Ludwig XVI.

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Ludwig XVI. im Krönungsornat. Gemälde von Antoine-François Callet aus dem Jahr 1779

Ludwig XVI. August von Frankreich (* 23. August 1754 in Versailles; † 21. Januar 1793 in Paris) aus dem Haus der Bourbonen war als Louis Auguste zunächst Herzog von Berry und wurde nach dem Tode seines Vaters 1765 Dauphin sowie nach dem Tode seines Großvaters 1774 schließlich König von Frankreich und Navarra. Er war der letzte König des Ancien Régime.

Ludwig XVI. erhielt von seinem Großvater Ludwig XV. ein schwieriges Erbe. Frankreich stand am Rande des finanziellen Ruins und im Rahmen der absolutistischen Monarchie konnte der König die Krise nicht bewältigen.

Im Zuge der Französischen Revolution wurde er entmachtet und 1791 gezwungen, der Umwandlung von der absoluten in eine konstitutionelle Monarchie zuzustimmen, als deren Oberhaupt, nunmehr König der Franzosen, er fungierte. Er wurde 1792 abgesetzt und 1793 von den Revolutionären zum Tode verurteilt und starb durch die Guillotine.

Die heutige Sicht auf Ludwig XVI. ist differenziert; Historiker sehen in ihm einen ehrlichen Menschen mit guten Absichten, der jedoch an der Unmöglichkeit scheiterte, die Privilegien der oberen Stände Adel und Klerus zu beschneiden, um den drohenden Staatsbankrott abzuwenden und die Monarchie im nötigen Maß zu reformieren. Als Vertreter des Ancien Régime wurde er von den immer radikaler werdenden Kräften dafür in Verantwortung genommen.

Leben

Kindheit

Ludwigs Eltern, Dauphin Ludwig Ferdinand (1729–1765) und Maria Josepha von Sachsen, Tochter von Friedrich August II. Kurfürst von Sachsen und König von Polen, führten ein zurückgezogenes fast „bürgerliches“ Familienleben in einem stillen Winkel von Versailles, abseits vom hektischen Hofleben. Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass der Vater vom König keinen Zugang zu Regierungsgeschäften und Verantwortung erhielt.

Ludwig erhielt die Namen seiner beiden Großväter Ludwig-August und den Titel Herzog von Berry. Die Geburt fand protokollgemäß unter Anwesenheit des Hofes statt. Ein üblicher Vorgang bei möglichen Thronfolgern, damit von verlässlichen Repräsentanten der Monarchie, in diesem Fall in Gestalt von drei Ministern, die Abkunft des Neugeborenen bezeugt werden konnte. Ein Te Deum und ein Feuerwerk wurden vom König, wie üblich für einen männlichen Nachkommen, angeordnet. Ludwig hatte zum Zeitpunkt seiner Geburt eine Schwester, Zephyrine (1750–1755), und einen lebenden Bruder, Louis Joseph Xavier, Herzog von Bourgogne. Ludwig stand hinter Ludwig XV., seinem 35-jährigen Vater und seinem 3-jährigen Bruder an dritter Stelle der Thronfolge. Es galt als eher unwahrscheinlich, dass Ludwig-August die Thronfolge antreten würde.

Die Verantwortlichkeiten und Ausführungen der Aufgaben auch bezüglich der Kinder waren bei Hof lukrative Posten, bei deren Verteilung Intrigen und Beziehungen eine Rolle spielten. Die Amme für Säuglingspflege und Ernährung wurde ihrer Aufgabe, den Säugling mit Milch zu versorgen, nicht gerecht. Da der gutbezahlte Posten aber durch Beziehungen zum Innenminister vergeben worden war, wurde sie gegen keine der sechs zur Verfügung stehenden Ersatzammen ausgetauscht. Nach einem Monat wurden die Hintergründe entdeckt und die Amme ersetzt. Der Schweizer Arzt Tronchin, Leibarzt von Voltaire, wurde herangezogen und verordnete einen „Kuraufenthalt“ auf dem Besitz Bellevue bei Meudon. Diese Maßnahmen retteten dem Säugling das Leben. Die Aufgabe der Pflege und Erziehung bis zum Alter von sechs Jahren erfüllte Comtesse de Marsan, Schwester des Marschalls Rohan-Soubise und Gouvernante der Kinder von Frankreich.

