Fahne und Wappen der Schweiz
Schweizerfahne | |
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Vexillologisches Symbol | |
Seitenverhältnis | 1:1 |
Offiziell angenommen | 12. Dezember 1889 |
Die Schweizer Fahne und das Eidgenössische Wappen zeigen ein aufrechtes, freistehendes weisses Kreuz auf rotem Grund. Die Schweizerfahne ist die Nationalflagge der Schweiz. In der deutschsprachigen Schweiz wird der Begriff Flagge umgangssprachlich nicht benutzt, man spricht allgemein von der Schweizerfahne.[1]
Schweizerfahne
Einleitung
Die Form der Schweizerfahne ist gesetzlich nicht festgelegt.[2][3] Im Gegensatz zu den meisten anderen Nationalflaggen wird sie jedoch meist in Quadratform verwendet, nur auf Hochsee- und Binnenschiffen schweizerischer Reedereien weht eine rechteckige Fahne im Verhältnis 2:3.
Nicht verwechselt werden darf die Fahne mit derjenigen des Kantons Schwyz; diese Fahne hat aber wahrscheinlich die Gestaltung der Nationalflagge inspiriert. Da sie proportional anders gestaltet ist, handelt es sich bei der Schweizerfahne aber um eine eigene Gestaltung und nicht um eine vergrösserte Version der Fahne des Kantons Schwyz.
Traditionell wird die Schweizerfahne privat vor allem am Schweizer Bundesfeiertag zur Dekoration verwendet und teilweise auch über das ganze Jahr hinweg gehisst. Während der 1980er Jahre war das Verwenden des Schweizerkreuzes oft als (zu) nationalistisch verpönt, doch wurde es im Zuge der sogenannten Swissness seit den 1990er Jahren zum breit vermarkteten Symbol auf Souvenirs, Kleidung und Design-Gegenständen.
Geschichte
Alte Eidgenossenschaft: Das Schweizerkreuz wurde bereits von den Alten Eidgenossen als Feldzeichen verwendet. Die früheste dokumentierte Verwendung geht auf die Schlacht von Laupen im Jahr 1339 zurück. Weisse Kreuze aus Leinwandstreifen wurden am Gewand der Krieger befestigt, teilweise wurden auch Waffen mit dem Kreuz gekennzeichnet. Auch die Standesfähnlein trugen alle das gemeineidgenössische Kreuz. Die Fähnlein wurden jedoch nur für weniger bedeutende Kriegszüge anstelle der Banner verwendet. Ursprünglich waren die Arme des Kreuzes stets schmal, oft auch bis zum Rand durchgezogen wie in den skandinavischen Flaggen. Offizielle Hoheitszeichen waren aber in der Alten Eidgenossenschaft nur die Wappen der Kantone. Die Herkunft des Schweizerkreuzes ist ungeklärt, es besteht jedoch wahrscheinlich ein Zusammenhang zum Kult der Zehntausend Ritter, der im Frühmittelalter in der Schweiz weit verbreitet war. Den Heiligen Mauritius und Ursus war auf Darstellungen dabei häufig eine Fahne zugeordnet, die ein weisses Kreuz auf rotem Grund zeigte. Das Schweizerkreuz als gemeineidgenössisches Feldzeichen zeigte jedoch stets ein durchgehendes weisses Kreuz und war oft dreieckig oder zweizipflig. Zwischen 1450 und 1520 entwickelte sich das Schweizerkreuz zum nationalen Erkennungszeichen der Eidgenossen, besonders in Abgrenzung zum burgundischen Andreaskreuz der deutschen Landsknechte. Die älteste Darstellung des Schweizerwappens geht auf Johannes Stumpfs Wappenbuch aus der Mitte des 16. Jahrhunderts zurück.[4]
Nach dem Ende der gemeineidgenössischen Kriege 1515 führten die im Ausland für fremde Mächte kämpfenden Schweizer Söldnertruppen in ihren Feldzeichen und Fahnen, denen das weisse durchgehende Kreuz gemein war. Die Farben und Muster in den vier Quadraten waren sehr unterschiedlich. Die Felder waren entweder alle oder zum Teil horizontal oder vertikal geteilt, oft in Varianten auch mit Wellen- oder Zickzackbalken und Rauten. Die Farben der Fahnen entsprachen denen der Hauptleute. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts tritt sowohl bei den in der Fremde dienenden Regimentern wie auch in den Kantonen das für Schweizer Militärfahnen typische Flammenmuster auf. Zuerst sind die Flammen diagonal angeordnet und greifen ineinander, dann sind sie radial angeordnet und laufen gegen die inneren Kreuzwinkel zu.[5]
Eine erste gesamtschweizerische Fahne existierte während der Helvetischen Republik 1798–1803. Es war eine grün-rot-gelbe Trikolore nach französischem Vorbild, die am 13. Februar 1799 offiziell eingeführt wurde. 1815 wurde das Kreuz zum offiziellen Schweizer Wappen. Es fand zunächst nur im Schweizer Siegel Verwendung. Allerdings trugen die kantonalen Truppen als Zeichen der Zugehörigkeit zum eidgenössischen Heer seitdem 3. Juli 1815 auf Anordnung von General Niklaus Franz von Bachmann eine drei Zoll breite Armbinde, auf der das weisse Schweizerkreuz auf rotem Grund aufgebracht war. 1815 tauchte erstmals das freischwebende Schweizerkreuz auf eidgenössischen Batallionsfahnen auf. Die kantonalen Kontingente hatten jedoch weiter eigene Fahnen, die wie vor 1798 einzig das durchgehende weisse Schweizerkreuz als Gemeinsamkeit hatten.
