Fürstenhaus Fürstenberg

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Wappen der Fürstenberg an der Donauquelle

Die Fürstenberg, bis 1918 Fürsten zu Fürstenberg, sind ein süddeutsches Adelsgeschlecht des Hochadels, dessen Besitzungen in Deutschland zwischen Schwarzwald, Hochrhein, Bodensee und der Schwäbischen Alb lagen und teils auch heute noch liegen. Darüber hinaus hatten die Fürstenberg große Besitzungen in den österreichischen Erblanden inne – besonders in Böhmen.

Mit dem Fürstentum Fürstenberg beherrschten sie bis 1806 eines der größten Territorien des deutschen Südwestens. Internationalen Ruf erlangten die Fürstenberg unter anderem durch die Fürstlich Fürstenbergische Brauerei, als Eigentümer einer der größten privaten Kunstsammlungen in Europa sowie als Gründer und Patron der Donaueschinger Musiktage und der Donaueschinger Reitturniere. Seit dem Jahre 2002 stehen Heinrich Fürst zu Fürstenberg und Christian Erbprinz zu Fürstenberg dem Hause vor. Residenz der Familie ist seit 1723 Donaueschingen. Mit dem Schloss Heiligenberg besitzt das Haus Fürstenberg daneben eines der bedeutendsten Denkmäler der Renaissance nördlich der Alpen. Die wirtschaftlichen Grundlagen der Familie liegen vor allem in einem umfangreichen Waldbesitz.

Die Familie ist nicht mit den Freiherren von Fürstenberg aus Westfalen verwandt.

Geschichte

Das Fürstentum vor der Mediatisierung
Das Fürstenberg-Wappen von Johann Siebmacher
Grenzstein zwischen Fürstenberg und dem Kloster St. Blasien (1767)
Fürstenberger Stammtafel bis 1860

Die Grafen und Fürsten zu Fürstenberg lassen sich mit einiger Wahrscheinlichkeit auf die fränkische Grafenfamilie der Unruochinger zurückführen, die zur Zeit Karls des Großen im deutschen Südwesten wichtige Funktionen in der Landesverwaltung innehatte. Eindeutig nachweisbar sind die Fürstenberg seit dem 11. Jahrhundert als Grafen von Urach auf der Schwäbischen Alb und in der Gegend des mittleren Neckars.

Die Fürstenberg sind eine Seitenlinie der Grafen von Urach. Der mit Agnes, Tochter Bertholds IV. von Zähringen, verheiratete Graf Egino IV. von Urach erbte 1218 einen großen Teil des Besitzes der Herzöge von Zähringen, da Berthold V. kinderlos verstorben und somit die Zähringer Hauptlinie erloschen war. Die Erbschaften auf der Baar und im Schwarzwald bildeten den Grundstock der Seitenlinie der Fürstenberg. Graf Konrad begründete mit den zähringischen Gütern im Breisgau die Linie der Grafen von Freiburg. Sein jüngerer Bruder Heinrich übernahm das zähringische Erbe im Kinzigtal, im Schwarzwald und auf der Baar und nannte sich nach der Burg auf dem „fürdersten Berg“ des Höhenzuges Länge bei Neudingen Graf von Fürstenberg. Er wurde so zum Stammvater der Fürstenberg.

Während sich die Grafen von Freiburg vor allem in der Auseinandersetzung mit der Bürgerschaft der aufstrebenden Stadt Freiburg und den Habsburgern aufrieben und schließlich im 15. Jahrhundert ausstarben, gelang den Fürstenberg dank der engen Anlehnung an das Haus Habsburg, einer klugen Heiratspolitik und mehrerer günstiger Erbgänge eine Vervielfachung ihres territorialen Besitzes. Seit dem ausgehenden Mittelalter erwarb das Haus nicht nur den späteren fürstenbergischen Residenzort Donaueschingen mit der hochbedeutsamen Donauquelle (1488), sondern auch so wichtige Territorien wie die Grafschaften Heiligenberg (1543) und Stühlingen (1637/39) oder die Herrschaften Trochtelfingen und Jungnau (1543), Meßkirch, Wildenstein, Gundelfingen und Neufra (1627/36) sowie Hewen (1637/39). Die niederösterreichische Herrschaft Weitra im Waldviertel gelangte 1607 an die Familie Fürstenberg, die bis 1848 die Grundherrschaft innehatte und immer noch Eigentümer des Schlosses und des dazu gehörigen Großgrundbesitzes in der Umgebung ist.

