Zirbelnuss
Zirbelnuss und Pinienzapfen (auch Pyr von lateinisch pirum ‚Birne‘ oder Kienapfel genannt; zu mhd. zirben, zirm für ‚Zirbelkiefer‘; lateinisch pinus zembra; französisch pignon, cone, pomme de pin; englisch cedar-nut; dem Symbol lag wohl ursprünglich der Pinienzapfen oder eine Birne zugrunde) sind in der Heraldik die Bezeichnungen für eine gemeine Figur in Form des geschlossenen, aufrecht stehenden Kiefernzapfens.
Das Wappenmotiv lehnt sich in der Darstellung an den Zapfen einer Zirbelkiefer beziehungsweise einer Pinie
an.
Geschichte und Symbolik
Ursprünglich war das Motiv Feldzeichen einer römischen Legion, die im Jahr 15 v. Chr. an einem Eroberungsfeldzug nach Rätien teilnahm. Ihr Feldlager Augusta Vindelicorum am Zusammenfluss von Lech und Wertach gilt als Keimzelle der heutigen Stadt Augsburg, in deren Wappen die Zirbelnuss auch heute noch zu finden ist („Stadtpyr”).
Der Begriff „Pyr“ geht offenbar auf das lateinische Wort für „Birne“ (pirum) zurück. Neben ihrer Verwendung als militärisches Feldzeichen und Stadtwappen zierte die Zirbelnuss in Rätien als Fruchtbarkeits- und Unsterblichkeitssymbol unzählige römische Pfeilergrabmäler. In diesem Zusammenhang geht sie auf den ägyptischen Isiskult sowie auf die Kulte des Dionysos und der Kybele zurück. Das Christentum deutet die Pinie als Lebensbaum und fasst den Pinienzapfen als Zeichen der Auferstehung und Unsterblichkeit auf.[1]
Im Augsburger Stadtgebiet begegnet man Zirbelnüssen auch heute noch auf Schritt und Tritt. Zahlreiche gemalte, gemeißelte oder gegossene Pyre zieren die vielen historischen Bauten der Augsburger Altstadt. Das vornehmste Exemplar - die große kupferne Zirbelnuss auf der Giebelspitze des Augsburger Rathauses - kündet seit Jahrhunderten vom Stolz und Selbstbewusstsein der Augsburger. Maximilian Gritzner wirft im 19. Jahrhundert die Frage auf, ohne sie zu beantworten, ob die Figur im Augsburger Wappen womöglich eine Tannenzapfenfigur ist:
„Ob das Wappen der Stadt Augsburg die „Zirbelnuss" (Tafel XXIII. Fig. 42.) ursprünglich nicht auch ein Tannzapfen war, lassen wir dahingestellt.“
Zirbelnuss im Wappen von Augsburg[3]
Durch ein Versehen wurden auch am Memminger Stadtbachgeländer gusseiserne Augsburger Zirbelnüsse angebracht.
Karolingische Zirbelnuss im Aachener Dom
Siehe auch
Weblinks
Dieser Artikel behandelt das heraldische Motiv. Informationen zur Zirbelkiefer beziehungsweise Pinie finden sich in der Wikipedia:
Einzelnachweise
- ↑ Eckard Bieger (S.J.): Pinie, Pinienzapfen – Symbol der Auferstehung, Artikel im Online-Portal kath.de, abgerufen am 26. August 2011
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 104. Tafel 23. Figur 42. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
- ↑ Siehe auch: Artikel zur Geschichte der sogenannten Zirbelnuss im Stadtwappen Augsburgs mit Quellenangaben im Portal Haus der Bayerischen Geschichte, abgerufen am 26. August 2011
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Zirbelnuss“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 26. Februar 2012 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.