20. Jahrhundert
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1990er
Das 20. Jahrhundert begann am 1. Januar 1901. Im Deutschen Reich erließ Kaiser Wilhelm II. ein Dekret, welches den Beginn des neuen Jahrhunderts auf den 1. Januar 1900 legte. Das 20. Jahrhundert zählt zur Epoche der Neuzeit und endete am 31. Dezember 2000 (siehe auch: Astronomische Zeitrechnung).
Die Ausgangslage zum 20. Jahrhundert
Das 19. Jahrhundert hatte sein Epochenende im sogenannten „Langen 19. Jahrhundert“ bis zum Ersten Weltkrieg (1914). Das Gedankengut der französischen Revolution (1789) hatte viel bewirkt und Napoléon Bonaparte die politische Landkarte Europas völlig umgestaltet. Die Industrialisierung und die kapitalistische Wirtschaftsweise hatte begonnen. Die Gewerkschaften, Sozialdemokratie, Sozialversicherungen und Massenmedien hatten ihre Anfänge. Die Mobilität war durch Eisenbahn und Kraftfahrzeuge im Aufbruch. Die Regierungssysteme waren sehr konservativ und die jeweiligen Nationalgefühle wurden infolge des Machtstrebens der Großmächte instrumentalisiert. Als Reaktion auf den Imperialismus entstanden die ersten Ansätze der internationalen Friedensbewegung.
Das kurze Jahrhundert von 1914–1989
Der Weltkrieg und die goldenen Zwanziger
Das 20. Jahrhundert wird auch als das „kurze Jahrhundert“ (1914–1989/91) bezeichnet.
Darin kam es zu den „Urkatastrophen“ der Weltkriege. Nach einer relativ friedlichen Belle Epoque und einem Flottenwettrüsten eskalierten 1914 die Rivalitäten der europäischen Mächte zum Ersten Weltkrieg der Mittelmächte gegen die Entente, die ihn schließlich beendeten. Die Pariser Vorortverträge, darunter der Versailler Vertrag, sollten eine stabile Nachkriegsordnung etablieren, schufen aber neues Unrecht z.B. durch Grenzziehungen, die dem postulierten Selbstbestimmungsrecht der Völker widersprachen.
Nach der russischen Oktoberrevolution und der deutschen Novemberrevolution entstanden überall in Europa neue Demokratien und das allgemeine Wahlrecht setzte sich fast überall in den westeuropäischen Staaten durch. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg entstanden nach den Goldene Zwanziger Jahren junge Demokratien wie die Weimarer Republik, die instabil wurden. Wegen der Weltwirtschaftskrise sowie der Schwäche des neu gegründeten Völkerbundes kam es zum Aufstieg totalitärer Ideologien wie dem Faschismus, Nationalsozialismus und Stalinismus.
Die Donaumonarchie Österreich-Ungarn wurde aufgelöst und neue Staaten entstanden. Nach der Weltwirtschaftskrise, die eine große Arbeitslosigkeit und Armut zur Folge hatte, wurde die NSDAP in Deutschland zur Massenpartei.
Zeit des Nationalsozialismus
Der Nationalsozialismus als Perversion des nationalen Gedankens gelangte 1933 in Deutschland mit Hitler an die Macht; seine Anhänger errichteten eine totalitäre Diktatur und die Ideologie des Antisemitismus und begannen mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg.
Weltweit nahmen über 50 Staaten teil. In Europa wurden durch die Flächenbombardements riesige Zerstörungen angerichtet und ca. 60 Millionen Menschen verloren ihr Leben, wobei sechs Millionen Juden, Kriegsgefangene und andersdenkende Menschen von den Nationalsozialisten umgebracht wurden.
Die Achsenmächte verloren schließlich den Krieg, denn ihnen stand ein alliiertes Bündnis von über 50 Staaten gegenüber. Im asiatisch-pazifischen Raum tobte eine Schlacht zwischen den USA und Japan, die mit dem Angriff auf Pearl Harbor begann. Mit den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki fand diese Schlacht ihren Höhepunkt und gleichzeitig ihr Ende.
Europäischer Neuanfang 1945
Am 9. Mai 1945 kam es zur bedingungslosen Kapitulation Deutschlands, das in vier Besatzungszonen aufgeteilt wurde. Bald waren jedoch die Interessengegensätze der Supermächte nicht mehr zu überbrücken und zwischen dem marktwirtschaftlich-demokratischen Westen und dem planwirtschaftlich-sozialistischen Osten begann der Kalte Krieg, indem der "Eiserne Vorhang" den Kontinent teilte. Die ehemaligen europäischen Großmächte Großbritannien und Frankreich mussten sich der Logik des Blocksystems fügen und die Entkolonialisierung in Übersee begann. Deutschland als Verursacher der beiden Weltkriege verlor seine staatliche Einheit und es entstanden die Bundesrepublik Deutschland und die DDR.
