Jörg Kölderer
Köldererrolle | |
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Originalausgabe | |
Genre | Wappenbuch, Armorial |
Autor | Jörg Kölderer |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | Je nach Datierung, gewöhnlich: 1512/13 |
Technik | Federzeichnung |
Abmessungen (H x B) | Höhe: 35,5 cm; Breite: 339 cm |
Standort | © KHM-Museumsverband Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer |
Inventarnummer | KK_5333 |
Jörg Kölderer (auch bekannt als Jorg Koldrar, Jorg Kellrer, Jorg Kollrer, Jorg Keldrer, Georg Kölderer oder ähnlich; * um 1465/70 in Weiler Hof bei Inzing, Tirol; † Juli 1540 in Innsbruck, Tirol) war Hofmaler, um 1518 Hofbaumeister („Architekt“) Kaiser Maximilians I..
Leben
Über die Kindheit, Jugend und Ausbildung von Jörg Kölderer ist nur wenig bis gar nichts bekannt. Noch im Jahre 1897 schrieb der Historiker Wendelin Boeheim:
„(..) Wann Kölderer und wo er geboren wurde, ist bis jetzt nicht zu eruieren gewesen (..)“
Der Kunsthistoriker Vinzenz Oberhammer erbrachte in jüngerer Zeit den Nachweis, dass Jörg Kölderer vom Erbhof Wanner im Weiler Hof in Inzing stammt (das Geburtshaus steht noch; Benedikt Kuby verfilmte 2013 eine Hofübergabe durch den letzten Hofbauern[2]).
„Belegt wird dies durch ein Bittschreiben seines Bruders Christian an Kaiser Maximilian I. vom 28. November 1513: „Ich hab meinem brueder Jörgen Kölderer, kays. mst. hoffmaler gegeben etlich stuck prennholtz ond schintlkesten zu notdurfft kays. Mst. arbait ond werchstatt ond der gedacht meinbrueder in meinem guet tail ond gemayn hatt seins veterlichen ond mueterlichen erbs ond im dasbillich gegegen hab…E. kays. Mst. ondertenigister Christian Köldrer wonhaft zu hoff auf inzingerberg in hertenberger G(ericht).““
1498 wird er von König Maximilian I. für eine Hofmalerstelle vorgesehen und erhält das Bürgerrecht in Innsbruck.[4] Kölderer wird 1501 Hofmaler „für alles Gemäl, so nit gar kostlich ist“, woraus die Literatur ableitet, dass Maximilian I. ihn eher als „Handwerker“ betrachtete, weniger als hochtalentierten Maler, der auf einer Stufe mit Albrecht Dürer stehen würde.[4][5]
„(..) 1507 erfolgt Kolderers uneingeschränkte Bestallung zum Hofmaler des Königs (..) 1518 wird K(öderer) zusätzlich zum Hofbaumeister mit einem Sold von 150 Gulden bestellt, um aller Malerei und Bautätigkeit zu obliegen und sie zu beaufsichtigen. Er ist der erste Leiter der Baubehörde in Tirol (..) Besichtigung und Beaufsichtigung der Straßenbauten, Planung und Aufsicht über den großen Umbau der Hofburg in Innsbruck durch Meister Lucius de Spaciis (1536/38) und andere mehr gehören zu seinen Aufgaben. Seit 1518 kontrolliert er auch den Fortschritt der Arbeiten an den Bronzestatuen des Grabmals Maximilians (..) Seit 1520 beschäftigt ihn das Baumeisteramt so sehr, daß er nur noch gelegentlich als Maler für Miniaturen tätig ist. 1528 reist er nach Wien und Wiener Neustadt, um Pläne für eine Aufstellung des Kaisergrabes in dortigen Kirchen aufzunehmen. Seit 1530 übt er auch noch das Amt des Hofschaffers in Innsbruck aus.“
Oberhammer vermutet, dass sich im Jahr 1537 der Gesundheitszustand Kölderers aufgrund eines Schlaganfalles verschlechters hatte; er schließt dies aus dem Umstand, dass für Kölderers unmündige Kinder Ferdinand, Anna, Barbara und Sibilla ein Vormund bestellt werden mußte.[3]
„Er scheint jedoch noch bis zum Sommer 1540 gelebt zu haben, seine Erben erhielten jedenfalls im August 1540 einen Besoldungsrückstand ausbezahlt.“
Werke
Welche Werke Kölderer oder seiner Werkstatt zuzuorden sind, wird in der Literatur nicht einheitlich dargestellt. Eindeutige schriftliche Belege und genaue Auflistungen über Aufträge und Zahlungen etc. fehlen in vielen Fällen. Evident ist, dass Kölderer umfangreiche Tätigkeiten im Auftrag des Kaisers Maximilian I. durchführte, doch welchen Anteil er genau bei den einzelnen Gewerken hatte, kann manchmal nur vermutet werden. Er muss über profunde heraldische Kenntnisse verfügt haben, da in vielen Werken, die man ihm zuschreibt, zahlreiche Wappenschilde heraldisch korrekt erscheinen. Die Heraldik taufte eine Wappenrolle nach seinem Namen, die sogenannte „Köldererrolle“.