Der traditionelle Übergang zum Status des Erwachsenen erfolgte im Alter von sechs Jahren. Damit verbunden waren umfangreiche medizinische Untersuchungen. Es wurde festgestellt, dass das Kind bis auf Kurzsichtigkeit normal und gesund sei.

Der neue Lebensmittelpunkt wurde in einen neuen Hausstand am Hof verlagert zusammen mit seinem älteren Bruder und den nachgeborenen Brüdern dem Grafen von Provence und dem Grafen von Artois. Dafür wurde eigens Personal zusammengestellt

Der ältere Bruder Bourgogne, auf dem auf Grund seines Verhaltens, seiner Extrovertiertheit und seines Bewusstseins über die ihm zugedachte Rolle als zukünftiger König große Hoffnungen seiner Eltern ruhten, erkrankte im Alter von zehn Jahren schwer an Tuberkulose. Berry, introvertiert und seinen Aufgaben geduldig und selbstlos nachkommend, wurde mit sechs Jahren seinem körperlich dahinsiechenden sterbenden zehnjährigen Bruder zur Seite gestellt. Alle Aufmerksamkeit ruhte auf dem Bruder. Bourgogne erlaubte sich auf Kosten seines Bruders eine maßlose Eigenliebe. Berry musste sich dem älteren Bruder, in seinen Augen ein nahezu vollkommener Bruder, völlig unterlegen fühlen. Ein anderes Bild von sich und seinem Bruder wurde ihm von außen nicht vermittelt. Möglicherweise durchschaute er auch das Verhalten seines Bruders und ging aus Mitleid auf seine Anmaßungen ein. Als Berry erkrankte, vermutlich als Folge des Kontakts zum Bruder, wurde mit seinem Ableben gerechnet. Nach seiner Genesung wurde er in den Gemächern des verstorbenen Bourgogne untergebracht. Mit Bourgognes Tod rückte Ludwig mit sechs Jahren zum Thronfolger nach seinem Vater auf. Als auch dieser am 20. Dezember 1765 starb, wurde Ludwig mit elf Jahren direkter Thronfolger.

Die Eltern legten großen Wert auf eine universelle, umfassende Ausbildung, besonderes Interesse galt Geschichte, Religion, der Vermittlung von Gerechtigkeit und Regierung. Die Erziehung wurde mit aus heutiger Sicht autoritären Methoden durchgeführt. Kleine Unachtsamkeiten wurden hart bestraft.

Der für die Erziehung verantwortliche Herzog La Vauguyon wurde bei seiner Tätigkeit von Hauslehrern z. B. Monseigneur Coetlosquet, Bischof von Limoges und Abbe von Radonvilliers, einem Mitglied der Academie francaise, unterstützt. Die beiden Geistlichen standen den Jesuiten nahe. Der Vater und nach seinem Tod die Mutter überprüften mit Strenge die Lernerfolge ihrer Söhne. Der Vater bediente sich eines Jesuiten, Pater de Neuville. Dieser attestierte dem achtjährigen Berry weniger Lebhaftigkeit und Anmut als seinen Prinzenbrüdern. In Urteilsfähigkeit und Herzenseigenschaften stehe er ihnen aber in nichts nach. Gelobt wurden seine Kenntnisse in Latein und Geschichte und sein gutes Gedächtnis.

Die Erziehungsmethoden von La Vauguyon mussten auf Ludwig XVI. abschreckend gewirkt haben, denn als er als König einen Erzieher für seine Kinder auswählen musste, lehnte er den jungen La Vauguyon mit den Worten „Es tut mir leid, Sie ablehnen zu müssen, aber Sie wissen doch, dass sie und ich so schlecht wie möglich erzogen worden sind“ ab [1].

