Rumohr'sches Wappenbuch
Ein „altes gemaltes Wappenbuch“ | |
---|---|
Originalausgabe | |
Genre | Wappenkonvolut, Wappenbuch |
Autor | Unbekannt |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | zwischen 1560 und 1600 (ca.) |
Standort | Unbekannt |
Anmerkungen | Genaue Angaben (Inhalt, Verbleib etc.) zum Original fehlen. Die Red. vermutet, dass sich ein Beitrag im Deutschen Herold aus dem Jahre 1874 auf das Rumohr'sche Wappenbuch bezieht. |
Das Rumohr'sche Wappenbuch (auch Rumohr'sches Wappenbuch, Ruhmor'sches Wappenbuch", Ruhmorsches Wappenbuch, altes gemaltes Wappenbuch oder ähnlich genannt) ist im Neuen Siebmacher ein Ausdruck für eine Wappensammlung des 16. Jahrhunderts, deren Verbleib unklar ist.
Provenienz
Die Autoren des Neuen Siebmachers wie Gustav Adelbert Seyler geben bei der Beschreibung diverser Wappen als selbstverständliche Quelle das sogenannte Rumohr'sche Wappenbuch an.
Gemeint ist ein „altes gemaltes Wappenbuch“, genauer „ein ungebundenes Convolut mit etwa 4500 Wappen“ aus dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts, welches ein Herr M. v. Witzleben zwischen 1830 und 1837 bei einem Buchbinder in Plön in Holstein ohne Band und Titelblatt fand, als die Buchbinder-Kinder damit spielten. Witzleben „akquierte“ das Buch, ließ es binden und bemerkte über dessen Inhalt 1837 folgendes (die Bemerkung ist durch eine Notiz von Seyler überliefert)[1]:
„Die hierin enthaltenen großentheils aus Holzschnitten gemalten Wappen werden wahrscheinlich in einem Kloster gemalt sein. Zeichnung und Malerei ist augenscheinlich das Werk eines einzigen Malers da von Anfang bis zu Ende dieselbe Zeichnung, Farbenmischung, Manier (et cetera) sich zeigt. Die Arbeit erforderte Zeit und Geduld und wird in den Jahren 1543, 1544 (et cetera) und früher verfertigt sein. Das ergeben die Namen der bei einzelnen Wappen aufgeführten Regenten z. B. p. 297 Carolus V. Römisch Kayser 1544. - Ferner p. 193 die Jahreszahl 1543, ferner p. 337 der Name und Wappen des Markgrafen Albrecht von Brandenburg eines Zeitgenossen Karls des V.ten und so noch mehrere andere (Countanen?), das Buch hat danach außer seinem wirklichen Kunstwerth auch noch einen antiquarischen hohen Werth.
Ovelgönne im Oldenburgischen
9. Dec(ember) 1837“
Die Wappensammlung war 1874 im Besitz eines Herrn von Rumohr (daher ihr Name). Wie sie dorthin gelangte, ist unklar. Von Herrn von Rumohr lieh sich im gleichen Jahr ein Herold-Vereinsmitglied das Werk aus und überließ es dem heraldischen Verein vorübergehend zur Einsicht. Ludwig August Clericus, der das Rumohr'sche Wappenbuch beim Herold einsah, verfasste dazu eine knappe Besprechung samt Beilagenblatt in der Vereinszeitschrift Deutscher Herold, Band 5 von 1874.[2]
Verbleib und Kopie
Der Verbleib des „Rumohr'sche Wappenbuch“ ist unklar. In den Monaten Mai bis Anfang Juli 1891 fertigte Gustav Adelbert Seyler von Hand eine 219-seitige SW-Kopie des Werkes an, die sich heute (2021) unter der Signatur I W 47
im Bestand der Bibliothek des Herolds in Berlin befindet.[1] Seyler notiert in seiner Kopie von 1891, dass sich das Original aus dem 16. Jahrhundert zu diesem Zeitpunkt im Besitz der Frau von Rumohr befindet.
„Das Buch ist gegenwärtig in Besitz der Frau von Rumohr geb. Gräfin von Baudissin in Schleswig.“
Urheberschaft
Unklar ist, wer der Urheber des Rumohr'schen Wappenbuchs ist; im Deutschen Herold fehlt es nicht an Spekulationen zur Urheberschaft des „alten gemalten Wappenbuchs“:
„Denn unserer Ansicht nach, war der sammelnde Maler, der mit großer Konsequenz »Babenheim«, »Dratt« (Throta), »Druksess«, »Thona« (Dohna) und so weiter schreibt, ein geborner Meissner Sachse, lebte aber wahrscheinlich in Niedersachsen oder Hessen, da der Adel des westlichen Deutschlands, von Friesland hinunter bis zum Rhein, eine vorzugsweise Berücksichtigung gefunden hat (..) Vielmehr ist anzunehmen, dass der unbekannte Autor des Buches ein Wappenmaler von Profession gewesen, deren zu jener Zeit besonders in Universitätsstädten eine Menge tätig gewesen sein müssen, um den Bedarf der damals im höchsten Schwange stehenden Stammbuchmalereien zu decken.“
Entstehen, Erscheinung und Inhalt
Ludwig August Clericus spekuliert auch über die Art und Weise, wie das Wappenbuch zustande gekommen sein könnte:
„Der Autor hat aller Wahrscheinlichkeit nach Bucellini
und andere ältere Wappenwerke teilweise kopiert, die später auch von Siebmacher benutzt worden sind, woraus sich manche auffallende Übereinstimmungen mit letzterem erklärt, hat aber auch sicherlich vielfach aus frischen, ungedruckten Quellen geschöpft. Die Wappen sind in vorgedruckte rohe Holzschnitt-Schablonen hineingemalt, von denen auf jeder Folio-Seite sich drei ein- und eine zweihelmige befinden. Ohne Schablone auf ganze Seiten sind bei Beginn jedes neuen Buchstabens die Wappen der regierenden Fürsten gemalt und am Schlusse des Werkes eine größere Reihe wertloser heraldischer Phantastereien, die, einigermaßen von der sonstigen Manier abweichend, vielleicht von einem Schüler des ersten Meisters nach den Blasonierungen irgend eines alten albernen Ritterromans hinzugefügt worden sind.“
Im Großen und Ganzen lobt Clericus die gestalterische Qualität der Wappenmalereien:
„Die Technik des Hauptteils ist eine vorzügliche. Mit sichern Strichen ist alles Figürliche lebendig hingeworfen, zumal sich auch Tiere für die sich keine heraldische Type herausgebildet, mit packender Naturtreue wieder gegeben. Ebenso flott und wirksam sind Schatten und Licht behandelt, nur den letzten Grad zierlicher Ausführung vermisst man fast überallm wodurch sich aber eben das Buch als ein handwerksmässiges Hilfs- und Skizzenbuch markiert.“
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Gustav Adelbert Seyler (Hrsg.): Von Rumohr'sches Wappenbuch. Illustrationen von Gustav Adalbert Seyler. 1891. Umfang: 219 Seiten. Standort (2021): Herold-Bibliothek, Berlin. Signatur:
I W 47
.
- Redaktionelle Anmerkung: Das Werk ist eine SW-Kopie des Rumohr'schen Wappenbuchs von ca. 1560-1600, die Seyler 1891 anfertigte.
- Vgl.: Gustav Adalbert Seyler: Von Rumohr'sches Wappenbuch. Bibliothekskatalog - Ergebnisliste. Herold. Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften, 1891, S. 219, abgerufen am 13. November 2021.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Der Deutsche Herold. Band 5. Berlin, 1874. S. 88 und Beilage. (Google)