Albrecht Dürer

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Dieser Artikel behandelt den Künstler Albrecht Dürer; zu dessen Vater siehe Albrecht Dürer der Ältere.
Selbstbildnis mit Landschaft (Madrider Selbstbildnis), Öl auf Holz (1498), Museo Nacional del Prado, Madrid
Dürers Monogramm (1498)

Albrecht Dürer der Jüngere, auch Duerer, (* 21. Mai 1471 in Nürnberg; † 6. April 1528 in Nürnberg) war ein deutscher Maler, Grafiker, Mathematiker und Kunsttheoretiker von europäischem Rang. Er war ein bedeutender Künstler zur Zeit des Humanismus und der Reformation.

Name

Dürerwappen (von ihm selber angefertigt)
1858: Dürerwappen (nach Siebmacher)
Dürerwappen, gemalt von einem unbekannten Glasmaler

Der Name Dürer leitet sich vom ungarischen Ajtósi ab. Albrecht Dürer der Ältere, der aus dem Dorf Ajtós in der Nähe der Stadt Gyula in Ungarn stammte, ist in Ungarn unter diesem Namen (Ajtósi Dürer Albrecht) bekannt. In Deutschland nannte er sich anfangs „Thürer” (= Türmacher), was auf Ungarisch „ajtós” heißt („ajtó” = Tür).

Albrecht Dürer glich die von seinem Vater gebrauchte Schreibweise „Türer“ an die in Nürnberg gültige fränkische Aussprache der harten Konsonanten an und schuf mit der Umwandlung in „Dürer“ die Voraussetzung für sein Monogramm, das große A mit dem untergestellten D.

Dürer war der erste Künstler, der seine Grafiken systematisch mit einem Monogramm kennzeichnete. Diese Urheberangabe wurde bald zu einem Gütesiegel, das auch nachgeahmt wurde.

Wappen-Galerie

Leben

Bis zur Selbstständigkeit 1497

Porträt der Barbara Dürer, geb. Holper, Öl auf Tannenholz (1490/93), Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
Porträt Albrecht Dürer der Ältere, Öl auf Holz (1490), Galleria degli Uffizi, Florenz
Selbstbildnis des Dreizehnjährigen, Silberstift auf weiß grundiertem Papier (1484), ältestes erhaltenes Selbstporträt Albrecht Dürers, Albertina, Wien

Albrecht Dürers Vater, der ebenfalls Albrecht hieß, kam 1455 aus Ungarn nach Nürnberg und übte hier erfolgreich den Handwerksberuf eines Goldschmieds aus. 1467 heiratete er Barbara Holper, die Tochter seines Nürnberger Meisters. In 25 Ehejahren gebar sie 18 Kinder, von denen allerdings nur drei überlebten. Als drittes Kind dieser Ehe wurde Albrecht am 21. Mai 1471 geboren. Seit 1475 lebte die Familie Dürer in einem eigenen Haus unterhalb der Burg (Burgstr. 27: Eckhaus der Gasse unter der Vesten/ heute: Obere Schmiedgasse). Albrecht Dürer jun. beschrieb seine Mutter als eine emsige Kirchgängerin, die ihre Kinder „fleißig” und oft bestrafte. Wohl geschwächt durch die vielen Schwangerschaften war sie häufig krank.

In früher Jugend nahm ihn der Vater in seine Werkstatt, um ihn gleichfalls zum Goldschmied auszubilden. Aus diesen Lehrjahren stammen sein Brustbild, das er 1484 nach dem Spiegel auf Pergament zeichnete (jetzt in der Albertina in Wien) und eine Madonna mit zwei Engeln von 1485 (Kupferstichkabinett Berlin).

Ende 1486 bis 1490 lernte und arbeitete er bei dem Nürnberger Maler Michael Wolgemut; Indizien sprechen dafür, dass Dürer an den Entwurfsarbeiten zur 1493 erschienenen Schedelschen Weltchronik beteiligt war. Daneben bildete sich Dürer auch anhand zeitgenössischer Kupferstiche, zum Beispiel derer von Martin Schongauer.

Von Ostern 1490 bis Pfingsten 1494 begab sich Dürer auf Wanderschaft an den Oberrhein; der genaue Weg dieser ersten von drei größeren Reisen während seines Lebens ist unbekannt. Möglicherweise war er zunächst in den Niederlanden oder am Mittelrhein, bevor er sich 1492 im Elsass aufhielt. Den in Colmar lebenden Maler Martin Schongauer, dessen Werk ihn sehr beeinflusste, lernte er nicht mehr kennen, da dieser bereits am 2. Februar 1491 verstorben war. Später wirkte Dürer in Basel. Hier entstanden die berühmten Holzschnitte zu Sebastian Brants Narrenschiff (Erstdruck 1494).

