Armorial Le Breton
Armorial Le Breton | |
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Originalausgabe | |
Originaltitel | Armorial Le Breton |
Genre | Wappenbuch, Armorial |
Autor | unbekannt |
Originalsprache | Französisch |
Erscheinungsjahr | ca. 1292 bis ca. 1530 |
Anzahl Seiten | 74 miteinander verbundene Folien |
Technik | Malerei und Zeichnungen auf Pergament |
Abmessungen (H x B) | 25,7 cm x 15 cm |
Standort | Archives nationales, Paris |
Inventarnummer | AE I 25, Nr. 6 (MM 684) |
Die Handschrift Armorial Le Breton (auch Montjoie-Chandon genannt; Kürzel: „LBR“) zählt zu den ältesten erhaltenen „Wappenbüchern“/„Wappenrollen“ (Armorial) des französischsprachigen Kulturraums. Der Kernteil des Werks stammt aus dem Ende des 13. Jahrhunderts beziehungsweise aus dem frühen 14. Jahrhundert, ergänzt um einen zweiten Teil, der seinen Ursprung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hat.
Die Vermischung der Jahrhunderte aus Gelegenheitswerk („armorial occational“) und zusammengesetzter Handschrift („armorial composite“) ist nach seinem Besitzer „Hector Le Breton († ca. 1652), Herr von Doinneterie, Herold Montjoies, Wappenkönig Frankreichs („Sieur de la Doinneterie, héraut Montjoie et roi d'armes de France“) benannt.
Geschichte
Der oder die Urheber des Armorial Le Breton sind nicht bekannt. Im 15. Jahrhundert war die Handschrift im Besitz von Hector de Flavy (ca. 1410-1466), Ritter des Heiligen Grabes beziehungsweise von der Familie Flavy (ca. 1475), deren Mitglieder im Laufe der Geschichte hohe Positionen im Dienst Burgunds und der Könige von Frankreich innehatten. Im 16. Jahrhundert (ca. 1515) ist das Armorial in der Hand von Anne Malet de Graville, der Tocher eines Admirals. Im frühen 17. Jahrhundert gelangt die Handschrift in dern Besitz des Herolds Hector Le Breton, nach dem sie benannt wird. Im 19. Jahrhundert wird sie von Comte Henry Chandon de Brailles (1898-1937) und im Dezember 2003 vom Nationalarchiv Frankreichs aus der Hand von Chandon de Briaille erworben und im Archiv unter der doppelten Signatur MM684 und AE I 25, Nr. 6 geführt.[1]
Inhalt
In dem Armorial erscheinen auf 74 Pergamentseiten etwa 950 gezeichnete beziehungsweise gemalte Wappenschilde ohne Oberwappen (nach Boos 956 Stück[2]), wobei nur 580 im Hauptteil dem 13./14. Jahrhundert zuzurechnen sind. Über jedem Schild steht der Name des Wappenführenden; viele der später eingefügten Wappenerklärungen sind womöglich falsch und in Anlehnung an ähnliche Wappen aus anderen, besser bekannten Regionen dazugesetzt.
Die Seiten sind durch Nachschnitt beschädigt und wurden in einem Band aus rotem Saffianleder in einer Reihenfolge zusammengebunden, die in keinem Zusammenhang mit der ursprünglichen Anordnung steht (Neubindung aus dem 17. Jahrhundert). Das Armorial kann je nach Sichtweise unterschiedlich gegliedert werden, zum Beispiel in folgende fünf Teile (ohne Blankoseiten beziehungsweise ohne Seiten mit vorgezeichneten Wappenkonturen ohne Schildinhalt):
Seiten | Nr. | Beschreibung |
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1, 2-3, 4-5 | 1B-43B | Fabelwappen der legitimen und illegitimen Söhne des Priamos, in der Reihenfolge, wie sie im Roman de Troie („Trojaroman“) von Benoît de Sainte-Maure (um 1165) aufgezählt werden; |
44B-51B | Verschiedene Wappen, möglicherweises des frühen 16. Jahrhunderts (Anne Malet de Graville) | |
6-12 | 1-133 | Die Wappen gehören zu europäischen Souveränen (darunter Renatus von Anjou und Kalixt III.), den Neun Helden und diversen, Herren, Fürsten und Grafen vor allem aus dem französischen Kulturraum des 15. Jahrhunderts. |
Ursprünglicher Teil | 136-715 | 580 Wappen des 13. Jahrhunderts, hauptsächlich franko-wallonische Adlige, aufgeschlüsselt nach großen geografischen Gebieten, ca. 230 nicht identifizierte Wappen; vermutlich mit Einfügungen des 15. Jahrhunderts |
47-54 | 716-859 | 144 Wappen, die vermutlich südfranzösischen Adligen und Patriziern zwischen 1415 und 1470 zuzuordnen sind. |
62-66 | 860-905 | Teilweise Zeichnungen, teilweise gemalt, inkl. Wappen von Hector de Flavy und seinen Vorfarhen sowie Wappen von Malet de Gravilla |
Kopien/Versionen
Étienne Baluze scheint der Urheber eines Fragments mit Wappenbeschreibungen aus dem 17. Jahrhunderts zu sein, die sich an das Armorial Le Breton anlehnen; allerdings erscheinen die meisten Einträge im Fragment ohne Original-Wappenbeschreibung aus der Armorial Le Breton und sind unregelmäßig neu positioniert.[3]
Weblinks
- Photographies tirées de la base Archim des Archives nationales
- Conférence INP sur l'armorial Le Breton
- Armorial Le Breton sur Archive.org
Literatur
- Nicolas Civel: Les insignes héraldiques des Troyens dans l’armorial Le Breton. In: Anne-Hélène Allirot e. a. eds.: Une histoire pour in royaume (XIIe-XVe siècle). Paris. 2010. ISBN 978-2-262-02946-3. Seiten 409-433.
- Clemmensen, Steen: Ordinary of Medieval. Armorials - Listed by Sigla: summaries of armorials. (PDF) Abgerufen am 14. April 2017. Version 1.0. Kopenhagen 2006. Internet: www.armorial.dk.
Einzelnachweise
- ↑ Notiz: Die doppelte Signatur trägt dem Umstand Rechnung, dass die wertvolle Handschrift einerseits in einem Tresor aufbewahrt wird, andererseits wie andere Wappenbücher zum Bestand des nationalen Archivs gehört.
- ↑ Emmanuel de Boos, Marie-Françoise Damongeot et Françoise Vielliard, Vorwort von Michel Pastoureau, L'armorial Le Breton. Paris, Archives nationales-Groupe Malakoff-Somogy. 2004 ISBN 2-85056-792-2
- ↑ Vgl.: Baluze 59. Bibliothèque nationale de France, Paris.
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Armorial_Le_Breton“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 14. April 2017 (Permanentlink: [1]). Er steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.