Otto Hupp

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Otto Hupp
Otto Hupp mit Ehefrau

Hermann Joseph Otto Hubert August Constantin Hupp (* 21. Mai 1859 in DüsseldorfW-Logo.png; † 31. Januar 1949 in OberschleißheimW-Logo.png) war ein deutscher Heraldiker, SchriftgrafikerW-Logo.png, Kunstmaler, Sammler und ZiseleurW-Logo.png.

Leben

Otto Hupp wurde in Düsseldorf als der vierte von fünf Söhnen des GraveursW-Logo.png und MedailleursW-Logo.png Carl Heinrich Hupp (1823–1906) und der Marie Hupp, geb. Ruland, geboren. Sein Vater sorgte dafür, dass Otto Hupp bei ihm schon während der Schulzeit eine Lehre als Graveur machte. Bald nach Ende seiner Ausbildung besuchte er die Kunstakademie DüsseldorfW-Logo.png und zog 1878 nach München. Ab 1891 bis zu seinem Tod wohnte er im Münchner Vorort Oberschleißheim.

Familienwappen Otto Hupp

Otto Hupp wählte um 1880 die Vogelfigur Wiedehopf als redendes Wappen- und Signetbild (epops ist der altgriechische Name des Vogels, upupa der lateinische; weitere etymologisch anschließbare deutsche Namen sind Hoppevogel, Puvogel sowie das schlesisch/ostpreußische Huppup, vergleich auch ndl. hop, afr.W-Logo.png hoephoep, englisch hoopoe und französisch huppe sowie das niedersorbische Hubbatz/hupac).[1] Die genaue Gestaltung des Familienwappens Otto Hupp ist unklar. In der Literatur gibt es dazu Beschreibungen, die im Detail voneinander abweichen. Hupp selber verwendete zwar sein Wiedehopf-Signet in vielen Fällen, von seinem eigenen Wappen macht er jedoch kaum Gebrauch.[1]

Wappenbeschreibung (nach Otto BöcherW-Logo.png, 1992/95):

  • „Otto Hupp hat ihn (den Wiedehopf -- Anmerkung der Redaktion) auch seinem eigenen Familienwappen zugrunde gelegt: In goldenem Schild steht der schwarze Wiedehopf auf grünem Dreiberg. Ein goldgekleideter Mohr bildet die Helmzier; die Decken sind golden und schwarz.“
    (Fußnote 228 dazu: „Freundlicher Hinweis des Essener Heraldikers Kurt Schweder).[1]

Wappenbeschreibung (nach Jürgen Arndt, 1992):

  • „In Gold auf grünem Dreiberg ein flugbereiter schwarzer Wiedehopf, auf dem Großbuchstaben H stehend. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender schwarz-golden gekleideter Mann.“[2]

Heraldisches Werk

Von Otto Hupp entworfenes Wappen der Provinz Oberschlesien

Das Hauptarbeitsgebiet Otto Hupps wurde ab den 1880er Jahren die Heraldik. Vom Münchner Maler Rudolf Seitz lernte er viele Maltechniken, durch den Kontakt zu dem Architekten Gabriel von Seidl erhielt er mehrere Aufträge zu Wand- und Deckenmalereien, zum Beispiel die Malereien im Reichsstädtischen Archiv im Rathaus in Worms (1882–86) und die Malereien der GottliebenkapelleW-Logo.png in Worms-Herrnsheim. Unter anderem hat er das heraldische Konzept und die Ausführung im Erfrischungssaal (Wallotbräu) des ReichstagsgebäudesW-Logo.png in Berlin ausgeführt. Auch die Glasfenstergestaltung mit heraldischen Motiven gehörte zu seiner handwerklichen Bandbreite, z.B. Ergänzungen in der KatharinenkircheW-Logo.png in Oppenheim (1899), Fenster in der MagnuskircheW-Logo.png in Worms (1932/33), nichtausgeführte Entwürfe für den Landgrafenchor der ElisabethkircheW-Logo.png in Marburg (1938/39).

Durch seine Sammlungen alter Wappenbücher und heraldischer Literatur perfektionierte er in den kommenden Jahren sein Handwerk. Er malte mehr als 6000 Wappen und schrieb mehrere Bücher über Heraldik. Die Buchreihe Wappen und Siegel der deutschen Städte, Flecken und Dörfer wurde ab 1894 verlegt, jedoch konnte er von den ursprünglich geplanten 10 (bzw. 11) Bänden nur 5 fertigstellen. 3460 seiner Wappenbilder wurden als Sammelkarten der Firma Kaffee HAG in den Jahren 1913–1918 und 1926–1938 veröffentlicht. Insbesondere diese Sammelbilder trugen dazu bei, die Wappenkunst der Allgemeinheit näher zu bringen.

Hupp dokumentierte nicht nur die bestehenden Wappen der Städte und Gemeinden, sondern zeichnete auch viele Entwürfe, die dann zu den Grundlagen der offiziellen Wappen wurden.

Einer seiner wichtigsten Wappenentwürfe war das bayerische Staatswappen von 1923, das allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg durch eine modernisierte Version ersetzt wurde. Auch andere Landeswappen stammen aus seiner Hand, so z.B. das Wappen der 1919 entstandenen preußischen Provinz Oberschlesien und das Wappen für den Volksstaat Hessen.

