Burg Limburg (Hessen)

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Burg Limburg
Die Burg Limburg (links neben dem Dom) auf dem Lahnfelsen

Die Burg Limburg (links neben dem Dom) auf dem Lahnfelsen

Alternativname(n): Limburc, Limburger Schloss
Entstehungszeit: um 800
Burgentyp: Hügelburg
Erhaltungszustand: Erhalten oder wesentliche Teile erhalten
Ständische Stellung: Grafen
Ort: Limburg
Geographische Lage 50° 23′ 17,9″ N, 8° 4′ 3,7″ O50.38838.0677Koordinaten: 50° 23′ 17,9″ N, 8° 4′ 3,7″ O
Burg Limburg (Hessen) (Hessen)
Burg Limburg (Hessen)

Die Burg Limburg, auch Limburger Schloss genannt, ist eine mittelalterliche Burg in Limburg an der Lahn im hessischen Landkreis Limburg-Weilburg.

Lage

Innenhof der Burg, vom Eingang aus gesehen

Auf einem Felsen, dem Limburger Felsen, hoch über der Lahn überragen die Burg und der Limburger Dom die Altstadt von Limburg.

Geschichte

Funde auf dem Limburger Domberg lassen darauf schließen, dass dieser bereits um 500 v. Chr. eine keltische Siedlung trug. Ihr Zentrum lag auf dem heutigen Domplatz. Seit der Merowingerzeit, spätestens um 800, gab es auf dem Limburger Felsen eine Burganlage, die als Straßensicherung an einem Lahnübergang diente. Im 9. Jahrhundert residierten dort die Gaugrafen im Auftrag der fränkischen Könige und im 10. Jahrhundert war die Anlage im Besitz der Konradiner, die 910 das St. Georgenstift, den heutigen Dom, innerhalb der Festung „Limburc“ gründeten. Bis ins 13. Jahrhundert diente die Burganlage auch als Wohnort der Kanoniker des Stiftes. Ab dem 13. Jahrhundert nahm der Ostteil der Burganlage als Wohnung der Herren von Limburg schlossähnliche Züge an. Der Rest der Anlage diente den Burgmannen als Wohnsitz und war mit verschiedenen Höfen und Türmen bebaut.

Nachdem Aussterben der Konradiner fiel das Schloss an das Haus Isenburg und im 14. Jahrhundert an Kurtrier, das es an die Grafen von Leiningen, an die Herren von Ysenburg und im 16. Jahrhundert an die Landschad von Steinach verlehnte. Das Schloss diente als Verwaltungsmittelpunkt für Limburg und die umliegenden kurtrierischen Besitzungen. 1712 wurde eine hölzerne Wasserleitung zum Schloss verlegt. 1802 fiel es an Nassau, ab 1806 Herzogtum.

1866 fiel die Burg an Preußen und stand ab diesem Zeitpunkt in Teilen leer. Ab 1883 entstand zunächst im Saalbau eine Gewerbeschule, die sich in den folgenden Jahren auf weitere Teile der Burg ausdehnte. 1929 brannte der spätgotische Saalbau aus und wurde 1934 und 1935 rekonstruiert. 1945 übernahm das Land Hessen das Bauwerk.

1905 bis 1976 war in der Petrus-Kapelle und in Nachbarräumen das Diözesanmuseum des Bistums Limburg untergebracht, bis 1963 die Gewerbeschule und bis 2003 im Renaissancebau Teile des Instituts für Lehrerfortbildung des staatlichen Schulamtes Weilburg.

1995 wollte das Land Hessen die Burg an einen privaten Investor verkaufen. Dies löste massiven öffentlichen Protest aus und führte unter anderem zur Gründung eines Fördervereins, der die Anlage durch eine Stiftung sanieren und sichern will. 2000 kaufte die Stadt Limburg die Anlage für den symbolischen Preis von einer Mark.

Heutige Nutzung

Nordostecke der Burg von außen gesehen. An der Unterkante des Mauerwerks sind die erheblichen Schäden am so genannten "Renaissancebau" zu erkennen.

Heute dienen einige Räume als Stadtarchiv. Darüber hinaus hat die katholische italienische Kirchengemeinde Limburg dort ihre Räume.

2003 stellte die Stadt Limburg ein Nutzungskonzept vor, das die Einrichtung eines Stadtmuseums vorsieht. Zunächst müssen jedoch die zum Teil erheblichen Bauschäden beseitigt werden. Am stärksten ist der so genannte Renaissancebau im Nordosten der Anlage betroffen. Der Untergrund ist dort instabil, so dass die Nordostecke langsam absackt und Risse im Mauerwerk entstehen. Auch das Dach des Renaissancebaus weist Schäden auf.

