Wappen der Stadt Cēsis
Wappen der Stadt Cēsis (Wenden) Lettland | |
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Blasonierung | |
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Stadtfarben | |
Blau-Rot-Silber-Naturfarbe (Inkarnat, Eisenfarbe) | |
Basisdaten | |
Einführung: | Offiziell: 31. Oktober 1925 (Aufrisse des Wappens finden sich über Jahrhunderte früher) |
Rechtsgrundlage: | Siegelführung: seit 1365/1383 belegt.[1] |
Belege: | Das Wappen lehnt sich an frühe Siegelabdrucke an. |
Das Wappen der Stadt Cēsis ist seit dem 31. Oktober 1925 eines der offiziellen Hoheitszeichen der Stadt Cēsis ( , deutsch
Wenden, livisch Venden, estnisch
Võnnu, altostslawisch Кесь, russisch Цесис, polnisch
Kieś).
Blasonierung
Am 31. Oktober 1925 genehmigte Staatspräsident Jānis Čakste die Beschreibung des Wappens von Cēsis. Sie lautet in lettischer Sprache nach der Genehmigungskopie der Heraldischen Kommission (zitiert nach Pumpuriņš, S. 54)[1]:
„Zilā laukā sarkans pilsētas mūris ar atvērtiem vārtiem un pieciem torņīem. Uz mūra kareīvīs ar paceltu zobenu labā rokā un vairogu kreisā.“
„Eine rote Stadtmauer mit offenem Tor und fünf Türmchen in einem blauen Feld. Auf der Mauer ist ein Krieger mit einem erhobenen Schwert in der rechten und einem Schild in der linken Hand zu sehen.[Anm. 1]“
: – zitiert nach Tālis Pumpuriņš; Übersetzung Andreas Janka, 2022[1]
Eine etwas längere Wappenbeschreibung findet sich im Internet:
„Zilā laukā sarkans robots ķieģeļu mūris ar pieciem tornīšiem un atvērtiem vārtiem ar paceltu režģi, virs tā stāvošs karavīrs dabiskā krāsā, baltā tērpā ar paceltu zobenu un vairogu.“
„In einem blauen Feld eine gezinnte rote Backsteinmauer mit fünf Türmchen und einem offenen Tor mit (nur wenig) aufgezogenem Fallgatter, auf der ein silbern (weiß) gekleideter Krieger mit erhobenem Schwert und Schild in Naturfarben steht.[Anm. 1]“
: – Übersetzung Andreas Janka, 2022[2]
Geschichte
Das 1925 eingeführte Wappen der Stadt Cēsis (‚Wenden‘) lehnt sich an tradierte Siegel- und Wappenabbildungen an, die bis in die Jahre 1365 beziehungsweise 1383 zurückreichen.
„Das Wappen der Stadt findet sich bereits auf einem 1365 abgedruckten Siegel: zweithürmiges Kastell, über dessen geradlienig geschlossenem Thor auf der Mauer, beziehungsweise auf kleineren Zwischenthürmchen, breitbeinig ein Krieger steht mit Schild und Schwert (..) Auf dem erwähntem Siegel umgiebt noch ein gatterartiger Zaun die Burg, um dem lettischen Namen der Stadt, Zehsis (Zaun) gerecht zu werden (..)“
- Frühe Siegelabrucke der Stadt Cēsis
1365: Siegel von Wenden (Nachzeichnung von Brotze
, Ende 18. Jhr.; nachträglich koloriert 2022)
Siegel und Wappen der Stadt Cēsis wurden im Laufe der Jahrhunderte weder einheitlich beschrieben, noch stets exakt gleich dargestellt. Je nach historischem Kontext, der politisch-ideologischen Lage einer Epoche und dem zugrunde liegenden Quellenmaterial weisen die Siegel-/Wappendarstellungen gravierende sphragistisch-heraldische Unterschiede auf. Beispielweise
- ist im aktuellen Wappen der Stadt Cēsis in Blau eine rote Stadtmauer zu sehen;
- im Mai 1729 wurde dagegen dem Kriegsrat das Wappen von Cēsis mit Zeichnung und Beschreibung in einer anderen Farbgebung zur Genehmigung vorgelegt (71. Eintrag): In der beigefügten Beschreibung heißt es, dass das Wappen auf Grundlage der alten »roten Stadtmauer« zu gestalten ist, »auf der ein Mann in schwarzer Rüstung steht – ein Schwert in seiner rechten Hand, Schild in seiner linken. Der Boden/Schildfuss ist grün und der Hintergrund ist weiß «“ (Pumpuriņš, S. 106)[1].
- Im Neuen Siebmacher, Band Städtewappen von 1883 sprechen O. T. von Hefner, K. Gautsch und L. Clericus von einer roten Stadtmauer in einem silbernen Feld, erwähnen aber keinen grünen Schildfuss („Die Farben sind Rot [Burg) und Silber [Feld]“)[3].
Realiter sind auch Wappenabbildungen (mit und ohne grünen Schildfuß) von einer silbernen „Burg“ (Stadtmauer mit „x“ Türmen) in einem silbernen Schild überliefert, was im Grunde gegen die heraldischen Farbregeln verstößt bzw. unheraldisch ist.
