Alphabet

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Alphabet (Begriffsklärung) aufgeführt.

Ein Alphabet (über altgriechisch ἀλφάβητος alphábētos) ist eine Menge von grafischen Zeichen (genannt Buchstaben), die die einzelnen Laute (Phoneme) einer Sprache bezeichnen und zu ihrer schriftlichen Darstellung dienen. Der Name Alphabet geht auf die ersten beiden Buchstaben des griechischen Schriftsystems zurück (Alpha – α, Beta – β). Analog dazu sagt man im Deutschen A-B-C. Die festgelegte Reihenfolge erlaubt alphabetische Anordnungen wie beispielsweise in Wörterbüchern.

Alphabete stehen im Gegensatz zu piktografischen oder logografischen Systemen, bei denen die Zeichen für Begriffe stehen (z. B. Rind, Sonnenaufgang, Freundschaft), sowie zu Silbenschriften. Ein Alphabet ist ein phonographisches System, das im Unterschied zur Silbenschrift in der Regel jeweils nur einen Laut je Buchstaben bezeichnet.

Auch formale Sprachen in der Informatik bestehen aus Wörtern, die aus Zeichen eines Alphabets bestehen. Siehe hierzu auch Alphabet (Informatik).

Die verschiedenen Alphabete, nach Zeitalter

Funktionsweise des Alphabets

Die Buchstaben eines Alphabetes sind schriftliche Symbole für die kleinsten bedeutungsunterscheidenden lautlichen Einheiten der Sprache, die Phoneme (zum Beispiel unterscheiden t und s in Haut und Haus die Bedeutung der Wörter (siehe auch Minimalpaar und Allophon).

In einem idealen Alphabet entspricht jeder Buchstabe einem Phonem und umgekehrt (z. B. im georgischen Alphabet). In der Praxis finden sich aber fast immer Abweichungen:

  • Es kann dasselbe Zeichen für verschiedene Laute gelten (z. B. v in 'Vogel' und 'Vase' oder die drei e in 'weggeben').
  • Es kann derselbe Laut mit verschiedenen Zeichen notiert werden (z. B. [f] in 'Vogel' und 'Fisch').
  • Es können mehrere Zeichen für ein einziges Phonem stehen (sch).
  • Es können mehrere Laute durch ein einziges Zeichen wiedergegeben werden (z. B. x für [ks]).
  • Es kann ein Laut unbezeichnet bleiben (z. B. der Knacklaut in beachten [bəˈʔaxtən]).

Darüber hinaus geht die Korrespondenz von Laut und Zeichen auch durch den natürlichen Sprachwandel verloren (vergleiche englisch sign, lateinisch signum).

Fehlen in einem Schriftsystem Zeichen für Phoneme, können sprachliche (inhaltliche) Unterschiede eventuell nicht schriftlich wiedergegeben werden. So bestanden einige Alphabete ursprünglich nur aus Konsonanten (Konsonantenschrift). Später wurden sie mit Zeichen für Vokale ergänzt, die als kleine Zusätze (z. B. Punkte, Striche) zu den Konsonanten gesetzt wurden (hebräisches und arabisches Alphabet).

Sind hingegen in einem Schriftsystem Zeichen für Phoneme im Übermaß vorhanden, können sprachliche (inhaltliche) Unterschiede selbst bei gleicher Lautung schriftlich ausgedrückt werden. Zum Beispiel im Deutschen heute im Gegensatz zu Häute.

Die Schriftsysteme für die meisten europäischen Sprachen sind Varianten des lateinischen Alphabets. Dabei wurden den Zeichen für lateinische Laute ähnliche Laute der jeweiligen Sprache zugeordnet. Dieselben Zeichen standen in den verschiedenen Sprachen für teilweise unterschiedliche Laute. Zudem ist es im Zuge der Sprachentwicklung zu weiteren Veränderungen der Aussprache gekommen (vgl. j im Deutschen und Englischen).

Da die Zahl der Phoneme in den verschiedenen Sprachen unterschiedlich ist, genügte der Zeichenvorrat des lateinischen Alphabetes oft nicht. Deshalb wurden zur Darstellung der betreffenden Phoneme Buchstabenkombinationen (ou, ch, sz) und diakritische Zeichen eingeführt (ö, š).

Daneben wurden Varianten der ursprünglichen lateinischen Zeichen (i/j, u/v) und Ligaturen (ae > æ, uu/vv > w, sz/ss > ß) zu eigenständigen Zeichen weiterentwickelt und gelegentlich auch Buchstaben aus anderen Alphabeten übernommen (þ).