1494 heiratete er Agnes Frey († 1539), die Tochter eines Freundes seines Vaters aus einer alteingesessenen, angesehenen Nürnberger Familie, die allerdings nur 200 Florin Mitgift in die Ehe einbrachte. Die Ehe blieb kinderlos. Damit starb die Familie Dürer aus, denn – soweit es bekannt ist – blieben auch seine beiden Brüder kinderlos.

Weiher im Walde, Aquarell (ca. 1495), British Museum, London
Feldhase, Aquarell (1502), Albertina, Wien

In der Folgezeit bis 1500 schuf er eine Serie von kleinen Landschaftsaquarellen mit Nürnberger Motiven bzw. mit Motiven von Stationen seiner Venedig-Reise, die er in der ersten Hälfte des Oktober 1494, bereits drei Monate nach seiner Hochzeit, antrat. Diese Reise verstärkte sein Interesse an der Kunst des Quattrocento. Im Mai 1495 kehrte er zurück nach Nürnberg.

Er machte sich 1497 selbständig, und wohl ab 1503 konnte er eine Werkstatt mit Hans Schäufelein, Hans von Kulmbach und Hans Baldung Grien als Mitarbeiter betreiben. Er arbeitete sehr hart an seinen Werken in der Nürnberger Altstadt. In diese erste Periode seines Künstlerlebens fallen vorwiegend Porträts und einige Selbstporträts: das Bildnis seines Vaters (1497) in London (National Gallery), sein Selbstporträt (1498) im Prado in Madrid, das des Lindauer Kaufmanns Oswald Krell (beschriftet „Oswolt Krel. 1499”) in München (Bayerische Staatsgemäldesammlung), sein Selbstporträt (1500) ebenfalls in München, Bildnis Friedrichs des Weisen (1494/97) in Berlin (Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz) u. a. Von 1500 stammt auch der kleine Christus am Kreuz in der Dresdner Galerie, ein Bildchen von unvergleichlicher Feinheit der Ausführung, und aus derselben Zeit ein Altarwerk ebenfalls in Dresden („Die sieben Schmerzen Mariä” und Maria das Kind anbetend, Mitteltafel in München), der „Dresdner Altar” sowie der um 1504/05 in Auftrag gegebene Ober-St.Veiter Altar mit der Kreuzigung Christi (heute in Wien, Diözesanmuseum).

Hauptsächlich widmete er sich jedoch dem Kupferstich und dem Vorlagenzeichnen für den Holzschnitt. Besonders den Kupferstich erprobte er schon sehr frühzeitig; das erste datierte Blatt ist von 1497, dem aber gewiss schon verschiedene andere vorangegangen waren. Aus dieser Zeit stammen ferner: die Offenbarung des Johannes (1498), eine Folge von 16 Holzschnitten, und Adam und Eva (1504), ein Kupferstich.

Dürers Verbindung zum Humanismus kommt u.a. in den Illustrationen zu Conrad Celtis' Schrift „Quatuor libri Amorum” (1502) zum Ausdruck, der seinerseits Dürer zuvor bereits als zweiten Apelles gepriesen hatte.

Reise nach Venedig (1505 bis 1506)

Rosenkranzfest, Öl auf Pappelholz (1506), Nationalgalerie, Prag

Im Jahr 1505 unternahm er eine zweite Reise nach Venedig, wo damals die größten Renaissancemaler der venezianischen Schule, Tizian, Giorgione, Palma il Vecchio, tätig waren; vor allen aber beeindruckte ihn Giovanni Bellini, den er in einem Brief als den „pest in gemell” (Bester in der Malerei) pries. Wenn ihn sein ernstes Studium, sein Fleiß und seine Einsicht schon früher in der Heimat den Wert der Korrektheit der Zeichnung und eine wahre Naturauffassung schätzen lehrten, so sah er hier eine ungeahnte Kraft und Tiefe des Kolorits, die nachhaltig auf ihn einwirkten.

Das Albrecht-Dürer-Haus in Nürnberg, ab 1509 die Wohn- und Arbeitsstätte Dürers

Die deutschen Kaufleute zu Venedig bestellten für die Bartholomäuskirche ein großes Bild, das Rosenkranzfest, welches Kaiser Rudolf II. später für eine große Summe erwarb und von vier Männern nach Prag tragen ließ, wo es sich jetzt in der Národní Galerie (Nationalgalerie) befindet (zuvor im dortigen Kloster Strahow). Es stellt eine Krönung der Madonna durch zwei Engel dar. Die Jungfrau reicht dem Kaiser, das Christuskind dem Papst Rosenkränze, ebenso der heilige Dominik und mehrere Engel den Umstehenden. In dem durch Übermalung sehr verdorbenen Bild ist der venezianische Einfluss deutlich zu erkennen. Obgleich Dürer in Venedig hohe Anerkennung fand und der Rat von Venedig ihm ein Jahresgehalt von 200 Dukaten anbot, wenn er sich in der Stadt dauernd niederlassen würde, trat er doch im Spätherbst 1506 die Rückreise in seine Vaterstadt an.

