Europäische Wappensammlung (Wappenschwindel)

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Die Europäische Wappensammlung hat es nie gegeben. Der Ausdruck sollte beim Wappenschwindel die Authenzität eines Wappens durch eine vermeintlich seriöse Quellenangabe suggerieren. Da es das Werk nie gab, sind alle bibliographischen Angaben in diesem Zusammenhang (zum Beispiel: E. W., Band x, Seite y) gefälscht. Wappen, Wappenbriefe, Zitate oder ähnliches, die entsprechende Angaben besitzen, stammen oft aus dem Siebmacher'schen Wappenbuch. Der Wappenschwindel kopierte die Wappen aus dem Siebmacher und legte sie Familien zum Kauf vor, die zufällig den gleichen Familiennamen hatten, aber mit der ursprünglich wappenführenden Familien überhaupt nicht verwandt waren.

„Wohl in jedem Falle wurde der Inhaber eines Wappeninstituts nach der Quelle seines angebotenen alten Wappens gefragt. Darauf waren die Inhaber solcher Werkstätten vorbereitet und verfielen auf gängige Erklärungen ihrer angeblichen Fundstellen: Am häufigsten findet sich auf ihren Produkten die Angabe »Europäische Wappensammlung Band ... Blatt ...«. Damit ist das heute als »Altes Siebmachersches Wappenbuch« bezeichnete Sammelwerk gemeint, das 1605 von dem Graveur Johannes Siebmacher in Nürnberg († ebenda 1611) begonnen, von Rudolf Johann Helmers († 1717), Christoph Weigel († 1725), Gabriel Nicolaus Raspe († 1765) fortgesetzt wurde mit ca. 19.000 Wappen zumeist adliger Familien aus dem deutschsprachigen Raum. Als Buchtitel war es niemals »Europäische Wappensammlung« benannt. Dieses wertvolle Quellenwerk ist auf die verschiedenste Weise von Wappenschwindlern mißbraucht worden: wenn sie die »Europ. Wappensammlung« mit Band und Seite zitierten, so konnte es sich um eine zutreffende Fundstelle für ein Wappen einer gleichnamigen oder wenigstens ähnlich benannten (Adels)Familie handeln (..) Da ein solches Zitat aber die Aufdeckung des Betrugsfalles erleichterte, finden sich oft auch Hinweise mit verfremdeter Bezeichnung des Bandes oder der Tafel oder auch auf Wappen, die gar nicht im Alten Siebmacher vorkommen. Das Zitat der »Europäische Wappensammlung« wurde also infolge seines Bekanntheitsgrades quasi als Markenzeichen der Schwindler von ihnen mißbraucht.“

Herold (Hrgs.) / Jürgen Arndt (1997)[1]

Abgrenzung

Die „Europäische Wappensammlung sollte nicht verwechselt werden mit

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Herold, Verein für Heraldik (Hrsg.); bearbeitet von Jürgen Arndt: Der Wappenschwindel, seine Werkstätten und ihre Inhaber - Ein Blick in die heraldische Subkultur. Verlag Degener & Co. Neustadt an der Aisch. 1979. S. 12 ff. ISBN 3-7686-7013-9
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