Familie

Porträt von Elisabeth Vigée-Lebrun: Marie-Therese und Louis Joseph, 1784
Ludwig XVI. 1775

Ludwigs Vorgänger als König war sein Großvater Ludwig XV.. Als sein ältester Bruder starb, rückte Ludwig XVI. mit vier Jahren zum nächsten Thronfolger nach seinem Vater auf. Als auch dieser starb, rückte Ludwig XVI. an die erste Stelle. Am 16. Mai 1770 heiratete der 15-jährige Kronprinz - zur Festigung des französisch-österreichischen Bündnisses - die ein Jahr jüngere habsburgische Prinzessin Marie Antoinette, Tochter des Kaiserpaars Franz I. Stephan und Maria Theresia.

Der Ehe entstammten die vier Kinder

Herrschaft

Als sein Großvater Ludwig XV. am 10. Mai 1774 starb, wurde Ludwig XVI. mit 19 Jahren König. Er suchte zunächst einen Mentor und entschied sich für den 73-jährigen vormaligen Staatssekretär Graf von Maurepas. Die Krönung des Königs fand am 11. Juni 1775 in Reims statt.[2]. Das Volk begrüßte ihn bei seiner Thronbesteigung mit dem Beinamen le désiré, das heißt der Ersehnte, doch Ludwig XVI lehnte denselben aus Bescheidenheit ab.“[3].

Hauptproblem Frankreichs war die hohe Staatsverschuldung. Die radikalen Reformen von Turgot und Malesherbes stießen auf den Widerstand des Adels; Turgot wurde entlassen, Malesherbes trat 1776 zurück und wurde durch Jacques Necker ersetzt.

Ludwig brachte es zustande, Frankreichs Position als Seemacht wieder zu stärken, indem er die Marine immens ausbaute. Diese konnte nun erneut mit jener Großbritanniens konkurrieren. Frankreich konnte sich zudem im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, den auch Necker befürwortete, gegen die Engländer behaupten. Durch Ludwigs militärische Intervention verhalf Frankreich den Amerikanern im Jahre 1776 zur Unabhängigkeit und konnte 1783 auf der Siegerseite den Frieden von Paris vermitteln. Doch der Unabhängigkeitskrieg hatte ein gewaltiges Loch in die Staatsfinanzen gerissen. Necker trat schon 1781 zurück, wurde durch Calonne und Brienne ersetzt und 1788 erneut eingesetzt.

In den ersten neun Jahren seiner Regentschaft war der König bei seinem Volk sehr populär. Der junge König setzte darauf, dass seine Beliebtheit das Funktionieren des Königstums garantiere, und so kam es, dass er einesteils den an ihn gestellten Anforderungen zu weit nachgab, zum Beispiel die Wiedereinsetzung der Parlamente, in der Meinung, dadurch das Beste seines Volkes zu fördern, andererseits sich einer der gegeneinander mit immer wachsender Erbitterung streitenden Parteien nicht unbedingt anschloss und ihr durch sein Ansehen den Sieg verschaffte.“ [3].

Ihm war es als einzigem König im 18. Jahrhundert gelungen, einen Krieg gegen England zu gewinnen. Aber genau dieser Sieg sollte sich als Mitursache seines Untergangs herausstellen. Wie erwähnt waren die Kosten des Krieges für die Staatskasse unerschwinglich und steigerten die Staatsverschuldung ins Unermessliche. Zum Anderen brachten die in Amerika eingesetzten Soldaten das Gedankengut der Amerikanischen Revolution unter das französische Volk. Außerdem betrieben die Adligen, allen voran der Herzog von Orléans, und die von Ludwig 1774 zurückgerufenen Parlamente, eine harte Oppositionspolitik gegen die Monarchie. Hinzu kam die zunehmende Unbeliebtheit der Königin beim Volk, die unter anderem durch die Halsbandaffäre in Misskredit geriet. Außerdem gab es widrige äußere Umstände wie zwei schlechte Ernten und einen harten Winter mit Versorgungsproblemen für die Bevölkerung. Alle diese Faktoren mündeten in die Ereignisse des Jahres 1789.