1506–1514

Ab 1509 war Dürer Genannter des Größeren Rats in Nürnberg, und so kann man davon ausgehen, dass er maßgeblich an der Planung künstlerischer Projekte der Stadt beteiligt war.

Graphische Werke

Das Jüngste Gericht, Holzschnitt (ca. 1510), aus Die kleine Passion

Während dieser Jahre veröffentlichte Dürer außer vielen kleineren Arbeiten in Kupferstich und Holzschnitt drei beeindruckende Holzschnittfolgen; in diesen Werkkomplexen zeigt sich Dürers Meisterschaft auf dem Gebiete der Graphik ganz besonders. Im Einzelnen handelt es sich um:

  • Die kleine (Holzschnitt-)Passion (dat. 1509 und 1510) mit 37 Blättern im Format 130x100mm, 1511 als Buch veröffentlicht;
  • Die große Passion (1510), die sich in Darstellung und Format wesentlich von der kleinen unterscheidet und aus 11 Darstellungen aus dem Leben des Heilands und einem Titelblatt besteht;
  • Marienleben bzw. Das Leben der Maria (1510 und 1511) in 20 Darstellungen.

Ferner sind aus dieser Periode noch zu nennen:

  • Die heilige Dreieinigkeit (Holzschnitt, 1511)
  • Die Messe des heiligen Gregor
  • Der heilige Christoph
  • Die heilige Familie mit Mutter Anna
  • Joachim mit dem Rosenkranz
Kaiser Maximilian I., Öl auf Lindenholz (1519), Kunsthistorisches Museum, Wien

Damals machte Dürer auch Versuche, mit der kalten Nadel auf Kupfer zu ritzen; so entstanden Die heilige Veronika von 1510, Der Leidensheiland und der büßende Hieronymus, beide von 1512. Von dieser Zeit an überwiegen die Arbeiten Dürers in Holzschnitt und Kupferstich, und man begegnet seltener Gemälden von seiner Hand. Von letzteren kennt man aus dem Jahr 1512 das kleine Bild der heiligen Jungfrau mit dem nackten Kind auf den Armen, eine angeschnittene Birne haltend (im Schloss Belvedere zu Wien). In dasselbe Jahr fällt zum großen Teil eine Reihe kleiner Kupferstiche, die eine dritte Darstellung der Passion umfassen. Auch erhielt Dürer einen Freibrief von seinem Gönner Kaiser Maximilian zum Schutz vor der Nachbildung seiner Holzschnitte und Kupferstiche. Als hervorragende Werke aus dem Jahr 1512 sind noch zu erwähnen die Stiche: Maria auf der Rasenbank, Christus der Dulder, beides Nadelarbeiten, sowie der heilige Hieronymus in der Felsenschlucht vor dem Betpult.

Verbindung zu Kaiser Maximilian I.

Dürer hat mehrfach im Auftrag des Kaisers Maximilian I. gearbeitet. Seit spätestens 1510/11 gab es Verbindungen, die eventuell Willibald Pirckheimer vermittelt hatte. Alle Werke dienten zumindest mittelbar der Ehre und dem Ruhm des Kaisers – neben Dürer waren in diesem Sinne z.B. die Künstler Hans Burgkmair, Hans Schäufelin und Beck oder auch Albrecht Altdorfer, Lucas Cranach und Jörg Breu tätig.

Fechtbuch; Hieroglyphen des Horapollon (Pirckheimer!); Der Triumph (Ehrenpforte und Großer Triumphwagen), für den Dürer und dessen Werkstatt-Mitarbeiter Hans Springinklee und Wolf Traut den größten und bedeutendsten Teil zu liefern hatten (die Beschriftungen sind Johann Neudörffer zu verdanken); das für den St. Georgenorden bestimmte Gebetbuch.