Auch die Gestalt, die auf der Stadtmauer im Siegel/Wappen der Stadt Cēsis erscheint, wird im Laufe der Jahrhunderte nicht einheitlich aufgerissen: Teils wird sie in einer Art Tracht mit einem Falt/Schoßrock und spitzer Mütze dargestellt, teils als geharnischter Ritter, teilweise als Kreuzritter oder noch anders. Gleichwohl hat sich die Grundform des Siegel-/Wappenbilds seit dem Mittelalter bis heute in gewisser Weise bewahrt.
Wappen der Stadt Wenden/Cēsis | ||
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![]() (Glasmalerei im Altarfenster in der St.-Johannis-Kirche ![]() ![]() |
![]() 1754: (St.-Johannis-Kirche ![]() ![]() |
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Derivate
Der Bezirks Cēsis führte von 2010 bis 2021 ein Derivat des Wappens der Stadt Cēsis mit einem silbernen Bord.
Historisches Wappen des Bezirks Cēsis
(von 2010–2021)
Symbolik
Nach Dirmeier stehen Stadtmauern im Allgemeinen in vielen Siegeln symbolhaft für das städtische Gemeinwesen: „Der wehrhafte Charakter der Städte kommt in diesen Siegelbildern besonders deutlich zum Ausdruck“ (..) „Über Stadtmauern und Türme definierten sich die Städte als wehrhafte und gegenüber dem Stadtherren zunehmend autonome Rechtsgemeinschaft (..)“[4] Auch die Stadt Cēsis/Wenden unterstrich mit ihrem Siegel-/Wappenbild („Stadtmauer mit Krieger“) ihre Wehrhaftigkeit und Eigenständigkeit. Sne kolportiert im Zusammenhang mit den verbreiteten Stadtmauern als heraldisches Element in der Livländischen Zeit folgendes:
„Bei der Interpretation dieser Symbolik wird gewöhnlich betont, dass die Mauer die Stadt selbst, ihre Selbständigkeit, Bedeutsamkeit und ihre Kraft symbolisiert. Im Mittelalter waren viele Städte von einer Mauer umgeben, deshalb kann man annehmen, dass die in der Symbolik dargestellte Mauer das visuelle Bild der Stadt selbst widerspiegelt. Die Stadtmauer mit dem Tor wurde in den Städtewappen von Riga, Cēsis und Limbaži dargestellt und diese Symbolik blieb im Laufe der Jahrhunderte erhalten.“
Nach Sigita Sne steht der „Ritter (Krieger)“ im Siegel/Wappen der Stadt Cēsis sinnbildlich für das Rittertum im Zusammenhang mit dem Livländischen Orden
:
„Einmalig ist der Fall mit der Darstellung eines Ritters (Kriegers) in der Städtesymbolik Lettlands. Diese Figur, die in der heraldischen Symbolik von Cēsis sichtbar ist, ist mit der Herrschaft des Livländischen Ordens verbunden. Cēsis befand sich auf dem Territorium des Livländischen Ordens und die Auswahl der Symbolik sollte auf das Rittertum hinweisen, was in der mittelalterlichen Städteheraldik ziemlich verbreitet war.“
In Neuen Siebmacher verweist man dagegen darauf, dass in den alten Siegeln der Stadt Wenden gar kein „Ritter in voller Rüstung“ zu sehen ist, sondern ein „wehrhafter Bürger in Tracht“; die Umwandlung zum „Theaterritter“ hält man für eine Erfindung der neueren Heraldik:
„(..) Der Tracht nach ist es kein Ritter, sondern ein wehrhafter Bürger, vielleicht durch seine spitze Mütze als »Wende« charakterisiert, ganz im Sinne der Bildschriftmode jener Zeit, die überall, wo es anging, den deutschen Klang des eines Namens heraldisch ausbeutete (..) Neuerdings hat sich der Wende in einen Theaterritter verwandelt sogar mit bayerischen Raupenhelm (..).“
Siehe auch
Weblinks

Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Tālis Pumpuriņš: Cēsu Ģerbonis. Cēsu Pilsētas Ģerboņa Attīstības Un Lietošanas Vēsture (‚Cēsu Wappen [Wenden Wappen] – Geschichte seiner Entwicklung und seines Gebrauchs‘). 2017. ISBN 9789934847240. (lettisch; teilweise auch englisch und vereinzelt deutsch)
- ↑ Cēsis (town). In: www.heraldry-wiki.com. 22. September 2018, abgerufen am 3. August 2022 (englisch, Artikel: ‚Cēsis (Stadt)‘).
- ↑ 3,0 3,1 3,2 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, I. Band, 4. Abteilung, II. Teil; Städtewappen: Wappen der Städte und Märkte in Deutschland und den angränzenden Ländern; Verfasser: O. T. von Hefner, K. Gautsch, L. Clericus; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1883. S. 340. Tafel 327
- ↑ Artur Dirmeier: Mit Brief und Siegel: Beglaubigungsmittel an Donau und Rhein. In: Repräsentationen der mittelalterlichen Stadt. Jörg Oberste (Hrsg.) Regensburg, 2008. S. 193-212. ISBN 9783795421014.
- ↑ 5,0 5,1 Sigita Sne: Städteheraldik Lettlands im Mittelalter. In: Archiwum Główne Akt Dawnych i Wydawnictwo DiG (Hrsg.): Miscellanea Historico-Archivistica. Nr. XXIII, 2016, ISSN 0860-1054, S. 41–53 (edu.pl [abgerufen am 1. August 2022]).