Französische Revolution

Ludwig XVI. 1786

Um finanzielle Reformen zu verabschieden, berief der König am 5. Mai 1789 die Generalstände ein, die seit 1614 nicht mehr zusammengetreten waren. Am 17. Juni erklärten sich die Abgeordneten des Dritten Standes zur Nationalversammlung. Deren Bestrebungen gipfelten am 20. Juni im Ballhausschwur und schließlich am 14. Juli im Sturm auf die Bastille. Am 6. Oktober sah sich der König gezwungen, mit seiner Familie nach Paris in den Palais des Tuileries umzuziehen.

In diesem anfänglichen Stadium der Revolution erließ die Nationale Versammlung am 10. Oktober 1789 anlässlich der Diskussion über die Art, Gesetze zu verkündigen, die neue Formel Ludwigs: Louis, par la grâce de Dieu, et la loi constitutionnelle de l'État, Roi des Français („Ludwig, durch die Gnade Gottes und das konstitutionelle Gesetz des Staates König der Franzosen“). Ab diesem Zeitpunkt trug Ludwig also den Titel Roi des Français. Zwischen „Roi des Français“ und „Roi de France“ gibt es nicht nur einen grammatischen, sondern auch einen fundamentalen Bedeutungs- und Statusunterschied: Als „Roi de France“ schulden die Franzosen ihm Treue und gehören ihm, während er als „Roi des Français“ den Franzosen gehört und ihnen Treue schuldet.

Ludwig selbst war populär und stand den Reformen der Revolution zunächst aufgeschlossen gegenüber. Dies hatte er bereits mit der Abschaffung der Folter bekundet, auch schuf er öffentliche Arbeitsplätze, um beispielsweise Notdürftige, die für einen gerechten Lohn arbeiten konnten, Sümpfe entwässern zu lassen. Doch die in der Revolution geforderte Volkssouveränität war ein deutlicher Bruch mit den damals gültigen Prinzipien der Monarchie. Entsprechend wurde die Revolution von der herrschenden Elite Frankreichs und den übrigen europäischen Herrschern abgelehnt.

Ende der Herrschaft

„Die freie Unterschrift“. Französische Karikatur aus dem Jahr 1792. Kaiser Leopold II.: „Was machst du da, Schwager?“ Ludwig XVI. (im Käfig): „Ich unterschreibe.“

Als der Druck auf Ludwig und seine Familie immer größer wurde, unternahm er in der Nacht vom 20. auf den 21. Juni 1791 die Flucht nach Varennes, in die Österreichischen Niederlande. Die Flucht endete vorzeitig in dem kleinen Ort Varennes, nachdem Ludwig anhand seines Konterfeis auf einer Münze von dem Sohn eines Postmeisters erkannt worden war. Die königliche Familie wurde anschließend von Angehörigen der Nationalgarde nach Paris zurückgeführt und der König kurzfristig von seinen Ämtern suspendiert. Ludwig war nun faktisch in Gefangenschaft, auch wenn er noch einige seiner Privilegien genießen konnte. Am 27. August erklärten der Kaiser Leopold II. und König Friedrich Wilhelm II. von Preußen in der Pillnitzer Deklaration ihr Ziel, „den König von Frankreich in die Lage zu versetzen, in vollkommener Freiheit die Grundlage einer Regierungsform zu befestigen, welche den Rechten der Souveräne und dem Wohle Frankreichs entspricht“.

Da sie zu diesem Zeitpunkt keine Alternative zur geplanten Einführung der konstitutionellen Monarchie in der Verfassung von 1791 sahen, einigten sich die Abgeordneten der französischen Nationalversammlung darauf, den Fluchtversuch als „Entführung“ auszugeben, und beließen Ludwig im Amt. Von äußeren Kräften bedrängt, „akzeptierte“ der König die Verfassung des 3. September 1791 - Frankreich wurde zur konstitutionellen Monarchie. Der König galt nun nicht mehr als Herrscher von Gottes Gnaden, sondern eher die des ersten Repräsentanten des Volkes. Den Gesetzen der Nationalversammlung hatte er durch seine Unterschrift Rechtskraft zu verleihen, allenfalls konnte er durch sein aufschiebendes Veto ihr Inkrafttreten hinauszögern. Die Konstitution änderte ebenso den Titel des Dauphins in prince royal („königlicher Prinz“). Am 14. September schwor der König der neuen Verfassung die Treue. Das Vertrauen der meisten Abgeordneten in seinen guten Willen hatte Ludwig durch seinen Fluchtversuch indes nachhaltig erschüttert. Das Ereignis gab republikanischen Gruppierungen in der Nationalversammlung starken Auftrieb. Am 25. Juli 1792 veröffentlichte Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig ein Manifest, mit der er den Franzosen Krieg androhte, sollten diese Ludwig oder seiner Familie etwas antun. Dies Manifest wurde von den Revolutionären als Beweis einer Kollaboration von Ludwig XVI. mit den Feinden Frankreichs verstanden.