Köldererrolle
Die Köldererrolle (Abkürzung: KDR) erstellte Jörg Kölderer in den Jahren 1512/1513. In dem Werk erscheinen 39 vollständige, als aquarellierte Federzeichnungen ausgeführte Figuren einschließlich ihrer Wappen, alles Könige, Königinnen, Herzöge, Herzöginnen beziehungsweise Personen, die vorgeblich mit dem Hause Habsburg in einem Verwandschaftsverhältnis stehen sollen. Das Werk wurde im Zusammenhang mit dem Grabmal Maximilians I. in Innsbruck geschaffen und befindet sich im Bestand des Kunsthistorischen Museums in Wien:
- Köldererrolle. 39 Figuren mit Wappen für das Grabmal Maximilians I. in Innsbruck. Um 1512/13. Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer. Inventarnummer: 5333
Weitere Werke (Auswahl)
1979 faßte der Historiker Erich Egg für die Neue Deutsche Biographie Kölderers Werk folgendermaßen zusammen:
„K(ölderer) signiert erstmals 1490 an einer Statue der heiligen Katharina (Museum für angewandte Kunst, Wien) JORG KOLDRAR VO IM HOF, vermutlich als Faßmaler. 1497 erhält er für Hofarbeiten in Innsbruck erstmals 100 Gulden, 1498 (..) malt (er) das Stüblein im Frauengemach der Hofburg aus. 1499 folgt – ebenfalls in der Hofburg – die 1766 vernichtete große Wappenwand des Saggenturmes mit 57 Wappen der Länder des Königs, dem Porträt des Malers und der Künstler-Inschrift (Kopien im Tiroler Landesmuseum, Innsbruck). 1500 entstehen die Fresken am Goldenen Dachl (2 Bannerträger und eine fastnachtartige Gerichtsszene) und die ersten 3 Miniaturen im Tiroler Jagdbuch (Bibliothek Royale, Brüssel). 1501 (..) malt (er) Jagddarstellungen auf Leinwand. 1502 entsteht das Mirakelbild (Wunder der Bluthostie) in der Pfarrkirche Seefeld, 1503 renoviert er die um 1400 entstandenen ritterlichen Fresken in Schloß Runkelstein, 1505 arbeitet er für 279 Gulden in der Innsbrucker Hofburg und in Schloß Fragenstein bei Zirl. 1507 (.. erfolgen viele neue Aufträge): Visierungen zu Befestigungsanlagen in Süd- und Osttirol, Pläne zu den Bauten am Harnischhaus der Hofburg in Innsbruck, der Burg in Kufstein und von Befestigungen an den Südgrenzen Tirols. Außerdem entwirft er 7 Zeichnungen für den geplanten Triumphzug Maximilians, darunter die „Kalikutermändl“ – frühe Versuche, Indianer darzustellen –, die Wappen aller Länder Maximilians, Heilige an den Wänden der alten Hofburgkapelle, Siegel, Visierungen für den Dekor der neuen großen Kanonen, die Fassung von Hirsch-, Steinbock-, und Gemsgehörnen mit Schild und Kranz und die Malereien um diese Gehörne im Wappenhaus mit grünen Blumen, Vögeln und kleinen Jägern. 1510 malt K(ölderer) die Wandbilder der Paradeisstube in der Hofburg mit Adam und Eva, Tieren und Vögeln. 1512 schickt er die fertigen Entwürfe für die Ehrenpforte dem Kaiser. 1514/15 zeichnet er die Entwürfe für die von Stefan Godl zu gießenden Statuetten der Heiligen der habsburgischen Verwandtschaft, die bis 1520 gegossen werden.
