Aegidius Gelenius

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Aegidius Gelenius um 1631
(nach anderen: Johannes Gelenius)[Anm. 1]

Aegidius Gelenius (ursprünglich Aegid/Gilles Gelen; auch Geelen, Gaelenius oder ähnlich; * 10. Juni 1595 in KempenW-Logo.png; † 24. August 1656 in OsnabrückW-Logo.png) war ein römisch-katholischerW-Logo.png Geistlicher, Kölner HistoriographW-Logo.png und Heraldiker aus dem 17. Jahrhundert.

Leben

Gelenius, aus bürgerlichen Haus stammend, war der Sohn des Patrizier und Ehrenbürgers von Kempden Heinrich („Henricus“) Ge(e)len (*1550 in Kempden; † 18. September 1609 ebenda) und der Gudula von dem Böckel (* 1555; † 8. Januar 1637), wobei das „von“ im Namen als Herkunftsbezeichnung, nicht als Adelstitel zu deuten ist.[Anm. 2][Anm. 3][1][2]

Er begann 1614 sein Studium bei den Jesuiten in Mainz, verbrachte etwa fünf Jahre im Collegium Germanicum in Rom mit philosophischen, kirchlichen, dogmatischen und „archäologischen“ Studien und promovierte an der Universität in Perugia zum Doktor der Theologie (seine Studien schließt er erst 1623 mit dem Erwerb des theologischen Lizenziats ab)[2]. Am 16. März 1619 wurde er in der Laterankirche in Rom zum PriesterW-Logo.png geweihtW-Logo.png, 1621/1622 wurde er Kanoniker an Sankt Andreas (Stiftspfründe zweiter Gnade) und 1625 Pfarrer von Sankt Christoph in der Diözese KölnW-Logo.png. Am 29. November 1655 ernannte man ihn zum TitularbischofW-Logo.png von Aureliopolis in AsiaW-Logo.png und WeihbischofW-Logo.png des Bistums OsnabrückW-Logo.png. Die BischofsweiheW-Logo.png empfing er am 26. März 1656, starb jedoch kurz darauf.

Der Kölner Historiograph Johannes GeleniusW-Logo.png (1585–1631) war sein Bruder.

„Nach dem Tod seines älteren Bruders widmete er sich ganz der Fertigstellung der von diesem initiierten, jedoch von Anfang an von beiden Brüdern betriebenen historiographischen Sammlung. Aus den fünf oder sechs Bänden, die 1631 vorlagen, machte Aegidius Gelenius innerhalb von 15 Jahren 30 umfangreiche Folianten zu den unterschiedlichsten geschichtlichen Themen.“

Martin Bock (2013)[2]

Familienwappen

Familienwappen Gelen
(„Gelenius“; nach Siebmacher, 1890)
1645: Aegidius Gelenius;
1617: Johannes Gelenius
(nach Siebmacher, 1909)
Skulptur des Aegidius Gelenius am Kölner RathausturmW-Logo.png (links).
(Bildhauer: Paul de SwaafW-Logo.png)

Blasonierung (nach Siebmacher 1890)[1]:
„In Gold und Rot gespaltenem Schilde vorne ein roter Ochsenkopf, hinten ein goldenes von 4 goldenen Ringen bewinkeltes Andreaskreuz. Helm: Schwarz gekleideter Mannesrumpf mit schwarzer Mütze zwischen 2 golden-rot getheilten und gegengetheilten Hörnern. Decken: rot-golden.“

Blasonierung (Ergänzung, nach Siebmacher 1909)[3]:
„Aegidius Gelenius gibt in seinem bekannten Werke De admiranda magnitudine Coloniae (1645) sein Wappen an mehreren Stellen:

  • Gespaltener Schild darin vorn ein linksgekehrter Ochsenkopf mit Hals; hinten ein Andreaskreuz von vier Ringen begleitet.

Ein in Raeren gefertigter Steinzeugkrug im Kunstgewerbemuseum in Köln gibt das Wappen mit der Umschrift: Mr. Joannes Gaelenius SS Theol Doctor 1617;

  • Gespaltener Schild, vorn der linksgekehrte Ochsenrumpf, hinten ein abgeldigtes X-förmiges Andreaskreuz in den Winkeln von vier Ringen begleitet.“

Werk

Sein Hauptwerk ist das 1645 in Köln erschienene Buch „Von der bewundernswürdigen heiligen und bürgerlichen Größe Kölns“ (De admiranda sacra et civili magnitudine Coloniae ..). Das Werk ist „gleichsam eine Regestensammlung aus den städtischen Urkunden“ und heute die einzige Informationsquelle zu vielen Ereignissen, da etliche Originale zur Geschichte Kölns verloren gegangen sind. Im Jahre 1644 ersuchte er den Stadtrat um die Erlaubnis, dieses Werk zu veröffentlichen. Nach Erhalt der Genehmigung durch die Zensur veröffentlichte er es im nächsten Jahr. Obwohl sein Werk die Sichtweise seiner Zeit widerspiegelt und ein zu breites Thema umfasst, ist es zweifellos ein wertvolles Werk, da es sowohl Kritik an der Thematik einbezieht, als auch ein voluminöses, da viele verfügbaren historischen Quellen darin zur Sprache gebracht werden.

