Johann Ludwig (Nassau-Hadamar)

Aus Heraldik-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar (* 12. August 1590 in Dillenburg; † 10. März 1653 in Hadamar) war die bedeutendste Regentenpersönlichkeit im Fürstentum Nassau-Hadamar und weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar

Vorfahren

Johann Ludwig wurde als Sohn des Grafen Johann VI. von Nassau-Dillenburg und dessen dritter Ehefrau Johannetta von Sayn-Wittgenstein geboren. Nach dem Tod des Vaters am 8. Oktober 1606 wurde am 31. März 1607 dessen Besitz unter seinen zu diesem Zeitpunkt noch lebenden Söhnen aufgeteilt. Die Söhne aus erster Ehe mit Elisabeth Landgräfin von Leuchtenberg (1537-1579) waren

Johann Ludwig war der jüngste Sohn des Grafen. Er kommt aus der dritten Ehe mit Johannetta von Sayn-Wittgenstein (1561-1622) und übernahm Amt und Burg in Hadamar. Da Johann Ludwig zum Zeitpunkt der Erbteilung noch nicht volljährig war, übernahmen Graf Johann von Sayn sowie die Grafen Adolf und Johann Albrecht zu Solms die Vormundschaft. Johann Ludwig begründete die jüngere Linie Nassau-Hadamar der Nassau-Ottonischen Hauptlinie.

Ausbildung

Nach dem Besuch der von seinem Vater gegründeten Hohen Schule in Herborn studierte er vom Sommer 1604 an der vom Humanismus geprägten Acadèmie des Exercises von Sedan. Die von seinem Onkel, dem Herzog von Bouillon, gegründete Akademie mit ihrer bedeutenden Bibliothek und ihren hervorragenden Lehrern hat wohl während seiner Schulzeit den größten Einfluss auf den jungen Studenten ausgeübt. Am 12. Februar 1606 flüchtete Johann Ludwig vor den Truppen Heinrichs IV. aus Sedan. Ab dem 7. April setzte er seine Studien in Genf fort und beendet sie am 29. April 1607. Durch diese Ausbildung erlangte er eine umfassende Allgemeinbildung und weitete seine Sprachkenntnisse, insbesondere in Latein und Französisch, aus. In den anschließenden zwölf Monaten reiste Johann Ludwig nach Paris, wo er Heinrich IV. vorgestellt wurde. Über Calais und Dover setzte Johann Ludwig seine Reise nach London fort. Dort wurde er Jakob I. vorgestellt. Am 13. Mai 1608 war Johann Ludwig wieder in Dillenburg.

1610 besuchte Johann Ludwig seinen Vetter Moritz von Nassau in dessen Heerlager in den Niederlanden. Dort scheint er, ebenso wie bei einem Besuch 1614, aber eher Beobachter der Kämpfe im Rahmen des Achtzigjährigen Krieges denn aktiver Offizier gewesen zu sein.

Ehe und Nachkommen

Johann Ludwig heiratete am 26. August 1617 in Detmold die am 15. Februar 1598 als Tochter des Simon des Älteren von Lippe-Detmold und der Elisabeth von Holstein-Schaumburg geborene Ursula. Sie war eine beim Volk sehr beliebte Regentin, die in 21 Ehejahren ihrem Ehemann 15 Kinder gebar, von denen jedoch fünf bereits im Jahr der Geburt und drei im Alter von ein bis vier Jahren starben. Sie selbst starb am 17. Juli 1638 in Hadamar im Wochenbett.

  • Johanna Elisabeth (* 17. Januar 1619 in Dillenburg; † 2. März 1647 in Harzgerode) - verheiratet ab 10. August 1642 (Bückeburg) mit Fürst Friedrich von Anhalt-Bernburg-Harzgerode
  • Luise (Ludovica) Ursula (* 22. März 1620 in Dillenburg; † 1635 in Hanau)
  • Sophia Magdalena (* 16. Februar 1622 in Hadamar; † 28. Juni 1658 in Dillenburg) - verheiratet ab 25. September 1656 (Hadamar) mit Fürst Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg (1594–1662)
  • Johann Ludwig (* 29. August 1623 in Hadamar; † 12. Januar 1624 ebenda)
  • Simon Ludwig (* 8. Dezember 1624 in Hadamar; † 28. Februar 1628 ebenda)
  • Moritz Heinrich (* 23. April 1626; † 24. Januar 1679), Nachfolger des Fürsten
  • Hermann Otto (* 3. Dezember 1627 in Hadamar; † 26. Juli 1660 in Frankfurt), Mitglied der Domkapitel in Mainz, Köln und Trier
  • Philipp Ludwig (* 11. Dezember 1628 in Hadamar; † 24. Dezember 1629 ebenda)
  • Anna Katharina (* 27. April 1630 in Hadamar; † 10. Juni 1630 ebenda)
  • Johann Ernst (* 25. Oktober 1631 in Hadamar; † 28. Dezember 1651 ebenda), Soldat
  • - Name nicht bekannt - (* 2. Januar 1633)
  • Anselm Ferdinand (* 4. Januar 1634 in Hadamar; † 3. Mai 1634 ebenda)
  • Johann Ludwig (*/† 7. August 1635 in Hadamar)
  • Franz Bernhard (* 21. September 1637 in Hadamar; † 15. September 1695 ebenda), Dompropst in Köln, Straßburg, Emmerich und Bremen. Nach dem Tod seines Bruders Moritz Heinrich wurde er Vormund und Regent für dessen Sohn Franz Alexander
  • Marie Elisabeth (* Juli 1638 in Hadamar; † 23. Juli 1651 ebenda)

