Ernst Heinrich von Sachsen

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Ernst Heinrich Prinz von Sachsen (* 9. Dezember 1896 in Dresden; † 14. Juni 1971 in Neckarhausen) war der jüngste Sohn des späteren sächsischen Königs Friedrich August III. und dessen Ehefrau Luise von Österreich-Toskana. Er war von 1923 bis 1945 Verwaltungschef des Vereins „Haus WettinAlbertinische Linie e.V.“.

Leben

Dank seines Vaters erlebte Ernst Heinrich eine glückliche, sorgenfreie und behütete Kindheit in Dresden, Pillnitz und Moritzburg. Der Verlust der Mutter, die 1902 ihren Mann und ihre Kinder verließ, erschütterte den Jungen nach eigenen Aussagen nicht.

Ernst Heinrich von Sachsen diente seit September 1914 als Ordonnanzoffizier im Generalkommando des XIX. Armeekorps bei Reims und Lille. Er schloss während eines viermonatigen Fronturlaubs im Jahr 1916 das Abitur mit gut ab, diente dann in der Schlacht an der Somme im Stab der 24. Reserve-Division und übernahm im Frühjahr 1917 die Führung der 9. Kompanie des Reserve-Infanterieregimentes Nr. 104 in Brzezany (Ostgalizien). Nach einem zweimonatigen Lazarettaufenthalt erhielt der sächsische Prinz Ende 1917 das Kommando der 9. Batterie des Artillerieregimentes Nr. 115 im Raum von Ypern. Er führte ab Mai 1918 das 1. Schwadron des Garde-Reiter-Regiments in Stary Bychow am Dnjepr in Weißrussland und besuchte im August 1918 die sächsischen Truppen in Dorpat, Reval und Finnland. Im November und Dezember 1918 leitete Ernst Heinrich von Sachsen den Rückzug der sächsischen Truppen nach Deutschland.

1919 und 1920 erlernte Ernst Heinrich in Schlesien das Führen eines Gutes. Er fungierte während des Kapp-Putsches im März 1920 als Verbindungsmann zwischen den Putschisten in Berlin und der Reichswehr in Breslau und zog nach dem Scheitern nach München. Dort schloss er sich dem Kreis um den ehemaligen bayrischen Kronprinzen Rupprecht an und heiratete am 12. April 1921 Sophie von Luxemburg (* 14. Februar 1902; † 24. Mai 1941), eine Schwester der luxemburgischen Großherzogin Charlotte, in Schloss Nymphenburg. Die Ehe war glücklich, bald gehörten zur Familie die Söhne Dedo (* 9. Mai 1922 in München; † 6. Dezember 2009 in Radebeul), Timo (* 22. Dezember 1923 in München; † 22. April 1982 in Emden) und Gero (* 12. September 1925 in München; † 10. April 2003 in Picton, Ontario, Kanada).

→ Siehe Stammliste der Wettiner

Ernst Heinrich beteiligte sich nicht am Hitler-Ludendorff-Putsch vom 8./9. November 1923 in München. Er lehnte die nationalsozialistische Bewegung von Anfang an konsequent ab und distanzierte sich öffentlich von Ludendorff und Adolf Hitler. Auf Wunsch seines Vaters übernahm er die Funktion des Verwaltungschefs im Verein „Haus Wettin – Albertinische Linie e.V.“. Er bekam außerdem von seinem Vater die Generalvollmacht, mit dem Freistaat Sachsen über die zukünftige Nutzung der Wettinischen Güter und Kunstschätze zu verhandeln. Ernst Heinrich hatte dann maßgeblichen Anteil an der Gestaltung des Vertrages vom 25. Juni 1925, der neben dem Gesetz vom 9. Juli 1924 den Ausgleich zwischen dem Haus Wettin und dem Freistaat Sachsen regelte. In den folgenden Jahren unternahm der begeisterte Kunstliebhaber dann mehrere Ägyptenreisen mit seiner Frau und seinen Kindern.

