Begleitet

Aus Heraldik-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Von drei Sternen begleiteter Löwe
(Historisches Wappen OschatzW-Logo.png nach Siebmacher 1883; Blason nach Querfurth[1])

Der Ausdruck begleitet von (veraltet auch bemühlt genannt; frz.: accompagné; engl.: accompanied) ist in der Heraldik ein Zuordnungsbegriff.

  • Allgemein wird der Ausdruck verwendet, wenn eine oder mehrere Wappenfiguren einer anderen „das Geleit geben“ (in einer bestimmten Kombination vorkommen).
  • In einem spezielleren Sinn wird er verwendet, wenn eine bestimmte Anzahl von (kleineren) Nebenfiguren (mindestens eine) in einer bestimmten räumlichen Trennung/Position/Stellung (zum Beispiel rechts/links/oben/unten, beiderseits/allseits, in der Mitte, kreisförmig/nach der Figur/nach der Teilung) zu einer (dominierenden) Hauptfigur steht.

Darstellung

Rechts: in Gold auf grünem Boden ein grüner, von drei silbernen Sternen in verkehrter Ordnung begleiteter Baum (Wappen Humboldt)
In Blau zwei goldene Sparren, begleitet von drei gestürzten silbernen Lanzenspitzen (Wappen Malortie)

Gewöhnlich ordnet der Ausdruck kleinere gemeine Figuren (Himmelskörper, Pflanzen, Wappentiere, Fabelwesen, Menschen, Bauwerke, Fahrzeuge, Werkzeuge et cetera) als Nebenfiguren zu, wobei die (dominierende) Hauptfigur ein Heroldsbild (Balken, Pfahl, Sparren et cetera), eine andere gemeine Figur oder eine Teilung/Spaltung/Schrägteilung etc. sein kann.

Begleitet ist eine Figur dann, wenn andere Figuren -- zum Beispiel Sterne, Rosen, Herzen, Kugeln, Schindeln und so weiter -- in bestimmter Zahl. (also nicht „gesät“ oder „gestreut“) um sie oder neben ihr stehen, wie dies bei Heroldsfiguren und zwar besonders bei Kreuzen und Sparren, bei letzteren aber wiederum zumeist in Frankreich und England, vorkommt (..)
Humboldt -: in Gold auf grünem Boden ein grüner, von drei silbernen Sternen in verkehrter Ordnung begleiteter Baum, bisweilen mit braunem Stamm dargestellt;
 ;Malortie -: in Blau zwei goldene Sparren, begleitet von drei gestürzten silbernen Lanzenspitzen.
Dass hier zwei Lanzenspitzen oben stehen unten aber eine dritte steht, braucht, als das Gewöhnliche, nicht besonders gemeldet zu werden; wogegen (.. beim Wappen Humboldt -- Anmerkung der Redaktion) die „verkehrte Ordnung“ (1-über-2) der drei Sterne allerdings gemeldet werden musste (..)“

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[2]

Begleitet: ein Hauptbild, um welches kleinere Bilder stehen, ohne dasselbe zu berühren, wird von diesen „begleitet“ genannt.“

begleitet, bemühlt: Hauptbild, um das eine bestimmte Anzahl anderer Bilder steht, ohne es zu berühren.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[4]

Blasonierung

In Wappenbeschreibungen sollte der Ausdruck im Zusammenhang mit Angaben zur Anzahl sowie zur räumlichen Stellung verwendet werden, da diese gewöhnlich bedeutungstragend sind. Die Syntax für die Zuordnung lautet allgemein:

[Hauptfigur] [Position/Stellung] begleitet von [Anzahl] [Nebenfigur]

Oder:

[Hauptfigur] begleitet von [Position/Stellung] [Anzahl] [Nebenfigur]

Die nachstehende Tabelle listet gebräuchliche Formulierungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit auf. In diesen Fällen sind die Nebenfiguren stets einer Hauptfigur beigeordnet, ohne diese zu berühren.