In Westeuropa begann erstmals die Konkretisierung der langen gehegten Träume von den Vereinigten Staaten von Europa und die Kriegsfolgen, Armut sowie die großen Vertreibungen bewirkten erste konkrete europäische Einigungsbewegungen. Der Schuman-Plan von 1950, die Gründung der Montanunion 1952 und schließlich die Unterzeichnung der Römischen Verträge von 1957 waren erste Schritte auf diesem Weg, der trotz aller Rückschläge zur Europäischen Integration führte, aus der 1993 die EU in ihrer heutigen Gestalt hervorging. Der Europarat, der Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte, die Westeuropäische Union, die NATO sowie die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft wurde geschaffen und eine Zollunion begünstigte eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Im Gegenzug dazu entstand das osteuropäische Bündnis COMECON.
Das Wirtschaftswunder hatte durch die Soziale Marktwirtschaft in Deutschland, Italien sowie Frankreich zu Massenwohlstand geführt; wozu auch Massenmobilisierung und Massenmedien beitrugen. Allerdings war Ostmitteleuropa vielfach kulturell und wirtschaftlich davon ausgeschlossen. Die KSZE-Konferenzen in den 1970er Jahren führten zwar zu einem Dialog über den "Eisernen Vorhang" hinweg, schienen die Teilung aber eher zu zementieren.
Eine stetige Arbeitverdichtung und eine durch die Entwicklung der Elektronik bewirkte Automatisierung begann und der Computer wurde langsam bekannt.
1989 als Beginn des 21. Jahrhunderts
Perestroika und Glasnost in der Sowjetunion ermöglichten den Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 und die deutsche Wiedervereinigung 1990. Die Voraussetzungen zum Paneuropäischen Picknick und die Montagsdemonstrationen hatten viel bewirkt.
Durch die Installierung der europäischen Gemeinschaftsorgane konnte am 1. November 1993 der europäische Binnenmarkt Wirklichkeit werden. Die OEEC und EFTA ermöglichten eine große Freihandelszone, das Elektronikzeitalter und die Informationsgesellschaft wurden Normalität. Es folgte die Europäische Gemeinschaft bzw. die EU und die EU-Erweiterung mit den mittel- und osteuropäischen Ländern. Neue Kriege auf dem Balkan dämpften die Hoffnungen auf eine weltweite Entspannungspolitik.
Der Euro (€) wurde neben dem US-Dollar internationale Leitwährung und das Internet bewirkte eine zunehmende Globalisierung.
Die Weltpolitik erfordert weiterhin neue internationale Problemlösungen durch globale Herausforderungen wie z. B. die Klimakatastrophe und die Bevölkerungsexplosion. Ungelöst war auch das Problem der Armut in Afrika.
Ereignisse und Entwicklungen
- Philippinisch-Amerikanischer Krieg 1899–1902
- Russische Revolution 1905
- Die erste Frauenbewegung erkämpft das Frauenwahlrecht in allen westlichen Ländern. Erstes europäisches Land ist Finnland (1906), die letzten sind die Schweiz (Wahlrecht auf Bundesebene 1971) und Liechtenstein (1990).
- Mexikanische Revolution (1910–1929)
- Erster Weltkrieg (1914–1918)
- Sozialistische und kommunistische Revolutionen in Europa, Asien und Amerika (vergleiche Kommunistische Partei)
- Oktoberrevolution (1917)
- Novemberrevolution (1918)
- Gründung der Sowjetunion (1922)
- Gründung der Türkei (1923)
- Chinesische Revolution (1949)
- Kubanische Revolution (1959)
- Aufstieg des Faschismus und des Nationalsozialismus in vielen Ländern Europas
- Weltwirtschaftskrise
- Spanischer Bürgerkrieg (1936–1939)
- Zweiter Weltkrieg (1939–1945)
- Holocaust
- Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki 1945
- Aufteilung des Deutschen Reiches, Gründung der Bundesrepublik Deutschland (Verkündung des Grundgesetzes, Wiederherstellung der Republik Österreich und Gründung der DDR 1945–1949)
- Die Generalversammlung der Vereinten Nationen verkündet 1948 in Form einer UNO-Resolution die Gemeinsame Erklärung der Menschenrechte
- Bürgerrechtsbewegung in den USA
- Aufstände in Berlin (1953), Budapest und Posen (1956), Gründung von Arbeiterräten in Ungarn
- Abadan-Krise und Sturz der Regierung Mohammad Mossadegh im Iran mit Hilfe der USA 1953
- Bei der Operation PBSUCCESS wird 1954 der demokratisch gewählte Präsident Guatemalas durch die CIA gestürzt. Unter den sich anschließenden Militärdiktaturen sterben circa 200.000 Guatemalteken.
