Äskulapstab (Heraldik)

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Äskulapstab
 
in der bildenden Kunst
(Kopie einer Asklepiosstatue mit Äskulapstab; 160 n. Chr.)[1]
 
in der Heraldik
(Muster: in Silber einer roter Äskulapstab)

Der Äskulapstab (auch Asklepiosstab, Schlangenstab oder ähnlich genannt; französisch bâton d'Esculape; englisch rod of Aesculapius, staff of asclepius oder ähnlich) ist in der Heraldik eine gemeine Figur.

Wortherkunft

Coluber Long issimus Aesculapius snake coiled round staff Wellcome M0001575.jpg

Der Ausdruck Äskulapstab ist ein Determinativkompositum aus dem Substantiv ‚Stab‘ und dem Eigennamen ‚Äskulap‘, nach Asklepios (altgriechisch Ἀσκληπιός Asklēpiós, lateinisch Aesculapius, englisch Asclepius, deutsch auch Äskulap, auf eine ursprünglich vorgriechische Gottheit hindeutend[2], vielleicht verwandt mit altthrakisch ‚as‘ = die Schlange und ‚klepi‘ = etwas umwinden[3]).

Geschichte

alternative Beschreibung
1580: Äskulapstab im Wappen des Ratsherrn Gregorius Senner, Ravensburg

Wann genau die Äskulapstabfigur zum ersten Mal im Wappenwesen aufkommt, ist unklar beziehungsweise nicht ausreichend erforscht. Der Heraldiker Ralf von Retberg geht davon aus, dass sie im 15. Jahrhundert Eingang in das Wappenwesen fand:

„15. Jahrhundert begegnet uns auch als Sinnbild der Heilkunst der Schlangenstab (..)“

Maximilian Gritzner äußert sich nicht zum ersten Auftreten einer Äskulapstabfigur, hält aber fest:

Aesculap einige Male als Schildhalter. Sein (Aesculaps) Stab dagegen (Tafel 31. Figur 57.) mehrfach.“

Vor allem zwischen der zweiten Hälfte des 18. bis zum 20. Jahrhundert kamen Äskulapstabfiguren im deutschsprachigen Wappenkulturraum häufiger als davor in Mode: Etliche Mediziner/Ärzte, die zu dieser Zeit in einen Adels-/Ritterstand erhoben wurden, erhielten Wappen, in denen in der einen oder anderen Form ein entsprechendes Motiv erscheint, darunter zum Beispiel Johann Franz Hieber, Valentin Laminet von Arztheim, Joseph Rohm, Joseph Steiner Edler von Pfungen und viele andere mehr.

Darstellung

1836: Pfahlweise gestellter Äskulapstab (Wappen Valentin Laminet von Arztheim; nach OeStA/AVA Adel HAA AR 499.44)

Die Äskulapstabfigur erscheint als Kombination der beiden gemeinen Figuren Stab und Schlange und wird stets so dargestellt, dass sich eine Schlange um den Stab windet. Das Gesamtmotiv (von einer ÄskulapnatterW-Logo.png umwundener Stab/Stock) ist an das gleichnamige tradierte Attribut des AsklepiosW-Logo.png (deutsch: Äskulap) angelehnt, des Gottes der Heilkunde in der griechischen Mythologie.

Die Anzahl der „Umringelungen“ wird gewöhnlich in einer Wappen­be­schrei­bung nicht besonders erwähnt, sondern der Gestaltungs­freiheit des aufreissenden Wappenkünstlers überlassen. Wenn sie gemeldet wird (zum Beispiel in einer Form wie: „viermal [von einer Schlange] umwundener Äskulapstab“), dann ist die genannte Anzahl bindend und die Umwindungen sind stets entsprechend für dieses Wappen zu gestalten. In der Normalform erscheint die Äskulapstabfigur nach heraldisch rechts gerichtet und aufrecht, das heißt, der Schlangenschwanz ist unten, der Schlangenkopf oben und blickt zum heraldisch rechten Schildrand. Andere Stellungen sollten angezeigt werden. Beispielsweise erscheint im Wappen derer von Heiderstedt (Heyderstädt) ein „schrägrechtsgestellter Äskulapstab“.

Stab und Schlange werden gewöhnlich in derselben heraldischen Farbe (bevorzugt in Gold oder Silber) tingiert, kommen aber auch in unterschiedlichen Farben vor. Zum Beispiel erscheint im Wappen von Uchtspringe „ein silberner Äskulapstab mit goldener Schlange“.[6]

Äskulapstab in Kombination mit anderen Figuren

Nur selten erscheint eine Äskulapstabfigur alleinstehend im Wappen; gewöhnlich wird sie von anderen Wappenfiguren begleitet, ist eine Nebenfigur oder steht in einem oder mehreren Feldern des gespaltenen, geteilten, gevierten etc. Wappenschilds, welcher in anderen Feldern weitere Figuren/Heroldsbilder zeigt.

Manchmal wird die Äskulapstabfigur von einer anderen Wappenfigur gehalten, was in einer Wappenbeschreibung stets entsprechend zu melden ist. Beispielweise erscheint im Wappen Joseph Rohm in Blau auf grünem Grund ein doppelschwänziger silberner Löwe, der in seinen beiden Vorderpranken einen Äskulapstab hält.

Äskulapstab im Oberwappen

Zuweilen erscheint eine Äskulapstabfigur nicht im Wappenschild, sondern nur im Oberwappen, zum Beispiel im Wappen der Familie Reichsfreiherrn von BartensteinW-Logo.png.

Äskulapstab versus Merkur-/Hermesstab

 
Äskulapstab
 
Merkur-/Hermesstab (Caduceus)
Sowohl in der bildlichen Darstellung als auch bei der Beschreibung von Wappen differenziert man in den Quellen nicht immer genau zwischen den verschiedenen Typen von Stäben mit Schlangen; grundsätzlich sind die Unterschiede jedoch exakt voneinander abzugrenzen, insbesondere jene zwischen einem Äskulap- und einem Hermes-/Merkurstab (Caduceus):

„Nicht mit dem Äskulapstab zu verwechseln ist der Caduceus, der von zwei Schlangen umringelte Heroldsstab des Gottes Hermes (Mercurius).“

Lexikon der Symbole (1989, 1994, 1998)[7]

Der Äskulapstab erscheint im Wappenwesen gewöhnlich mit einer, der Hermes-/Merkurstab dagegen mit zwei Schlangen; außerdem ist erster stets ungeflügelt, letzterer dagegen in der Regel geflügelt. Ähnliche Motive sollten nicht unter den Eigennamen „Äskulapstab“ beziehungsweise „Hermes-/Merkurstab“ blasoniert werden, sondern unter Angabe ihrer Attribute. Beispielsweise kommen in der Heraldik auch geflügelte Stäbe ohne Schlangen, geflügelte Stäbe mit einer Schlange (statt zwei) sowie Pfeile, Spiegel, Trinkschalen und etliches mehr vor, was von einer Schlange (oder von zweien) umringelt wird.

Wappenbilderordnung

  • Die gemeine Figur Äskulapstab wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Andere Erzeugnisse von Menschenhand: Herrschafts-, Rang- und Würdezeichen unter der Nr. 9844 aufgenommen.

Paraheraldik und Symbolik

Äskulapstab als Symbol medizinischer Berufe

Der Äskulapstab dient außerhalb der Heraldik als Symbol der MedizinerW-Logo.png.[8] Steht der Äskulapstab zwischen den „Schenkeln“ des Großbuchstabens „V“, so ist das ein Symbol der VeterinärmedizinerW-Logo.png.[9] Die WeltgesundheitsorganisationW-Logo.png der Vereinten Nationen, die WHO, verwendet den Äskulapstab als Symbol in ihrer offiziellen Flagge. Auch im Star of LifeW-Logo.png, dem internationalen Zeichen für Einrichtungen des RettungsdienstesW-Logo.png, wird das Motiv verwendet. Er ist das Fachdienstabzeichen für den SanitätsdienstW-Logo.png.[9]

Äskulapstab als Symbol pharmazeutischer Berufe

Bei den ApothekernW-Logo.png und PharmazeutenW-Logo.png windet sich die Äskulapnatter nicht um einen Stab, sondern um den Schaft einer Trinkschale.[9] „Dabei handelt es sich um die Schale der HygieiaW-Logo.png, einer Tochter des Asklepios. Gut zu sehen ist dieses kleine Symbol auf dem großen Fraktur-„A“ der deutschen Apotheken. Die einmal überschlagene Schlange und der Stab – mit sehr kleiner Schale – bilden ein „A“ als Logo der Österreichischen Apothekerkammer, zu sehen an fast allen Apotheken, nur wenige tragen noch das Vorläuferlogo mit Fraktur-A Österreichische Apothekerkammer.“[9]

Zeichencodierung

Für den Äskulapstab steht im Unicodeblock Verschiedene SymboleW-Logo.png eine UnicodeW-Logo.png-Glyphe („Unicodesymbol“) zur Verfügung: beziehungsweise U+2695.

Weblinks

Commons: Äskulapstab in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweis

  1. Archäologisches Museum von Epidaurus
  2. Menelaos Christopoulos: Light and Darkness in Ancient Greek Myth and Religion. Lexington Books, 2010, ISBN 978-0-7391-3901-1, S. 67, Fußnote 119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  3. Was symbolisiert der Äskulapstab? Interview mit dem Medizinhistoriker Bernd Grün. thieme.de, 14. März 2012, abgerufen am 8. Dezember 2021.
  4. Ralf von Retberg: Die Geschichte der deutschen Wappenbilder. Aus Ralf von Retbergs Nachlasse. 1884. Posthum in: Jahrbuch der k.k. heraldischen Gesellschaft Adler zu Wien. XIII./XIV. Jahrgang. Wien 1886/1887. Seite 46.
  5. Maximilian Gritzner; J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie. Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 150. Tafel 31. Figur 57. (Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1)
  6. Amtsblatt des Landkreis Nr. 8/2008, S. 60 (PDF; 191 kB)
  7. Lexikon der Symbole: Äskulapstab. Knaurs Lexikon der Symbole, S. 91 (vgl. LdS, S. 38). 1989, 1994, 1998.
  8. Vgl. Jan Schouten: The Rod and Serpent of Asklepios, Symbol of Medicine. Amsterdam/ London/ New York 1967.
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 Seite „Äskulapnatter“W-Logo.png. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 22. November 2021, 21:56 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=%C3%84skulapnatter&oldid=217513013 (Abgerufen: 5. Dezember 2021, 22:48 UTC)