Butzen (Heraldik)

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Muster: Butzen
Muster: Butzen, ausnahmsweise mit angedeuteter kreisrunder Subtextur („Samenstand“)
Goldener Butzen in einer silbernen Rose

Im Allgemeinen bezeichnet Butzen im Wappenwesen das (annähernd) kreisrund dargestellte, nicht weiter differenzierte Blüteninnere beziehungsweise die mehr oder weniger runde Mitte einer stilisierten heraldischen Blütenfigur in der AufsichtW-Logo.png (auch bebutzt beziehungsweise Sa(a)menbutzen, Sa(a)menkapsel, Bolzen, Putzen, Plätzlein, Knopf, Plötzlein oder ähnlich genannt; frz.: boutonnée).

In einem spezielleren Sinn wird nur das kreisrund dargestellte Blüteninnere der Rose so genannt.

Butzen, früher auch „Putzen“ geschrieben, oder „Saamenbutzen“ einer Blume, namentlich der Rose ist die Saamenkapsel oder der Fruchtboden in der Mitte derselben, welcher mitunter in abstechender Tinctur erscheint.“

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[1]

Butzen (das Innere) - der Kelch - der Rose.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Darstellung

Bebutzt

Bevorzugt wird der Butzen in den heraldischen Metallfarben (Gold oder Silber) dargestellt. Oft wird der Butzen hervorgehoben, indem er in einer Tinktur erscheint, die von der Blüten-Gesamtfigur absticht. Dies sollte in der Wappenbeschreibung besonders erwähnt werden (zum Beispiel: silbern bebutzt = „mit einem silbernen Butzen versehen“).

Die zahlreichen kleinen, nicht verwachsenen „Fruchblätter“, die am Grund oder an der Wand des Blütenbechers einer echten Blume/Rose sitzen können und die „Samenanlagen“ werden bei einer heraldischen Blütenfigur gewöhnlich ignoriert; heraldisch ohne Bedeutung sind angedeutete kreisrunde bis gitterartige (schwarze) Subtexturen, die in manchen Aufrissen erscheinen und Versuche sind, sich echten Blumenvorbildern anzunähern, ohne die heraldischen Stilisierung allzu naturalistisch oder realistisch erscheinen zu lassen.

Besamt

Der Ausdruck besamt (französisch boutonnée) bedeudet in einem allgemeinen Sinn „mit Knospen“ (zum Beispiel beim Rosenstock), wird aber in der Heraldik meist in folgender Bedeutung verwendet:

Besamt: heisst eine Blume, namentlich die Rose, deren „Butzen“ oder Saamenbutzen eine andere Tinctur hat, als die Blume selbst.“

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[3]

besamt: eine Blüte, deren Inneres in einer anderen Farbe als die Blütenblätter gehalten ist.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[4]

Bebutzt versus Besamt

In der heraldischen Terminologie des 19. Jahrhunderts (evtl. auch schon früher) wird der Ausdruck „bebutzt“ synonym zum Begriff „besamt“ verwendet, wenn der Butzen eine andere heraldische Farbe als der Rest der Blumenfigur besitzt. In der neueren Heraldik wird empfohlen, auf den Ausdruck „besamt“ bei der Beschreibung einer heraldischen Rose zu verzichten:

„(..) Da „Butzen“ ganz allgemein ein rundes oder vorgewölbtes „Ding“ (Flaschenbutzen, Butzenscheiben) bezeichnet, ist der Ausdruck ohne botanische Vertiefung der Betrachtung absolut geeignet. „Bebutzt“ meint immer die Blütenmitte, die Verwendung des Ausdrucks für Kelchblätter etc. ist falsch. Ebenso findet man in der Fachsprache den Ausdruck „besamt“ für die Mitte. Diesen Ausdruck halte ich für ungeeignet. Selbst dem botanisch nicht vorbelasteten Besucher eines mittelalterlichen Burggartens dürfte nach spätestens einer Saison vertraut sein, daß seine Rosa canina ihre wunderschönen rosa Blüten nach der Bestäubung und Befruchtung verliert und daß dann erst langsam die Hagebutte heranreift. Man sieht also entweder die rosa Blütenblätter oder die Hagebutte, aber nicht beides zusammen. Betrachten wir es nun botanisch, wird der Ausdruck noch ungeeigneter: Denn eine Hagebutte ist eine Scheinfrucht, eine Sammelnußfrucht. Der Blütenboden quillt fleischig auf, und innendrin sind die eigentlichen Früchte, Nußfrüchte, eingebettet. Erst wenn man davon die äußerste Schicht wegdenkt, kommt man an den Samen. Was wir bei einer Hagebutte sehen, ist also weder ein Samen noch eine Frucht, sondern der aufgeblähte Blütenboden. Der Ausdruck „besamt“ oder „Samenstand“ wird verwendet, gilt als heraldisch korrekt, ist aber ungeeignet. Wir sollten die Freiheit nutzen, unsere botanische Bildung zu berücksichtigen und „bebutzt“ verwenden. Ebenso falsch ist es jedoch, die Mitte als „bespitzt“ anzusprechen, wie die Kelchblätter als „bebutzt“.“

Bernhard Peter (2009-2011)[5]

Wappenbilderordnung

  • Der Ausdruck bebutzt wurde zusammen mit dem Ausdruck besamt in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Notwendige Teile ganzer Figuren bei andersfarbiger Darstellung unter der Nr. -835 aufgenommen.

Einzelnachweise

  1. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 24.
  2. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 208
  3. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 17.
  4. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 62 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  5. Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Die heraldische Rose



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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag (Heraldik) „Butzen (Heraldik)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 26. August 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine (Heraldik)&action=history Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.