Karl Gautsch
Karl Friedrich Constantin Gautsch (auch Constantin Carl Friedrich Gautsch geschrieben; * 27. Juni 1810 in Simselwitz bei Döbeln
; † 12. Dezember 1879 in Dresden)[1][2] war ein sächsischer Heimatforscher, Politiker, Advokat und Heraldiker.
Leben und Werk
Gautsch war der Sohn des Pfarrers Friedrich Constantin Gautsch (1763-1834) und der Christiane Erdmuthe Fischer. Ende der 1830er Jahre wohnte Gautsch in Roßwein, wo er 1838 zum Gerichtsdirektor für die gräflich Einsiedelschen
Gerichte auf den Rittergütern
Gersdorf
und Böhrigen
bestellt wurde.[3]
Neben seiner rechtsanwaltlichen Tätigkeit beschäftigte er sich frühzeitig mit heimatkundlichen Forschungen. Auch politisch war Gautsch aktiv. 1849 saß er für den 29., 30. und 32. Bezirk in der I. Kammer des Sächsischen Landtags. Da er sich 1849 am Dresdner Maiaufstand
beteiligte,[4] wurde er noch im Mai wegen Hochverrats verhaftet.[5][6] Anfangs zum Tode verurteilt,[7] erhielt er schließlich 20 Jahre Zuchthaus in Waldheim
, von denen er fünf Jahre absaß und am 1. März 1856 nach einem Gnadengesuch entlassen wurde.[8] In dieser Zeit durfte er sich mit Erlaubnis des Sächsischen Ministeriums des Innern wissenschaftlich betätigen und Bücher aus der königlichen Sekundogenitur
-Bibliothek kostenfrei zusenden lassen.[7] Im selben Monat wurde ihm die Wiederausübung seines Berufs gestattet.[9] Anschließend ließ er sich in Dresden nieder, wo er zuerst in der Seevorstadt
Am See 26 und später in der Kreuzgasse 11 wohnte.[10] Weitere Anschriften in Dresden waren: 1874 Drehgasse 2 sowie Dresden-Blasewitz, Waldpark am Friedensplatz 5.[1]
Mitgliedschaften
Gautsch war Mitglied des Gebirgsvereins für die sächsisch-böhmische Schweiz, des Vereins für die Geschichte und Topographie
von Dresden, des Vereins Deutscher Herold, Ehrenmitglied des Freiberger Altertumsvereins
und der Section des sciences historiques in Luxemburg sowie korrespondierendes Mitglied der Deutschen Gesellschaft
in Leipzig.
Ehrungen
In Dresden-Blasewitz wurde am 1. Juni 1926 der Gautschweg nach ihm benannt.[11][12] Für sein Engagement um die Sächsische Schweiz wurde 1881 vom Gebirgsverein für die sächsische Schweiz eine Felsformation im Polenztal nahe Hohnstein, die Gautschgrotte, nach ihm benannt und eine Gedenktafel (2018 erneuert) angebracht.
Wirken
Gautsch war zeitweise schriftstellerisch sehr aktiv und veröffentliche quellennahe Untersuchungen u. a. zur Burgenforschung und zur Sächsischen Schweiz
, die unter anderem in den Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins
veröffentlichte. 1842 publizierte er eine „Einladung zur Unterzeichnung auf eine neue Zeitschrift für sächsische Geschichte und Alterthumskunde“.[13] Im darauf folgenden Jahr erschien die Zeitschrift unter dem Titel Archiv für sächsische Geschichte und Alterthumskunde. Sie musste aber bereits im selben Jahr nach nur fünf Heften wieder eingestellt werden, da „der Absatz von einigen 50 Exemplaren“ bei einem Preis von 2 Thalern die Kosten nicht annähernd deckte.[14] Erst 1863 wurde mit dem Archiv für sächsische Geschichte (seit 1880 Neues Archiv für sächsische Geschichte und Alterthumskunde
) eine solche Zeitschrift etabliert, in der er auch mehrere Artikel veröffentlichte.
Am 8. November 1867 gründete Gautsch in Dresden einen Verein für Münz-, Wappen- und Siegelkunde. Der Verein brachte 1869, 1872 und 1874 ein Vereinsheft heraus („Mittheilungen des Vereins ...“) und löste sich nach dem Tode seines Gründers 1879 wieder auf. 1869 schrieb Gautsch „Abhandlungen über Wappen und Siegel der Städte Sachsen und Thüringens; insbesondere beschäftigte er sich mit den Wappen der Stadt Freiburg/Sa. und ihrer Geschlechter. Er war auch Mitarbeiter am Neuen Siebmacherschen Wappenbuch, wo er die Lieferungen 5 bis 15 des 1875 erschienen Bandes Städtewappen bearbeitete.“[1] Außerdem verfasste er 1875 für die Monatszeitschrift Herold einen Beitrag über das Wappen und den Adel der Familie Martin Luthers.