Hinrichtung Ludwig des XVI. (Kupferstich aus dem Jahr 1793)
Grabstätte von König Ludwig XVI. in Saint-Denis

Nach dem Sturm auf die Tuilerien wurde der König mit Familie am 13. August 1792 verhaftet und im Temple eingekerkert. Seine Frau Marie Antoinette verhandelte in dieser Zeit mit ihrem Bruder Kaiser Leopold II. und ihrem Neffen Franz II. von Österreich über eine Intervention der anderen europäischen Monarchien.

Anlässlich der ersten Sitzung des Nationalkonvents wurde am 21. September 1792 die Republik ausgerufen (l'an 1 de la République française) und der König offiziell entthront (la royauté est abolie en France).

Ihm wurde ab dem 11. Dezember vor dem Nationalkonvent in der Salle du Manège der Prozess gemacht. Robespierre betonte vor dem Konvent: „Wenn nicht der König schuldig ist, dann sind es die, die ihn abgesetzt haben“. Somit konnte der Konvent, der Ankläger und Richter in einer Person war, den König gar nicht freisprechen, da dies einer Selbstanklage gleichgekommen wäre.[4] Verurteilt wegen „Verschwörung gegen die öffentliche Freiheit und die Sicherheit des gesamten Staates“ (la conspiration contre la liberté publique et la sûreté générale de l'État), wurde er am Vormittag des 21. Januar 1793 als Bürger Louis Capet (bezugnehmend auf Hugo Capet, den Ahnherrn des französischen Herrschergeschlechts) vom Henker Charles-Henri Sanson mit einer Guillotine enthauptet.

Am 16. Oktober 1793 wurde nach einem kurzen Prozess auch seine Frau Marie-Antoinette auf dem Revolutionsplatz – heute: Place de la Concorde – guillotiniert. Sein überlebender Sohn Louis Charles starb im Alter von zehn Jahren im Temple-Gefängnis.

Ludwig wurde zuerst auf dem Friedhof de la Madeleine beigesetzt und 1815 in die Basilika Saint-Denis überführt.

Persönlichkeit

Ludwig wurde 38 Jahre alt. Der Zeitabschnitt von der Krönung bis zum Tod beträgt 19 Jahre. Die Revolutionsjahre machen also nur einen Bruchteil seines Lebens aus. Jugend und Erziehung hatten großen Einfluss auf seine Persönlichkeit. Unerwähnt dürfen hierbei nicht die traumatischen Erlebnisse in seiner Jugend mit der Krankheit und dem Tod seines älteren Bruders Bourgogne, die Zurücksetzungen hinter seinen älteren Bruder, die eigenen Erkrankungen sowie der frühe Tod seiner Eltern bleiben.