Siehe auch: Lateinisches Alphabet

Phonetisches Alphabet

Ein absolut phonetisches Alphabet wäre in der Praxis unbrauchbar, weil es aufgrund der unzähligen Nuancen einer Sprache unzählig viele Zeichen hätte. Ein in Bezug auf die phonetische Wiedergabe optimiertes Alphabet ist das IPA, bei dem man versucht, möglichst vielen Lautnuancen ein Zeichen zuzuordnen. Man spricht auch von phonetischen Alphabeten, wenn sie phonetische Aspekte ausgeprägt berücksichtigen (z. B. georgisches Alphabet).

Eine phonemische Schreibweise behandelt unterschiedliche Aussprachen desselben Phonems gleich. So wird beispielsweise in der deutschen Orthografie die unterschiedliche Aussprache des Phonems /d/ von „Hund“ in Hund und Hunde nicht berücksichtigt.

Entstehung und Entwicklung

Hauptartikel: Geschichte des Alphabets

Aus den in Vorderasien gebräuchlichen Keilschriften entwickelten Händler in Ugarit um 1400 v. Chr. die erste alphabetische Schrift, die sogenannte Ugaritische Schrift. Aus ihm heraus hat sich um 1000 v. Chr. unter anderem das Alphabet der Phönizier entwickelt, das wiederum Ausgangspunkt für die heute gebräuchlichen Alphabete ist. Sie bedienten sich dabei Elementen der vorhandenen Bilderschriften. Die Zeichen lösten sie dabei vollständig von ihrer bildlichen Bedeutung und wiesen ihnen klare Lautwerte zu. Die phönizische Schrift verlief von rechts nach links. Trotz dieser Unterschiede lassen sich die Zeichen der Phönizier jeweils mit Zeichen der Ugaritischen Schrift in Verbindung bringen.

Die phönizische Schrift war eine reine Konsonantenschrift. Dies entsprach der Struktur der semitischen Sprachen. Die hebräische und die arabische Schrift, die daraus entstanden, verzichten bis heute (weitgehend) auf Vokale. Als die Griechen etwa im 10. oder 9. Jh. v. Chr. die phönizische Schrift übernahmen, benutzen sie Zeichen für bestimmte Konsonanten, die zwar in semitischen, aber nicht in europäischen Sprachen vorkommen, zur Bezeichnung von Vokalen, z.B. wurde aus dem Zeichen für "H" das Eta = "E". Einige Zeichen für Konsonanten, die die phönizische Sprache nicht kannte, wurden neu geschaffen, z.B. das Psi. Im Jahre 403 v. Chr. wurde in Athen das Alphabet normiert. Es wurde so zum Schriftsystem für ganz Griechenland. Anfang des 4. Jh. v. Chr. brachten griechische Siedler das Alphabet nach Italien, wo die Etrusker (in der heutigen Toskana) es im Laufe des 4. Jahrhunderts übernahmen. Im 3. Jh. v. Chr. orientierten sich die Römer an der griechisch-etruskischen Schrift und überlieferten sie im 1. Jh. v. Chr. nach Mitteleuropa.

Historische Bedeutung

Durch das Alphabet entstand ein System mit vergleichsweise wenigen Zeichen. Um die Aufzeichnungen der alten Ägypter verstehen zu können, musste man Hunderte, später sogar Tausende Hieroglyphen lernen. Nun genügten zwei Dutzend Zeichen, um sämtliche Gedanken, die überhaupt formulierbar sind, zu notieren. Die Einfachheit dieses Systems begünstigte dessen Verbreitung über die halbe Welt.

„Die menschlichen Sprechwerkzeuge können zwar eine riesige Zahl von Lauten erzeugen, doch beruhen fast alle Sprachen auf dem formalen Wiedererkennen von nur ungefähr vierzig dieser Laute durch die Mitglieder einer Gesellschaft.“ (Jack Goody).

Die Reihenfolge des griechischen und lateinischen Alphabets folgt global (wenige Ausnahmen) der Reihenfolge des phönizischen Alphabets, da die Zeichen auch mit einem Zahlwert gekoppelt waren.

Literatur

  • Lewis F. Day: Alte und neue Alphabete. Ein Streifzug durch die Welt der Lettern. Reprint der Ausgabe von 1906, mit einem Nachwort von Hans A. Halbey. Harenberg Edition, Dortmund 1991, ISBN 978-3-883-79603-1

Weblinks

 Wikiquote: Alphabet – Zitate

Quellenhinweis

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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Alphabet“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 21. Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.

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