Kiefer (Heraldik)

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Nadelbäume im Wappenwesen   
Siebmacher Tanne.jpg

Im Mittelalter und im älteren Wappenwesen wurde der Ausdruck „Tanne“ als großzügiger Sammelname für viele Nadelbäume benutzt (was in ähnlicher Weise für abgeleitete Begriffe wie „Tannenzweig“, „Tannenzapfen“ und so weiter gilt); daher sind heraldische Fichtenfiguren, Kiefernfiguren etc. von Tannenfiguren nicht immer klar zu unterscheiden, was gleichermaßen für alle Figuren gilt, die Teilen von Nadelbäumen nachempfunden sind (so ist beispielsweise eine Kieferzapfenfigur nicht immer von einer Tannenzapfenfigur zu unterscheiden). Erst in der neueren Heraldik grenzt man die entsprechende Wappenfiguren voneinander ab.

(Gemeine) Kiefer
 
In der Natur
 
In einer Forstkultur
 
In der Heraldik
(entwurzelt, nach Otto Hupp, 1896/98, Wappen Kieferstädtel/SośnicowiceW-Logo.png)
Kiefer im Wappen der Familie Forrer, Schaffhausen

Die Kiefer (auch Kieferbaum, Zirbelbaum, Föhre, Forlen oder ähnlich genannt; französisch pin; englisch fir, pine) ist in der Heraldik eine gemeine Figur.

Darstellung

Die Kiefer wird in der Heraldik als immergrüner, mehr oder weniger stilisierter Baum, je nach Kiefern-Art, Region des Wappenführenden und Stil des aufreißenden Wappenkünstlers sehr unterschiedlich dargestellt (beispielsweise mit einer ausladenden Baumkrone mit mehreren breiten Wipfeln, auch pinienartig mit einer pyramidalen Schirmform oder eher strauchartig, manchmal in verkrüppelter Form, mit Astwerk und Nadeln).

Erscheinen mehrere Kiefern in einem Wappen, sind die Anzahl und gegebenenfalls die Positionierung der einzelnen Bäume zu melden. Ausgerissene Kiefern mit Wurzeln sind als bewurzelt oder als entwurzelt zu beschreiben. Der Stamm kann andersfarbig sein. Neben stilisierten (heraldischen) Kiefern erscheinen in der neueren Heraldik natürlich wirkende Kiefern, die wie das reale Vorbild aussehen („natürliche Kiefer“). Diese Darstellung ist in der Wappenbeschreibung gegebenenfalls zu erwähnen.

Kieferteile

Auch Kieferzweig, Kieferast, Kieferblatt und andere Bestandteile der Kiefer werden manchmal als Motiv in Wappen geführt.

Kieferzapfen

Gelegentlich erscheinen die Fruchtzapfen einer Kiefer („Kienapfel“) in unterschiedlicher Anzahl und Form in Wappen. Der Kieferzapfen wird als Wappenmotiv vorwiegend in silber oder gold tingiert, erscheint aber auch in anderen heraldischen Farben. Die Zapfenspitze zeigt grundsätzlich nach oben, wenn er nicht mit einem Zweig im Schild ist. Andere Positionen sind zu melden (zum Beispiel „gestürzter Kieferzapfen“ für einen kopfstehenden Kieferzapfen). Die Zapfen können als Dreipass, 2:1, balkenweise oder in einer anderen heraldischen Symmetrie im Wappen stehen.

Kiefer(n)zapfen ist in der Heraldik die Bezeichnung für die stilisierte Darstellung des Zapfens der Kiefer. Je nach Quelle wird das Wappenmotiv aber auch Zirbelnuß oder anders genannt.

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Zirbelnuss

Kiefernzweig

Kiefernadelblatt

Kiefernkrone

Verbreitung, Verwendung, Abgrenzung

Das Wappenmotiv ist in vielen Ländern Europas verbreitet. Oft führen waldreiche Gemeinden im Wappenschild eine Kiefer, die gegenüber anderen Baummotiven in Wappen grundsätzlich gut abgrenzbar ist:

„Kiefern sind eindeutig durch ihre Astlage und die Nadelform zu bestimmen.“

Walter Leonhard (2003)[8]

Die heraldische Stilisierung einer Kiefer reicht in der Regel nicht aus, um eine spezifische Kiefern-Art, von denen es 111 gibt[9], exakt zu bestimmen. Für die Heraldik ist die Taxierung einer Kiefern-Art im Wappen nebensächlich, solange ein „einwandfreies Erkennen, ein klares Unterscheiden und ein sicheres Bestimmen“[8] der gemeinen Figur Kiefer gewährleistet ist.

Symbolik

Die Kiefer steht außerhalb der Heraldik (zum Beispiel in China) als Symbol für langes Leben, Beständigkeit und Selbstzucht. Gemeinsam mit Pflaume und Bambus zählt sie zu den drei Freunden des Winters. Innerhalb der Heraldik wird das Motiv „Kiefer“ als redendes Motiv verwendet, zum Beispiel bei den Orten „Kiefersfelden“, „Kieferstädtel“, „Sossenski“ und so weiter (slawisch und polnisch: "sosna" = die Kiefer[10], russisch = сосна, ausgesprochen: sasná).

Wappenbilderordnung

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Kiefern in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Kiefernzapfen in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Kieferäste, Kiefergeäst, Kieferzweige in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Blason ville fr Garidech (Haute-Garonne).svg Lemma Zirbelbaum. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).

Literatur

  1. Wappenbeschreibung: „In Silber auf grünem Boden eine grüne Kiefer, deren Stamm mit einem gesenkten, durchgehenden blauen Wellenbalken unterlegt ist.“
  2. Hohen Neuendorf: „In Gold auf grünem Berg eine grüne Kiefer mit schwarzem Stamm, beseitet von zwei Schilden: vorn in Rot ein silberner Balken (Wappen von Buch); hinten in Blau ein rot-gold-blauer Regenbogen begleitet von drei goldenen Sternen (2:1) (Wappen von Wins).“(Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg)
  3. Glienicke/Nordbahn: „Halb geteilt und gespalten von Rot, Silber und Blau, darin vorne oben das erste Viertel eines gold-bewehrten, silbernen Adlers mit goldenem Kleestengel auf dem Flügel und hinten eine bewurzelte goldenen Kiefer beseitet von je einer goldenen Kornähre.“(Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg)
  4. Wappenbeschreibung: „Auf grünem Grund ein goldener (gelber) Göpel; in den drei grünen Feldern je ein silberner (weißer) Kiefernzapfen.“ Quelle: Wappenbeschreibung Gemeinde Hürtgenwald
  5. Verliehen durch den Oberpräsidenten der Provinz Westfalen am 17. Februar 1939;
    Amtsblatt der Preußischen Regierung in Minden, Jahrgang 1939, Stück 10 (= 11. März 1939), S. 50.
  6. Stadt Lübbecke: Das Wappen der Stadt Lübbecke
  7. Wappenbeschreibung: „Unter grünem Schildhaupt, darin drei silberne Kienäpfel balkenweise, in Gold eine schwarze Libelle mit blauen Flügeln nach der Figur begleitet von zwei schwarzen Rohrkolben mit abgeknickten Blättern. “
  8. 8,0 8,1 Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7
  9. Nach Gernandt et al.: David S. Gernandt, Gretel Geada López, Sol Ortiz García, Aaron Liston: Phylogeny and classification of Pinus, In: Taxon, Band 54, 2005, S. 29–42: Fulltext-PDF, 442kB.
  10. Pons Deutsch-Polnisch