Moderne Schweiz: Auf Bestreben von Guillaume-Henri Dufour erhielten die eidgenössischen Infanteriebatallione durch Beschluss der Tagsatzung vom 2. September 1839 einheitliche Fahnen, die ein weisses Kreuz auf rotem Grund mit dem Namen des Kantons in Gold auf dem Querbalken des Kreuzesam zeigen sollte. Nach weiteren Beratungen nahm die Tagsatzung am 21. Juli 1840 die eidgenössische Fahne an. In einem ersten Rundschreiben an die Kantone war noch von einer roten Fahne, die vom weissen Kreuz durchschnitten wird, die Rede. Erst nach weiteren Beratungen einigte man sich auf die gegenwärtige Form, die nach einem Entwurf von Carl Stauffer am 11. Oktober 1841 den Kantonen in einem Kreisschreiben mitgeteilt wurde. Diese Fahne wurde 1848 vom neu gegründeten Bundesstaat übernommen wurde. Dufours Schweizerkreuz war aus fünf Quadraten zusammengesetzt und unterschied sich deutlich vom früher verwendeten schlanken Kreuz.[6] 1889 legte die Bundesversammlung im Bundesbeschluss vom 12. Dezember, betreffend das eidgenössische Wappen, die heutige Form des Kreuzes im Schweizer Wappen fest: «Das Wappen der Eidgenossenschaft ist im roten Felde ein aufrechtes, frei stehendes weisses Kreuz, dessen unter sich gleiche Arme je einen Sechstel länger als breit sind». Das Verhältnis von Breite und Länge der Kreuzarme beträgt also 6:7, von Breite und Gesamtlänge des Kreuzbalkens 6:20. Das Grössenverhältnis des Kreuzes zum Quadrat ist nicht definiert.[7]
Hinsichtlich der Fahne gab es keine Definition, daher wurden hier die Angaben für das Wappen einfach übernommen. Besonders in der Anfangszeit waren auch geflammte Fahnen in Gebrauch (Quadratisch, in der Mitte das Wappen, gewellte Strahlen (Flammen) in den Hauptfarben des Wappens aus dem Zentrum).
Schweizerflagge zur See
Seit 1941 führen schweizerische Schiffe eine rechteckige Nationalflagge im Verhältnis zu 2:3 (viele andere Seeflaggen haben ein Seitenverhältnis von 1:1,428). Diese richtigerweise «Schweizerflagge zur See» genannte Form ist nicht nur auf den Weltmeeren, sondern auch auf dem Rhein, dem Boden- und Genfersee und den meisten Binnenseen anzutreffen.
Gesetzlich geregelt wurde sie mit Bundesgesetz vom 23. September 1953.
Eidgenössisches Wappen
Das Eidgenössische Wappen enthält ein frei stehendes, weisses Kreuz auf rotem Grund in denselben Proportionen wie die Flagge. Im Gegensatz zur quadratischen Form der Flagge ist jedoch die äussere Form des Wappenschildes mathematisch nicht genau definiert. Gesetzlich geregelt wurde das Wappen (jedoch ohne die äussere Form) mit Bundesbeschluss vom 12. Dezember 1889 (inkl. Abbildung).
Darstellungen des Wappens finden sich auf den Schweizer Münzen, auf den Kontrollschildern von Autos und einigen Konsumgütern wie beispielsweise dem Schweizer Messer.
Darstellung
Für die Schweizerfahne gilt folgende Gestaltungsvorschrift: Das Kreuz in der Schweizerfahne muss so dargestellt werden, dass dessen unter sich gleiche Arme je einen Sechstel länger als breit sind. Jedoch ist das Grössenverhältnis des Schweizerkreuzes zur Fahne selber bisher nicht festgelegt worden. Aus vexillologischer Sicht wird ein Verhältnis der Kreuzbalkenlänge zur gesamten Seitenlänge der Fahne von 20:32 empfohlen. Dies entspricht dem harmonischen Verhältnis des Goldenen Schnitts.