Heraldisches Wirken

Gelenius wurde in seinem heraldischen Wirken von Silvester Petra Sancta beeinflusst; sie trafen sich mehrmals in Köln. Petra Sanctas Einfluß zeigt sich im zweiten Abschnitt („zweiten Buch“) des Hauptwerks von Gelenius, welches den Titel „Über die berühmten Familien Kölns nach dem Abzug Roms“ (De Illustribus Familijs in Civitatem Ubiorum Roma deductis) trägt:

„Wahrhaft befruchtend hat die Unterweisung des Petra Sancta auf den Geist eines deutschen Gelehrten gewirkt, der eben damals damit beschäftigt war, in den Kirchen Cölns die Wappen und Alterthümer des rheinischen Adels zu sammeln: ich meine Aegidius Gelenius, Canonicus bei St. Andreas in Cöln. Derselbe erkennt den Nutzen, den ihm die Lectüre der Tesserae gentilitiae gewährt hat, dankbar an. Man sieht aber deutlich, dass Gelenius sowohl durch seine Einsicht wie durch frühere Studien bestens darauf vorbereitet war, das Gute in jenem Werke zu erkennen. Die Heroldsgesetze, die hauptsächlich sein Interesse erregten, schrieb er nicht blindlings ab, sondern er sichtet, verarbeitet, berichtigt und erläutert sie in durchaus selbstständiger Weise. Die Thesen, welche er aufstellt, treffen zuweilen den Nagel auf den Kopf und sie würden ganz befriedigend sein, wenn er nicht, wie alle seine Zeitgenossen es geliebt hätte, Beweise aus vorheraldischer Zeit heranzuziehen.“

Gustav Adelbert Seyler (1885-1890)[4]

„Unter dem Einfluß von Petra Sancta stehend, schrieb er in seinen Schriften die überlieferten Heroldsgesetze nicht einfach ab, sondern sichtete, berichtigte und erläuterte sie selbstständig und erarbeitete so ein nach Bildern geordnetes rheinisches Wappenbuch. Wie andere Zeitgenossen zieht auch er noch Beweise aus vorheraldische Zeit heran.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[5]

Philipp Jakob Spener zitiert wiederholt Gelenius in seinem 1690 entstandenen heraldischem Werk Insignium Theoria.

Heraldisches Schraffursystem nach Aegidius Gelenius

Wappenschraffur­system von Gelenius; in der Mitte unschraffierte Wappenmotive von Aegidus Gelenius
(De admiranda sacra et civili magnitudine Coloniae .. Köln, 1645. S. 121)

In der Literatur wird manchmal auf das späte heraldische Schraffursystem des Aegidius Gelenius von 1645 verwiesen.

„Ein anderes (Schraffur-)System, das sich jedoch nicht durchsetzen konnte, schuf der Kölner Kanonikus Aegidius Gelenius im Jahre 1645.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[5]

Es ist nur an zwei Stellen mit Petra Sanctas Schraffursystem (1634/1638) identisch, aber entspricht dem System von Christophorus Butkens (1636).

„Das System des Petra Sancta (den er im Uebrigen hoch belobt) wurde von Aegidius Gelenius Chorherrn bei St. Andreas zu Cöln in verbesserter Form herausgegeben. In seinem Werke de magnitudine Coloniae (..) giebt er folgendes Schema der Schraffirungen:
Gold: Puncte
Silber: leer
Grün: Schräglinks-Linien
Roth: Querlinien
Blau: Schrägrechts-Linien
Schwarz: senkrechte Linien
Gelenius betont mit Recht, dass das Wappenwesen nur 4 Farben kenne; die überflüssige Schraffirung für Purpur hat er demzufolge fortgelassen. Obgleich nun das System des Gelenius in diesem Betrachte wirklich ein verbessertes ist, so hat er doch auch nicht einen einzigen Nachfolger gefunden.“

Gustav Adelbert Seyler (1885-1890)[4]
Schraffursystem Rot Blau Schwarz Grün Gold Silber Purpur
Aegidius Gelenius
(1645)
Christophorus Butkens
(1626)
Heráldica - gules Gelenius.svg Heráldica - azur Gelenius.svg Heráldica - sable Gelenius.svg Heráldica - sinople Gelenius.svg Heráldica - oro.svg Heráldica - plata 01.svg
Petra Sancta
(1638)
Heráldica - gules.svg Heráldica - azur.svg Heráldica - sable.svg Heráldica - sinople.svg Heráldica - oro.svg Heráldica - plata 01.svg Heráldica - púrpura.svg

Schriften (Auswahl)

