Wappen der Lithografen und Steindrucker

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In der Früh-/Blütezeit des Wappenwesens ist ein Litho­grafen-/Stein­drucker­wappen, das eigens von Litho­grafen/Stein­druckern oder einer Zunft zur Kenn­zeichnung des Lithografie­handwerks verwendet wird, nicht gebräuchlich.
ca. 1874-1882: Wappen der Lithografen und Steindrucker
(an einem als Steindruckerwerkstatt mit Wohn­ge­bäude errichteten Klinkerverblendbau; J. Jonerent; Standort: Kastanienallee 71, Berlin, Lage; Foto: A. Janka, 2020)
alternative Beschreibung
1880/1930: Wappen der Lithografen und Steindrucker
(Entwurf: Ferdinand Wüst, Wien)
alternative Beschreibung
1891: Wappen der Lithografen und Steindrucker
(Verbesserungen nach Hugo Gerard Ströhl)
etwa 1900: Wappen der Lithographen (Wiener Gewerbegenossenschaften)

Das Wappen der Lithografen und Steindrucker (auch Wappen der Lithografen, Steindrucker und Offsetdrucker, Lithografenwappen, Steindruckerwappen, Offsetdruckerwappen oder ähnlich genannt; englisch coat of arms of lithographers oder coat of arms of lithographer an offsetprinter) ist ein allegorisches Wappen, das etwa seit dem 19. Jahrhundert von Lithografen/Steindruckern oder deren Organisationen beispielsweise zur Kennzeichnung ihres Handwerks benutzt werden kann; heute gilt es manchen in einem weiten Sinn womöglich als Berufswappen oder als Sinnbild für das LithografiehandwerkW-Logo.png insgesamt.

Darstellung

Das Lithographenwappen ist kein Zunftwappen, da es eine eigenständige Zunft oder eine dieser vergleichbare Organisation der Lithographen nicht gab. Den Anlaß zu acht Entwürfen für das Wappen gab ein Preisausschreiben, das von der Redaktion der in Wien erscheinenden Fachzeitschrift „Freien Künste“ am 15. April 1879 ausgeschrieben und durchgeführt wurde. Das Preisgeld betrug 30 Goldgulden.

„Nachdem die Jury die Entwürfe euner genauen Prüfung unterzogen, wurde No. 1, mit dem Motto »Arbeitslust« als das beste und preiswürdig erkannt; dasselbe ist von Herrn Ferd. Wüst, Maler und Lithographen in Wien. Die Jury sprach noch den Wunsch aus, dass die sinnige Zusammenstellung des Namens SenefelderW-Logo.png, welche ein anderer Entwurf erhielt, in das preisgekrönte Wappen aufgenommen werde. Dem ist auch entsprochen worden, nachdem der Einsender dieses Entwurfes, Herr Rudolf Seitz in München, hiezu in liebenswürdiger Weise seine Einwilligung gegeben. Der treffende Wahlspruch, welches das Wappen trägt, wurde gleichfalls von Herrn Wüst gewählt. Dem berühmten Worte »De te saxa loquuntur«, »von Dir werden die Steine sprechen«, entlehnt, hat es sowohl auf den Steindruck, als auch auf Senefelder Bezug.“

Fachzeitschrift Freie Künste (1880, Nr. 1):
Zitat nach Siebmacher[1]

Entwurf von Wüst

Blasonierung (Entwurf Ferdinand Wüst, 1880):
„Ein aus Arabesken wachsender Schildhalter, ein in Renaissancetracht gekleideter Herold mit dem Künstlerwappen (drei silberne Schildchen in Blau) auf der Brust, hält zwei in Form eines Allianzwappens zusammengesetztes Schilde, die jedoch abgekehrt sind:

  1. blau, mit einem rechten und einem linken goldenen Freiviertel, darin das aus SNE gebildete Monogramm Senefelders. Im Schild ein goldenes Winkelmaß (Dreieck), eine senkrecht gestellte Bleistifthülse, mit Bleistiften oben und unten, endlich schrägrechts drei Pinsel, schräglinks drei Graviernadeln.
  2. geteilt, oben eine Steindruckwalze im rot-golden schräggeteilten Felde; unten in Blau ein lithographischer Stein, darauf ein Druckerballen

