteil verschiedener Uniformteile wie Knöpfen, Epauletten, Leibkoppelschlössern und Schulterriemenbeschlägen. Die Wolfsangeln fanden sich auch auf den Forstkoppelschlössern des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, jedoch mit genau entgegengesetzter Ausrichtung der Haken.
Später wurde die Wolfsangel auch als alleiniges Abzeichen in Messing an den Dienstmützen und auf den Knöpfen der hannoverschen Forstaufseher getragen. Im Braunschweigischen wurde sie den privaten Forst- und Jagdaufsehern ebenfalls als Dienstabzeichen an der Kopfbedeckung vorgeschrieben.[5]
Noch immer wird die Wolfsangel in verschiedenen Forstrevieren in Niedersachsen als Grenzmarkierung, insbesondere bei Abteilungsgrenzen, eingesetzt. Dieser Brauch scheint schon mindestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts zu existieren. So schrieb Heinrich Burckhardt 1875 in einem Beitrag über die „Sprache im Walde“ auch etwas über die Wolfsangel. Unter anderem bezeichnet er das liegende oder auch stehende Wolfsangelzeichen als Ritzmarke, „die er {der Forstmann} mit dem Reißhaken schnell in die Rinde der Bäume hineinreißt.“ Heute wird der Reißhaken häufig durch die Farbsprühdose ersetzt.
Auch im Jagdbereich hat sich die Wolfsangel bis heute erhalten. So ist sie Bestandteil des Wappens der Landesjägerschaft Niedersachsen und des „Vereins Hirschmann“, der sich um die Zucht und jagdliche Ausbildung der Hannoverschen Schweißhunde kümmert.
Formen in der Heraldik
Weitere Verwendungen der Wolfsangel
Der Heide-Dichter Hermann Löns setzte unter seine Unterschrift ab 1905 häufig das Zeichen der Wolfsangel. Aus diesem Grunde verwendet der „Verband der Hermann-Löns-Kreise in Deutschland und Österreich e.V.“ (kurz: Löns-Verband) es in seinem Logo.
Verbotene Verwendung
Die Wolfsangel wird teilweise von Rechtsextremisten und Neonazis in aller Welt benutzt. So trug zum Beispiel schon in den 1930er Jahren die von Hermann Bickler gegründete elsässisch-autonomistische Jungmannschaft zu brauner Uniform eine Armbinde mit der Wolfsangel.[6] Auch die 1982 als verfassungsfeindlich verbotene Junge Front (Jugendorganisation der Volkssozialistische Bewegung Deutschlands / Partei der Arbeit) benutzte die Wolfsangel als Erkennungszeichen.
Die Wolfsangel steht somit wegen ihrer Geschichte auf der Liste verbotener Zeichen und darf nach § 86a StGB
in der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr als Kennzeichen dieser Organisation oder in einer damit zu verwechselnden Form (öffentlich) gezeigt werden.[7][8]
Davon unabhängige Verwendungen der Wolfsangel als Symbol sind nicht von diesem Verbot betroffen.[9]
Literatur
- Kurt Lindner: Geschichte und Systematik der Wolfs- und Fuchsangeln. Förutvarande Institutionen för Allmän och Jämförande Etnografi vid Uppsala Universitet (3). Institutionen för Allmän och Jämförande Etnografi vid Uppsala Universitet, Uppsala 1975, 50 S.
- Gerhard Große-Löscher: Musterbuchvorlage und Ausführung bei Hirschfängerklingen. Eine vergleichende Untersuchung an zwei Beispielen mit einem Exkurs zur Wolfsangel. In: Waffen- und Kostümkunde. Jahrgang 2001, Heft 2, ISSN 0042-9945
Weblinks
Bernhard Peter: Besondere Motive: Die Wolfsangel – Informationen zur heraldischen Verwendung des Symbols
- § 86a StGB Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen
- Das Jagen mit der Wolfsangel und das Stadtwappen von Fellbach
- Die Wolfsangel als Jagdgerät und ihre Weiterentwicklung zum Zeichen (mit Bild einer 4-armigen Wolfsangel)
- Nachstellungen der Funktionsweise des Jagdgeräts (mit vielen Bildern)
Einzelnachweise
- ↑ Bibliotheka Augustana, Karolus Magnus, Capitulare de villis, abgerufen am 21. Juli 2010
- ↑ Jürgen Delfs: Wölfe – verurteilt und verkannt. In: Jürgen Delfs u.a.: Jagd in der Lüneburger Heide. Beiträge zur Jagdgeschichte. Celle 2006, ISBN 3-925902-59-7, S. 238-239.
- ↑ https://www.youtube.com/watch?v=FF3il2FBop4
- ↑ Pressemitteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe vom 30. Oktober 2009
- ↑ Gerhard Große Löscher: Die Wolfsangel als Forst- und Jagdzeichen in Niedersachsen. In: Jürgen Delfs u.a.: Jagd in der Lüneburger Heide. Beiträge zur Jagdgeschichte. Celle 2006, ISBN 3-925902-59-7, S. 238-239
- ↑ Philip Charles Farwell Bankwitz: Alsatian autonomist leaders 1919—1947. The Regents Press of Kansas, Lawrence 1978 ISBN 0-7006-0160-0; S. 53
- ↑ Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen
- ↑ Gruppierungen auf dem Index, Zentrale Geschäftsstelle der polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes, undatiert
- ↑ Landgericht Frankfurt am Main: Presseerklärung vom 5. Juli 2004 – Entscheidung zum Verbot des Tragens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen/Bornheimer Wappen
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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Wolfsangel “ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 29. Oktober 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine &action=history Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.