Dreieckschild

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Dreieckschild
um 1230/1240: Schild des Landgrafen Konrad von Thüringen (Marburger Schloss)
Angaben
Waffenart: Schutzwaffe
Bezeichnungen: „Franzosenschild“
Verwendung: Kampf-/Turnier­schild, Wappenschild
Entstehungszeit: ca. Mitte des 13. Jahrhunderts
Gesamtlänge: variabel
Griffstück: Holz, mit Leder überzogen
Listen zum Thema
alternative Beschreibung
13. Jhr.: Dreieckschild (British LibraryW-Logo.png, Sloane 2435, f. 85)

Der Ausdruck Dreieckschild (auch V-Schild, engl. Heater shield oder Heater-shaped shield) bezeichnet in einem weiten Sinn Wappen- und Kampfschilde, die eine dreieckige Form aufweisen. In einem engeren Sinn umfasst der Begriff einen hochmittelalterlichen Schildtyp, der sich ca. Mitte des 13. Jahrhunderts aus dem Drachenschild entwickelte und in der Heraldik als Wappenschild eine herausgehobene Rolle spielt.

Beschreibung

Zirka seit dem elften Jahrhundert erfolgt sukzessive eine zunehmende Verkleinerung der Fläche des Drachenschildes. Dies lässt sich zum einen auf ein Streben nach Gewichtsreduzierung zurückführen, zum anderen hatten sich die Rüstungen stark verändert. So waren Beinschienen und der Topfhelm aufgekommen. Diese Neuerungen machten die enorme Größe der Drachenschilde (50–75 % der Körpergröße des Trägers) überflüssig. Der Dreieckschild deckt dabei den Bereich von Schulter bis etwa zum Knie ab, bietet so also Bewegungs- und Sichtfreiraum. Durch seine große Breite schützt er fast den gesamten Oberkörper.

Dreieckschilde wurden aus dünnem Holz gefertigt und mit Leder überzogen. Einige, wie das erhaltene Exemplar des Edward of WoodstockW-Logo.png in seinem Grab in der Kathedrale von CanterburyW-Logo.png, waren mit zusätzlichen Schichten aus GessoW-Logo.png, LeinenW-Logo.png und/oder PergamentW-Logo.png überzogen. Die Schildfesseln waren entweder zwei senkrechte oder über Kreuz gespannte Lederriemen, die von vorne durch den Schild angenagelt wurden. Zwischen Arm und Schild befand sich eine Polsterung aus unterschiedlichsten Materialien, um die Wucht eines Schlages abzufedern.

Aus dem kleineren Dreiecksschild der Reiter entwickelte sich im 15. Jahrhundert die konkav gewölbte Reitertartsche, die schließlich zu einer kleinen fest verbundenen Panzerplatte (Stechtartsche) an der linken Brust der Turnierrüstung (Gestechrüstung) wurde.

Heraldik

Nach dem Heraldiker Maximilian Gritzner und anderen ist der Dreieckschild ein „heraldischer Schild“:

 
 
I-03 Dreieckschild.jpg

„Die eigentlichen wappenmässigen Schilde lassen sich in wenigen geben:
Die älteste gebräuchliche Schildform, auf welcher Wappenbilder erscheinen, ist die dreieckige, mehr lang als breit, an den Ecken etwas abgerundet und entweder in einem flachen Bogen nach Auswärts (Fig. Nr. 1) oder mit einer Kante in der Mitte nach Innen gekrümmt (Fig. Nr. 2). Wegen ihrer Länge waren diese Schilde größtenteils nur von Fußgängern gebraucht.
Wenn wir sagen, dass die ebengenannten Schilde die ältesten wappenmässigen seien, so folgt daraus auch umgekehrt die Behauptung, dass kein Wappen älter sei als diese Schildesform.

Sehr bald veränderte das Bedürfnis leichterer Handhabung der Schilde zu Pferde, deren Form in eine um Merkliebes kleinere zweite Gattung, die fast ausschließlich nunmehr sogenannten Dreieckschilde, deren äußere Linien ein gleichschenkliches Dreieck bald mit ganz geraden, bald mit etwas ausgebogenen Seiten bilden (Tafel 1. Figur Nr. 3).
Glücklicherweise sind uns von dieser Art Wappenschilde noch einige Exemplare erhalten worden, so dass wir deren Form, Größe etc. genau bestimmen können. Wir nennen hier beispielshalber die Kampfschilde in der Elisabeth-Kirche zu Marburg, über welche Herr F. Warnecke eine eigene gediegene Monographie verfasst hat.

Die Dreieckschilde waren fast zweihundert Jahre, von circa 1200 bis 1390, fast ausschließlich in Gebrauch, aber in ihren Außenlinien sowie der Krümmung mitunter verschieden. Erst im Anfange des XV. Jahrhunderts macht sich eine neue Schildesform, die halbrunde, geltend.“

Maximilian Gritzner (1889)[1]

Dieser Wappenschild wird auch als Schild in „alter französische Form“ oder als „Franzosenschild“ bezeichnet.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Dreieckschilde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Karl Eyth: Die Dekorationsmalerei mit besonderer Berücksichtigung der Kunstwerblichen Seite, E.A. Seemann, 1896, Bd. 1, S. 383–384
  • Georg Scheibelreiter: Heraldik (Oldenbourg historische Hilfswissenschaften) Bd. 1. Oldenbourg, 2006, ISBN 3-7029-0479-4, ISSN 2075-3020, S. 26 (222 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 2 ff. Tafel 1. Figuren 1. bis 8.
Muster-Wappenschild-Info.png

Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Dreieckschild“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 25. Januar 2024 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.