Eine größere Machtsteigerung der Familie resultierte aus diesen territorialen Zugewinnen allerdings zunächst nicht. In Erbteilungen wurden diese Territorien immer wieder auf verschiedene Linien aufgeteilt. Erst Fürst Joseph Wilhelm Ernst zu Fürstenberg-Stühlingen (1699–1762) gelang nach dem Aussterben der Linien in Heiligenberg (1716) und Meßkirch (1744) die Zusammenfassung der verschiedenen Herrschaftsgebiete zu einem fürstenbergischen Staat mit einheitlicher Verwaltung. Dabei wurde das 1488 erworbene Donaueschingen als neue Residenz ausgebaut. Bis zur Vereinigung der beiden badischen Markgrafschaften Baden-Durlach und Baden-Baden 1771 bildete Fürstenberg das zweitwichtigste Territorium im deutschen Südwesten.

Während der Reformation trat Graf Wilhelm von Fürstenberg 1537 zum evangelischen Glauben über, bereits 1549 erfolgte jedoch die Rückkehr zur römisch-katholischen Kirche. Das Fürstenhaus konnte sich in seinen Territorien gegenüber dem ansässigen niederen Adel vollständig durchsetzen.[1] Am 31. Oktober 1723 war die Hauptstadt und Residenz von Stühlingen nach Donaueschingen verlegt worden, weil es zum Ueberblicke der Angelegenheiten besser gelegen als das entfernte Stühlingen.[2]

Durch Vereinigung aller Herrschaften unter dem „Fürst zu Fürstenberg“ Josef Wilhelm Ernst entstand 1744 ein mit größeren deutschen Territorialstaaten vergleichbares Gebilde, dem es jedoch an territorialer und administrativer Geschlossenheit sowie äußerer Machtstellung fehlte. Die Herrschaft hatte etwa 85.000 Einwohner und war in 14 Oberämter gegliedert. Der Regierung in Donaueschingen gehörten ein Kanzler, drei Hof- und zwei Kammerräte, sowie der fürstliche Archivar an. Ihr unterstanden das Hofzahlamt und die Finanzverwaltung.[3] Fürst Josef Wilhelm Ernst mischte sich als kaiserlicher Prinzipalkommissar nur wenig in die Verwaltung seines Territoriums ein. Nachdem ihm als Parteigänger Karls VII. im Österreichischen Erbfolgekrieg die Güter seiner Frau Maria Anna Gräfin von Waldstein in Böhmen konfisziert worden waren, trat er für eine rasche Beendigung des Krieges ein. Er führte im Auftrag des Kurfürsten wenig erfolgreich Friedensverhandlungen mit Maria Theresia.[4]

Fürst Karl Joachim Aloys Franz de Paula floh 1798 und 1800 vor den französischen Truppen auf seine Besitzung nach Weitra. Nach dem frühen Tod des Fürsten wurde 1806 das fürstenbergische Territorium aufgrund der Rheinbundakte im Gefolge des Reichsdeputationshauptschlusses mediatisiert und großteils dem Großherzogtum Baden zugeschlagen. Der am linken Donauufer gelegene Landesteil ging an Hohenzollern-Hechingen.[5]

In Österreich-Ungarn hatten Mitglieder der Familie hohe und höchste Ämter inne, so etwa das des Fürsterzbischofs von Olmütz oder des Bischofs von Brünn.

1896 starb die schwäbische Stammlinie aus, die Leitung des vereinigten fürstlich fürstenbergischen Hauses ging auf Max Egon II. zu Fürstenberg über.