Über den Arabesken ein Spruchband mit der Inschrift: SAXA LOQUUNTUR“[1]

Entwurf von Rosenfeld

1882: Wappen der Lithografen und Steindrucker
(Entwurf Friedrich Heyer von Rosenfeld; nach Siebmacher 1889)

Friedrich Heyer von Rosenfeld entwarf im Jahre 1882 folgendes Steindrucker-Wappen:

Blasonierung (Entwurf Friedrich Heyer von Rosenfeld, 1882):
„Golden-schwarz quergeteilt, oben ein wachsender schwarzer Doppeladler mit goldenen Waffen und Nimbus, roter Zunge; unten eine goldene Steindruckplatte, die mit dem schwarzen Buchstaben S (Senefelder) bezeichnet ist. Auf dem gekrönten Stechhelm ein wachsender goldener Greif mit schwarzem Kopf, Hals und Flügeln, golden bewehrt, mit roter Zunge, der in den Fängen eine schwarze Steindruckerwalze an goldenen Griffen hält. Decken: schwarz-golden. Devise: Saxa loquuntur.“[1]

Entwürfe von Ströhl

Litho­graphen­wap­pen (Entwurf Hugo Gerard Ströhl für die Redaktion der Freien Künst, nach Siebmacher, 1898)
1882: Wappen der Lithographen .. (Marxergasse 39/Ecke Kundmanngasse, Wien; Foto: 2017)

Hugo Gerard Ströhl verbesserte 1891 den Entwurf von Wüst, in dem er die Schilde heraldisch angemessener gegeneinander kehrte und auf die Schilde einen Helm mit einem wachsenden Herold platzierte, der den Schild des Künstlerwappens (drei silberne Schildchen in Rot) mit beiden Händen vor sich hält (Decken: blau-golden).

Außerdem legte er der Redaktion der „Freien Künste“ ein anderes Lithographen-Wappen vor:

Blasonierung (Entwurf Hugo Gerard Ströhl; für die Redaktion der Freien Künste):
„Unter rothem Schildeshaupt gemauert oder vielmehr mehrere Reihen länglich viereckiger Steine, nach Art der Mauerung geschichtet. Auf dem Helm ein wachsender Greif, der eine Schwärze-Walze mit den Fängen hält.“[1]

Und für den „Club der Lithograpen Wiens“ entwarf er folgendes Wappen (welches 1893 angenommen wurde):

Blasonierung (Entwurf Hugo Gerard Ströhl; für den Club der Lithograpen Wiens):
„In Rot ein von vier silbernen Schildchen begleitetes silbernes Kreuz, senkrecht belegt mit einer goldenen Hülse, welche oben und unten je eine schwarze Radiernadel fasst; an die Hülse schließen sich zwei schwarze Flügel, die in die Querarme des Kreuzes reichen.“[1]

Weitere Lithografen-/Steindruckerwappen

Neben den oben genannten Entwürfen für ein Lithografen-/Steindruckerwappen nennt Seyler 1898 im Siebmacher zwei weitere unbekannter Urheberschaft:

  • Blasonierung: Zwischen drei (2, 1) Schildchen ein Winkelmaß (Dreieck) mit der Basis nach oben, überlegt von einer langen Nadel und einer Hülse, die oben und unten mit Nadeln besteckt ist (diese beiden schräggekreuzt), unten von einer Walze quer überlegt.
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  • Blasonierung: Mit blauen Schräglinksbalken, darin drei silberne Schildchen, von Rot und Gold geteilt; oben ein Winkelmass mit der Basis nach unten, durch welches je zwei schräggekreuzte Pinsel gesteckt sind; unten ein lithographischer Stein auf dem ein Schwärzballen liegt.
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Siehe auch

Weblinks

Commons: Wappen der Lithographen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Hugo Gerard Ströhl: Die Wappen der Buchgewerbe. Verlag Anton Schroll & Comp. Wien 1891

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch. I. Band 7. Abteilung. Gustav Adelbert Seyler: Berufswappen. Nürnberg: Bauer & Raspe, 1898. Text: S. 17-18. Tafel: 22