Rostocker Wappen
Hanse- und Universitätsstadt Rostock Land Mecklenburg-Vorpommern | |
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Blasonierung | |
Blau und Gold der Rostocker Fürsten Silber und Rot der Deutschen Hanse | |
Basisdaten | |
Einführung: | 1858 |
Rechtsgrundlage: | Siegelführung: 1367 |
Belege: | 10. April 1858: Großherzöglicher Beschluss |
Änderungen: | 1990/91 |
Quellen | |
¹ Hauptsatzung der Hansestadt Rostock (17. Februar 2021): §1, Abs.2 |
Beim Rostocker Wappen handelt es sich um eine Zusammenführung zweier ehemals heraldisch selbständiger Symbole. Der goldene Greif auf blauem Grund diente den Fürsten von Rostock als herrschaftliches Zeichen. Silber über Rot sind die Farben der Hanse
, die heute noch die Flaggen und Wappen deutscher Hansestädte
kennzeichnen. Beim Druck werden Gold als Gelb und Silber als Weiß wiedergegeben.[1] Die Dreiteilung erscheint bereits auf dem 1367 entworfenen Siegel, mit dem die Hafenabgabe zur Finanzierung des Krieges gegen den dänischen König
quittiert wurde. Dieses Signum gilt als Ursprung des Rostocker Wappens in seiner heutigen Form.
Sigillum, Secretum, Signum
Das älteste überlieferte Siegel zeigt den gekrönten Stierkopf der Herren von Werle, später des Herzogtums Mecklenburg, und die Umschrift SIGILLVM BVRGENSIVM DE ROZSTOK. Es verweist auf die noch stark ausgeprägte Abhängigkeit der Stadt von den Landesherren.[2] Der älteste erhaltene Abdruck stammt aus dem Jahr 1257. Vermutlich entstand das Sigillum jedoch deutlich früher, und zwar zwischen 1227 und 1234, als der neue Stadtherr Heinrich Borwin III.
noch unter Vormundschaft seines Bruders Nikolaus I. von Werle
gestanden hatte. Dass es auch 1257 noch verwendet wurde, weist möglicherweise auf ein Aufbegehren der Bürgerschaft gegen den Fürsten hin.
Der Greif ist erstmals an einer Urkunde aus dem Jahr 1307 belegt. Das Kontrasiegel zum Sigillum mit der Umschrift SECRETVM BVRGENSIVM DE ROSTOC zeigt das goldene Fabelwesen, das die fürstlichen Herren von Rostock im blauen Feld als Wappen führten. Mit dem Kontrasiegel beglaubigten Bürgermeister und Ratsherren die Ausfertigung und volle Gültigkeit einer Urkunde. Noch in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erhielt das Greifensiegel die Funktion eines selbständigen Ratssiegels und blieb fortan in Gebrauch.[2] Die Bezeichnung Secretum verweist auf seine sichere Aufbewahrung.
Das SIGNVM DE ROZTOK von 1367 weist mittig das Ratswappen auf, ein dreigeteilter Schild mit dem aufrecht stehenden Greifen im oberen Feld. Anlass für die Anfertigung war die Finanzierung des Krieges gegen den dänischen König Waldemar IV. Atterdag. Seine gewalttätigen Übergriffe gegen die Hansestädte, die der Kölner Konföderation
angehörten, erforderte in Rostock eine Hafenabgabe, die mit dem Siegelstempel quittiert wurde. Um 1700 wurde das auch als Hansisches Signet bezeichnete Signum zur Grundlage des Rostocker Wappens.[2] Das heute von der Stadtverwaltung verwendete Siegel zeigt das Stadtwappen und die Umschrift HANSE- UND UNIVERSITÄTSSTADT ROSTOCK.[3]
Rostocker Wappen
Sigillum, Secretum und Signum waren lange Zeit als gleichwertige Signets anerkannt. Ihren Auftritt als Wappen-Trio hatten sie beispielsweise in der 1578 bis 1586 entstandenen Bildrolle des Rostocker Krämers Vicke Schorler
und der ca. 1575 gezeichneten und 1597 publizierten Stadtansicht
des Flamen Frans Hogenberg
. Spätestens seit 1576 gehört die Dreiheit auch zum Rostocker Stadtbild: auf dem Ädikula
-Relief des Steintors
, dem einstigen Haupttor der Rostocker Stadtbefestigung
. Als Großherzog Friedrich Franz II.
