Manuskript

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Der Heiligen Leben Winterteil, Seite aus einer Handschrift aus dem Benediktinerstift Weihenstephan, vermutlich um 1475, Bayerische Staatsbibliothek, München

Unter Manuskript oder Handschrift versteht man in der Bibliothekswissenschaft oder Editionsphilologie handgeschriebene Bücher, Briefe oder andere Publikationsformen (v. lat.: manu scriptum = '(ein) von Hand Geschriebenes').

Eher umgangssprachlich werden heute auch maschinenschriftliche Druckvorlagen (eigentlich: Typoskripte) als Manuskript bezeichnet.

Wenn Fernseh- und Radiobeiträge in gedruckter Form zur Verfügung gestellt oder zum Herunterladen im Internet angeboten werden, spricht man von Sendemanuskript oder einer Zeitung.

Geschichte

Bis zur Erfindung des Buchdrucks waren Handschriften die einzige Form schriftlicher Publikation – im engeren Sinne versteht man darunter nur mit Tinte und ähnlichen Farben auf Pergament, Papyrus oder Papier gebrachte Werke und nicht z. B. Tontafeln oder in Stein gemeißelte Inschriften.

Texte des Mittelalters sind oft in so genannten Sammelhandschriften überliefert; offensichtlich hat die Vorstellung vom Einzelbuch als typischer Existenzform eines 'Werkes' so, wie wir es heute kennen, noch nicht existiert. Die Dichtung des Mittelalters geschrieben auf Pergament und Papier ist also ausschließlich handschriftlich überliefert. Der Kodex war vielmehr materielle Aufbewahrungs- und Schmuckform von diversem Geschriebenem. Zuweilen war es wohl auch das Bestreben der Besitzer solcher Kodices, das Material oder „Wissen“ zu einem bestimmten Gegenstand oder Thema (z. B. höfische Ritterliteratur) so komplett wie möglich zu haben. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Ambraser Heldenbuch vom Beginn des 16. Jahrhunderts; ein weniger bekanntes, aber dafür früheres Beispiel aus der Mitte des 14. Jahrhunderts ist der Kodex SBB-PK, Ms. germ. quart. 284, in dem Texte aus dem Bereich des Tristan-Komplexes versammelt sind. Die Buchwissenschaft und die Kodikologie erforschen die verschiedenen konzeptionellen oder zufälligen Anlageprinzipen von Mischhandschriften und Sammelhandschriften.

Standard-Manuskripte

Verlage verlangen von Autoren häufig die Einhaltung bestimmter formaler Richtlinien für die eingereichten Manuskripte (eigentlich Typoskripte). Eine Standard-Manuskriptseite hat zum Beispiel 30 Zeilen mit je 60 Anschlägen (auch Leerzeichen) und sollte 1,5-fachen oder doppelten Zeilenabstand und eine 12-Punkt-Schriftart verwenden. Ein nach diesen Vorgaben geschriebenes Manuskript enthält in etwa 1800 Zeichen pro Seite, was je nach Schrifttyp variiert.

Diese strengen formalen Vorgaben für Typoskripte werden allmählich von genauen Angaben der Zeichenzahl und vorbereiteten elektronischen Formatvorlagen für Autoren abgelöst.

Literatur

  • Handschrift. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bd. 8, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, ‎ S. 114.
  • Peter Jörg Becker und Eef Overgaauw (Hrsg.): Aderlass und Seelentrost. Die Überlieferung deutscher Texte im Spiegel Berliner Handschriften und Inkunabeln. Mainz 2003
  • Joachim Kirchner: Germanistische Handschriftenpraxis. Ein Lehrbuch für die Studierenden der Deutschen Philologie, 2. Aufl. München 1967

Siehe auch

Berühmte Handschriften

Codex Manesse

Historisch

Religiös

Wissenschaftlich

Weblinks

Einzelnachweise

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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Manuskript“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 15. März 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.