Bildnis seiner Mutter, Kohlezeichnung (1514)

Zu dieser Zeit entstanden parallel seine berühmten Stiche: Ritter, Tod und Teufel (1513), Der heilige Hieronymus im Gehäus (1514) Melencolia I (1514), sowie vielleicht das ursprünglich für die Nürnberger Katharinen-Kirche bestimmte, jetzt in der Münchener Pinakothek befindliche Altarblatt der Geburt Christi mit den beiden Stifterbrüdern Paumgartner, bekannt als Paumgartner Altar. Im gleichen Jahr hat er auch ein einzelnes tanzendes Bauernpaar gestochen und die vierschrötigen Tänzer recht lebendig geschildert. Zwei Monate vor deren Tod († 1514) fertigt er eine Kohlezeichnung seiner Mutter an; das erste Porträt eines sterbenskranken Menschen. Seit 1515 sind auch Eisenradierungen von Dürer überliefert.

1518 bis 1520

Von 1518 bis 1520 widmete er sich intensiv den theoretischen Arbeiten wie beispielsweise der Proportionslehre.

Im Sommer 1518 war er als Vertreter der Stadt Nürnberg auf dem Reichstag in Augsburg, wo er Jakob Fugger und andere bedeutende Persönlichkeiten im Werk verewigte. Die Bekanntschaft mit Schriften Luthers, „der mir aus grossen engsten geholfen hat“, fällt wohl in diese Zeit.

Reise in die Niederlande (1520–1521)

Der Hafen von Antwerpen, Federzeichnung (1520), Albertina, Wien

Vom 12. Juni 1520 ab begab sich Dürer mit seiner Frau über Bamberg, Frankfurt, Köln nach Antwerpen und in andere niederländische Städte; von dort kam er erst im Herbst des folgenden Jahres zurück.

Die Vier Apostel, rechter Teil: „Die Heiligen Markus und Paulus“, Öl auf Holz (1526), Alte Pinakothek, München
Die Vier Apostel, linker Teil: „Die Heiligen Johannes und Petrus“, Öl auf Holz (1526), Alte Pinakothek, München

Die Reise in die Niederlande war ein wahrer Triumph, überall wurde der Meister auf das Glänzendste gefeiert; der Antwerpener Magistrat bot ihm vergeblich ein Jahresgehalt von 300 Gulden, ein schönes Haus zum Geschenk, freien Unterhalt und außerdem Bezahlung aller seiner öffentlichen Arbeiten an, um ihn zum ständigen Verbleiben in Antwerpen zu bewegen. Fürsten, fremde Botschafter, Gelehrte, so Erasmus von Rotterdam, und Künstler ehrten ihn und machten ihn zum Mitglied ihrer Gesellschaft. Der neugewählte Kaiser Karl V. bestätigte ihm die früher gewährten Privilegien (dies war der eigentliche Zweck der Reise) und bezeigte ihm außerdem seine besondere Gunst. Von hoher Bedeutung für ihn waren der Anblick der niederländischen Kunstschätze und die Bekanntschaft mit den hervorragenden dortigen Künstlern. Sein während dieser Reise geführtes Tagebuch ist im von Rupprich herausgegebenen Schriftlichen Nachlaß enthalten. Auch eine große Anzahl Bildnisse von Geistlichen, fürstlichen Personen, Künstlern usw. sind ein Ergebnis seiner niederländischen Reise. Am 2. Juli 1521 trat er die Rückreise an.

Nach seiner Heimkehr in die Vaterstadt widmete sich Dürer wieder der künstlerischen Tätigkeit. In den Jahren 1520/21 leitete er die heute verlorene Ausschmückung des Nürnberger Rathauses, die in Nachzeichnungen von 1530 in Wien, Albertina, überliefert ist. Das Programm für die Fassadenmalereien hatte Pirckheimer entworfen.

Aus dem Jahr 1526 besitzt die Alte Pinakothek in München zwei monumentale Tafeln, die zu den bedeutendsten Werken des Künstlers gehören: die lebensgroßen Figuren der vier Apostel Paulus und Petrus und der Evangelisten Markus und Johannes (Seitenstücke), zugleich die vier Temperamente verbildlichend (siehe Temperamentenlehre). Diese Tafeln hatte Dürer ursprünglich der Stadt Nürnberg geschenkt, sie waren im dortigen Rathaus ausgestellt. Aus dem Jahr 1526 stammt auch das Ölbild des Hieronymus Holzschuher in Berlin (Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz), das beste aller Bildnisse von der Hand Dürers, und ferner das Bildnis Jakob Muffels (ebenfalls in Berlin). Besonders erwähnenswert – nicht zuletzt auch wegen des ungewöhnlichen Darstellungstypus – ist das Bildnis Johann Kleeberger, welches sich im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet. Es stammt aus dem Jahr 1526 und soll das letzte Gemälde sein, das Albrecht Dürer gemalt hat.[1]

In den letzten Jahren widmete sich Dürer vermehrt der Kunsttheorie; dabei kommt er zu Einsichten, die durchaus denen der Italiener widersprechen.