Der Verlust ihrer traditionellen Herrschaftsrechte tangierte die Stellung der Familie allenfalls kurzfristig. Fürst Karl Egon II. brachte durch eine dynastische Verbindung mit dem großherzoglich-badischen Haus seinen Status als erster Standesherr in Baden zum Ausdruck. Sein Sohn Karl Egon III. organisierte das fürstenbergische Forst- und Hüttenwesen streng nach privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten. Binnen weniger Jahre stieg er dadurch zu einem der reichsten Männer in Deutschland auf. Fürst Max Egon II. schließlich wandte seine Aufmerksamkeit vor allem der Fürstenbergbrauerei zu und baute sie zu einer der größten Brauereien des Deutschen Reiches aus („Tafelgetränk S.M. des Kaisers“). Was das Haus durch die Mediatisierung an staatlicher Stellung verloren hatte, versuchte es daneben durch kulturelle und soziale Aktivitäten auszugleichen. Mit den fürstlichen Instituten für Kunst und Wissenschaft, bestehend aus Sammlungen, Archiv und Hofbibliothek, errichteten die Fürsten Karl Egon II. (1796–1854) und Karl Egon III. (1820–1892) eine der größten Privatsammlungen in Europa und machten diese der Öffentlichkeit zugänglich. Von Beginn der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts an wurde die einzigartige und kulturhistorisch hochbedeutende Hofbibliothek Donaueschingen jedoch schrittweise veräußert. Zunächst kam es zum Verkauf einzelner, z. T. herausragender Handschriften. Während die verbliebenen Handschriften und Musikalien vom Land Baden-Württemberg 1992 geschlossen erworben wurden, wurde das übrige, darunter die einzigartige Inkunabelsammlung und der geschlossene Bestand der über 11000 Drucke umfassenden Sammlung des berühmten Bibliophilen und Nestors der Altgermanistik, des in morganatischer Ehe mit der verwitweten Fürstin Elisabeth von Fürstenberg (1767–1822) verbundenen Freiherrn Joseph von Laßberg (1770–1865), von 1994 bis 2002 in mehreren Tranchen über verschiedene Auktionshäuser versteigert, nachdem Verhandlungen mit dem Land Baden-Württemberg über einen geschlossenen Ankauf gescheitert waren und dieses lediglich einen Teil der Inkunabeln vorab erworben hatte.[6]

1921 schließlich etablierte Fürst Max Egon II. (1863–1941) die Donaueschinger Musiktage, die sich zum wichtigsten Forum für zeitgenössische Musik entwickeln konnten. Unter dem Patronat des Fürsten Joachim zu Fürstenberg (1923–2002) erlangten seit 1954 auch die Donaueschinger Reitturniere internationale Bedeutung. Um Donaueschingen besitzen die Fürstenberg noch heute umfangreiche Güter. Größere Teile dieses wirtschaftlichen und kulturellen Imperiums, darunter die Brauerei (2004) und die Sammlungen mittelalterlicher Tafelgemälde sowie die Handschriften und Inkunabeln (s. o.), wurden im 20. Jahrhundert veräußert. Weitere Fürstenberger Schlösser sind das Schloss Heiligenberg nördlich des Bodensees und das Schloss Hohenlupfen in Stühlingen. Seit dem Jahre 2002 stehen Heinrich Fürst zu Fürstenberg und Erbprinz Christian dem Hause Fürstenberg vor.

Stammlinie der Fürstenberger Linie zu Meßkirch-Wildenstein

  • 1.1 Wratislaus I. † 1642, Sohn des Christoph II. von Fürstenberg, Stifter der Fürstenberger Linie zu Meßkirch-Wildenstein, ∞ a) Johanna Eleonora, Tochter des Froben Freiherr zu Gundelfingen, Erbin von Meßkirch und Wildenstein ∞ b) Franzisca Carolina Gräfin zu Helfenstein
  • 2.1 Franz Christoph † 1671
  • 3.1 Froben Ferdinand 1671–1735/† 1741
  • 4.1 Karl Friedrich 1735–1744, stirbt kinderlos
    • 3.2 Karl Egon
    • 3.3 Philipp Karl
    • 2.2 Froben Maria
    • 2.3 Ferdinand Rudolf

Fürsten zu Fürstenberg aus der Stühlinger Linie

  • Josef Wilhelm Ernst (1699–1762)
  • Josef Wenzel (1728–1783)
  • Joseph Maria Benedikt Karl (1758–1796)
  • Karl Joachim Aloys Franz de Paula (1771–1804)[7]