Bedeutung im Dreißigjährigen Krieg

Als Johann Ludwig 28 Jahre alt war, begann im Jahr 1618 der Dreißigjährige Krieg, der sein Leben und Wirken in großem Maße beeinflusste. Mit diplomatischen Verhandlungen, aber auch durch Bestechungen versuchte er, Durchmärsche kaiserlicher und protestantischer Truppen durch seine Grafschaft möglichst zu vermeiden. Durch Einquartierungen von Söldnern, Plünderungen sowie durch die geforderten Naturalabgaben hatten seine Untertanen jedoch trotzdem nicht unerheblich unter Kriegswirren zu leiden. Durch den Krieg hoch verschuldet, musste er 1643 die Esterau an den General Peter Melander von Holzappel veräußern.

Im Laufe des Krieges fiel er beim Kaiser in Ungunst, da der calvinistisch erzogene Graf zusammen mit seinen Brüdern in Dillenburg und Diez die Ziele der Reformierten unterstützte. Um die Entziehung ihrer Länder durch den Kaiser zu verhindern, sandten die Nassauischen Grafen 1629 zur Vermittlung ihren Bruder Johann Ludwig, der als guter Diplomat galt und auch von Kaiser Ferdinand II. wegen seiner ausgezeichneten Erziehung und Bildung geschätzt wurde, an den kaiserlichen Hof nach Wien. Dort vollzog sich in Johann Ludwig neben dem Wechsel vom calvinistischen zum katholischen Glauben nicht nur ein religiöser Wandel, sondern auch eine politische Wende.

Ab 1638 trieb er die Verhandlungen zur Beendigung des Krieges in Köln und Münster voran. In dieser Aufgabe konnte er sein schon in jungen Jahren geschärftes diplomatisches Geschick voll nutzen und schließlich durch den erfolgreichen Abschluss krönen, in dem er 1645 als kaiserlicher Bevollmächtigter bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden in Münster tätig wurde und die Verhandlungen bis 1648 zu einem erfolgreichen Ergebnis führte. Mit Johannes Ludovicus Comes Nassauhe unterschrieb er als erster den Friedensvertrag.

Für seine Bemühungen für das Zustandekommen des Friedens zwischen Spanien und Holland wurde er 1647 von König Philipp IV. zum Ritter des Goldenen Vließes ernannt. Als besonderen Dank für seine Verdienste beim Zustandekommen des Westfälischen Friedens im Jahr 1648 wurde er im Jahr 1650 von Kaiser Ferdinand II. in den Fürstenstand erhoben. Zusätzlich erhielt er eine hohe Geldsumme ausgezahlt. Zur Abrundung seiner Herrschaft konnte er 1649 das Dorf Obertiefenbach von den Grafschaft Wied erwerben.

Bauwerke

Südflügel des Schloss Hadamar

In den Jahren 1612 bis 1629 ließ Johann Ludwig die Hadamarer Burg zu einem modernen Schloss umbauen, dessen Gestaltung sicherlich von seinen Reisen in zahlreiche europäische Länder beeinflusst war. Maßgeblich unterstützt wurde er hierbei vom Baumeister Joachim Rumpf aus Hanau. Für den Schlossbau musste er zahlreiche umliegende Grundstücke hinzukaufen, da die Häuser der Stadtbevölkerung nahe der alten Burg angesiedelt waren. Die Umsiedlung der betroffenen Bewohner führte zum Ausbau der Stadt zu einer modernen Residenzstadt.

Die Bauarbeiten am Nord- und Ostflügel wurden bis zur Vermählung mit Gräfin Ursula im Jahr 1617 vollendet. Der Südflügel mit der Schlosskapelle und die Wirtschaftshöfe im Süden des Schlosses wurden bis zum Jahr 1629 fertig gestellt. In den Jahren 1637 bis 1648 ruhten die Bauarbeiten am Schloss aufgrund der diplomatischen Reisen des Grafen.