Krankheit und Tod

Dürer zeigt auf seine Milz, Skizze (um 1528)
Grabinschrift des Dürer-Grabes in Nürnberg

Seit der Niederlande-Reise unter den Folgen einer Malaria-Erkrankung leidend, starb Dürer überraschend am 6. April 1528, kurz vor seinem siebenundfünfzigsten Geburtstag. Die Symptome seiner Malaria-Erkrankung – unter anderem eine starke Milzvergrößerung – hatte er auch seinem Arzt geschildert, wie seine Skizze im Brief an ihn zeigt. Dürer zeigt darin auf seine (vergrößerte) Milz. Er schreibt „Do der gelb Fleck is vnd mit dem finger drawf dewt, do is mir we.“ („Da, wo der gelbe Fleck [anatomisch der vergrößerten Milz (sog. Splenomegalie) entsprechend] ist und worauf ich mit dem Finger deute, da tut es mir weh.“).

Bis zu seinem Tod war er produktiv tätig, wobei er wohl zuletzt an der Vorbereitung zum Druck einer theoretischen Hauptschrift zur Proportionslehre arbeitete.

Nicht weit entfernt von dem Grab seines Freundes Willibald Pirckheimer ruhten die irdischen Reste Dürers auf dem Johannisfriedhof zu Nürnberg lange unter einer einfachen Metallplatte, die sein Schwiegervater Frey für sich und seine Familie errichten ließ, bis 1681 Joachim von Sandrart das verfallene Grab neu errichtete (Nr. 649).

Kunsthistorische Würdigung Albrecht Dürers

Rhinocerus, Holzschnitt (1515)

Dürer hat für die Entwicklung des Holzschnittes und Kupferstiches Bedeutendes geleistet. Den Holzschnitt hat er aus dem „Dienst der Buchillustration” befreit und ihm den Rang eines eigenständigen Kunstwerks verliehen, das dem gemalten Bild an die Seite gestellt werden konnte. Dürer schuf durch Verfeinerung der Linien und eine Erweiterung des künstlerischen Vokabulars eine reichere Tonigkeit bzw. feinere Farbabstufungen und führte den Holzschnitt so formal in die Nähe des Kupferstichs.

Wie den Holzschnitt so perfektionierte und revolutionierte Dürer auch die Techniken des Kupferstichs. Er wurde durch Blätter wie „Ritter, Tod und Teufel” und „Melencolia I” in ganz Europa bekannt. Dürer hat genau wie Tizian, Michelangelo und Raffael die Bedeutung der Druckgrafik darin gesehen, den eigenen künstlerischen Ruf zu verbreiten und durch den Vertrieb zu Einnahmen zu kommen. Benutzten die Italiener die Graphik zur Verbreitung ihrer Gemälde, so erhebt Dürer den Holzschnitt selbst zum Kunstwerk. In diesem Zusammenhang spricht man von Reproduktionsgraphik und Originalgraphik. Dürer hat seine druckgraphischen Zyklen im eigenen Verlag verlegt und über den Buchhandel vertrieben. Der Vertrieb druckgrafischer Blätter hatte zur Folge, dass neue künstlerische Entwicklungen schnell und gleichmäßig in ganz Europa Verbreitung fanden.

Das gesteigerte Selbstbewusstsein und die vielschichtige Selbstreflexion deutet sich in Dürers zahlreichen Selbstporträts an. In ihnen thematisiert der Künstler seinen eigenen gesellschaftlichen Stand und darüber hinaus die hohe Wertigkeit der bildenden Kunst als intellektuelle Disziplin in einer Zeit, als diese noch zum gemeinen Handwerk gezählt wurde.

Nach Dürers Plänen realisierte Festung Munot in Schaffhausen

Neben seinem künstlerischen Schaffen schrieb Dürer Werke über das Perspektivproblem in der Malerei, darunter Underweisung der Messung, und betätigte sich mit der Befestigung von Städten. Ein wichtiger Ratgeber war ihm hierbei der römische Architekt und Architekturtheoretiker Vitruv mit seinen zehn Büchern de Architectura. Nach Dürers Befestigungslehre, 1527 in Nürnberg erschienen unter dem Titel „Etliche underricht/zu befestigung der Stett/Schlosz/und flecken”, wurde im selben Jahr noch die 1480 mitten in die Donau gebaute Ulmer Stadtmauer von Hans Beheim d. Ä., einem Nürnberger Baumeister, umgebaut. Erst 1585 wurde die einzige nach Dürers Ideen konzipierte Festung, der Munot zu Schaffhausen, nach 22-jähriger Bauzeit vollendet.