(.. von seine Tätigkeit als Hofbaumeister) kennen wir seine Gutachten und Pläne für das Kloster Seefeld, die Burgen Tirol, Landeck, Schenna, Pergine, Cagnó (die Visierung erhalten) und die Churburg (..) Seit 1518 kontrolliert er auch den Fortschritt der Arbeiten an den Bronzestatuen des Grabmals Maximilians und liefert (er) mehrere Visiere von Statuen für die Modellierer und Gießer. Er ist der erste Malerkartograph in Tirol und zeichnet Grenzgebiete und einen Plan von Mühlau (1534), der mit der Meßkette geschaffen wurde (..)“
Datum (ca.) | Beschreibung | Beispiele |
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1497, 1499 |
Nach Oberthanner erhielt Kölderer 1499 den Auftrag, „bei der Umgestaltung des Saggentores den neu entstandenen Wappenturm mit den 54 Wappen der habsburgischen Lande zu schmücken“[3]; Neubecker datiert dagegen, dass der 1750/1766 abgetragene Innsbrucker Wappenturm „um 1497 mit allen Wappen der habsburgischen Herrschaftshäuser bis hinunter zu den kleinsten in Flandern (Aalst) und Graubünden (Rhäzüns) bemalt“[6] war.
– Beate Böckem (2016)[7] |
Ehemaliger Wappenturm des „Stadtthors zu Ynnsprugg“ (links: auf einer Menütafel am Eingang des Stiftskellers in Innsbruck) |
1497-1500 | Vermutlicher Urheber der Fresken am „Goldenen Dachl“ in Innsbruck (Prunkerker, der zwischen 1494 und 1500 von Niklas Türing der Ältere mit seiner Werkstatt erbaut wurde).) | |
Fresken am Innsbrucker Damenstift | ||
1500-1506 | Kölderer baute das „Äußere Zeughaus an der Sill“ mit spätgotischen Elementen wie spitzbogige Türöffnungen, Netzgewölbe und Wappenschilde.[8] | |
Vorarbeiten zum Triumphzug Kaiser Maximilians: „Der Triumphzug, bestehend aus 147 Holzschnittdrucken, war ursprünglich auf 210 Illustrationen ausgelegt. An der Serie aus Einzelblättern waren viele Künstler (Hans Burgkmair d. Ä., Leonhard Beck, Hans Schäufelin, Albrecht Dürer, Hans Springinklee) beschäftigt, die sich im Großen und Ganzen an die Miniaturvorlagen von Jörg Kölderer zu halten hatten.“[9] |
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Vorlagen für die Bronzefiguren am Maximiliansgrab (Entwürfe zur Holzschnittausgabe der Heiligen der Sipp- und Schwägerschaft des Kaisers) |
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1500 | Tiroler Jagdbuch | |
1504 | Tiroler Fischereibuch mit acht ganzseitigen Bildern von Jörg Kölderer (Codex Vindobonensis 7962) |
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(nach 1505) | Vorarbeiten zur Ehrenpforte, die dann Albrecht Dürer in die Tat umsetzte. | |
1502, um 1507, um 1512 |
Zeugbuch Kaiser Maximilians I. | |
1512/13 | Köldererrolle | |
1521 | Kölderer verfertigt einen Gesamtplan der neu erbauten Stadtmauer von Glurns im Vinschgau. |
Literatur
- Eva Ramming: Jörg Kölderer. Katalog zur Ausstellung vom 13. bis 22. November 1992 in Inzing. Innsbruck 1992. (darin insbesondere: S. 19-20: Herkunft Jörgt Köderers; S. 29-31: Die Stellung Jörg Kölderers am Hof in Innsbruck; S. 35-50: Die Hauptwerke Jörg Kölderers: Die Fresken am sog. "Wappenturm" der Innsbrucker Residenz - Die Fresken am Goldenen Dachl - Die sog. "Mirakeltafel" in der Pfarrkirche von Seefeld - Miniaturen zum Jagd- und Fischereibuch Kaiser Maximilians sowie zahlreiche andere Seiten.)
