Meyers Konversations-Lexikon

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Bände des letzten Großen Meyer (ab 1971) und einer alten kleinen 6-bändigen Ausgabe (ab 1908)

Meyers Konversations-Lexikon ist ein bedeutendes enzyklopädisches Werk allgemeinen Inhalts in deutscher Sprache, das im 19. und 20. Jahrhundert in mehreren Auflagen vom Bibliographischen Institut herausgegeben wurde und nach dessen Gründer Joseph Meyer benannt ist. Die Weiterentwicklung wurde 1986 zugunsten der Brockhaus Enzyklopädie eingestellt, nachdem der Brockhaus-Verlag und das Bibliographische Institut 1984 zum Bibliographischen Institut & F. A. Brockhaus fusioniert waren.

Besonderheiten

Die Leser von Meyers Konversations-Lexikon konnten mit den Herausgebern am Bibliographischen Institut in Kontakt treten. So enthält jeder Band einen Anhang über den Briefwechsel, das so genannte Korrespondenzblatt.

Die ersten Auflagen enthalten bereits zahlreiche Zeichnungen und Pläne:

„Dieser Encyklopädie des menschlichen Wissens sind beigegeben: die Bildnisse der bedeutendsten Menschen aller Zeiten, die Ansichten der merkwürdigsten Orte, die Pläne der größten Städte, einhundert Karten für alte und neue Erdbeschreibung, für Statistik, Geschichte und Religion usw. und viele tausend Abbildungen naturgeschichtlicher und gewerblicher Gegenstände.“ (Titelblatt der ersten Ausgabe).

Geschichte

Meyers aus dem Jahre 1897

Joseph Meyer gab als Geschäftsführer des Bibliographischen Instituts das Große Conversations-Lexicons für die gebildeten Stände (1839–1855) heraus, das mit 52 Bänden das größte deutsche Konversationslexikon des 19. Jahrhunderts war. Damit wollte er – im Unterschied zu den bis dahin erschienenen Lexika – ein breites Publikum und nicht nur bestimmte Zielgruppen ansprechen.

Nach dem Tod Joseph Meyers 1856 übernahm sein Sohn Herrmann Julius die Weiterentwicklung des Lexikons. Herrmann Julius Meyer ließ das Werk bewusst nicht als 2. Auflage des Großen Conversations-Lexicons erscheinen, sondern als Neubearbeitung unter dem Titel Neues Konversations-Lexikon für alle Stände (1857–1860), welche mit 15 Bänden deutlich weniger ausführlich war. Als kostengünstige Variante wurde Meyer's Hand-Lexicon des allgemeinen Wissens, der so genannte Kleine Meyer parallel zum Großen Meyer etabliert. In den folgenden Jahren erschienen mehrere neue Auflagen.

Die 4. Auflage (1885-1892) hat 16 Bände und 3 für einen Index.

Im Ersten Weltkrieg musste die Lexikonarbeit unterbrochen werden. 1925 erschien schließlich die 7. Auflage des Großen Meyer. Die 8. Auflage blieb aufgrund des Zweiten Weltkrieges ein Fragment.

Die 9. Auflage als Meyers Enzyklopädisches Lexikon (1971-1979) in 25 Bänden ist das umfangreichste deutschsprachige Lexikon des 20. Jahrhunderts. Seit der Fusion der beiden Lexikonverlage Bibliographisches Institut und F. A. Brockhaus im Jahre 1984 werden mit Meyers Taschenlexikon in einem Band, Meyers Taschenlexikon in zwölf Bänden, und Meyers Großem Taschenlexikon in 25 Bänden als Zielgruppe vor allem Schüler und Studenten angesprochen, während unter der Marke Brockhaus bis 2007 das klassische Lexikon herausgegeben wurde.

Onlineangebot

2006 bis 2009 bot der Verlag etwa 150.000 Artikel aus Meyers Lexikon in 24 Bänden unter dem Namen Meyers Lexikon online kostenlos im Internet an. Nach Verlagsangaben wurde das Angebot 14 Millionen mal im Monat abgerufen.[1] Trotz einer umfangreichen Überarbeitung des Online-Lexikons zum 23. September 2008[2] wurde dieses Angebot am 23. März 2009 eingestellt. Zur Begründung hieß es, dass die Inhalte der Online-Version von Meyers Lexikon stark mit denen der Brockhaus Enzyklopädie korrespondierten und man sich mit seiner Marke Brockhaus komplett aus dem Lexikageschäft zurückziehen werde. In der Zukunft werde man sich mehr auf die Geschäftsfelder Kinder- und Jugendbücher sowie Geografielexika konzentrieren.[3]