Nach Fedja Anzelewsky, Albrecht Dürer: Werk und Wirkung, elektron. Ausg. 1999 (Vier Bücher von menschlicher Proportion): »Dann warhafftig steckt die kunst inn der natur / wer sie herauß kann reyssen der hat sie / vberkumbstu sie / so wirdet sie dir vil fels nemen in deinem werk vnd durch die Geometria magstu deins wercks vil beweyssen.« Nach Anzelewsky ist das Wort „kunst” in diesem Zusammenhang als Gesetzmäßigkeit zu verstehen und mithin spricht sich Dürer hier nicht für ein Schaffen nach Prinzipien des späteren Naturalismus aus.

Dürer als Mathematiker

Melencolia I, Kupferstich (1514)

In der Geschichte der Mathematik zeichnet sich die Renaissance als ein Zeitraum aus, in der wesentliche mathematische Fortschritte gehäuft von Praktikern kamen, so von dem Ingenieur Simon Stevin, dem Handwerker Jost Bürgi, dem Juristen François Viète, dem Kartographen Gerhard Mercator oder dem Künstler Piero della Francesca.

Der „mathematischste Kopf”[2] unter den Künstlern seiner Zeit war jedoch Albrecht Dürer. So erwarb er 1507 ein Exemplar der ersten Ausgabe der von Zamberti in das Lateinische übersetzten Elemente des Euklid von 1505, dem ersten Buchdruck dieses Werks überhaupt, und wirkte 1515 im Auftrag von Kaiser Maximilian I. an einer von dem Hofastronomen Johannes Stöberer entworfenen Karte der Erdhalbkugel mit („Stabius-Dürer-Karte”). Sein Kupferstich Melencolia I enthält einige mathematische Andeutungen: Zum einen ist ein magisches Quadrat abgebildet, dessen Zeilen, Spalten, Diagonale, die Zahlen in den 4 Quadranten, die 4 Zahlen im Zentrum und die 4 Zahlen in der Ecke stets dieselbe Summe 34 ergeben und das in seinen beiden mittleren unteren Feldern das Entstehungsjahr 1514 angibt; zum anderen wird ein Polyeder (siehe Hauptartikel Rhomboederstumpf) gezeigt, der durch Streckung zweier diametral gegenüberliegender Ecken eines Würfels zu einem Rhomboeder und durch anschließendes Abschneiden der beiden Spitzen senkrecht zu dieser Achse entsteht, so dass er wieder eine Umkugel wie der ursprüngliche Würfel besitzt.

Underweysung der messung mit dem zirckel und richtscheyt in Linien ebnen unnd gantzen corporen, Blatt Konstruktion der Muschellinie, Zeichnung (1525)

Wissenschaftshistorisch bemerkenswert jedoch ist seine Underweysung der messung mit dem zirckel und richtscheyt in Linien ebnen unnd gantzen corporen als das erste Mathematikbuch deutscher Sprache mit bedeutenden neuen Erkenntnissen. In dem Titel ist hierbei das Wort „Messung” im Zusammenhang mit der damals vorherrschenden Übersetzung „Messkunst” für das griechische Wort Geometrie zu verstehen und bedeutet also im heutigen Wortsinn eher „Konstruktion”. In der Underweysung definiert Dürer spezielle Kurven, insbesondere erstmalig die Muschellinie und die Pascalsche Schnecke (die er selber wegen ihrer Konstruktionsvorschrift „Spinnenlinie” nannte), gibt eine neue Konstruktion einer Ellipse an, erkennt Ellipse, Parabel und Hyperbel als Kegelschnitte (und ist damit Vorläufer von Gaspard Monge), zeigt ein neuartiges und sehr genaues Verfahren zur Winkeldreiteilung und stellt die Tangens-Funktion graphisch dar (motiviert durch das ganz praktische Problem, die Schrifthöhe in Abhängigkeit von der Höhe ihrer Anbringung so zu staffeln, dass alle Zeilen gleich hoch erscheinen).

Dürer geht dabei deduktiv und systematisch vor und ist sich des grundlegenden Unterschieds zwischen exakten Lösungen (er nennt sie „demonstrative”) und näherungsweisen („mechanice“) Lösungen stets bewusst, was ihn sogar von den meisten Mathematikern seiner Zeit abhebt.[3]

Der Oxforder Kunsthistoriker Martin Kemp wies in einem Beitrag in der englischen Wissenschaftszeitschrift Nature darauf hin, dass Dürer Parkettierungen gezeichnet hat, die Ähnlichkeit mit einem Fussbodenbelag in der Eingangshalle des Molecular and Chemical Sciences Building der University of Western Australia in Perth aufweisen, der auf einer Penrose-Parkettierung beruht.