am 10. April 1858 den Wunsch äußerte, alle Städte und Gemeinden sollten ihre Wappen nach den Darstellungen im Thronsaal des Schweriner Schlosses
gestalten, sahen die Rostocker Stadtväter keinen Handlungsbedarf.[4] Wie das Wappen des städtischen Vogtes an der Warnemünder Vogtei
zeigt, hatte sich die Blasonierung bereits Jahrhunderte zuvor etabliert.
Das offizielle Wappen der Hanse- und Universitätsstadt Rostock geht auf einen Entwurf des deutschen Malers und Gebrauchsgrafikers Alfred Mahlau von 1936 zurück.[4] Es zeigt von unten nach oben die Farben der Deutschen Hanse, Rot und Silber (Weiß), darüber ein größeres blaues Feld mit dem goldenen Greifen der Fürsten von Rostock. Dass der Greif auch Bestandteil der Wappen der heutigen Landkreise Bad Doberan
und Vorpommern-Rügen
sowie einiger Städte der Region ist, erklärt sich aus der historischen Zugehörigkeit der Gebiete Kessin
, Kröpelin
, Doberan
, Ribnitz
, Marlow
, Sülze
, Tessin
, Gnoien
und Kalen
zur Herrschaft Rostock.
Das bereits im Altertum bekannte, Löwe und Adler in sich vereinigende Fabeltier wurde wahrscheinlich durch phönizische Händler bis an die Ostsee verbreitet.[2] So unterschiedlich die Darstellungen des mythischen Mischwesens in den Kulturen sein mögen: Seit jeher verkörpert der Greif die beiden Eigenschaften Stärke und Wachsamkeit. Beim Rostocker Wappen wendet er sich nach rechts (aus der Sicht des Schildträgers), auf beiden Hinterbeinen stehend. Die ausgestreckten Krallen sind symbolisch zu deuten als Drohgeste oder Wehrhaftigkeit. Ein interessantes Detail ist die ausgeschlagene Zunge. Ihre Herkunft ist weder auf den Siegeln Heinrich Borwins I., II.
und III.
noch beim Rostocker Secretum zu suchen. Spätestens seit dem Steintor-Relief ragt sie jedoch bei allen Darstellungen aus dem Schnabel hervor. An die Hanseflagge
der Rostocker Handelsschiffe erinnert die horizontale Dreiteilung – wenngleich sie dort nicht ihren Ursprung hat.
Interpretationen der Blasonierung
Relief im Thronsaal
, Schweriner Schloss 1857
Meyers Konversations-Lexikon, 4. Aufl. 1885, auch 6. Aufl. 1909
Brockhaus' Conversations-Lexikon
, 13. Auf. 1898
Bleiglasfenster im Reichsgericht
, Leipzig, 1895
Siehe auch


Weblinks
- Webpräsenz der Stadtverwaltung der Hansestadt Rostock - Wappen & Logo
- Bronzenägel der 3 Wappen in der Marienkirche
Anmerkungen
- ↑ Wappen und Logo. In: Rathaus Rostock. Abgerufen am 19. Juni 2021.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Karsten Schröder (Hrsg.): Rostocks Stadtgeschichte von den Anfängen bis in die Gegenwart. Hinstorff, Rostock 2013, ISBN 978-3-356-01570-6, S. 399–401.
- ↑ rathaus.rostock.de: Hauptsatzung § 1 Abs. 5
(Mementovom 12. Juni 2021 im Internet Archive
)
- ↑ 4,0 4,1 Schriftliche Auskunft Büro des Oberbürgermeisters, Fachbereich Presse- und Informationsstelle, vom 15. Juni 2021
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Rostocker_Wappen“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 17. Oktober 2022 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.