Seine Lehrer beschrieben Ludwig während seiner Ausbildung als guten und intelligenten Schüler mit weit gefassten Fähigkeiten. Grundlage der Erziehung bildete die Schrift Télémaque Fénelons, die von einem Monarchen Tugend, Verantwortungsbewusstsein gegenüber Gott, Liebe zu den Untertanen und Einsatz für deren Glück verlangte. Das spätere Selbstverständnis Ludwigs als Monarch wurde hiervon im Sinne eines patriarchalischen Königtums geprägt. Zeitgenossen erwähnten seine wenig vorteilhafte Erscheinung, ein ausgeprägtes Misstrauen und eine große Zurückhaltung, verbunden mit einer unglücklichen Miene und einem der Eleganz entbehrenden Gang. Jedoch änderten sich die Meinungen der Genannten rasch wieder sobald Ludwig den Rang des neuen Dauphin de France bekleidete. Von diesem Moment an bekam seine Position und sein Stellenwert eine unermesslich hohe Bedeutung. Und damit waren auch positive Äußerungen über sein Erscheinen verbunden. Dies geht z. B. aus dem Tagebuch der Herzogin von Northumberland hervor. Diese schrieb dort „Ich stellte ihn mir gräßlich vor, doch ganz im Gegenteil gefiel mir seine Erscheinung sehr gut. Er ist groß und schlank, hat ein interessantes Gesicht und kluge Augen, die bei seinem ziemlichen blassen Teint sehr groß wirken. Das blonde Haar steht ihm sehr gut zu Gesicht.“ [5].

Ludwig war kein Machtmensch, der den Thron anstrebte. Er fand die Rolle als König belastend, stellte sich aber der Verantwortung. Aus seinem Verhalten lässt sich schließen, dass Bildung und moralisches Handeln ihm wichtiger waren als höfische Repräsentation. Wohl auch deshalb gab es Konflikte mit der Hofgesellschaft, seinen reaktionären Brüdern und seiner Frau.

Er besaß eine eher bürgerliche Natur und zog es vor, handwerklicher Arbeit nachzugehen. Er schmiedete, baute und reparierte Uhren, zeichnete Karten von Wäldern, Versailles und Vorlagen zu verschiedenen technischen Armaturen, ohne auf die höfische Etikette Rücksicht zu nehmen. Während er sich selbst jeder Art von Ausschweifung, ja selbst kostspieliger Vergnügungen streng enthielt, gönnte er seiner Gemahlin und den königlichen Prinzen einen Aufwand, welcher um so weniger in der Ordnung war, als der Zustand der Finanzen mit jedem Jahre schlechter wurde.“ [3].

Er interessierte sich für Geschichte, Seefahrt und Geographie, verstand Englisch (ließ sich englische Zeitungen „zusenden“), Deutsch und Spanisch. Zu seinen Leidenschaften gehörte die Jagd. Er liebte Statistiken und führte exakt Tagebuch über die täglichen Jagdergebnisse. Dazu zwei Beispiele, die zu Irritationen führen können: Im Jagdtagebuch stand nach der Hochzeitsnacht die lakonische Bemerkung: „Nichts“-„Rien“. Diese bezog sich nicht wie anzunehmen auf den Nichtvollzug der Ehepflicht in dieser Nacht. Am Tag des Sturms auf die Bastille, notierte er ebenfalls „Rien“, was nicht hieß, er hätte damit das Ereignis nicht zur Kenntnis genommen. Die Ehe Ludwigs und Marie Antoinettes litt unter der Gegensätzlichkeit ihrer Charaktere. Es dauerte sieben Jahre, bis das junge Paar die Ehe tatsächlich vollzog. Was jedoch nicht damit gleich zu setzen ist, dass das Paar in dieser Zeitspanne keinen Versuch unternommen hätte. Denn Versuche gehen eindeutig aus den Briefen Marie Antoinettes hervor. Sie schrieb am 17. Juli 1773 nach der Rückkehr aus Compiègne: „Dieser Umstand hat wohl das Gerücht aufkommen lassen, dass er mich öffentlich geküßt hat, obwohl das nicht richtig ist; doch ist meine treue Mama sehr im Irrtum zu glauben, dass er seit meiner Ankunft nicht getan hat; im Gegenteil, seit langem bemerkt jedermann seine Zuneigung zu mir. Ich kann wohl Ihnen, meine treue Mama, und nur Ihnen allein anvertrauen, dass meine Angelegenheiten, seitdem wir hier (Versailles) sind, sich gut entwickelt haben und ich die Ehe für vollzogen halte; wenn auch noch nicht in dem Maße, um schwanger zu sein. Aus diesem Grund allein will der Herr Dauphin noch nicht, dass man es weiß. Welches Glück, wenn ich im Monat Mai ein Kind hätte! Was meine Regel betrifft, habe ich sie noch immer stark und gut, und Sie können mir glauben, dass ich zu dieser Zeit nicht reite.“[6].

