Armatur (Heraldik)
Armatur (veraltet und mißverständlich: Besteckung; französisch trophée; englisch armaments trophy) bezeichnet im Wappenwesen jegliches mehr oder minder arbiträr zusammengestelltes Wappenzubehör beziehungsweise Wappendekor, das vor, hinter oder neben dem Wappenschild angeordnet ist, primär der übermäßigen Ausschmückung dient und ein Wappen optisch aufwerten soll. Armaturen gehören nicht zu den wesentlichen Bestandteilen eines Wappens, haben keinerlei Bedeutung für die Geschichte eines Wappens und werden nicht blasoniert. Die Armatur-Ausschmückung ist seit dem 18. Jahrhundert weit verbreitet, kommt vorher nur vereinzelt vor und ist nach vielen Heraldikern des 19 Jahrhunderts unheraldisch.
„Die Anbringung sogenannter Armaturen um und hinter dem Schilde ist als unheraldisch zu verwerfen.“
Zu den Armaturen werden Fahnen in größerer Anzahl hinter oder neben dem Wappenschild gerechnet. Weiter sind Kanonen und Gewehre, gestapelte Munition und Kanonenkugeln und ähnliches dazuzurechnen. Selbst eine größere Anzahl von historisch-heraldischen Waffen wie Lanzen und Hellebarden hinter oder um ein Wappen gelten als Armatur.
Wappen mit Armatur
(Wappen Haitis)1742: Armatur im Grafenwappen von Schmettau
1894: Wappen von Kopenhagen (die Armatur mit Brustpanzer, Wagen mit gebrochenem Rad, Säbel, Gewehr, Steigbügel, Spaten, Picke, Barte und Trommel)
Abgrenzung
Armaturen sind eigentlich von Pracht- oder Ehrenstückenen abzugrenzen, die aus wappenhistorischen Gründen zu einem Wappen gehören oder auf besondere „Ehren“ der Wappenführenden referenzieren. Allerdings überschneiden sich die Bedeutungen, wenn man kulturelle Eigenheiten berücksichtigt: Was in der französischsprachiggeprägten Heraldik ein Pracht- oder Ehrenstück ist, ist in der deutschsprachiggeprägten womöglich nur ein Armatur und umgekehrt (beispielsweise sind Fahnen hinter dem Schild im deutschsprachiggeprägten Wappenwesen gewöhnlich bedeutungslos, im französischsprachiggeprägten können sie dagegen ein Hinweis auf die Großämter der Krone Frankreichs beziehungsweise auf Rang-/Ehrenfolgen oder ähnliches sein).
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 186
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Armatur_(Heraldik)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 25. September 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.