- Mathias F. Müller: Die künstlerische Arbeitsteilung am Hofe Kaiser Maximilians I. Anmerkungen und Ergänzungen zum Problem Jörg Kölderers als Hofmaler. In: Mitteilungen der Gesellschaft für vergleichende Kunstforschung in Wien, 63/3 (2011), S. 15–22.
- Andrea Scheichl: Jörg Kölderer, Innsbrucker Hofmaler und Baumeister in Tirol zur Zeit Maximilians I. und Ferdinands I.. Diplomarbeit. Wien 1992/1993. (Katalogeintrag der Österreichischen Nationalbibliothek)
- G. Ottner: J. Kölderer - Der Hofkünstler der Gedächtniswerke Kaiser Maximilians I. Diplomarbeit. Salzburg 1992.
Einzelnachweise
- ↑ Wendelin Boeheim: Jörg Kölderer. In: Meister Der Waffenschmiedekunst vom XIV. bis ins XVIII. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Geschichte der Kunst und des Kunsthandwerks. Berlin 1895. W. Moeser Hofbuchhandlung. S. 106.
- ↑ Der Bauer bleibst du. In: Webseite outnow.ch. Review: Filmkritik. 6. Oktober 2013, abgerufen am 6. August 2017.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Georg Oberthanner: Der berühmteste Künstler aus Inzing Jörg Kölderer (1465/70 – 1540) Hofmaler Kaiser Maximilians I. In: Dorfchronik - Inzing. Internet: PDF auf pisch.at. Erstellt: 01. April 2013. Abgerufen: 06. August 2017
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 Erich Egg: Kölderer, Jörg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 315 f. (Digitalisat).
- ↑ Sigrid-Maria Größing: Der goldene Apfel: Geschichten aus der Geschichte. Amalthea Signum Verlag, 2014, ISBN 3-902998-78-4 (Kapitel: Er war ein wahrer Mäzen der Künstler seiner Zeit).
- ↑ Neubecker, Ottfried: Heraldik. Wappen - ihr Ursprung, Sinn und Wert. Battenberg Verlag im Weltbild Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89441-275-5, S. 253 (© EMD-Service für Verleger. Luzern, Schweiz 1990. Deutsche Ausgabe: Genehmigte Lizenausgabe. Titel der amerikanischen Ausgabe: Heraldry. Sources, Symbols and Meaning.).
- ↑ Beate Böckem: Jacopo de’ Barbari: Künstlerschaft und Hofkultur um 1500. In: Studien zur Kunst. Band 32. Böhlau Verlag, 2016, ISBN 3-412-22177-5, S. 97–99.
- ↑ Christoph Hölz, Klaus Tragbar, Veronika Weiss: Architekturführer Innsbruck / Architectural guide Innsbruck. Hrsg.: Archiv für Baukunst. 1. Auflage. Haymon Verlag, Insbruck, Wien 2017, ISBN 3-7099-3810-4, Projektnummer 102 (deutsch, englisch, 280 S.).
- ↑ Seite „Triumphzug Kaiser Maximilians“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 7. Juli 2016, 09:03 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Triumphzug_Kaiser_Maximilians&oldid=155936788 (Abgerufen: 6. August 2017, 15:03 UTC)
Weblinks
- Eintrag zu Jörg Kölderer in: Austria-Forum, dem österreichischen Wissensnetz – online (auf AEIOU)
Personendaten | |
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NAME | Kölderer, Jörg |
KURZBESCHREIBUNG | Hofmaler und Hofbaumeister Kaiser Maximilians I. |
GEBURTSDATUM | um 1470 |
GEBURTSORT | Weiler Hof bei Inzing, Tirol |
STERBEDATUM | Juli 1540 |
STERBEORT | Innsbruck |