Dürers Mitarbeiter

Heute geht man davon aus, dass Dürer nicht wirklich Schüler angenommen und ausgebildet hat; vielmehr war es offensichtlich so, dass er relativ eigenständige Maler bzw. Zeichner in seine Werkstatt als Gesellen aufnahm und diese sich weiterentwickeln ließ.

Als Mitarbeiter Dürers gelten Hans Baldung genannt „Grien” (seit 1503 Geselle in der Werkstatt, bis spätestens 1508), Barthel Beham, Sebald Beham, Georg Pencz, Hans Schäufelin (seit 1503 Geselle), Hans Springinklee und Hans Suess von Kulmbach.

Es gibt Indizien, dass Matthias Grünewald von Dürer abgewiesen wurde. Außerdem ist dessen Mitarbeit am sogenannten Heller-Altar, eine Gemeinschaftsarbeit mit Albrecht Dürer, belegt (Kopie von Jobst Harrich, Frankfurt a. M., Historisches Museum; Original verbrannt) .[4]Albrecht Dürers Bruder Hans Dürer wurde sehr wahrscheinlich in der Werkstatt von Albrecht ausgebildet.

Werke (Auswahl)

Der heilige Hieronymus im Gehäus, Kupferstich (1514)

Bildnerische Werke

Graphische Werke

Dürer werden etwa 20 Exlibris zugeschrieben. Das bekannteste ist wohl davon das für seinen Freund W. Pirckheimer.

Gemälde

Paumgartner Altar, Öl auf Holz (nach 1503), Alte Pinakothek, München
Marter der zehntausend Christen, Leinwand (übertragen) (1507), Kunsthistorisches Museum, Wien

Aquarelle und Zeichnungen

Tal von Kalchreuth, Aquarell (ca. 1495), Kupferstichkabinett, Berlin
Das große Rasenstück, Aquarell (1503), Albertina, Wien

Literarische Werke und Schriften

Maßgebliche Ausgabe der Schriften, Tagebücher usw.:

  • Hans Rupprich (Hrsg.): Dürer. Schriftlicher Nachlaß, 3 Bände, Berlin 1956/1966/1969

Nachlass

Das Manuskript der Proportionslehre befindet sich in Dresden, im British Museum liegen ein Band Zeichnungen und 4 Bände Manuskripte. Die BSB München beherbergt das Manuskript der eigenhändigen Überarbeitung der Vnderweysung (4° L. impr. c. n. mss. 119). Ein entnommenes Blatt liegt in der HAB Wolfenbüttel (Bibel-S. 4° 197, Rückdeckel).

Zu Dürers schriftlichem Nachlass vgl. den Vorbericht von Hans Rupprich, Dürers schriftlicher Nachlaß und seine Veröffentlichung, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1940–1953 (1954), S.7–17. Jetzt auch Schauerte, Thomas: Dürer und Spranger: Ein Autographenfund im Spiegel der europäischen Sammlungsgeschichte, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 93 (2006), S. 25–69.

Ehrungen

Denkmäler

Dürer zu Ehren wurden vor allem im 19. Jahrhundert Denkmäler aufgestellt und seine Büste 1842 in die Walhalla aufgenommen.

Briefmarken

Banknoten

Einige Gemälde Albrecht Dürers sind auf Banknoten der Deutschen Mark abgebildet.

Literatur

In der anspruchsvollen Novelle Künstlerehe von Leopold Schefer (1828) sind Albrecht und Agnes Dürer die Hauptpersonen.

Film

Im 1928 uraufgeführten Stummfilm Luther – Ein Film der deutschen Reformation von Hans Kyser war neben Eugen Klöpfer als Martin Luther der Schauspieler Max Grünberg als Albrecht Dürer zu sehen. 1978 entstand in der DEFA-Film Jörg Ratgeb – Maler über Dürers Zeitgenossen Jerg Ratgeb. Albrecht Dürer wurde von Martin Trettau dargestellt.

Hase (nach 1576) von Hans Hofmann, bezeichnet mit Dürers Monogramm und der Jahreszahl 1528

Nachahmer

Bereits im 16. Jahrhundert und besonders um 1600 gab es eine große Zahl von Nachahmungen von Werken Albrecht Dürers. Einer der bekanntesten ist wohl Hans Hoffmann (auch Hofmann, * um 1530 in Nürnberg; † 1591/2 in Prag). Viele seiner Werke sind in Details abgewandelte Dürer-Zitate, von denen einige bis in die Neuzeit für echte Dürer-Werke gehalten wurden.