Übersicht aller Auflagen

Übersicht über alle Auflagen
Auflage Zeitraum Bände Seiten A-Z Exemplare
Ur-Meyers 1839–1855 46 + 6 57.300 bis zu 70.000
1. Auflage 1857–1860 15 19.000 ca. 40.000
2. Auflage 1861–1872 15 + 2 16.800 63.500
3. Auflage 1874–1884 15 + 6 15.500 160.000
4. Auflage 1885–1892 16 + 3 16.600 200.000
5. Auflage 1893–1901 17 + 4 18.400 233.000
6. Auflage 1902–1920 20 + 7 18.600
7. Auflage 1925–1933 12 + 3 + 1 12.500
8. Auflage 1936–1942 (unvollendet) 9 (A-S) + 1 14.500
9. Auflage 1971–1981 25 + 7 21.000

Ausgaben 1839 bis 1942

  • Das große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände. 46 Bde. (der sogenannte „Wunder-Meyer“ = 0. Auflage). Bibliographisches Institut, Hildburghausen 1839–52. 6 Ergänzungsbde. 1853–55. Nachdruck in 52 Bdn. 1858–59.
  • Neues Conversations-Lexikon für alle Stände. 15 Bde. (= 1. Auflage). Bibliographisches Institut, Hildburghausen 1857–60.
  • Neues Konversations-Lexikon, ein Wörterbuch des allgemeinen Wissens. 2., gänzlich umgearbeitete Auflage. 15 Bde. Bibliographisches Institut, Hildburghausen 1861–67; Register (u. Nachträge). Bd. 16. 1868.
  • Meyers Konversations-Lexikon. Eine Encyklopädie des allgemeinen Wissens. 3., gänzlich umgearbeitete Auflage. 15 Bde. Bibliographisches Institut, Leipzig 1874–78; Ergänzungen u. Register. Bd. 16. 1878; 5 Jahres-Supplemente. Bde. 17–21. 1880–84; Schlüssel 1880.
  • Meyers Konversations-Lexikon. Eine Encyklopädie des allgemeinen Wissens. 4., gänzlich umgearbeitete Auflage. 16 Bde. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–90. Register, Ergänzungen und Nachträge. Bd. 17. 1890; Jahres-Supplemente. Bde. 18 u. 19. 1891, 1892. (Siehe auch: unten)
  • Meyers Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. 5., gänzlich neubearbeitete Auflage. 17 Bde. Bibliographisches Institut, Leipzig u. Wien 1893–97. Ergänzungen, Nachträge u. Register. Bd. 18. 1898. Jahres-Supplemente. Bde. 19–21. 1899, 1900/01, 1901.
  • Meyers Großes Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. 6., gänzlich neubearbeitete u. vermehrte Auflage. 20 Bde. Bibliographisches Institut, Leipzig u. Wien 1902–08. Ergänzungen u. Nachträge. Bd. 21. 1909. Jahres-Supplemente. Bde. 22–24. 1910, 1912, 1913. Kriegsnachträge. 3 Teile. 1916, 1917, 1920. (Auch diese Ausgabe ist urheberrechtlich frei. Die 20 Hauptbände sind bei Zeno.org verfügbar.)
  • Meyers Kleines Konversations-Lexikon. (7. Auflage in 6 Bdn.) Bibliographisches Institut, Leipzig u. Wien 1906/1909. Auch hierzu erschienen die Kriegsnachträge, die inhaltlich identisch mit denen der 6. Auflage sind.
  • Meyers Lexikon. 7. Auflage. In vollständig neuer Bearbeitung. 12 Bde. Bibliographisches Institut, Leipzig 1924–30. Ergänzungsbde. Bde. 13–15. 1931, 1932, 1933. Atlas-Ergänzungsband. 1933. Orts- und Verkehrslexikon der Deutschen Reiches, 1935.
  • Meyers Lexikon. 8. Auflage. In völlig neuer Bearbeitung u. Bebilderung. 12 Bde. Bibliographisches Institut AG., Leipzig 1936–42. (Erschienen: Bde. 1-9 u. 12, Atlasband, die anderen Bände sind wegen der Bombardierung der Druckerei und des Verlages nicht erschienen). Diese Ausgabe ist inhaltlich stark ideologisch (bzw. propagandistisch) geprägt; sie wird auch als „Brauner Meyer“ oder „Nazi-Meyer" bezeichnet.

Ausgaben nach 1945

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erschien der Meyer sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch in der DDR:

  • Meyers Enzyklopädisches Lexikon in 25 Bänden. 9., völlig neubearbeitete Auflage zum 150-jährigen Bestehen des Verlages. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1971–79. Nachträge A-Z. Bd. 26. 1980. Weltatlas. Bd. 27. 1974. Personenregister. Bd. 28. 1981. Bildwörterbuch Deutsch-Englisch-Französisch. Bd. 29. 1981. Deutsches Wörterbuch. Bde. 30-32. 1979–81.
  • Meyers Grosses Universallexikon in 15 Bänden. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1981–86. Deutsches Wörterbuch in drei Bänden. Bde. 16–18. 1986. (Der geplante Nachtragsband erschien nicht.)