- Algerienkrieg (1954–1962)
- Kubakrise (1962)
- Vietnamkrieg (1964–1975)
- Nahostkonflikt
- Palästinakrieg (1948)
- Sechs-Tage-Krieg (1967)
- Jom-Kippur-Krieg (1973)
- Intifada (ab 1987)
- Viele der ehemaligen Kolonien werden formal unabhängig.
- Kulturrevolution in der Volksrepublik China (1966–1976)
- Mai 68 in Frankreich, 68er in Deutschland, Massaker von Tlatelolco in Mexiko, Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes beendet den Prager Frühling
- Zweite Frauenbewegung, Lesben- und Schwulenbewegung, Anti-Atom-Bewegung
- Ölkrise: 1. Ölkrise ab Herbst 1973 mit Sonntagsfahrverboten (danach Beginn der zuvor als zu teuer angesehenen Erdölförderung in der Nordsee, aber auch erste Überlegungen zur Energieeinsparung und zu alternativen Energien); 2. Ölkrise 1979/80
- Diktatur der Roten Khmer in Kambodscha 1975–1979
- Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (26. April 1986)
- Fall des Eisernen Vorhangs zwischen West- und Osteuropa 1989
- Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten im Jahre 1989
- Entstehung und Erweiterung der Europäischen Union
- Ende der Apartheid in Südafrika (1990–1994)
- Jugoslawienkriege (1991-1999)
- Völkermord in Ruanda 1994
Erfindungen und Entdeckungen
- Elektronik (erst mit Röhren, dann mit Transistoren)
Trends
- Entwicklung von der Industriegesellschaft (Anfang des Jahrhunderts) über die Dienstleistungsgesellschaft (1970er Jahre) hin zur Informationsgesellschaft (Ende des Jahrhunderts)
- Globalisierung
- Avantgarde: Futurismus, Dadaismus, Surrealismus, Situationisten
- Postmoderne
- Pluralisierung der Partnerschafts- und Familienmodelle in westlichen Informationsgesellschaften [1]
Siehe auch
- 100 Wörter des 20. Jahrhunderts
- Kurzes 20. Jahrhundert
- Ikonen der Moderne aus der westlichen Kultur
- Liste bedeutender Fotografen
Quellen und Literatur
- Atlas zur Zeitgeschichte – Europa im 20. Jahrhundert. Weltbild, 2001, ISBN 3-8289-0403-3.
- Geschichte des 20. Jahrhunderts – Das Zeitalter der Weltreiche 1900–1914. Bertelsmann, 1992. Buch-Nr. 02642 7.
- Geschichte des 20. Jahrhunderts – Der Erste Weltkrieg 1914–1918. Bertelsmann, 1992. Buch-Nr. 02643 5.
- Geschichte des 20. Jahrhunderts – Von Weimar bis zur Wall Street 1918–1929. Bertelsmann, 1992. Buch-Nr. 02644 3.
- Geschichte des 20. Jahrhunderts – Wirtschaftskrise und Diktatur 1929–1939. Bertelsmann, 1992. Buch-Nr. 02645 0.
- Geschichte des 20. Jahrhunderts – Der Zweite Weltkrieg 1939–1945. Bertelsmann, 1992. Buch-Nr. 02646 8.
- Chronik des 20. Jahrhunderts. Chronik, 2003, ISBN 3-577-14624-9.
- 20. Jahrhundert. Der synchronoptische Überblick. Orbis, 1996, ISBN 3-577-14516-1,
- Das Jahrhundert Buch. Bertelmann, 1999, ISBN 3-87003-925-6,
- Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. Hanser, München, Wien 1995, ISBN 3-446-16021-3.
- Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. dtv, München 1998, ISBN 3-423-30657-2.
- Jahrhundert der Bilder 1900-1949.Bildatlas 1900-1949 (Gebundene Ausgabe), hrg. von Gerhard Paul, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009, ISBN 3525300115
- Jahrhundert der Bilder 1900-1949.Bildatlas 1949 bis heute (Gebundene Ausgabe), hrg. von Gerhard Paul, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009, ISBN 3525300123
Quellenhinweis
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „20._Jahrhundert“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 01. Juni 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.