Religion

Der im calvinistischen Glauben erzogene Johann Ludwig geriet im Jahre 1629 aufgrund einer Konfiskationsandrohung gegenüber seiner Grafschaft soweit in Bedrängnis, dass er sich nach Wien begab und unter Einfluss des kaiserlichen Beichtvaters Lamormaini zum Katholizismus übertrat, um wieder das Wohlwollen von Kaiser Ferdinand II. zu erlangen. Johann Ludwig leitete 1630 in seiner Grafschaft eine gemäßigte Gegenreformation ein und teilte nach seiner Rückkehr aus Wien den Untertanen seiner Grafschaft Nassau-Hadamar mit, dass er nach dem Prinzip des Augsburger Religionsfriedens von 1555 cuius regio, eius religio, der den Landesherren das Recht zusprach, den Glauben ihrer Untertanen zu bestimmen,

beschlossen habe, den Gott und dem Kaiser verhassten Calvinismus aus seinem Lande zu verbannen, uns an dessen Stelle den katholischen Glauben, den sie unbedachtsamer Weise vor 80 Jahre verlassen hätten, in seine Rechte und in seine Kirchen wieder einzusetzen; er rechne dabei ganz auf die Folgsamkeit und Beihilfe seiner Untertanen.

Nach dem Religionsübertritt entstand in den Folgejahren eine Jesuitenniederlassung (1630), ein Franziskanerkloster (1635) und ein Dominikanerkloster. Johann Ludwig unterstellte die Kirchenorganisation in Nassau-Hadamar nicht dem zuständigen Erzbistum Trier, sondern behielt sich als Landesherr die oberste Entscheidungsgewalt vor. Durch Vermittlung des Kölner Nuntius Fabio Chigi wurde diese Maßnahme mit einem päpstlichen Indult von 1648 bestätigt.

Die große Toleranz gegenüber seiner Ehefrau Gräfin Ursula, der er es freistellte, den Glaubenswechsel mit zu vollziehen oder ihrem reformierten Glauben treu zu bleiben, gilt als bewundernswert. Ursula entschied sich für den Calvinismus und erzog auch ihre Kinder nach dem reformierten Glauben. Die Söhne wurden katholisch erzogen. Sie starb 1638 im Alter von 40 Jahren, vier Tage nach Geburt und Tod ihres 15. Kindes.

Johann Ludwig ist verantwortlich für den Ausbau des katholischen Schulwesen in Hadamar. Sein Plan, ein katholisches Gymnasium unter Leitung der Jesuiten zu errichten, wurde erst nach seinem Tod verwirklicht.

Gedenktafel zur Herzbestattung von Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar

Lebensabend

Während der Friedensverhandlungen in Münster hatte der Fürst 1648 einen Schlaganfall erlitten und war zeitweilig halbseitig gelähmt. Erst nach seiner Rekonvaleszenz in Bad Ems konnte er seine Tätigkeit als Bevollmächtigter des Kaisers wieder aufnehmen. Jedoch erkrankte er im November 1652 wieder so schwer, dass er bis zu seinem Tod fast ausnahmslos an das Bett gefesselt war.

Der Sarg mit dem Leichnam von Johann Ludwig befindet sich in der Hadamarer Fürstengruft auf dem Mönchsberg. Sein Herz wurde, entsprechend der barocken Frömmigkeit, an dem Ort beigesetzt, an dem sein Herz hing, nämlich im damaligen Jesuitenkloster. Bei Restaurierungsarbeiten an der Stadtkirche im Jahr 1965 wurde der Behälter mit dem Herzen von Bauarbeitern gefunden und dort erneut hinter einer Marmorplatte beigesetzt.

Sonstiges

Er war Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft mit dem Gesellschaftsnamen der Erklärende.

Die Fürst-Johann-Ludwig-Schule wurde 1972 nach dem Fürsten benannt. Es handelt sich um eine kooperative Gesamtschule im Hadamarer Stadtteil Niederhadamar mit einem Einzugsgebiet, das auch die umliegenden Kommunen umfasst.

Einzelnachweise

  • Nassau-Hadamar, Johann Ludwig Graf von: Reise von Hadamar nach Wien im 17. Jahrhundert: Reisetagebuch des Grafen Johann Ludwig von Nassau-Hadamar (1590-1653) im Jahre 1629; (bearb. von Karl Joseph Stahl), Hadamar 1979
  • Walter Michel, Briefe zur Konversion des Grafen Johann Ludwig von Nassau-Hadamar (1629/30), in: AmrhKg 42, 1990, S. 285-302
  • Walter Michel, Zum 400. Geburtstag des Fürsten Johann Ludwig von Nassau-Hadamar, in: Nassauische Annalen (NassA) 102, 1991, S. 87
  • Walter Michel, Das Herz des Fürsten Johann Ludwig von Nassau-Hadamar gefunden, in: NassA 76, 1965, S. 226
  • Karl Josef Stahl, Hadamar - Stadt und Schloss, 1974
  • Lothar Hartmann, Fürst-Johann-Ludwig-Schule Hadamar, Informationen, Daten, Berichte, 1990
  • Regium für einen Friedenstifter, Nassauische Neue Presse vom 17. März 2003

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
--- Fürst von Nassau-Hadamar
1606–1653
Moritz Heinrich



Muster-Wappenschild-Info.png

Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Johann_Ludwig_(Nassau-Hadamar)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 24. Juni 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.