«Corporate Design Bund»
Der Bundesrat hat im November 2003[8] die Schaffung eines einheitlichen und eindeutigen Erscheinungsbildes beschlossen, die am 1. Januar 2007 eingeführt wurde. Dieses als Corporate Design Bund oder kurz CD Bund bezeichnete Erscheinungsbild regelt die genaue Verwendung des Eidgenössischen Wappens. Die Regelung gilt für den Bundesrat, die Schweizerische Bundeskanzlei, die Departemente (siehe Bundesverwaltung (Schweiz)), die Ämter und sämtliche Verwaltungseinheiten des ersten und zweiten Kreises.[9] Der erste Kreis umfasst die Zentralverwaltung und der zweite Kreis die Verwaltungseinheiten (VE), die mit einem Leistungsauftrag und Globalbudget geführt werden (sogenannte FLAG-Einheiten[10]).[11]
Das Schweizer Rot
Die Farbe des roten Grundes auf Flagge und Wappen ist gesetzlich nicht festgelegt; traditionell wurden verschiedene Farbtöne verwendet. Je dunkler das Rot, desto seltener wurde es verwendet. Vor allem vom Wappen abgeleitete Logos, wie zum Beispiel das Logo der Swiss, verwenden dunklere Varianten. Das seit 2007 geltende Corporate Design der Bundesverwaltung definiert das «Schweizer Rot» als der Pantone-Zahl 485 entsprechend, das heisst, es ist aus je 100 Prozent Magenta und Gelb zusammengesetzt.
Für Web-Auftritte wird das Rot mit dem hexadezimalen Wert #FF0000 des RGB-Farbraums verwendet, welcher eine der sogenannten «websicheren» Farben ist.[12] Die rote Farbe der Heraldik entspricht dagegen der Pantone-Zahl 032 C, was in das Rot des hexadezimalen Wert #F00000 des RGB-Farbraums umgesetzt wird.[13]
Das Zeichen der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung
Als ursprüngliches Schutz- und Kennzeichen wurde das Rote Kreuz auf weissem Grund bestimmt. Es handelt sich dabei um die Umkehrung der Schweizer Flagge, eine Festlegung, die zu Ehren des Rotkreuz-Gründers Henry Dunant und seines Heimatlandes angenommen wurde.
Siehe auch
Literatur
- Weiss auf Rot. Das Schweizer Kreuz zwischen nationaler Identität und Corporate Identity; hrsg. von Elio Pellin und Elisabeth Ryter. Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2004. ISBN 978-3-03823-111-0.
- Louis Mühlemann: Wappen und Fahnen der Schweiz, 700 Jahre Confoederatio Helvetica. Offizieller Wappen- und Fahnen-Bildband zur 700-Jahrfeier der Eidgenossenschaft. Bühler-Verlag AG, Lengnau 1991, ISBN 3-9520071-1-0.
Einzelnachweise
- ↑ Schweizer Armee (Hrsg.): Der Umgang mit Fahnen, Standarten und Fanions (Fahnenreglement), Reglement 51.340 d, Kapitel 4.1 Aufziehen der Schweizerfahne: Im Kommandobereich von Schulen und Truppen ist es vielerorts Tradition, die Schweizerfahne am Morgen aufzuziehen und am Abend einzuziehen. Weil die Fahne an einem Kabelzug bewegt wird, handelt es sich dabei eigentlich um das Aufziehen und Einziehen der «Schweizerflagge». In unserem Sprachgebrauch hat sich der Begriff Schweizerflagge in diesem Sinn nicht eingebürgert. Das Reglement spricht weiter von der Schweizerfahne.[...] Das «Aufziehen einer Fahne» wird in der Armee aber weiter zur Umgangssprache gehören.
- ↑ SR111 Artikel 1
- ↑ «Der Schweizer Bürger identifiziert sich mit quadratischen Dimensionen», Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung vom 16. August 2008]
- ↑ Louis Mühlemann: Wappen und Fahnen der Schweiz. Zürich 1980, S. 13–15.
- ↑ Louis Mühlemann: Wappen und Fahnen der Schweiz. Zürich 1980, S. 16f.
- ↑ Louis Mühlemann: Wappen und Fahnen der Schweiz. Zürich 1980, S. 19f.
- ↑ Louis Mühlemann: Wappen und Fahnen der Schweiz. Zürich 1980, S. 12.
- ↑ Einheitliches Erscheinungsbild für die Bundesverwaltung Medieninformation der Bundeskanzlei
- ↑ CD Bund auf dem Webangebot der Schweizerischen Bundeskanzlei
- ↑ FLAG Verwaltungseinheiten – «Führen mit Leistungsauftrag und Globalbudget»
- ↑ Teilbericht 2
- ↑ Wenn nicht nur der Firn sich rötet: Vor dem ersten Bundesfeiertag mit definiertem Wappenrot. NZZ vom 30. Juli 2007.
- ↑ Farbkarte in Galliker, J.M; Giger, M.: Gemeindewappen Kanton Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, 3-906738-07-8.
Weblinks
- Schweizerkreuz. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Bundesbeschluss betreffend das Eidgenössische Wappen vom 12. Dezember 1889
- Bundesgesetz vom 5. Juni 1931 zum Schutz öffentlicher Wappen und anderer öffentlicher Zeichen
- Die Crux Helvetica, Artikel von Georg Kreis im Magazin NZZ Folio
- Flags of the World – Switzerland (englisch)
- Schweizerfahne als PDF-Vorlage (619 kB)
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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Fahne_und_Wappen_der_Schweiz“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 28. Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.