Geryon (Heraldik)

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Geryon in Conrad Grünenbergs Wappenbuch
Geryon im Wappen der Familie Trivulzio

Das Fabelwesen GeryonW-Logo.png (griechisch Γηρυών), auch Geryones und Geryoneus aus der griechisch-römischen Mythologie ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur, die im Schild und in der Helmzier dargestellt wird.

Geryonskopf

In der Heraldik wird die gemeine Figur „Geryon“ oft nur als menschlicher Geryonskopf (frz.: tête de Geryon; engl.: head of Geryon) mit drei an den Hinterköpfen zusammengewachsenen Gesichtern ohne Körper oder als Brustbild mit drei aneinander befindlichen Köpfen dargestellt.

Ist der Geryonskopf Bestandteil eines menschlichen Körpers oder einer anderen Wappenfigur, ist das zu melden (z. B. „Bauer mit Geryonskopf“, „Geryon mit Rumpf“ o. ä.).

Abgrenzung

In der modernen Heraldik und in der Umgangssprache wird manchmal auch ein Nicht-menschliches Wesen als Geryon definiert. Zum Beispiel bezeichnet man das Wappen Indiens als Geryon. Im Sinne der heraldischen Regeln ist dies aber grenzwertig. Einerseits besteht das Wappen Indiens aus vier (nicht drei) Rücken an Rücken stehenden Löwen, andererseits haben diese Wesen keinerlei Bezug zum heraldischen Ungeheuer Geryon, das sich an die abendländische Antike anlehnt.

Grundsätzlich sind vom Geryonskopf heraldische Wesen abzugrenzen, die mit dem Zusatz „mit drei Köpfen“ blasoniert sind und explizit nicht das heraldische Ungeheuer Geryon darstellen (z. B. Schlange mit drei Köpfen, Adler mit drei Köpfen, Löwe mir drei Köpfen, 'Mensch mit drei Köpfen).

Symbolik

Dreigestaltige Repräsentation von Hekate; Marmor, römische Kopie nach einem Original aus Griechenland

Dreigesichtige Wesen sind außerhalb der Heraldik ein fester Bestandteil vieler Kulturbereiche und erscheinen nicht nur in der griechisch-römischen Mythologie, sondern zum Beispiel auch in der keltisch und der christlich geprägten Kultur. Oft wird eine dreigesichtige Gestalt mit Magie und eine „bis zur Allwissenheit gesteigerten Machtfülle“ assoziert; sie können helfen oder verursachen schweren Schaden.[1] Neben Geryon wird auch HekateW-Logo.png, die Göttin der Magie, der Nekromantie und des Spuks in der bildenden Kunst dreigesichtig dargestellt. In der Blütezeit des Wappenwesens ist der dreigesichtige, menschenverschlingende SatanW-Logo.png ein verbreitetes Motiv. Dieser tritt beispielsweise in Dantes „Göttlicher Komödie“ auf und man begegnet ihm auch als „tricephale Beelxeboul“. Die bildende Kunst im Mittelalter kennt darüber hinaus dreigesichtige Riesen, Juden und „Antichristen“, die als Symbole für das Böse, für die Verführung zum Abfall vom Glauben, für Gesetzlosigkeit, Verderben, Selbsterhöhung über Gott etc. stehen.[1]

Wappenbilderordnung

  • Der Geryonskopf wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Teile lebender Organismen, Abnormitäten, Verstümmelungen - B: Obere bzw. vordere Teile: 3. Menschen unter der Nr. (7011)-714 aufgenommen.

Siehe auch

Webseiten

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Vgl. Metternich, Wolfgang: Teufel, Geister und Dämonen. Das Unheimliche in der Kunst des Mittelalters. Darmstadt. 2011. S. 40 ff.