Askanier

Aus Heraldik-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Askanier sind ein ostsächsisches (ostfälisches) Fürstengeschlecht. Der Name leitet sich von der latinisierten Form Ascharia ihres Sitzes in Aschersleben ab. Sie waren seit dem 11. Jahrhundert im östlichen Stammesherzogtum Sachsen ansässig.

Geschichte

Nach der Familientradition beginnt die Geschichte der Askanier um das Jahr 1000, als Mitglieder der suebischen (schwäbischen) Adelsfamilie Beringer im Nordharzgebiet (Schwabengau) sich mit den benachbarten sächsischen Fürstenhäusern verheirateten und die Grafschaft Aschersleben in Besitz nahmen. Vorher herrschte über viele Jahrhunderte tiefe Feindschaft zwischen dem Adel der schwäbischen Ureinwohner (Sueben) und dem der Sachsen, die zur Zeit der Völkerwanderung von Norden her in das Gebiet eingewandert waren, und die nicht nach Süddeutschland abgewanderten Teile der Sueben teilweise aus ihrer Heimat vertrieben und in den unwegsamen Harz verdrängt hatten.

Als erster Vertreter des Geschlechts erscheint 1036 Graf Esico von Ballenstedt.

Albrecht der Bär, Denkmal Zitadelle Spandau, Berlin

Der Urenkel von Esico und Sohn von Graf Otto dem Reichen von Ballenstedt, Albrecht der Bär (Albrecht I.), (um 1100 bis 1170), erbte 1150 die Mark Brandenburg von Pribislaw. Da Jaxa von Köpenick ihm das Erbe streitig machte, eroberte Albrecht am 11. Juni 1157 die Burg Brandenburg vom Sprewanenfürsten Jaxa von Köpenick und nannte sich am 3. Oktober 1157 erstmals „Markgraf in Brandenburg“ und rief Siedler ins Land.

1231 erhielten die Brandenburger Markgrafen Johann I. und Otto III. Volljährigkeit und somit die Mark Brandenburg, sowie Pommern vom Kaiser Friedrich II. in Ravenna.

Unter den Söhnen von Albrecht dem Bären begann die Zersplitterung der askanischen Macht.

  • Sein Nachfolger als Markgraf war Otto I. von Brandenburg. Otto I. setzte die expansionistische Ostpolitik der Askanier fort. Bis 1300 gelang es den Askaniern, die Mark Brandenburg bis zur Oder zu erweitern. Zwischen 1253 und 1262 wurden die brandenburgischen Askanier auch Landesherren der Oberlausitz (bis 1319).
    Nach dem Aussterben der brandenburgischen Askanier 1320 beanspruchte der Wittenberger Herzog Rudolf I. als Askanier auch das Brandenburgische Lehen, da er das Markgrafentum schon seit dem Tod Waldemars verwaltet hatte. Da er jedoch bei den Kaiserwahlen 1308 und 1314 die Konkurrenten des herrschenden Kaisers, Ludwig des Bayerns unterstützt hatte, gab dieser zu Stärkung seiner Hausmacht seinem Sohn Ludwig I. das mit der Kurfürstenwürde verbundene Lehen.
  • Erzbischof Siegfried I. von Bremen.
  • Hermann I. (1140–1176) begründete die jüngere Linie der Grafen von Weimar-Orlamünde.
  • Herzog Bernhard von Sachsen war zunächst nur Erbe des anhaltischen Stammlandes. Als Herzog von Sachsen herrschte er außerdem ab 1180 über Teile des untergegangenen alten Herzogtums Sachsen an der mittleren Elbe, nämlich über die Gebiete Lauenburg und Wittenberg, die 1260 erbgeteilt wurden. Bis 1422 führten die Wittenberger Askanier den Titel eines Herzogs von Sachsen. Später wurden sie zu Kurfürsten erhoben. Die Kurwürde ging nach dem Aussterben der Wittenberger Askanier (1422) 1423 an die meißnischen Wettiner über - vergleiche dazu auch Geschichte Sachsens. Von 1260 bis 1689 waren Askanier Herzöge von Sachsen-Lauenburg.
  • Nach Herzog Bernhards Tod entstand 1212 das Fürstentum Anhalt, das die askanische Stammlinie regierte, das aber bald der Erbteilung anheimfiel. Erst 1570 war das Fürstentum wieder vereint, 1603 aber bereits wieder geteilt. Mit dem Aussterben der männlichen Linie Anhalt-Zerbst 1793, der männlichen Linie Anhalt-Köthen 1847 und der männlichen Linie Anhalt-Bernburg 1863 konnte die Linie Anhalt-Dessau (seit 1807 Inhaber der Herzogswürde) sämtliche anhaltischen Länder zum „Herzogtum Anhalt“ vereinigen und bis zur Novemberrevolution von 1918 regieren.