Werke (Auswahl)
- Archiv für sächsische Geschichte und Alterthumskunde. Grimma: Gebhardt, 1843, Erster Jahrgang, Heft 1–5 (Digitalisat).
- Ueber die Aufgabe und Einrichtung lokaler Geschichts- und Alterthums-Vereine. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins. 1865, Heft 4, S. 321–324.
- Die Gründung und Entstehung von Friedrichstadt : nach Urkunden und archivalischen Quellen zur Feier des 200jährigen Stadt-Jubiläums am 25. Juli 1870. Dresden: Petzold, 1870.
- Das Augustusbad bei Radeberg. Eine kurze Beschreibung der Entstehung, Umgebung Wirkungen und jetzigen Einrichtung dieses Mineralbades und Curortes zum Gebrauche für Bade-Gäste und Besucher. Mit einem Plane der Umgebung. Dresden: Weiske, 1873.
- Älteste Geschichte der Sächsischen Schweiz nebst den frühesten topographischen Nachrichten. Dresden: Axt, 1880, 123 S.
Trivia
Die Kinderbuchautorin Hannelore Jost hat Gautsch in ihrem ersten historischen Roman In den Zeichen der Zeit in den Mittelpunkt der Handlungen gestellt.[15]
Weblinks
- Publikationen von Karl Gautsch in Regesta Imperii
- Literatur von und über Karl Gautsch in der Sächsischen Bibliographie
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Jürgen Arndt (Bearbeiter) unter Mitwirkung von Horst Hilgenberg und Marga Wehner: Biographisches Lexikon der Heraldiker sowie der Sphragistiker, Vexillologen und Insignologen. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. H). Bauer & Raspe, Neustadt an der Aisch 1992, ISBN 3-87947-109-6, S. 136 (664 S.).
- ↑ Fußnote zu seinem posthum veröffentlichen Aufsatz Zur Geschichte des Freiberger Jungfrauenklosters und seiner Aufhebung. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins. Heft 17 (1880), 1881, S. 33. (Digitalisat)
- ↑ Miscellen. In: Zeitschrift für Rechtspflege und Verwaltung zunächst für das Königreich Sachsen. Band 1. Tauchnitz jun., Leipzig 1838 (Digitalisat).
- ↑ Geschichte des Dresdner Aufstandes. Roßwein. In: Königl. Sächsoscher concessionierter Ameisen-Kalender auf das Jahr 1850. Grimma 1850 (Digitalisat).
- ↑ Freiberg, 21. Mai. In: Leipziger Zeitung. Nr. 144, 24. Mai 1849 (Digitalisat).
- ↑ Verhaftung von Carl Friedrich Constantin Gautsch, Gerichtsdirektor in Gersdorf, wegen Verdachts auf Hochverrat (Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, 20391 Rittergut Gersdorf bei Roßwein mit Böhrigen, Nr. 221). Abgerufen am 3. Dezember 2017.
- ↑ 7,0 7,1 Die Prinzliche Sekundogenitur-Bibliothek zu Dresden untern dem König Johann von Sachsen. In: Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung. Nr. 85, 23. Oktober 1881 (Digitalisat).
- ↑ Fränkischer Kurier. Nürnberg, 20. März 1856, Br. 80, Bl. 2 (Digitalisat)
- ↑ Dresden, 18. März. In: Constitutionelle Zeitung. Nr. 65, 19. März 1856 (Digitalisat).
- ↑ Historische Adressbücher. Abgerufen am 3. Dezember 2017.
- ↑ Straßen und Plätze in Blasewitz. Abgerufen am 3. Dezember 2017.
- ↑ Gautschweg (Stadtwiki Dresden). Abgerufen am 3. Dezember 2017.
- ↑ Karl Gautsch: Einladung zur Unterzeichnung auf eine neue Zeitschrift für sächsische Geschichte und Alterthumskunde. Roßwein Juli 1842 (Digitalisat).
- ↑ Archiv für sächsische Geschichte und Alterthumskunde, Schlußwort.
- ↑ Roßweinerin legt nach vier Kinderbüchern ersten historischen Roman vor. In: Leipziger Volkszeitung. 12. Juli 2016, abgerufen am 3. Dezember 2017.
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Karl_Gautsch“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 28. März 2019 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.
Personendaten | |
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NAME | Gautsch, Karl |
ALTERNATIVNAMEN | Gautsch, Karl Friedrich Constantin (vollständiger Name); Gautzsch, Carl (andere Schreibweise); Gautsch, Constantin Carl Friedrich (andere Namensreihenfolge) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Heimatforscher, Politiker und Rechtsanwalt |
GEBURTSDATUM | 27. Juni 1810 |
GEBURTSORT | Simselwitz |
STERBEDATUM | 12. Dezember 1879 |
STERBEORT | Dresden |