Papstwappen

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Papstwappen von Leo XIV. (seit 2025)
Papstwappen von Franziskus (2013–2025)
Papstwappen von Benedikt XVI. (2005–2013)
Papstwappen von Johannes Paul II. (1978–2005)

Ein Papstwappen ist das „persönliche Wappen“ (= Personenwappen) eines PapstesW-Logo.png, das auch dessen PontifikatW-Logo.png symbolisiert. Das Staatswappen der Vatikanstadt und das Wappen des Heiligen Stuhls sind davon zu unterscheiden.

Geschichte

In vorherhaldischer Zeit und in der Frühzeit der Heraldik führten die Päpste kein Wappen bzw. kein Personenwappen. Selbst zu der Zeit, in der sich das Wappenwesen etablierte, führten die Päpste kein Personenwappen, sondern allenfalls das weltliche Wappen ihrer Familie.

„Ciacconi hat die Päpste bis auf Petrus zurück mit Wappen versehen. Diese Wappen gehören natürlich, soweit die betreffenden Päpste vor der heraldischen Zeit lebten, ins Reich der Phantasie (siehe „Fabelwappen“Anm. der Redaktion). Es war damals eine verbreitete Mode, Helden und Heiligen früherer Zeiten Wappen beizulegen (..) Manchen Päpsten aus bekannten Familien, wie der Grafen von TuskulumW-Logo.png, von Dachsburg-EgisheimW-Logo.png, der Herzoge von LothringenW-Logo.png und der Grafen von BurgundW-Logo.png, welche zur Zeit, da sie auf dem Stuhle Petri saßen, noch nichts von Wappen wußten, wurden später die Wappen ihrer Häuser beigelegt (vgl. „Familienwappen“Anm. der Redaktion). Diese Wappenzuteilungen an frühere Päpste haben in der Folge mehr als einmal zu historischen Irrtümern geführt. So glaubt auch Catalani, Clemens II. († 1047) habe als erste Papst ein Wappen geführt, was aber rundweg unmöglich ist.“

Nach Bruno Bernhard Heim und anderen führte Bonifatius VIII.W-Logo.png (reg. 1294–1303) das erste nachweisbare Papstwappen:[1][2]

„Der erste Papst, von dem wie eine sicher zeitgenössische Wappendarstellung kennen, ist Bonifaz VIII. († 1303). Sie befindet sich in der Kathedrale von Anagni und zeigt zweimal seinen Schild und zweimal den seiner Mutter. Dazwischen stehen eine Tiara (ohne Kronen) und ein Basilikaschirm. In Wirklichkeit trug Bonifaz VIII. bereits eine zweikronige Tiara. Als heraldisches Würdezeichen wurde diese aber noch nicht gebraucht. Wir sehen erst das Wappen Johanns XXII. († 1334) in der Kathedrale von Avignon von einer Tiara gekrönt. Das Wappen seines Nachfolgers, Klemens' VI. (1342-52), erscheint von der dreifachen Tiara gekrönt, mit dem gekreuzten Schlüsselpaar im Schildhaupt und zu beiden Seiten neben dem Schild (..)“

alternative Beschreibung
Die erste zeitgenössische Wappendarstellung eines Papstwappens in der Kathedrale von Anagni (Statue von Bonifaz VIII.)

Papstwappen

Kardinalswappen von Jorge Mario Bergoglio

Das Wappen als Symbol der Person des Pontifex und Bischofs von Rom besitzt nach Bruno Bernhard Heim „seit über fünfhundert Jahren“ eine „klassischen Form“, die sich aus mehreren Teilen zusammensetzt:

„Für das Papstwappen gelten folgende Normen:

  1. Der Schild enthält regelmäßig nur das Familienwappen des jeweiligen Papstes.
  2. Der Schild wird timbriert mit den Symbolen der päpstlichen Würde, der Tiara und dem Schlüsselpaar (siehe Schlüssel PetriAnm. der Redaktion).
  3. Die Tiara steht mitten über dem Schilde und die Schlüssel sind, unter ihr, über oder hinter dem Schilde gekreuzt und durch eine rote Kordel verbunden.
  4. Schildhalter, Orden, Wahlsprüche, Zweige und andere Verzierungen gehören nicht zum Papstwappen.

Diese Regeln leiten wir aus den heraldischen Denkmälern der Päpste ab, vor allem aus den amtlichen graphischen Darstellungen der Papstwappen.“

Die Tiara oder Papstkrone in der Mitte des Oberwappens ist das Zeichen päpstlicher Herrschaft. „Die Schlüssel Petri (auch: päpstliche Schlüssel) sind das Attribut des Apostels Petrus sowie ein Symbol der Bindegewalt des Papstes als Nachfolger Petri und Stellvertreter Jesu Christi auf Erden.“[3] Anders als beim Staatswappen der Vatikanstadt, zeigt der goldene Schlüssel (heraldisch) nach rechts. Wie im Wappen der Vatikanstadt, jedoch anders als in dem des Heiligen Stuhls, sind die quastenbesetzten Enden der roten Kordel (scheinbar) um den (verdeckten) Kreuzungspunkt der Schlüssel geschlungen und in weiterer Folge durch die Reiden geführt, von wo aus sie lose herunterhängen. Waren früher Schlüssel und Tiara oberhalb des Wappenschildes angeordnet, rutschten die Schlüssel seit dem 17. Jahrhundert immer weiter hinter den Wappenschild.