Ausstellungen (Auswahl)

Dürer-Ausstellung in Paris, 2004
  • aktuelle und zukünftige Dürer-Ausstellungen (Digitalisat)

Siehe auch

Literatur

Werkverzeichnisse

  • Fedja Anzelewsky: Albrecht Dürer. Das malerische Werk, 2 Bde., 2. neubearb. Aufl., Berlin 1991 (zuerst 1971); mit maßgeblicher Zählung.
  • Rainer Schoch, Matthias Mende, Anna Scherbaum (Hrsg.): Albrecht Dürer: Das druckgraphische Werk.
    • Bd. I: Kupferstiche, Eisenradierungen und Kaltnadelblätter, Prestel Verlag, München 2001.
    • Bd. II: Holzschnitte und Holzschnittfolgen, Prestel Verlag, München 2002.
    • Bd. III: Buchillustrationen, mit Beiträgen von Berthold Hinz und Peter Schreiber, Prestel Verlag, München 2004.

Monographien, Ausstellungskataloge und CD-ROMs

  • Franz Winzinger: Albrecht Dürer. Reinbek 1971, ISBN 3-499-50177-5.
  • Erwin Panofsky: Das Leben und die Kunst Albrecht Dürers. ins Deutsche übersetzt von Lise Lotte Möller, München 1977 (erste engl. Ausgabe: 1943).
  • Giorgio Zampa u. Angela Ottino Della Chiesa: L'opera Completa di Dürer. Rizzoli Editore, Milano 1968.
  • Albrecht Dürer. 1471/1971. Ausstellungskatalog des German. Nationalmuseums, Nürnberg. Prestel, München 1971, ISBN 3-7913-0004-0.
  • Matthias Mende (Hrsg.): Albrecht Dürer – ein Künstler in seiner Stadt. Tümmels, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-84-1.
  • Mark Lehmstedt (Hrsg.): Albrecht Dürer: Das Gesamtwerk. CD-ROM, Digitale Bibliothek, Nr. 28. Directmedia Publishing, Berlin 2004, ISBN 3-89853-428-6. Enthält auch:
    • Fedja Anzelewsky, Albrecht Dürer: Werk und Wirkung. Stuttgart 1980 (elektron. Ausg. 1999);
    • Albrecht Dürer: Schriften und Briefe, herausgegeben von Ernst Ullmann und Textbearbeitung von Elvira Pradel. Reclam Verlag, Leipzig 1993.
  • Christian Schoen, Albrecht Dürer: Adam und Eva. Reimer Verlag, Berlin 2001, ISBN 978-3-496-01244-3.
  • Schauerte, Thomas, Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I. Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers, Deutscher Kunstverlag, Berlin, München 2001, ISBN 3-422-06331-5
  • Johann Konrad Eberlein, Albrecht Dürer, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2003, ISBN 3-499-50598-3
  • Christoph J. Scriba u. Peter Schreiber: 5000 Jahre Geometrie. 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2005, ISBN 3-540-22471-8
  • Wolfgang Schmid: Dürer als Unternehmer. Kunst, Humanismus und Ökonomie in Nürnberg um 1500. (Beiträge zur Landes- und Kulturgeschichte 1). Porta-Alba-Verlag, Trier 2003, ISBN 3-933701-05-8
  • Norbert Wolf: Albrecht Dürer 1471–1528. Das Genie der deutschen Renaissance. Taschen Verlag, Köln 2006, ISBN 3-8228-4919-7
  • Albrecht Dürer, Hrsg. Klaus Albrecht Schröder und Maria Luise Sternath, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2003, ISBN 978-3-7757-1330-6
  • Olga Kotková (Ed.): Albrecht Dürer. The Feast of the Rose Garlands. Exh. Cat. National Gallery Prague. Prague 2006.
  • Friedrich Piel: Albrecht Dürer. Aquarelle und Zeichnungen. Dumont, Köln 1983, ISBN 3-7701-1483-3
  • Philipp Zitzlsperger: Dürers Pelz und das Recht im Bild – Kleiderkunde als Methode der Kunstgeschichte. Akademie Verlag, Berlin 2008. ISBN 978-3-05-004522-1

Lexikonartikel

Einzelnachweise

  1. Franz Winzinger: Albrecht Dürer. Reinbek 1971, S. 136 f.
  2. C. J. Scriba, P. Schreiber: 5000 Jahre Geometrie. 2. Auflage. Springer, Berlin – Heidelberg 2005, ISBN 3-540-22471-8, S. 273.
  3. C. J. Scriba, P. Schreiber: 5000 Jahre Geometrie, S. 283.
  4. Teutsche Academie 1675, II, Buch 3, S. 276, rechte SpalteText -Kunstgeschichtliches Institut der Goethe-Universität Frankfurt am Main, DFG-Projekt »Sandrart.net«. Aufgerufen am 2. Juni 2010.

Weblinks

Commons: Albrecht Dürer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Albrecht Dürer – Quellen und Volltexte

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