Ernst Heinrich von Sachsen näherte sich politisch Gustav Stresemann in den Jahren 1928/29. Stresemann wollte den Sohn des letzten sächsischen Königs als Kandidaten der Deutschen Volkspartei (DVP) für das Amt des Reichspräsidenten gewinnen. Da ihm seine Wahl zum Reichspräsidenten aussichtslos erschien, verzichtete Ernst Heinrich auf seine Kandidatur.

Den Machtantritt der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 lehnte Ernst Heinrich von Sachsen ab. Es gelang ihm jedoch nicht, die politischen Situation richtig zu erkennen. Er glaubte an den politischen Widerstand der Konservativen gegen Hitler und trat deswegen im Frühjahr 1933 in den Stahlhelm ein, in der trügerischen Hoffnung, sich der Einflussnahme der Nationalsozialisten zu entziehen. Am 1. Juli 1934 wurde er infolge des sogenannten Röhm-Putsches verhaftet und für fünf Tage im Konzentrationslager Hohnstein interniert.

Ernst Heinrich von Sachsen lebte danach zurückgezogen auf Schloss Moritzburg. Der passionierte Jäger hielt dort Pflichtkontakte zu NS-Größen wie Hermann Göring, der als Reichsjägermeister die Wälder der Wettiner begutachtete, oder den Reichsstatthalter von Sachsen Martin Mutschmann. Er empfing 1938 auf Schloss Moritzburg den rumänischen König Carol II. und 1939 den ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister und späteren Widerstandskämpfer Dr. Goerdeler zu ausgiebigen politischen Gesprächen. Wenige Wochen vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Ernst Heinrich zur Abwehr IV in Dresden eingezogen. Im Jahr 1943 zweifelte er öffentlich den Unfalltod seines Bruders Georg an. Daraufhin wurde er von der Gestapo verhaftet und verhört. Es blieben ihm jedoch weitere persönliche Konsequenzen seiner gegen das NS-Regime gerichteten Äußerungen erspart; noch scheuten die Nationalsozialisten die Konfrontation mit einem Angehörigen eines ehemaligen deutschen Königshauses.

Ernst Heinrich war ein Bewunderer der Kunst von Käthe Kollwitz. Nachdem die Künstlerin 1943 in Berlin ausgebombt wurde und obdachlos war, ermöglichte er ihr die Übersiedlung nach Moritzburg. Käthe Kollwitz lebte und arbeitete dann bis zu ihrem Tod im April 1945 auf dem „Rüdenhof“ in unmittelbarer Nähe des Schlosses und ihres Wohltäters.

Ernst Heinrich von Sachsen erlebte die Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945 in unmittelbarer Nähe und flüchtete im März 1945 vor der anrückenden Roten Armee nach Sigmaringen. Zuvor vergrub er jedoch mit seinen Söhnen in Kisten verpackte Wertgegenstände im Schlosspark (siehe Schatz der Sachsen). Vieles davon wurde von den russischen Besatzern gefunden und abtransportiert, einige Kunstgegenstände wurden erst 1995 entdeckt und wieder ausgegraben.

Der Witwer heiratete 1947 die Schauspielerin Gina Dulon (1910–2002), die sich seitdem Prinzessin Virginia von Sachsen nannte. Er kaufte Ende des gleichen Jahres das Gut Coolamber in der Grafschaft Westmeath in Irland und übersiedelte wenig später mit seiner zweiten Frau und den Söhnen aus erster Ehe nach Irland. Der Wettiner wurde nach anfänglichen Schwierigkeiten ein begeisterter und erfolgreicher Landwirt und lernte rasch seine neue Heimat und deren Menschen und Kultur zu schätzen. Während eines Besuches in Deutschland verstarb er am 14. Juni 1971 in Neckarhausen. Seine Heimat Sachsen sah er nach 1945 nie wieder.

Literatur

  • Prinz Ernst Heinrich von Sachsen: „Mein Lebensweg vom Königsschloss zum Bauernhof“. 4. Auflage. Verlag der Kunst Dresden, Husum 2010, ISBN 978-3-86530-015-7

Weblinks


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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Ernst_Heinrich_von_Sachsen“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 26. Juni 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.