  • Vindex libertatis ecclesiasticae et martyr s. Engelbertus etc.
    Dieses von seinem Bruder Johannes Gelenius begonnene Werk, eigentlich ein Kommentar zu der Schrift Vita, passio et miracula beati Engelberti Coloniensis archiepiscopiW-Logo.png („Leben des Heiligen Engelbert I. von Köln“W-Logo.png) von Caesarius von HeisterbachW-Logo.png, wurde von Aegidius vollendet und 1633 herausgegeben.
  • Pretiosa Hierotheca duodecim unionibus historiae Coloniensis. 1634
  • Staurologia Coloniensis. 1636. (Google)
  • Canon canonicorum Enfridus eleemon insignis s. Andreae Colon. decanus et canonicus. 1636
  • Supplex Colonia sive Admiranda prae seculis anteactis S. S. Corporum, Cleri et Populi Agrippinensis in publicum Processio Octo continuos dies celebrata, anno MDCXXXIV : qui fuit Imperio periculosissimus ; nunc vero cum brevi et authenticâ Sanctorum Coloniensium historia exhibetur Köln. 1639. (A Google; B (Google)
  • Par sanctorum Svvibertus et Plectrudis post millenarium fere annum illustratum. Köln. 1640. (Google)
  • De admiranda Sacra et civili magnitudine Coloniae. Claudiae agrippinensis augustae ubiorum Urbis. libri IV. Köln. 1645.
  • Historia Et Vindiciae B. Richezae Comitissae Palatinae Rheni Reginae Poloniarum : cum genuina Genealogia ejusdem, & antiquissimorum Comitum Palatinorum Rheni, atque aliorum Principum & Procerum Europae, qui ab Ipsa & LXIV. Beatis in linea descendente progrediuntur ; Omnia Ex vetustis Mss. monumentis & diplomatibus, post sexcentos annos, ex Archivis in lucem producta / Opera Aegidii Gelenii Canonici & Scholastici S. Andreae Coloniensis. Köln. 1649. (Google)

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, V. Band, 4. Abteilung; Zweitausend bürgerliche Wappen; Verfasser: G.A. Seyler, F. Hauptmann; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1890. Seite 82 Tafel 90
  2. 2,0 2,1 2,2 Landschaftsverband Rheinland; Martin Bock: Johann Gelenius (1585–1631) und Aegidius Gelenius (1595–1656), Priester und Historiker]. Portal Rheinische Geschichte. Erstellt: 7. März 2013. Abgerufen: 13. Februar 2018
  3. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, V. Band, 8. Abteilung; Fünfzehnhundert Acht und Zwanzig bürgerliche Wappen; Verfasser: G.A. Seyler; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1909. Seite 59 Tafel 63
  4. 4,0 4,1 Seyler, Gustav Adelbert: Geschichte der Heraldik. Wappenwesen, Wappenkunst, Wappenwissenschaft. In: J. Siebmachers großes Wappenbuch. Band A. Repgrografischer Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1885-1889 (1890). Neustadt an der Aisch. 1970. S. 602 ff.
  5. 5,0 5,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 150, 354 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).

Anmerkungen

  1. Ein Foto des Porträts befindet sich im Bestand des Rheinisches Bildarchivs Köln unter der Dokument-Nummer obj05206266. Dort ist es dem Johannes Gelenius, dem Bruder von Aegidius, zugewiesen. Dem ist entgegenzuhalten, dass auf dem Foto die handgeschriebene Legende „AEGidus Gelenius“ und dessen Wappen zu sehen sind; im Bildarchiv Köln befinden sich weitere Porträts, die dem Johannes zugeordnet sind. Im direkten Vergleich fallen viele Ähnlichkeiten der dargestellten Personen auf, die vermutlich der Verwandschaft geschuldet sind, es zeigen sich aber auch deutliche Unterschiede (beispielsweise erscheint im hier vorgestellten Porträt ein Mann ohne oder mit wenig Backenbart, in den anderen Porträts aber ein Mann mit ausgeprägten Backenbart). Die Redaktion folgt daher der Annahme, dass es sich bei dem hier gezeigten Person tatsächlich um Aegidus handelt, nicht um Johannes.
  2. Im Siebmacher wird versehntlich das Todesjahr der Mutter (1637) dem Vater zugewiesen.
  3. Nach dem Portal Rheinische Geschichte lautete der Name des Vaters Heinrich von Harpesch (?); wobei unklar ist, auf welcher Quelle dieser Angabe basiert. Auf der Webseite Stamboom Clerx (erstellt: 2009, abgerufen: 13. Februar 2018) findet sich folgender Stammbaum:
    • Marcus Geelen (* 1490), verheiratet mit Anna von Tholl
      • Michael Geelen (* 1520), verheiratet mit Anne de Grave (* 1530)
        • Henricus Geelen (1550-1609), verheiratet mit Gudula von Boeckel (1555-1637)
          • Johannes Geelen (1585-1631)
          • Gilles Geelen (1595-1656)
          • Adam Geelen (1600-1631)
          • Anna Geelen
          • Catharina, Helena Geelen
          • Godefridus Geelen († 1631)
          • Michael Geelen
          • Victor Geelen († 1669)

Weblinks

Commons: Aegidius Gelenius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien