Zunftwappen
Die mittelalterlichen Zünfte symbolisierten ihr Berufs- und Gemeinschaftsverständnis in Form von Zunftzeichen. Diese Zeichen sind teilweise von einem Wappenschild umgeben. In diesem Fall werden sie Zunftwappen genannt. Neben Zunftwappen und Zunftzeichen in Form eines Symbols gibt es weitere Zunftzeichen.
Begriff
Neben dem Begriff Zunftwappen findet man in der Literatur auch die Ausdrücke Gildenwappen, Gaffelwappen, Einungswappen, Innungswappen, Zechwappen oder ähnlich. Hintergrund dieser Bennung ist, dass
„(..) seit dem Mittelalter und bis zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert (..) der Zusammenschluss von Handwerksmeistern neben dem heute gängigen Begriff Zunft auch als Gilde, Gaffel, Amt (norddeutsch), Einung, Innung (sächsisch) oder Zeche bezeichnet (wurde). Heute benennt die wissenschaftssprachliche Übereinkunft in Deutschland den Zusammenschluss von Handwerksmeistern als Zunft und den Zusammenschluss von Kaufleuten seit dem Mittelalter und der frühen Neuzeit als Gilde, wohingegen in England mit guild beides bezeichnet wird.“
In diesem Sinne referenzieren in der neueren wissenschaftssprachlicher Übereinkunft in Deutschland Zunftwappen auf das Handwerk, Gildenwappen dagegen auf kaufmännische Berufe.
Herkunft und Beispiele
Wie die Familien oder Geschlechter, so hatten auch die "Zünfte" ihr eigenes Zeichen oder Zunftwappen, bestehend aus der Hausmarke ihres Zunfthauses, oder aus dem Zeichen ihres Gewerbes. Andere "Zünfte" nahmen das Bild ihres Schutzpatrons als Zeichen oder Wappen an, wie z. B. die Fischerzunft zu Auenheim b. Kehl das Bild des Hl. Laurentius, der einen Rost emporhält. Wieder andere nahmen einen Schlüssel, wie die Kaufleute in Basel, die Krämer eine Safranblume, die Schmiede zwei Hämmer, eine Zange und ein feuerrotes Eisen, die Schuhmacher zwei Löwen, die Gärtner eine Heugabel, die Leinweber einen roten Greif, die Fischer und Schiffsleute einen Salm und einen Anker als Zunftzeichen. Und diese Zunftzeichen wurden dann zum "Wappen der Zunft".
Zunftzeichen als Symbole
Die Zünfte sind längst vergangen, ihre Zeichen in Form von Symbolen existieren immer noch. Sie werden als Berufszeichen er- und anerkannt; finden sich häufig in abgewandelten Formen heute noch auf Firmenfahrzeugen, -inserationen und -briefköpfen. Sie werden auch heute noch als Zeichen verwendet, mitunter noch traditionell als Nasenschilder. Auf Versammlungen von Innungen werden diese Zeichen zum Teil auf Zunftflaggen gezeigt. Symbolisierte Werkzeuge der jeweiligen Handwerke wurden in Zunftzeichen verwendet. Neben den sprechenden Zeichen, wie beispielsweise eine Brezel für den Bäcker oder der Hammer für den Schmied, gaben sich die Zünfte auch durch nichtsprechende Zeichen, durch Verwendung von Schutzheiligen zu erkennen. In katholischen Gegenden waren es Heilige und in den protestantischen später Gestalten der antiken Mythologie. Wie die Zusammensetzung der Zünfte (in denen z. T. verschiedene Berufe kombiniert waren) variierten auch die Zeichen je nach Region.
Die Zunftzeichen hatten nicht nur für eine Bedeutung für das Verständnis der jeweiligen Zunft nach innen, sondern dienten als Werbung oder als Zeichen für des Lesens nicht mächtige oder unterschiedlich mehrsprachige Bevölkerungsgruppen.[2]
Weitere Zunftzeichen
Weitere Zunftzeichen waren die Zunftlade oder -truhe bis zu den Zunftfahnen sowie Tischzeichen in Wirtshäusern. Die Zünfte hatten spezielle Trinkgefäße aus Metall oder Keramik, ja sogar eigene Totenschilde und Bahrtücher. Auf Versammlungen gab es Zunftstäbe, Zunftkerzen und die schon erwähnten Zunftfahnen als Zeichen der jeweiligen Zunft. Diese Zunftzeichen und ihre Verwendung war in ganz bestimmte Regularien integriert. Beispielsweise durften in der Zeit, in der die Zunfttruhe geöffnet war, nur bestimmte Personen sprechen, und das Trinken und Essen war untersagt.
Zunftzeichen
- Apotheker: Mörser mit Pistill
- Bäcker: Eine Brezel oder
- Zwei aufrecht stehende Löwen halten gemeinsam eine Brezel und jeweils ein Schwert.
- Die Schwerter sind durch die Brezel hindurch gekreuzt.
- Über der Brezel ist eine Krone
- Beton- und Stahlbetonbauer: Latthammer gekreuzt mit einem Beil
- dahinter die Flechterzange (Rabitz-, Monierzange) mit einem Zirkel
- auf gleicher Ebene mit der Gestellsäge und einem Dreieck
- Bierbrauer und Mälzer: Brauerstern oder gekreuztes Werkzeug zum Maische rühren.
- Buchbinder: Drei gekreuzte Werkzeuge über einer Buchpresse
- Buchdrucker: Doppeladler, der in den Fängen Winkelhaken und Tenakel hält
- Dachdecker: Zwei unterschiedliche Schiefer-Hämmer mit einem Zirkel
- Fischer: Zwei gekreuzte Fische
- Fleischer, Metzger, Schlachter, Fleischhauer: Lamm mit Flagge
- oder Stierkopf mit einem oder zwei Beil(en) darüber
- Friseur: an einer Mauer hängendes Barbier(Rasier)becken. Aus der Babier-, Bader und Wundarztzunft
- Gerber: Böcke, Strauch
- Glaser: vier Gekreuzte Werkzeuge: Glaserdiamant, Trenneisen, Hammer und Kröseleisen
- Goldschmied: Drei Ringe und ein Pokal von einem Sechseck umgeben
- Hufschmied: Hufeisen über einer gemauerten Esse
- Konditor: Baumkuchen
- Kramer, Händler: Eine Waage haltende Hand
- Kürschner: Ein Hermelinwappen zwischen zwei aufrechten Löwen
- Maurer: Siegel mit mittigem leicht ausgestelltem Zirkel umgeben von Hammer und Kelle in einem Zeichendreieck
- Müller
- Optiker: Brille und Fernrohr unter einem Kometen
- Pfandleiher: Drei (goldene) Kugeln, die mittlere etwas tiefer hängend.
- Putzmacher: Frauenkopf mit Hut
- Sattler: Sattel und Werkzeuge
- Schlosser: 2 gekreuzte Schlüssel, manchmal mit einem Zahnrad
- Schmiede: Hammer, Amboss
- Schneider: Eine (offene) Schere, durch deren Grifflöcher ein Stoffband locker gezogen ist. Darunter ein Fingerhut.
- Schreiner bzw. Tischler: Hobel, Winkel und Zirkel
- Steinmetz bzw. Steinbildhauer: Symbol mit drei Knüpfeln in einem Ring für Lehrling, Geselle und Meister
- Schröter: Schrotleiter, Fasshaken und Weinfass mit sog. Stütz
- Schuhmacher: Halbmondmesser, Stiefel, doppelköpfiger Adler
- Weber: Drei Weberschiffchen im Dreieck angeordnet (Spitze nach unten)
- Windmüller: Mühlstein davor Mehlsack mit Bockwindmühle
- Zimmerer: Siegel mit Äxten, Säge und Zirkel
Einzelnachweise
- ↑ Seite „Kaufmann“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 7. Januar 2016, 08:47 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kaufmann&oldid=149895219 (Abgerufen: 16. Januar 2016, 15:41 UTC)
- ↑ Noch Anfang des 20. Jahrhunderts beschreibt Bertha Pappenheim in einem Reisebericht aus Galizien die praktische Funktion von Zeichen auf Ladenschildern für eine nicht vollständig alphabetisierte Gesellschaft:Charakteristisch für die durchschnittlich analphabetische Bevölkerung ist, daß die Firmenschilder nicht nur in hebräischer und polnischer Sprache Namen und Handel oder Handwerk verkünden, sondern daß, wie in der Kinderfibel, ein Anschauungsbild gleichzeitig die Verständigung mit übernimmt. Einige dieser Bilder wiederholen sich ganz typisch. So die Schere und ein verschlungenes Ellenmaß für die Männerschneider, ein wie eine Käferlarve aussehendes, fest gewickeltes Kind auf den Schildern der Hebammen usw.. Bertha Pappenheim: Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien, Frankfurt 1904
Weblinks
- www.kidsnet.at/Sachunterricht/zunftzeichen.htm
- Zunftwappen (1880–1898)
- Zunftwappen im Mittelalter-Lexikon
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Zunftzeichen“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 5. August 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.