Die beiden nach dem Zweiten Weltkrieg weiter in Leipzig erschienenen Ausgaben knüpfen nicht unmittelbar an die ersten acht Auflagen an. Die in Leipzig erschienene Ausgabe des „Meyers Neues Lexikon“ ist inhaltlich stark ideologisch (bzw. propagandistisch) geprägt:

  • Meyers Neues Lexikon. (= 1. Auflage). 8 Bde. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1961–64; Ergänzungen zu Sachbegriffen und geographischen Eigennamen. Bd. 9. 1969.
  • Meyers Neues Lexikon. 2. Auflage in 18 Bänden. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig; Lexikon Bde. 1–15, 1971–77; Register A-Z. Bd. 16, 1978; Atlas (Karten). Bd. 17, 1978; Atlas (Register). Bd. 18, 1978.

Der derzeit im Buchhandel verfügbare abgespeckte „Nachfolger“ ist

  • Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus DVD-ROM, 10. neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Bibliographisches Institut, Mannheim, 8868 Seiten, 150.000 Stichwörter, rund 4.000 Fotos, 80 Bildkomplexe, 300 Tabellen, über 1.000 Grafiken, rund 500 Karten, mit DVD-ROM für Windows, Mac OS X und Linux mit komplettem Stichwortbestand und ca. 1.400 Abbildungen, ISBN 978-3-411-10060-6

Retrodigitalisierungen

Von den frühen Meyerschen Lexika sind folgende Auflagen retrodigitalisiert online zugänglich:

Vierte Auflage: Die Retro-Bibliothek

Bände der vierten Auflage
Band von bis
1 Aa Atlantiden
2 Atlantis Blatthornkäfer
3 Blattkäfer Chimbote
4 China Distanz
5 Distanzgeschäft Faidherbe
6 Faidit Gehilfe
7 Gehirn Hainichen
8 Hainleite Iriartea
9 Irideen Königsgrün
10 Königshofen Luzon
11 Luzula Nathanael
12 Nathusius Phlegmone
13 Phlegon Rubinstein
14 Rüböl Sodawasser
15 Sodbrennen Uralit
16 Uralsk Zz
17 Ergänzungsband
18 Supplement 1890–1891
19 Supplement 1891–1892
99 Schlüssel (der 3. Aufl.)

Die 1885 bis 1890 in 16 Bänden erschienene vierte Auflage ist urheberrechtlich frei. Der Rechteinhaber Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG hat dem Projekt zugestimmt und es gefördert.[4] Mittlerweile sind alle Bände als eingescannte Bilder und als OCR-Volltext über das Internet frei zugänglich. Zusammen mit einem Registerband, den Jahressupplementen 1891 und 1892 sowie den meisten großen Bildtafeln (meist DIN A3) sind ca. 20.400 Seiten digitalisiert. Bis auf die Ergänzungsbände 17 und 19 wurden alle Texte bereits mindestens in einem ersten Durchgang überprüft und nachkorrigiert. Die Querverweise im Text („siehe …“) sind durch Hyperlinks mit den dazugehörigen Stichworten verbunden.

Dieses Angebot ist unter Die Retro-Bibliothek zugänglich.

Vierte Auflage: Wikimedia

Bei Wikimedia Commons, der Mediendatenbank der Wikimedia-Projekte, wurden alle 16 Bände der 4. Auflage, in 16.600 Bilddateien (Textsatz + Illustrationen) online gestellt. Auf dem Schwesterprojekt Wikisource wird dieses Bildmaterial auch in Textform erschlossen.

Suchschlüssel Wikimedia Commons:

Band 5 Seite 967 ist demnach Commons:File:Meyers b5 s0967.jpg. Ein Band hat etwa 1020 Seiten.

Sechste Auflage: Directmedia und Zeno.org

Die 6. Auflage (1905–1909) erschien bei Directmedia als Band 100 der Digitalen Bibliothek in einer Ausgabe mit Faksimiles sowie einer als Studienausgabe bezeichneten Volltextversion ohne Faksimiles. Diese Auflage ist auch über das Projekt Zeno.org zugänglich und liegt dort sowohl textlich als auch als Faksimile (Webrepro) der 4. Auflage vor. Außerdem ist sie mit einer gemeinsamen Suchmaske und Querverweisen mit folgenden Lexika verknüpft:

Ähnliche Werke

Weblinks

Onlineangebote

 Commons: Meyers Konversations-Lexikon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Digitalisate im Internet – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise


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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Meyers_Konversations-Lexikon“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 28. Juni 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.