Begleitet von

Ausdruck Beschreibung / Beispiel(e)
  • begleitet von
  • begleitet (in der Mitte) von
  • begleitet (in der Mitte rechts) von
  • begleitet (in der Mitte oben) von
Wenn zum Ausdruck „begleitet von“ keine weitere räumliche Bestimmung gemeldet wird, nimmt man (bezogen auf die jeweilige Haupfigur) die „übliche“ Stellung/Position an („in der Mitte heraldisch rechts“ oder „in der Mitte oben“).

Ist zum Beispiel die Hauptfigur ein Pfahl, wird die Nebenfigur „mittig rechts“ („in der Mitte rechts“) dem Pfahl beigeordnet; ist die Hauptfigur dagegen ein Balken, so wird die Nebenfigur „mittig oben“ („in der Mitte oben“) dem Balken beigeordnet. Um Mißverständnisse auszuschließen, kann in der Wappenbeschreibung gegen die eigentlich gebotene Kürze der längere, dafür aber konsistente Ausdruck verwendet werden (also zum Beispiel nicht „begleitet von“, sondern „begleitet in der Mitte rechts von“.

Begleitet rechts von

Ausdruck Beschreibung / Beispiel(e)
begleitet rechts von Der Ausdruck „begleitet rechts von“ ist gebräuchlich, wenn die Nebenfigur (Einzahl) oder die Nebenfiguren (Mehrzahl) der Hauptfigur an der heraldisch rechten Seite beigeordnet sind. Die vertikale Position/Stellung der Nebenfigur oder der Nebenfiguren bezogen auf die Hauptfigur sollte, falls für die Konsistenz erforderlich, zusätzlich gemeldet werden (zum Beispiel „oben“, „Mitte“, „unten“).

Begleitet links von

Ausdruck Beschreibung / Beispiel(e)
begleitet links von Der Ausdruck „begleitet links von“ ist gebräuchlich, wenn die Nebenfigur (Einzahl) oder die Nebenfiguren (Mehrzahl) der Hauptfigur an der heraldisch linken Seite beigeordnet sind. Die vertikale Position/Stellung der Nebenfigur oder der Nebenfiguren bezogen auf die Hauptfigur sollte, falls für die Konsistenz erforderlich, zusätzlich gemeldet werden (zum Beispiel „oben“, „Mitte“, „unten“).

Begleitet von (Tafel XII. Figur 17. bis 29.; abgekürzt: begl.): sagt man von allen (..) Heroldstücken, wenn sie von kleinen Gegenständen umgeben sind. Im Allgemeinen dürfte hier kein Zweifel obwalten (..)“

Siebmacher/Gritzner (1889)[6]

Begleitet oben von

Ausdruck Beschreibung / Beispiel(e)
begleitet oben von Der Ausdruck „begleitet oben von“ ist gebräuchlich, wenn die Nebenfigur (Einzahl) oder die Nebenfiguren (Mehrzahl) der Hauptfigur an der oberen Seite beigeordnet sind. Die waagerechte Position/Stellung der Nebenfigur oder der Nebenfiguren bezogen auf die Hauptfigur sollte, falls erforderlich, zusätzlich gemeldet werden (zum Beispiel „rechts“, „Mitte“, „links“).

Begleitet unten von

Ausdruck Beschreibung / Beispiel(e)
begleitet unten von Der Ausdruck „begleitet unten von“ ist gebräuchlich, wenn die Nebenfigur (Einzahl) oder die Nebenfiguren (Mehrzahl) der Hauptfigur an der unteren Seite beigeordnet sind. Die waagerechte Position/Stellung der Nebenfigur oder der Nebenfiguren bezogen auf die Hauptfigur sollte, falls für die Konsistenz erforderlich, zusätzlich gemeldet werden (zum Beispiel „rechts“, „Mitte“, „links“).

Begleitet beiderseits von

Ausdruck Beschreibung / Beispiel(e)
begleitet beiderseits von Der Ausdruck „begleitet beiderseits von“ ist gebräuchlich, wenn die Nebenfiguren (Mehrzahl) der Hauptfigur auf beiden Seiten und direkt gegenüber beigeordnet sind. Die waagerechte beziehungsweise senkrechte Position/Stellung der beiderseitigen Nebenfiguren bezogen auf die Hauptfigur sollte, falls für die Konsistenz erforderlich, zusätzlich gemeldet werden (zum Beispiel „rechts“, „links“, „oben“, „unten“, „Mitte“).

