Schild

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Dieser Artikel zitiert aus dem Siebmacher das Thema Schild; zu Schild als Waffe siehe „Schild (Waffe)“; zu Schild als Wappen siehe „Wappenschild“.

Eine wichtige Zusammenfassung vom heraldischen Schild findet sich in J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch[1] Der nachstehende Text zitiert die Zusammenfassung:

II. Vom Schild

„Drei Merkmale sind es, unter denen wir irgendein Bild als Wappen gelten lassen können, nämlich:
* dass jedes solche Bild in einem Schilde stehe,
* dass dieser Schild mit seinem Bilde als äußeres Kennzeichen irgend eines Rechtstitels, sei es Besitz, Vorrecht oder Körperschaft — Länder, Adel, geistliche und weltliche Gemeinden — anerkannt werde,
* dass ein solcher Schild mit seinen Rechten und seinem ganzen Wesen, sei es durch Erbschaft, Lehen, oder Kauf an einen Dritten übergehen könne.“

Dreieckschild

 
 
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„Die eigentlichen Wappen massigen Schilde lassen sich in wenigen geben:
Die älteste gebräuchliche Schildform, auf welcher Wappenbilder erscheinen, ist die dreieckige, mehr lang als breit, an den Ecken etwas abgerundet und entweder in einem flachen Bogen nach Auswärts (Fig. Nr. 1) oder mit einer Kante in der Mitte nach Innen gekrümmt (Fig. Nr. 2). Wegen ihrer Länge waren diese Schilde größtenteils nur von Fußgängern gebraucht.
Wenn wir sagen, dass die ebengenannten Schilde die ältesten wappenmässigen seien, so folgt daraus auch umgekehrt die Behauptung, dass kein Wappen älter sei als diese Schildesform.

Sehr bald veränderte das Bedürfnis leichterer Handhabung der Schilde zu Pferde, deren Form in eine um Merkliebes kleinere zweite Gattung, die fast ausschließlich nunmehr sogenannten Dreieckschilde, deren äußere Linien ein gleichschenkliches Dreieck bald mit ganz geraden, bald mit etwas ausgebogenen Seiten bilden (Fig. Nr. 3).
Glücklicherweise sind uns von dieser Art Wappenschilde noch einige Exemplare erhalten worden, so dass wir deren Form, Größe etc. genau bestimmen können. Wir nennen hier beispielshalber die Kampfschilde in der Elisabeth-Kirche zu Marburg, über welche Herr F. Warnecke eine eigene gediegene Monographie verfasst hat.

Die Dreieckschilde waren fast zweihundert Jahre, von circa 1200 bis 1390, fast ausschließlich in Gebrauch, aber in ihren Außenlinien sowie der Krümmung mitunter verschieden. Erst im Anfange des XV. Jahrhunderts macht sich eine neue Schildesform, die halbrunde, geltend.

Halbrunder Schild

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„Diese halbrunden Schilde (Fig. Nr. 4), so genannt, weil sie unten in einem förmlichen Halbkreis schließen mag dass Bedürfnis wie die Mode zu gleichen Teilen hervorgebracht haben, denn einerseits mussten sie für zusammengesetztere namentlich geviertete Wappen bequemer sein, andererseits war die Dreieckform schon zu lange im Gebrauch gewesen, als dass sie nicht wie alles Übrige hätte der Neuerungssucht zum Opfer fallen müssen.

Auf diese halbrunden Schilde folgten bald die sogenannten Stechschilde oder Tartschen, doch hielten sich neben diesen die halbrunden Schilde noch längere Zeit wappenmässig.“

Stechschild/Tartsche

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„Die Stechschilde verdanken ihre Form einzig und allein dem Gebrauch des Rennspießes, und es erscheint daher als charakteristisches Merkmal derselben der Ausschnitt an der rechten Seite (Fig. Nr. 5), der zuletzt eine fast kreisrunde Form annahm. Alle Tartschen sind stark nach Innen gekrümmt, am meisten aber die eisernen derselben, von denen einige sogar einen vollen Halbkreis bildeten (Fig. Nr. 6).

Diese Tartschen oder Stechschilde waren die letzten von den wirklichen Waffenschilden. Die Bildsamkeit ihrer Form bot dem Waffenschmied wie dem Künstler reichliche Gelegenheit zur Abwechslung, und die Letzteren waren es, die, nachdem der Gebrauch der Schilde in der Wirklichkeit aufgehört hatte, eine Zeit lang noch immer an der Grundidee dieser Stechschilde festhielten.“

Renaissance-Schilde

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„Erst als die Erinnerung an die Letzten wirklichen Schilde allmälig sich zu verwischen begann, kamen nach und nach jene, wenn auch nicht unschönen, doch gewiss missverstandenen Schildesformen zur Welt, die wir mit dem Namen Renaissance-Schilde bezeichnen.

Anfangs nur durch häufige Aus- und Einschnitte zu allen Seiten des Schildes von den wirklichen Tartschen unterschieden, erhielten sie bald durch Einfluss der damals herrschenden Sucht nach antiken Mustern, auch die runde und ovale Form. Da aber bei diesen unheraldischen Schildesformen die Tartschenausschnitte nicht mehr anwendbar waren, so umgab man allmälig die ganze Form mit einem Rahmen von Schnörkeln , die sich nach und nach bis zu wirklichen Schnitzereien mit Engelsköpfen, Blumen-Girlanden u. s. w. ausbildeten, wie wir derartige Muster noch im vorigen und unseren Jahrhundert häufig finden.

Man war und ist es teilweise noch nicht zufrieden, diese phantastischen nichtsbedeutenden Rahmen als bloße Launen der Künstler zu dulden, sondern man verirrte und verirrt sich nicht selten so weit, sie als zum Schild gehörig zu betrachten und in Adelsbriefen und heraldischen Werken haarklein zu beschreiben oder nachzumalen! Von modernen Schildesformen können nur zweierlei gebilligt werden: die eine in Gestalt eines Vierecks, unten etwas abgerundet und in eine kleine Spitze auslaufend (Fig. Nr. 7), die andere in Form eines gestürzten Eisenhutes (Fig. Nr. 8). Beide sind in ihren Äußeren Konturen verständlich und einfach, und beide lassen wenigstens die denkbare Möglichkeit zu, dass sie einst als wirkliche heraldische Schildform könnten angewendet worden sein.

Man liest in früheren und auch noch in neueren Heraldiken in der Regel eine Einteilung der verschiedenen Schildformen nach Nationen, und beliebt die Tartschenschilde (Fig. Nr. 5 u. 6) als deutsche, die runden und ovalen als italienische, die unten zugespitzten (Tafel I. Nr. 1) französische, die eisenhutförmigen (Tafel I. Nr. 8) englische Schilde zu nennen. Die Nichtigkeit und Verkehrtheit solcher Aufstellung liegt auf der Hand; Zeit, Bedürfnis und Mode, nicht Land oder Nationen haben die Schildformen hervorgebracht; aus allen Siegeln und Denkmälern ist ersichtlich, dass in diesen Dingen die Mode immer von oben, nicht wie heutzutage von unten, von Schneidern und Hutkünstlern auszugehen pflegte.“

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 2 ff. Tafel 1. Figuren 1. bis 8.