Octavio Piccolomini

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Ottavio Piccolomini porträtterad 1649 av Matthäus Merian dy.jpg

Fürst Octavio Piccolomini, Herzog von Amalfi (* 11. November 1599 in Florenz; † 11. August 1656 in Wien) war im Dreißigjährigen Krieg ein General Wallensteins und der Kommandeur seiner Leibgarde sowie Malteser-Ritter. 1650 erhob ihn der Kaiser in den Reichsfürstenstand.

Herkunft und Familie

Das italienische Adelsgeschlecht Piccolomini stammte aus Rom und ließ sich später in Siena nieder. Octavio Piccolomini entstammte dem toskanischen Familienzweig der Piccolomini-Pieri, die von Papst Pius II. (Enea Silvio Piccolomini) um 1450 mit der Adoption der Kinder seiner Nichte Antonia Pieri begründet worden war und 1757 erlosch. Sein Vater Silvio Piccolomini (1543–1610) war Oberstkämmerer und Großfeldzeugmeister des Großherzogs von Toskana. Seine Mutter Violante Gerini entstammte einem Florentiner Patriziergeschlecht. Deren weitere Söhne waren der in kaiserlichem Kriegsdienst stehende Enea Piccolomini (1586–1619) und Ascanio Piccolomini (1597–1671), seit 1628 Erzbischof von Siena.

1636 oder 1637 heiratete Octavio N. N. de Ligne-Barbançon, die um 1640 verstarb. In zweiter Ehe vermählte er sich 1651 mit Maria Benigna Franziska von Sachsen-Lauenburg (1635–1701), Tochter des Herzogs Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg und der Anna Magdalena von Lobkowitz.

Militärische Laufbahn

Piccolomini trat 1616 in das kaiserlich-habsburgische Heer ein und kämpfte nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges in Böhmen. 1625 kämpfte er in den Niederlanden. Im Kürassierregiment des Grafen Pappenheim brachte er es zum Obristleutnant, bis er 1627 zum Kommandanten der Leibgarde Wallensteins ernannt wurde. Piccolomini nahm am Mantuanischen Erbfolgekrieg teil und kämpfte danach unter Wallenstein am 16. November 1632 in der Schlacht bei Lützen, in der er mehrmals verwundet wurde und sich besonders auszeichnete. In dieser Schlacht wurden drei seiner Pferde getötet, er selbst erlitt nur leichte Verletzungen.

In der Auseinandersetzung zwischen dem Kaiser und Wallenstein stand Piccolomini auf Seiten des Kaisers. Zusammen mit Gallas, Aldringen und Marradas war er aktiv am Sturz Wallensteins und dessen Ermordung beteiligt. Für seine Verdienste wurde ihm der Orden vom Goldenen Vlies verliehen. Zudem wurde er zum Feldmarschall ernannt und erhielt den Oberbefehl über das kaiserliche Heer. Zur Belohnung schenkte ihm der Kaiser 1634 die große Herrschaft Náchod in Ostböhmen, die vorher der Familie Trčka von Leipa gehörte und vom Kaiser konfisziert worden war.

Im September 1634 kommandierte Piccolomini gemeinsam mit Matthias Gallas und Ferdinand von Österreich die siegreichen habsburgischen Truppen in der Schlacht bei Nördlingen. Ab 1635 kämpfte er in Diensten der spanischen Habsburger gegen die Franzosen. Am 4. Juli gelang ihm in den Spanischen Niederlanden der Entsatz der Stadt Löwen, die von Franzosen und Holländern belagert worden war. 1639 siegte er bei Diedenhofen über ein französisches Heer, wofür er vom Kaiser das Herzogtum Amalfi zurück erhielt. 1640 kämpfte er gegen die Schweden unter Banér, er eroberte Höxter, entsetzte Freiberg und befehligte unter dem Erzherzog Leopold Wilhelm in Mähren und Schlesien gegen Torstensson.