Seine hohe Auffassung von seiner königlichen Stellung als auch sein religiöses Gewissen brachten ihn in Konflikt mit der Revolution. Mit der Rolle eines konstitutionellen Monarchen, die ihm in der neuen Verfassung vom 3. September 1791 zugedacht war, vermochte er sich nicht abzufinden.

In seiner Regierungszeit wurde kein politisches Todesurteil ausgesprochen. Ludwig XVI. war kein Unterdrücker, sondern der liberalste aller Bourbonenkönige. Er setzte viele Reformen durch, aber bei der Finanzreform scheiterte er am Widerstand der privilegierten Stände.

Ludwig erfuhr am 17. Januar 1793 von seinem Todesurteil. Er reagierte mit Gelassenheit, betete und sprach seiner Familie Trost zu. Auch bei seiner Hinrichtung am 21. Januar 1793 wird dem König Souveränität bescheinigt. Er betonte in einer letzten kurzen Ansprache nochmals seine Unschuld.

Sonstiges

In dem von W. S. Van Dyke inszenierten Spielfilm Marie-Antoinette (Marie Antoinette, 1938) wurde er von Robert Morley verkörpert.

Maison de France ist der heutige Name der Dynastie capétienne (also der Kapetinger; Haus Frankreich oder Familie Frankreich teilweise in Abgrenzung zum Maison de Bourbon (Haus Bourbon)).

Siehe auch

  • Louis-seize, die nach ihm benannte Stilrichtung in Architektur und Inneneinrichtung.

Literatur

  • Vincent Cronin: Ludwig XVI. und Marie-Antoinette - Eine Biographie. Claassen, Düsseldorf 1974.
  • Bernard Fay: Ludwig XVI. - Der Sturz der französischen Monarchie. Wilhelm Heyne, München 1989
  • Peter Klaus Hartmann: Ludwig XVI. 1774-1789/92 in: Ders. (Hg.): Französische Könige und Kaiser der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498-1870, 2. Aufl. Beck, München 2006, S. 272-307, ISBN 3-406-54740-0
  • Evelyne Lever: Ludwig XVI. Klett-Cotta, Stuttgart 1988.
  • Angela Taeger: Ludwig XVI. (1754-1793), Kohlhammer, ISBN: 9783170184756.

Einzelnachweise

  1. Evelyne Lever: Biographien zur Französischen Revolution, Ludwig XVI. Klett-Cotta, Stuttgart 1988
  2. Ludwig. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bd. 10, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, ‎ S. 971.
  3. 3,0 3,1 3,2 Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 776-777.
  4. Peter Cl. Hartmann: Die französischen Könige und Kaiser der Neuzeit 1498 – 1870, Ludwig XVI. Verlag C. H. Beck, München 2006. ISBN 3-406-54740-0
  5. Vincent Cronin: Ludwig XVI. und Marie-Antoinette - Eine Biographie. Claassen, Düsseldorf 1974, Zitat- Kapitel III. Die unmögliche Heirat, Absatz 22-30, Seite 56
  6. Vincent Cronin: Ludwig XVI. und Marie-Antoinette - Eine Biographie. Claassen, Düsseldorf 1974, Seite 550, Absatz 18-29

Weblinks

 Commons: Ludwig XVI. – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Ludwig XV. Blason France moderne.svg

König von Frankreich und Navarra

17741791/93
(Amt suspendiert)
Konstitutionelle Monarchie


Vorgänger Amt Nachfolger
(Amt geschaffen)
Absolutistische Monarchie
Flag of France.svg

König der Franzosen

17911792
(Amt suspendiert)
Nationalkonvent


Vorgänger Amt Nachfolger
Ludwig XV. Coat of arms of Andorra.svg

Kofürst von Andorra

1774–1792
Napoléon I.


Vorgänger Amt Nachfolger
Ludwig XV. Blason France moderne.svg

Oberhaupt des Hauses Bourbon

1774–1793
Ludwig XVII.


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