Die Symbole des Wappenschilds spiegeln adelige oder örtliche Herkunft, Zugehörigkeit zu einem Orden oder Intentionen des Pontifex wider. Dieser legt die Symbole zu Beginn des Pontifikats fest. Unterhalb des Wappens kann der Wahlspruch des Papstes angegeben sein, so z. B. bei Papst Franziskus Miserando atque eligendo (lat. für Aus Barmherzigkeit erwählt[4]). Wie auch im Fall von Papst Franziskus übernehmen die Päpste bei der Wahl ihres Wappens häufig die Symbolik aus ihrem bisherigen Bischofswappen. Allerdings wurde der im Bischofswappen von Jorge Bergoglio enthaltene silberne fünfzackige Stern nach Irritationen und Diskussionen im Vatikan, wo ihn viele als Symbol eines antikatholischen Liberalismus auffassten, noch im März 2013 aus dem Entwurf seines Papstwappens entfernt und durch einen goldenen achtstrahligen Stern ersetzt,[5] der die Jungfrau Maria symbolisiert.[6]

Im Laufe der letzten Jahrhunderte unterlag das Papstwappen kaum einer größeren strukturellen Veränderung. Benedikt XVI. ersetzte erstmals die traditionelle Tiara durch eine Mitra. Allerdings hat er nie auf die traditionelle Darstellung mit der Tiara verzichtet. Das solchermaßen bekrönte Wappen wurde erstmals im Oktober 2010 beim sonntäglichen Angelusgebet gesehen.[7] Auch die Standarte der Schweizergarde zeigte stets Benedikts Wappen mit der Tiara.[8] Als Zeichen seines Hirtenamtes fügte er dem Wappen erstmals ein Pallium hinzu.[9] Während seine Nachfolger Franziskus und Leo XIV. es bei der Mitra beließen, verzichteten sie aber auf das Pallium.[10]

Präfekten des Päpstlichen Hauses

Erzbischofswappen Gänswein im Pontifikat Franziskus’
Erzbischofswappen Gänswein während des Pontifikats Benedikts XVI.

Präfekten des Päpstlichen Hauses können das Papstwappen als Teil ihres eigenen Wappens führen. So zeigte das Erzbischofswappen Georg Gänsweins bis 2013 das Wappen von Papst Benedikt XVI., danach bis 2023 das Wappen von Papst Franziskus.

Siehe auch

Literatur

  • Ursula Nilgen, Schlüssel II. Ikonographie, Symbolik, in Lexikon des Mittelalters VII, Sp. 1493
  • Václav Vok Filip, Einführung in die Heraldik, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2000, S. 84 (Historische Grundwissenschaften in Einzeldarstellungen 3) ISBN 3-515-07559-3

Weblinks

Commons: Papstwappen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Papstwappen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Bruno Bernhard Heim: Wappenbrauch und Wappenrecht in der Kirche. Walter, Olten 1947. S. 128-132
  2. Donald Lindsay Galbreath, Papal Heraldry, Second Edition Revised by Geoffrey Briggs, London 1972, S. 38: "Boniface VIII is however the first Pontiff of whose arms we have any certain contemporary examples, for, as the Popes bore originally merely their family shield without any distinctive adjunct such as tiara or keys, it is impossible to attribute certain shields to a Pope in preference to other members of his family."
  3. Seite „Schlüssel Petri“W-Logo.png. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Dezember 2024, 11:01 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schl%C3%BCssel_Petri&oldid=251679554 (Abgerufen: 11. Mai 2025, 09:51 UTC)
  4. Übertragung nach Radio Vatikan; andere Übertragungen lauten sinngemäß: „Er erbarmte sich seiner und erwählte ihn“, oder: „Bemitleidenswert und doch auserwählt“ (vgl. Angelika Franz: Franziskus’ Motto ist harte Nuss für Lateinschüler. In: Der Spiegel, 24. März 2013; Tilmann Kleinjung: Ein Papst, der in keine Schublade passt. In: tagesschau.de, 14. März 2013; Christian Bauer: Aus Barmherzigkeit erwählt? Eine biographische Spurensuche bei Papst Franziskus. In: Feinschwarz.net, 7. Dezember 2015; alle abgerufen am 16. Januar 2025).
  5. Manfred Dreger: Ein Stern macht Schlagzeilen. In: Günzburger Zeitung, 25. Dezember 2013, abgerufen am 15. Januar 2025.
  6. Wappen von Papst Franziskus. Bistum Limburg, 19. März 2013, abgerufen am 15. Januar 2025.
  7. Katholisches-Magazin für Kirche und Kultur: Die Tiara ist zurückgekehrt – Die drei Gewalten des Papstes (13. Oktober 2010, abgerufen am 19. März 2013)
  8. Standarte Schweizergarde (Memento vom 8. April 2014 im Internet Archive) unter Benedikt XVI.
  9. https://w2.vatican.va/content/benedict-xvi/de/elezione/documents/stemma-benedict-xvi.html
  10. Erläuterung des Papstwappens Franziskus'. In: Radio Vatikan. Abgerufen am 18. März 2013.
Muster-Wappenschild-Info.png

Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Papstwappen“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 2025-05-11 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.