Anlage

Die Burg besteht aus mehreren Gebäuden aus unterschiedlichen Epochen, die einen nach Norden zur Lahn hin offenen Hof umgeben. Der Bebauungsstand im Frühmittelalter lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Der etwa 11 mal 10,5 Meter messender Wohnturm wurde vermutlich um 1250 unter Gerlach I. von Limburg errichtet. Der Turm verfügt über einen Gewölbekeller und drei oberirdische Geschosse. Im Erdgeschoss befindet sich ein einstmals repräsentativer Saal mit einem neunteiligen Gratgewölbe auf Wandsäulen mit frühgotischen Laubkapitellen. Der zweite Saal im ersten Stock ist schlichter gestaltet. Das heutige Dach stammt aus dem Jahr 1652.

Blick in den Burghof in Richtung Südost. Von links: Renaissancebau, Wohnturm mit Kapelle und Saalbau.

Südlich an den Wohnturm schließt sich die Kapelle St. Peter an, die im 11. Jahrhundert entstand und später erweitert wurde. Bei der für 1298 verbürgten "Stiftung" handelt es sich lediglich um eine Umwidmung der älteren Kapelle, verbunden mit einer baulichen Umgestaltung. Die Kapelle ist damit der älteste erhaltene Teil der Burg. Der Altarraum ist schlicht gestaltet. Hervorstechend sind lediglich das dreiteilige gotische Maßwerkfenster, Ornamentmalereien in der Apsis und insbesondere ein frühgotisches, um 1300 entstandenes Wandgemälde an der Nordwand, das den Heiligen Christopherus zeigt. Die untere Hälfte des Gemäldes wurde vermutlich im 19. Jahrhundert durch einen Türdurchbruch zerstört. 1534 entstand über der Kapelle ein Wohnbau.

Weiter südlich erhebt sich ein großer Saalbau, der nach 1379 entstand. Auffällig ist der mit 7,3 mal 29 Metern ungewöhnlich große Saal im ersten Stock, der von einem entsprechend großformatigen, spätgotischen Kamin dominiert wird. Die Südwand wird von fünf Fenstern in Rundbogennischen mit steinernen Kreuzstöcken und Hohlprofilen durchbrochen. Das Erdgeschoss wurde als Küche und später als Stall genutzt.

Blick in den Burghof in Richtung Nordwest. Von links: Wiederaufgebaute "Scheune", Tor und Sakristei. Im Hintergrund der Dom.

Nördlich an den Wohnturm schließt der so genannte "Renaissancebau" aus der Zeit um 1600 an. Über einem steinernen Untergeschoss erhebt sich ein Fachwerk mit fränkischen Erkern und geschweiften Giebeln. Vor dem Barockbau steht ein achteckiger, verschieferter Treppenturm mit einer hölzernen Wendeltreppe. Vor dem Eingang zum Erdgeschoss lag bis etwa 1800 der Schlossbrunnen, der durch eine Röhrenleitung gespeist wurde.

Die Südseite des Hofs wird von einem steinernen Vorbau geschlossen, auf dem eine Fachwerk-Konstruktion mit zum Hof hin offenem Laubengang ruht. Es handelt sich um die Rekonstruktion des 1929 abgebrannten gotischen Saalbaus.

Im Westen wurde an die Reste der Schildmauer 1779 eine Scheune angebaut, die 1929 abbrannte und verändert als Schulgebäude wieder aufgebaut wurde. Zuvor befand sich in diesem Bereich wohl eine Vorburg mit mehreren Burgmannenhäusern. Nördlich schließen sich das Tor und dann ein Wohnhaus mit Walmdach aus dem Jahr 1720 an, das als kurtrierisches Kellereigebäude diente und heute die Sakristei des Domes beherbergt. Der Garten an der offenen Nordseite des Hofes wurde im 19. Jahrhundert angelegt. Um 1780 stand dort unter zwei Linden ein Sommerhäuschen. Ebenfalls um diese Zeit existierte vor dem Tor noch ein Graben mit einer Brücke.

Im Innenhof sind die Grabsteine mehrerer kurtrierischer Verwaltungsbeamten und Geistlicher des Stiftes aufgestellt.

Dem Limburger Chronisten Johann Mechtel zufolge war der gesamte Bereich von einer Schildmauer mit mehreren Türmen und dem "Eulentor" als einzigem Zugang umgeben. 1569 soll dieses Tor abgerissen worden sein. Von Schildmauer und Türmen sind heute nur noch geringe Reste vorhanden. Wann die Wehranlage abgebrochen wurde, ist unbekannt. In weiteren Abständen waren zwei zusätzliche niedrigere Mauern um Stift, Burg und Teile der Altstadt gezogen, die heute noch abschnittsweise sichtbar sind.

Literatur

  • Alexander Thon, Stefan Ulrich, Jens Friedhoff: „Mit starken eisernen Ketten und Riegeln beschlossen ...“. Burgen an der Lahn. Schnell & Steiner, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7954-2000-0, S. 100-103.
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. Wartberg Verlag. Gudensberg, 2000

Weblinks

Commons: Burg Limburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Burg_Limburg_(Hessen)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 11. August 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.