Wenn zum Ausdruck „begleitet beiderseits von“ keine weitere räumliche Bestimmung gemeldet wird, nimmt man (bezogen auf die jeweilige Haupfigur) die „übliche“ Stellung/Position an (das ist „in der Mitte“).

Begleitet allseits von

Ausdruck Beschreibung / Beispiel(e)
begleitet allseits von Der Ausdruck „begleitet allseits von“ ist gebräuchlich, wenn die Nebenfiguren (Mehrzahl) der Hauptfigur auf allen Seiten beigeordnet sind. Waagerechte beziehungsweise senkrechte Positionen/Stellungen der Nebenfiguren bezogen auf die Hauptfigur sollten in diesem Fall gewöhnlich nicht gemeldet werden. Sie liegen je nach Hauptfigur immanent vor, lassen sich mittels der Logik für die Nebenfiguren ableiten und dementsprechend ist ein Wappenaufriss zu gestalten.

Um Mißverständnisse auszuschließen, kann man in der Wappenbeschreibung auf die relative Formulierung „allseits“ verzichten und einen konsistenten Ausdruck verwenden (also zum Beispiel nicht „Krücke, allseits begleitet von je einem Kreuzchen“, sondern „Krücke, begleitet von drei [1:2] Kreuzchen)“.

Begleitet kreisförmig von

Ausdruck Beschreibung / Beispiel(e)
begleitet kreisförmig von Der Ausdruck „begleitet kreisförmig von“ ist gebräuchlich, wenn die Nebenfiguren (Mehrzahl) der Hauptfigur im Kreis beigeordnet sind (die genaue Anzahl ist zu melden). Waagerechte beziehungsweise senkrechte Positionen/Stellungen der Nebenfiguren bezogen auf die Hauptfigur sollte man in diesem Fall gewöhnlich nicht melden. Sie liegen je nach Hauptfigur immanent vor, lassen sich mittels der Logik für die Nebenfiguren ableiten und dementsprechend ist ein Wappenaufriss zu gestalten.

Um Mißverständnisse auszuschließen (zum Beispiel bei einer ungeraden Anzahl Nebenfiguren), kann man in der Wappenbeschreibung die Stellung der kreisförmig angeordneten Nebenfiguren melden (also zum Beispiel nicht „Pfahl, begleitet kreisförmig von elf Kreuzchen“, sondern „Pfahl, begleitet kreisförmig von elf [4:7] Kreuzchen“ oder ähnlich).

„(..) nur bei zwei Stellungen mag ein Weiteres zur Erlärung gesagt sein. Wenn nämlich, wie in Tafel XIII. Figur 19., die 6 den Schrägbalken begleitenden Sterne, oder wie Figur 26., die den Balken begleitenden Kugeln derartig gestellt sind, dass sie um denselben gewissermassen je oben und unten einen Halbkreis (zusammen also einen zum Teil durch den Balken oder Schrägbalken verdeckten Kreis) bilden, dann sagt man der Kürze halber: „kreisförmig begleitet von“ und so weiter.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[6]

Begleitet nach der Figur

Ausdruck Beschreibung / Beispiel(e)
begleitet nach der Figur Der Ausdruck „begleitet nach der Figur“ ist gebräuchlich, wenn eine Nebenfigur (Einzahl) oder die Nebenfiguren (Mehrzahl) der Hauptfigur seitlich und parallel beziehungsweise gemäß der immanenten Ausrichtung der Hauptfigur beigeordnet sind. Die genaue Anzahl der Nebenfiguren ist melden. Gegebenfalls (bei einer ungeraden Anzahl der Nebenfiguren, bei einer Gegenwendung etc.) sollte man auch die Stellung/Position der Nebenfigur(en) bezogen zur Hauptfigur oder zueinander anzeigen (also zum Beispiel nicht „Schrägbalken, begleitet nach der Figur von elf Pfeilen“, sondern „Schrägbalken, begleitet nach der Figur von elf [4:7] Pfeilen“ oder ähnlich).