Grafen und Fürsten von Fürstenberg-Heiligenberg

Joachim Graf zu Fürstenberg (1538–1598)
Carl Egon II. Fürst zu Fürstenberg (1796–1854)

Die Grafschaft Fürstenberg-Heiligenberg wurde 1559 von der Grafschaft Fürstenberg-Baar abgespalten. Von Fürstenberg-Heiligenberg spaltete sich 1617 die Linie Fürstenberg-Donaueschingen ab, die jedoch bereits 1698 zum mittlerweile (1664) zum Fürstentum erhobenen Fürstenberg-Heiligenberg zurückfiel. Die gesamte Linie fiel 1716 an die Fürsten von Fürstenberg-Fürstenberg.

Weitere bedeutende Persönlichkeiten des Hauses

Einzelnachweise

  1. Friedrich Uhlhorn, Walter Schlesinger: Die deutschen Territorien. (= Handbuch der deutschen Geschichte 13) dtv, München 1984, ISBN 3-423-04213-3, S. 176.
  2. Ernst Münch, Karl Fickler: Geschichte des Hauses und des Landes Fürstenberg. Band 4, Karlsruhe 1847, S. 244.
  3. Hansmartin Schwarzmaier (Hrsg.): Handbuch der Baden-württembergischen Geschichte. Band 2: Die Territorien im alten Reich. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 1995, ISBN 3-608-91466-8, S. 345.
  4. Alois Schmid: Max III. Joseph und die europäischen Mächte. Die Außenpolitik des Kurfürstentums Bayern von 1745–1765. Verlag Oldenbourg, München 1987, ISBN 3-486-53631-1, S. 23 und passim.
  5. László Strauss-Németh: Johann Wenzel Kalliwoda und die Musik am Hof von Donaueschingen. Verlag Olms, Hildesheim 2005, ISBN 3-487-12975-2, Band 1: S. 15ff.
  6. Felix Heinzer (Hrsg.), Bewahrtes Kulturerbe "Unberechenbare Zinsen". Katalog zur Ausstellung der vom Land Baden-Württemberg erworbenen Handschriften der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek. Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart 1993; Klaus Graf, Der Tradition nicht verpflichtet. Ein Nachruf auf die Inkunabelsammlung der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek zu Donaueschingen. In: Badische Heimat 75 (1995), S. 319-331. Eine durchgesehene und aktualisierte Fassung mit Literaturnachträgen und einer Stellungnahme über die Eigenschaft der Laßbergschen Bibliothek als Kulturdenkmal ist unter www.histsem.uni-freiburg.de/mertens/graf/don.htm abrufbar.
  7. Stammtafel

Literatur

  • Autorenkollektiv: Fürstlich Fürstenbergischer Forstbetrieb. In: Allgemeine Forst Zeitschrift (AFZ), Sonderheft. 39. Jahrgang, Heft 25/26, 1984.
  • Erwein H. Eltz: Die Modernisierung einer Standesherrschaft. Karl Egon III. und das Haus Fürstenberg in den Jahren nach 1848/49, Sigmaringen 1980.
  • Erwein H. Eltz, Arno Strohmeyer (Hrsg.): Die Fürstenberger. 800 Jahre Herrschaft und Kultur in Mitteleuropa. (=Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung 1994), Korneuburg 1994.
  • Siegmund Riezler: Geschichte des Fürstlichen Hauses Fürstenberg und seiner Ahnen bis zum Jahre 1509. Tübingen 1883.
  • Georg Tumbült: Das Fürstentum Fürstenberg von seinen Anfängen bis zur Mediatisierung im Jahre 1806. Freiburg 1908.
  • Andres Wilts: „Ausgelöscht aus der Zahl der immediaten Reichsfürsten“. Die Mediatisierung und Neupositionierung des Fürstentums Fürstenberg 1806. In: Casimir Bumiller (Hrsg.): Adel im Wandel. 200 Jahre Mediatisierung in Oberschwaben. Katalog zur Ausstellung in Sigmaringen vom 13. Mai bis 29. Oktober 2006. Verlag Thorbecke, Ostfildern 2006, ISBN 978-3-7995-0216-0, S. 333–348.

Weblinks

Commons: Fürstenhaus Fürstenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


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