Hacke (Werkzeug)
Eine Hacke, landwirtschaftlich auch Hau, Haue, regional, vor allem oberdeutsch und österreichisch-deutsch auch Heindl, Heinl, Häundl, Häunl, Harke oder Krampen genannt, abgewandelt auch Karst, ist ein Handwerkzeug zur Bodenbearbeitung, insbesondere zur Lockerung und zum Lösen des Bodens.
Bauweise und Ursprung
In Unterscheidung zum Pickel (Spitzhacke, Pickhacke) besteht die Hacke aus einem quer geschäfteten „Blatt“, an dessem hinteren Ende sich zur Aufnahme des Stiels entweder eine ringförmige Öse (das „Haus“) oder eine „Dülle“ befindet, in die der Stiel eingesteckt wird. Bei vielen Bauformen „mit Haus“ wird das Hackenblatt vom Griff her auf den Stiel gesteckt und nicht durch Gegenkeile, sondern durch die Verbreiterung des Stiels fixiert. Je nach Bauart und Verwendungszweck ist der Stiel etwa 1,00 m bis 1,40 m lang, bei Einhandhacken auch kürzer, bei Feldgeräten auch länger.
Ursprungsform der Hacke ist der knieförmige Grabstock, der den Anfang des Hackbaus als Stammform der Landwirtschaft markiert.
Ähnliche Werkzeuge sind die Dexel für die Holzbearbeitung und der Zweispitz für die Steinbearbeitung sowie die Steinhacke für die Gewinnung von Steinplatten.
gerader Grabstock
Der ägyptische Pharao Skorpion II. mit Feldharke, um 3100 v. Chr.
Altägyptische Feldhaue, British Museum,
Abbildung von 1903Feldhacke mit spateligem Blatt für dichte Böden
(aus dem Wappen des Dorfes Číměř nad Jihlavou, Tschechien)
Formen, Funktion und Verwendung
Feldhacke in der Landwirtschaft
Als landwirtschaftliches Gerät auch Breithacke, Feldhacke, Haue, Feldhaue, Harke, Erdharke oder Feldharke genannt, sind Größe und Form des Blattes abhängig vom Einsatzzweck, insbesondere von der „Schwere“ und der Steinigkeit des Bodens. So haben sich regional vielfältige Ausformungen entwickelt.
Zum Lösen „schwerer“ – also lehmiger oder tonhaltiger – Böden wird ein kleines Hackenblatt verwendet, für lockere und sandige Böden hingegen ein großes und breites Blatt wie beispielsweise bei der Ziehhacke oder dem vergleichbaren Schuffeleisen.
Mit der Hacke wird der Boden nicht – wie beim Spaten oder beim Pflug – gedreht, sondern er behält seine ursprüngliche Schichtung.
Heutzutage wird die Hacke – abgesehen von der Kleingärtnerei und dem heimischen Garten – als landwirtschaftliches Gerät überwiegend nur noch in Entwicklungsländern verwendet; in Industrieländern wurde sie zumeist durch den Pflug, die Fräse und die Motorhacke verdrängt.
Rodehacke in der Rodung
Als Werkzeug bei der Rodung (dem „Reuten“) von Sträuchern und Bäumen auch Rodehacke, Rodehaue, Rodhaue, Reuthaue, Reuthacke, Reute oder Reithack genannt, wird zum Entfernen der Wurzeln – als Übergangsform zur Dexel – eine Hacke in besonders robuster Ausführung verwendet.
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Malaiische Feldhacke mit rechteckigem, stark gekrümmtem Blatt für weichen Böden
Rodehacke im Wappen der Gemeinde Rudersdorf, Landkreis Sömmerda, Thüringen
Rodehacke im Wappen der Gemeinde Pingelshagen, Landkreis Nordwestmecklenburg, Mecklenburg-Vorpommern
Spitzhacke, Kreuzhacke, Wiedehopfhacke
- Die Spitzhacke, auch als Pickhacke bezeichnet, ist genau genommen ein Pickel mit zwei Spitzen anstelle des Hackblattes.
- Die Kreuzhacke, auch Flachspitzhacke oder Flachkreuzhacke genannt, oberdeutsch auch als Krampen, im östlichen Europa als Krumpatsch (tschechisch Krumpáč), umgangssprachlich und als Handelsname als „Spitzhacke“ schlechthin bezeichnet, ist eine Hacke mit zwei unterschiedlich ausgeformten Blättern: Als Mischform aus Pickel und Hacke ist das eine Blatt (mehr oder minder) spitz ausgeformt, während das andere Blatt ein quer geschäftetes, abgeflachtes Hackenblatt bildet, das in einer flachen Schneide ausläuft. Die Kreuzhacke wird vor allem im Erdbau und im Tiefbau zum Lösen von steinigen und geröllhaltigen Böden eingesetzt.
- Die Wiedehopfhacke besitzt ein quer geschäftetes Blatt und – ähnlich einer Axt oder einem Beil – ein längs geschäftetes Blatt; sie wird vor allem zur Arbeit in stark durchwurzelten Böden verwendet.
Abwandlungen und Kombinationen
Hacken mit Zinken in zusätzlicher Funktion eines Erdrechens werden auch als Karst bezeichnet.
Auch hier finden sich vielfältige Varianten; diejenigen mit stark gekröpftem Hals oder steil rückständiger Blattspitze, auch Scharre genannt, bilden Übergangsformen zum Sauzahn (Kultivator).