Als Piccolomini im Mai 1641 gemeinsam mit den kurbayerischen Truppen unter Graf Joachim Christian von der Wahl die Schweden durch Anhalt hindurch verfolgte und das kleine Land sehr schonend behandelte, lud Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen beide Heerführer nach Köthen ein und nahm Piccolomini wahrscheinlich noch im Sommer 1641 in die Fruchtbringende Gesellschaft auf. Er verlieh diesem den Gesellschaftsnamen der Zwingende und das Motto zu entwaffnen. Als Emblem wurde ihm die kleine Mondraute (Lunaria annua L.) zugedacht. Im Köthener Gesellschaftsbuch findet sich Piccolominis Eintrag unter der Nr. 356. Dort ist auch das Reimgesetz verzeichnet, mit welchem er sich für die Aufnahme bedankt:

Die Kleine Monraut' ist in wundersamen preis'
Jn dem sie manchem hengst die eisen rabgerißen:
Der Zwingend' ich daher und Zu entwafnen heis',
Hab' iederZeit den feind Zu zwingen mich beflißen
Und Zuentwafnen ihn: Jm werck' ich es erweis'
Er hat, gezwungen, mir bißher noch weichen müßen.
Doch nein, ich Zwing' ihn nicht: Gott ist es der den Zwingt,
Der mit der waffen macht auf meinen keyser dringt.
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Nach mehreren habsburgischen Niederlagen, besonders nach der Niederlage am 2. November 1642 bei Leipzig, legte Piccolomini den Oberbefehl nieder. Ab 1644 kämpfte er wieder auf Seiten der Spanier gegen die aufständischen Niederländer. 1648, im letzten Kriegsjahr, wurde er für kurze Zeit wieder zum Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres und zum Feldmarschall ernannt. 1649/1650 nahm er als kaiserlicher Hauptgesandter am Nürnberger Exekutionstag, welcher über die Demobilisierung der auf Reichsboden befindlichen Söldnerheere verhandelte. 1650 erhob ihn der Kaiser in den Reichsfürstenstand und übertrug ihm das Herzogtum Münsterberg in Schlesien.

Nach Kriegsende wählte Octavio Piccolomini Schloss Nachod zu seinem Stammsitz. Daneben hielt er sich in Wien und Prag auf. Ab 1650 ließ er das Nachoder Schloss durch Carlo Lurago barockisieren sowie um den Piccolominibau erweitern. Im Alter von 57 Jahren starb er am 11. August 1656 kinderlos in Wien. Sein Leichnam wurde in der Servitenkirche bestattet. Die Herrschaft Nachod sowie den Reichsfürstenstand erbte sein Großneffe Enea Silvio aus der Linie Piccolomini-Pieri, in der beides bis zu deren Erlöschen 1757 verblieb.

Fiktion

Piccolominis Sohn Max in Schillers "Wallenstein" ist poetische Fiktion. Allerdings hatte Octavio Piccolomini seinen Neffen Joseph (Giuseppe) Silvio Max Piccolomini zum Erben vorgesehen, der jedoch als Oberst eines kaiserlichen Kürassierregiments gegen die Schweden noch zu Lebzeiten Octavios in der Schlacht bei Jankau am 6. März 1645 fiel.

Literatur

  • Octavio Piccolomini. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 408 (Digitalisat). / Digitalisat
  • Arnold von Weyhe-Eimke: Die historische Persönlichkeit des Max Piccolomini im Schiller'schen Wallenstein und dessen Ende in der Schlacht bei Jankau am 6. März 1645. Eine geschichtliche Quellenstudie von Arnold von Weyhe-Eimke. Pilsen: Steinhauser & Korb, 1870.
  • Arnold von Weyhe-Eimke: Octavio Piccolomini als Herzog von Amalfi. Pilsen: Steinhauser & Korb, 1871.
  • H. M. Richter: Die Piccolomini. Berlin: Lüderitz, 1874.
  • Otto Elster: Die Piccolomini-Regimenter während des 30jährigen Krieges besonders das Kürassier-Regiment Alt-Piccolomini, Stammtruppe des k. u. k. Dragoner-Regiments Nr. 6, Prinz Albrecht von Preußen. Nach den Akten des Archivs zu Schloß Nachod von O. Elster. Wien: Seidel, 1903.
  • Friedrich Parnemann: Der Briefwechsel der Generale Gallas, Aldringen und Piccolomini im Januar und Februar 1634 Berlin: Ebering, 1911.
  • Heinrich Bücheler: Von Pappenheim zu Piccolomini. Sechs Gestalten aus Wallensteins Lager, Sigmaringen 1994. ISBN 3-7995-4240-X
  • Jürgen Woltz: Der kaiserliche Feldmarschall Ottavio Piccolomini – ein Lebensbild aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. In: Josef Johannes Schmid (Hg.), Arte & Marte: In memoriam Hans Schmidt. Eine Gedächtnisschrift seines Schülerkreises, Band 2: Aufsätze, Herzberg 2000, 93–145, ISBN 3-88309-084-0.

Weblinks