Bekanntere Mitglieder der Anhalter Linien waren Zarin Katharina II. von Russland (geb. Prinzessin Sophie Friederike von Anhalt-Zerbst), Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen, der Gründer der Fruchtbringenden Gesellschaft, der Alte Dessauer (Fürst Leopold von Anhalt-Dessau) und Leopold Friedrich Franz, Gründer des Wörlitzer Parks. Der letzte regierende Herzog Joachim Ernst, 1918 für wenige Monate minderjährig auf den Thron gelangt, starb 1947 in sowjetischer Internierung. Sein Sohn Eduard ist der derzeitige Chef des Hauses.

Die Askanier führten, anders als andere Fürstengeschlechter, erst 1727 das Prinzip der Primogenitur ein, so dass ihre Länder bis dahin immer unter allen Söhnen aufgeteilt wurden, was zur politischen Zersplitterung des Herrschaftsgebiets führte und somit den Einfluss der Askanier im Heiligen Römischen Reich minderte.

(Neben-)Linien der Askanier

Bis auf den anhaltischen sind die askanischen Zweige ausgestorben. Jeweiliges Ende der Zweige:

Liste der Herzöge und Fürsten von Anhalt

Askanische Grafen zu Weimar-Orlamünde

Herrschaft Name
1112–1113 Siegfried I.
1113–1123 Siegfried II.
1124–1134 Wilhelm
1134–1170 Albrecht I. (auch: Albrecht der Bär)
1170–1176 Hermann I. (eigentliche Begründung der askanischen Linie Weimar-Orlamünde)
1176–1206 Siegfried III.
1206–1245 Albrecht II. (Regentschaft gemeinsam mit seinem Bruder Hermann)
1206–1247 Hermann II. (bis 1245 Regentschaft gemeinsam mit seinem Bruder Albrecht)

Askanische Grafen zu Orlamünde

Herrschaft Name
1247–1283 Hermann III.

Askanische Grafen zu Weimar

Herrschaft Name
1247–1285 Otto III.
1285–1319 Hermann IV.
1285–1305 Otto IV.
1305–1340 Otto VI.
1340–1365 Friedrich I.

Askanische Herzöge von Sachsen

Herrschaft Name
1112–1114 Otto von Ballenstedt (war verheiratet mit der Tochter des Billungers Magnus, Herzog von Sachsen)
1138–1142 Albrecht I. (auch: Albrecht der Bär)
1180–1212 Bernhard III. von Sachsen
1212–1260 Albrecht I. von Sachsen
1260–1296 Albrecht II. und Johann I. (1260–1282) bzw. Johann II. (1282–1296), Albrecht III. (1282–1296) sowie Erich I. (1282–1296)
im Jahr 1296 erfolgt die endgültige Teilung in die Herzogtümer Sachsen-Wittenberg (mit der Kurwürde) und Sachsen-Lauenburg

Askanische Herzöge und Kurfürsten
zu Sachsen-Wittenberg

Herrschaft Name
1296–1298 Albrecht II.
1298–1356 Rudolf I.
1356–1370 Rudolf II.
1370–1388 Wenzel I.
1388–1419 Rudolf III.
1419–1422 Albrecht III.
Am 6. Januar 1423 kam Sachsen-Wittenberg mit Friedrich I. an das Haus Wettin, weil Albrechts Ehe kinderlos blieb

Askanische Herzöge
zu Sachsen-Lauenburg

Herrschaft Name
1296–1321 Johann II. (ab 1305 Linie Bergedorf-Mölln)
1296–1308 Albrecht III.
1296–1361 Erich I. (ab 1305 Linie Ratzeburg-Lauenburg)
1321–1343 Albrecht IV. (Linie Bergedorf-Mölln)
1343–1356 Johann III. (Linie Bergedorf-Mölln)
1356–1370 Albrecht V. (Linie Bergedorf-Mölln)
1361–1368 Erich II. (Linie Ratzeburg-Lauenburg)
1368–1412 Erich IV. (Linie Ratzeburg-Lauenburg; 1401 Erbe des Bergedorf-Möllner Anteils)
1370–1401 Erich III. (Linie Bergedorf-Mölln; nach seinem Ableben geht der Bergedorf-Möllner Anteil an die Linie Ratzeburg-Lauenburg)
1412–1436 Erich V.
1436–1463 Bernhard II.
1463–1507 Johann IV.
1507–1543 Magnus I.
1543–1581 Franz I.
1581–1603 Magnus II.
1603–1619 Franz II.
1619–1656 August
1656–1665 Julius Heinrich
1665–1666 Franz Erdmann
1666–1689 Julius Franz