Leichte (Garten-)Hacke mit Blatt und Karst
Kultivatorähnliche Scharre
(aus dem Wappen der Stadt Chrastava, Tschechien)
Heraldik
Da die Hacke Inbegriff mittelalterlicher Landnahme ist, enthalten viele Wappen Hacken als heraldisches Element. Die Hacke verweist dabei allgemein auf Feldbau oder Forstarbeit; bei einem Bezug zu Rodungen unter Verweis auf das Entstehen einer Siedlung wird oft eine Rodehacke blasoniert. Bei Rodungsnamen ist das Bild „sprechend“. Einzelne Hacken stehen in Bezug zu Metallverarbeitung (Werkzeugschmiederei).
Das Werkzeug ist eine „gemeine Figur“; eine bevorzugte Stellung im Wappenschild ist nicht belegt.[1] Diese Darstellungen sind auch werkzeugkundlich interessant, weil sie die Regionalformen abbilden.
Die Hacke als Wappenbild
- Region: Sortierbar nach NUTS, außerhalb der EU ISO 3166, so lassen sich gemeinsame Regionen zusammenstellen
- Blason: Die Blasonierung (der Wortlaut) ist verbindlich, die Darstellung Freiheit des Heraldikers. Daher ist, wo bekannt, der präzise Blason angegeben
- Vorletzte Spalte: Rodungsname (sortiert nach Wortstamm, siehe den Fachartikel)
- Letzte Spalte: Form (Heft unten); ⋂ … biberschwanzförmig abgerundet; ♠ … spatenförmig breit auf spitz; ▲ … kellenförmig verjüngend auf schmale Schneide; ▐ … lange schmale, stichel- oder pickelförmige Klinge; ■ … undifferenziert breit; ▼ … spatel- oder axtförmig schmal auf breite Klinge auslaufend; 〪 … Form undefinierbar
Wappen | Träger | Region | Blason und Anmerkungen | ||
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Bachum | Hochsauerland NW | Hacke, golden, schräggestellt | ♠ | ||
Bad Homburg vor der Höhe | Hochtaunus HE | ▐ | |||
Bernitt | Güstrow MV | Hacke, silbern (schräggekreuzt mit einem bischöflichen Krummstab, unten eine Pflugschar) | ▼ | ||
Chaloupky | Beroun ST | polnisch hornické motyky (‚Bergmannshauen‘),[2] silbern mit goldenem Stiel, gekreuzt | ♠ | ||
Číměř nad Jihlavou | Třebíč VY | ▼ | |||
Erdmannsweiler | Schwarzwald-Baar BW | Spaten) südwestdeutscher Typus mit eingesenkter Kante, Darstellung sprechend (Erdbearbeitung) |
? (gekreuzt mit einem ■ | ||
Friedrichroda | Gotha TH | Hacke, silbern mit schwarzem Stiel | * | ▲ | |
Hagen | Segeberg SH | Hacke, silbern (schräg gekreuzt mit einer Axt) stark gebogene Form |
* | ■ | |
Haynrode | Eichsfeld TH | Rodehacke, golden[3] | * | ♠ | |
Herold | Rhein-Lahn RP | Rodehacken rot, gekreuzt früherer Ortsname: Herberod |
* | ♠ | |
Kefenrod | Wetterau HE | * | ♠ | ||
Langendorf | Burgenland ST | Rodehacke, silbern, silbern gestielt (und eine silberne Sense) | ♠ | ||
Langhagen | Güstrow MV | Rodehacken, golden, schräggekreuzt | * | ■ | |
Lappi | Westfinnland | ♠ | |||
Loučná nad Desnou | Šumperk OL | polnisch motyky[2], golden | ▼ | ||
Marienheide | Oberbergischer Kreis NW | Rodehacken, silbern mit goldenen Stielen, gekreuzt | * | ▐ | |
Oberrod | Westerwald RP | Rodehacke, silbern | * | ▼ | |
Piippola | Nordösterbotten | ♠ | |||
Pingelshagen | Nordwestmecklenburg MV | Rodehacke, schwarz, gestürzt | * | ■ | |
Rammingen | Unterallgäu BY | Reuthauen, golden, schräg gekreuzt | ▐ | ||
Reinholterode | Eichsfeld TH | * | 〪 | ||
Rinchnach | Landkreis Regen, Niederbayern BY | zwei schräg gekreuzte silberne Reuthauen mit schwarzen Griffen | ▐ | ||
Rüti bei Büren | Büren BE | Reuthau[4] | * | ■ | |
Rudersdorf | Sömmerda TH | Rodehacke, mit schwarzem Stiel und blauem Blatt (mit Baumstumpf) | * | ♠ | |
Sora | Barcelona | spanisch azada, katalanisch aixada, golden (gekreuzt mit einem Karst) | ⋂ | ||
Weißenborn-Lüderode | Eichsfeld TH | * | ■ |
In Mecklenburg ist die Rodehacke auch in den Wappen von Möllenhagen und Rövershagen abgebildet.
Siehe auch
- Pickel (Werkzeug) (ähnlich, vornehmlich spitz, für die Arbeit mit Stein)
- Sapie (spitz, für die Forstarbeit)
- Hacke bezeichnet oberdeutsch allgemein die Axt, als Hackel das Beil.
Weblinks
- Commons: Hacken (Hauen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Wiktionary: Hacke – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- Katalog mit ca. 90 verschiedenen Bauformen, SHW Friedrichstal (PDF-Datei; 2,10 MB)
Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Hacke_(Werkzeug)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 1. Juni 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.