Herb (Heraldik)
Der generische Ausdruck Herb (männlich [m.]: ‚„der“ Herb‘, nicht sächlich [n.],) lehnt sich an das tschechische „erb“, „herba“ bzw. das slowenische „gerb“ an, die sich ihrerseits aus dem deutschen Begriff „Erbe“ (Erbgut, Stammgut) ableiten.
Bedeutung
Herb steht heute für eine Vielzahl von spezifischen Begriffsinhalten und Bedeutungen, die sich in der dt. Literatur zur polnischen Heraldik und in schwankenden Übersetzungen nicht wissenschaftlich präzise voneinander abgrenzen, zum Beispiel für
- Wappen, Wappenfigur, Wappenelement, Zeichen, Symbol, Wappen, Wappengruppe, Wappenstamm, Wappengemeinschaft, Wappengenossenschaft, Familie, Sippe, Stammhaus, Schild eines Hauses, ...
- plural „herby“ für: „die Wappenschilde, die Ahnen (davon herbarz das Wappenbuch, herbarnik, herbopis der Heraldiker)“[1] und andere.
Verwendung
Der aus dem 15. Jahrhundert stammende Ausdruck „Herb“ wird im Zusammenhang mit der polnischen Heraldik und mit abstrakten Zeichen verwendet, die ca. seit dem 12. Jahrhundert belegt sind. Die Zeichen erinnern optisch an Runen, Hausmarken oder Steinmetzzeichen. Die Herkunft der Zeichen liegt im skandinavische Raum, besonders Südschweden und Holstein, wo der polnische Adel seine Wurzel hat. Die abstrakten Zeichen wurden etwa seit dem 14. Jahrhundert, als sich auch „Sippennamen“ belegen lassen,[2] zu spezifisch osteuropäischen Wappenfiguren umgestaltet („heraldisiert“) und Bestandteil von Wappendarstellungen. Anders als ein westeuropäisches Wappen wird ein „polnisches Wappen“ von mehreren Wappenführenden geführt, die nicht die gleiche Abstammung oder genealogische Verwandtschaft aufweisen müssen. Das gleiche „Herb“, das gleiche „Wappen“, welches allenfalls in der Helmzier ein wenig abweicht, haben durchschnittlich 40 bis 50, in einigen Fällen sogar einige Hundert meist nicht miteinander verwandte Herb-/Wappenführenden gemeinsam.
Zur Zeit der Christianisierung wurden Herby mit Kreuzen o. ä. ergänzt. Das sollte den sichtbaren Beweis der Frömmigkeit zeigen. In der Folgezeit wurden Pfeile, Hiefhörner, Hufeisen, Sterne und andere gemeine Figuren den polnisches Wappen als Ergänzung hinzugefügt, vermutlich um die Wappendarstellungen mit ursprünglich abstrakten Motiven an die Wappen der westeuropäische Heraldik anzugleichen.
Herby lassen sich auch auf den Fahnenbildern, den „stannizen“, des polnischen Uradels nachweisen.
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- Walter Leonhard, Das große Buch der Wappenkunst, Verlag Georg D.W. Callwey, München, 1978
Einzelnachweise
- ↑ Schleiermacher, Andreas August E.: Das harmonische oder allgemeine Alphabet zur Transcription fremder Schriftsysteme in lateinische Schrift, zunächst in seiner Anwendung auf die slawischen und semitischen Sprachen. 1864. S. 206.
- ↑ Vgl. Borgolte, Michael; Lusiardi Ralf: Das europäische Mittelalter im Spannungsbogen des Vergleichs. Band 1 von Europa im Mittelalter. Abhandlungen und Beiträge zur historischen Komparatistik. 2001. S. 62.
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