Askanische Fürsten von Lüneburg

Herrschaft Name
1370–1385 Albrecht von Sachsen-Wittenberg
(erbte von seinem Großvater mütterlicherseits Wilhelm II. (Braunschweig-Lüneburg), regierte zusammen mit seinem Onkel Wenzel)
1370–1388 Wenzel I. von Sachsen-Wittenberg (auch: Kurfürst)
im Jahr 1388 erbten Albrechts Stiefsöhne aus dem Welfenhause

Askanische Markgrafen von Brandenburg

Siehe auch: Geschichte Brandenburgs, Liste der Figurengruppen in der Berliner Siegesallee

Herrschaft Name
1150–1170 Albrecht I. (auch: Albrecht der Bär)
1170–1184 Otto I.
1184–1205 Otto II. (auch: Otto der Freigiebige)
1205–1220 Albrecht II.
1220–1266 Johann I.
1220–1267 Otto III. (auch: Otto der Fromme)
1266/67 - 1308 Otto IV. (auch: Otto mit dem Pfeil)
1308–1319 Waldemar (auch: Waldemar der Große)
1319–1320 Heinrich II. (auch: Heinrich der Jüngere)

Askanische Fürsten und Herzöge zu Anhalt

Herrschaft Name
1160–1170 Albrecht I. (auch: Albrecht der Bär)
1170–1212 Bernhard III. von Sachsen
1212–1252 Heinrich I. von Anhalt
Teilung des Gebietes in Anhalt-Aschersleben, Anhalt-Bernburg und Anhalt-Köthen

Anhalt-Aschersleben

Anhalt-Bernburg

Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym

Anhalt-Harzgerode

  • 1635–1670 Friedrich
  • 1670–1709 Wilhelm (Land fällt wieder an Anhalt-Bernburg)

Anhalt-Köthen

Land fällt an die Linien Anhalt-Bernburg und Anhalt-Dessau (von Anhalt-Dessau verwaltet). Auf eine Teilung wird in Hinblick auf das absehbare Erlöschen der Anhalt-Bernburger Linie und den dann eintretenden Erbfall an Anhalt-Dessau verzichtet.

Anhalt-Plötzkau

  • 1544–1553 Georg III., der Gottselige (Land fällt wieder an Anhalt-Zerbst)
  • 1611–1653 August (durch Ausgliederung von Anhalt-Bernburg)
    • 1653–1654 Leberecht u. Emanuel (regieren vormundschaftlich für ihren Bruder Ernst Gottlieb)
  • 1653–1654 Ernst Gottlieb
  • 1654–1665 Leberecht u. Emanuel gemeinschaftlich (Übernahme von Anhalt-Köthen; Anhalt-Plötzkau geht an Anhalt-Bernburg zurück)

Anhalt-Köthen-Pless

Anhalt-Zerbst

Anhalt-Dessau

Anhalt

Nach dem Erlöschen der Linien in Köthen (1847) und Bernburg (1863) wurden sie, zusammen mit Anhalt-Dessau, 1863 zu einem Herzogtum Anhalt vereinigt.
Herrschaft Name
1863–1871 Leopold IV.
1871–1904 Friedrich I.
1904–1918 Friedrich II.
1918 Eduard
1918 Joachim Ernst

Chefs des Hauses Anhalt

Herrschaft Name
1918–1947 Joachim Ernst
1947–1963 Leopold Friedrich Franz
seit 1963 Julius Eduard

Askanische Äbtissinnen

Stift Gernrode

Stift Gandersheim

Eine Askanierin auf dem Zarenthron

  • 1729–1796 Katharina II., geborene Prinzessin von Anhalt-Zerbst erwarb durch einen gelungenen Staatsstreich die Russische Zarenkrone.

Siehe auch

Weblinks

Quellenhinweis

Muster-Wappenschild-Info.png

Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Askanier“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 21. Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.