Begleitet nach der Figur: Wenn Figuren, wie Tafel XIII. Figur 22. bis 25., 27. bis 29., dergestalt gestellt sind, dass sie parallel des Heroldsstückes stehen, so ist dies als „begleitet nach der Figur“ zu melden, denn die Sterne und Rauten in Figur 22., die Monde in Figur 28. müssten, wenn dieser Ausdruck fehlte „je zu 2:1“, das Pferd und der Hund in Figur 23. und 24. „querlaufend“, die Krone in Figur 25. „mit den Zacken nach oben“, die Pfeile in Figur 27. als „steigend“ bezeichnet werden.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[6]

Begleitet nach der Teilung

Ausdruck Beschreibung / Beispiel(e)
begleitet nach der Teilung
(Teilung steht beispielsweise für: „geteilt, gespalten, schräggeteilt, schräglinksgeteilt, Teilung im Gabelschnitt, Teilung im Spitzenschnitt“ etc.)
Der Ausdruck „begleitet nach der Teilung“ ist gebräuchlich, wenn die Längsachsen einer Nebenfigur (Einzahl) oder mehrerer Nebenfiguren einer Teilung (geteilt, gespalten, geschrägt, linksgeschrägt, Teilung im Gabelschnitt, Teilung im Spitzenschnitt etc.) seitlich und parallel beigeordnet sind beziehungsweise gemäß der primären Richtung der Teilungslinie verlaufen.

Die genaue Anzahl der Nebenfiguren ist zu melden; gegebenenfalls sollte man die Stellung/Position der Nebenfigur(en) bezogen zur Teilung oder zueinander ansprechen (einander zugekehrt, von einander abgekehrt, gegengewendet, verkehrt gegengewendet, nebeneinander, übereinander und so weiter). Beispielsweise empfiehlt es sich, nicht nur „drei Wölfe nach der Teilung“ zu melden, wenn diese in einem gespaltenen Schild gegeneinander gewendet sind und und im hinteren Feld zwei davon stehen. In diesem Fall könnte der Blason beispielsweise lauten: „Gespalten, von drei laufenden Wölfen gegengewendet (1:2) nach der Teilung begleitet“.

(Begleitet) nach der Teilung (Tafel XIII. Figur 30. 34.; abgekürzt: „n. d. T.“[7]) wird ähnlich angewandt wie „nach der Figur“ (siehe dort) und zwar dann, wenn Figuren mit ihrer Längsachse parallel einer Schildes-Teilungslinie stehen, zum Beispiel der Hase in Figur 30., die Löwen in Figur 31. Bei der Gabelteilung in Figur 34 müssen die Monde indess nicht nur „als nach der Teilung“ stehend, sondern auch als „abgewendet“ angesprochen werden, also Figur 34.: „Gabelschnitt, von Rot, Silber und Schwarz, darin 3 abgewendete Monde, nach der Teilung, der obere silbern, (der rechte rot, der linke silbern -- Anmerkung der Redaktion[8])“

Siebmacher/Gritzner (1889)[6]

Wappenbilderordnung

  • Den Ausdruck „begleitet“ erläutert die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt „Beziehung von Haupt- zu Nebenfigur“ bei den Nummern -500 bis -514.

Weblinks

Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Einführung in die Heraldik: Beziehung zwischen Hauptfigur und Nebenfigur

Einzelnachweise

  1. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 107.
  2. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 13 f.
  3. Sacken, Eduard Freiherr von: Katechismus der Heraldik. Grundzüge der Wappenkunde. Leipzig. 1893
  4. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 58 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  5. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 166.
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 74
  7. früher „Theilung“ beziehungsweise abgekürzt: „n. d. Th.“
  8. Bei Gritzner heißt es „die unteren verwechselter Färbung“ -- was aber nicht mit der Figur 34. auf Tafel XIII. übereinstimmt.