Eine weitere heraldische Publikation Otto Hupps waren die Münchner Kalender, von denen 51 Ausgaben in den Jahren 1885–1936 (mit Ausnahme von 1933) erschienen. Die Kalender der Jahre 1885 bis 1894 zeigten Monatswappen mit den Tierkreiszeichen. Erst ab 1895 konnte sich Otto Hupp mit seiner Idee durchsetzen, anstatt der „abgenutzten Monatszeichen“ Wappen der deutschen Fürstenhäuser und in der Folge alljährlich ein doppelblattgroßes Wappen eines deutschen Staates und anschließend jeweils zwölf Wappen großer Adelsgeschlechter zu bringen.

Der erste Jahrgang 1885 wurde in einer Auflage von rund 5000 Exemplaren gedruckt. Die Auflage steigerte sich bis auf 17.000 Exemplare in den Jahren 1913 und 1914. Ab 1915 jedoch ging die Auflage stetig zurück, 1932 wurden nur noch 4000 Exemplare gedruckt, von denen sich aber eine Vielzahl auch nicht mehr verkaufen ließ. So sah sich der Verlag veranlasst, den Münchener Kalender einzustellen, weshalb 1933 kein Münchener Kalender erschienen ist. Die noch folgenden Jahrgänge des Münchener Kalenders (1934, 1935 und 1936) brachte Otto Hupp im Selbstverlag heraus. Die Kalender 1934 und 1936 unterscheiden sich in ihrer Aufmachung von den Kalendern bis 1932. Im Kalender 1934 werden pro Monat jeweils sechs kleinere Wappen dargestellt. Der Kalender 1936 erschien als Abreißkalender mit 52 Wappen. Auch wenn sich Otto Hupp seinen Wunsch, den 50. Jahrgang seines Münchener Kalenders herauszugeben, erfüllen konnte, musste er schließlich erkennen, dass seiner Eigeninitiative der wirtschaftliche Erfolg verwehrt blieb.

Er verfasste unzählige Aufsätze zu heraldischen Einzelfragen und arbeitete an mehreren Spezialwerken mit. In seiner Schrift Wider die Schwarmgeister widerlegte er 1918, neben anderen Irrlehren, die damals in Mode gekommene Runentheorie.

Gebrauchsgrafisches Werk

Logo der Spatenbräu, 1884 von Hupp entworfen

Seine ersten Arbeiten als Schriftdesigner machte er 1883. Die erste komplette Schrift Neudeutsch erschien 1899 bei Genzsch & Heyse. Er entwarf einige weitere Schriften wie Hupp-Gotisch, Hupp-Fraktur oder Hupp-Antiqua,[s] die aber, da sie nicht als alltägliche Gebrauchsschriften gedacht waren, keine weite Verbreitung fanden.

Zu seiner Spezialdisziplin gehörte auch die Schaffung von Gebrauchsgrafiken. Hier ist wohl das Firmenemblem der Spaten-Brauerei das bekannteste, auch viele Bier- und Weinetiketten[3] wurden von ihm entworfen, sowie auch Banknoten, Briefmarken und über 200 Exlibris. Weit mehr als 10.000 Einzelwerke erschuf er in seinen Arbeitsjahren. Andere Werke Otto Hupps waren beispielsweise kunsthandwerkliche Metallarbeiten für den Speyerer Dom,[4] für die ihm 1906 vom Prinzregenten Luitpold von Bayern der Titel Professor verliehen wurde.

Obwohl er zweifelsfrei ein Künstler war, bestand er stets darauf, nicht als solcher bezeichnet zu werden – er selbst sah sich eher als Handwerker.

Sammler

Otto Hupp hat ebenso aus Sammelleidenschaft wie aus Fachinteresse gesammelt, vor allem heraldische Dokumente, Originalurkunden mit Siegeln, die ihm als Vorlagen und Anregungen für seine oben dargestellten heraldischen und graphischen Bemühungen dienten, daneben Inkunabeln und alte Drucke, die ihn als Typographen und Schriftdesigner interessierten. Ausgehend von seiner eigenen Sammlung hat er sich mit Fragen des Frühdruckes beschäftigt, vor allem mit den Anfängen der Druckkunst des Johannes Gutenberg, dessen frühestes Werk er entdeckt zu haben glaubte. Um 1880 hatte er ein vermeintlich Konstanzer Missale erworben, dessen Drucktype Hupp als Vorform der Schrift des Psalters von 1457 von Fust und Schöffer und damit als Erzeugnis Gutenbergs vor seiner berühmten Bibel ansah. Hupp veröffentlichte seinen Fund 1898[5] und vertraute die Inkunabel dem berühmten Münchner Antiquar Ludwig Rosenthal an, der es im Jahre 1900 in seinem 100. Katalog anpries. Hupp kaufte viele Bücher bei Rosenthal in der Hoffnung auf einen großen Gewinn aus dem Verkauf des Missale, doch misslang dieser, nicht nur wegen des hohen Preises, sondern auch wegen Zweifeln an der Frühdatierung. Hupp musste das Werk zurücknehmen und seine Schulden nach und nach abzahlen. Nach Hupps Tod wurde das Missale von der Bayerischen Staatsbibliothek angekauft.[6] Dokumente aus Hupps Sammlung finden sich regelmäßig auf dem Antiquariatsmarkt. Ein großer Teil seiner Bibliothek und Sammlungen wurde 1986 verkauft.[7]

Nachlass

Villa Hupp in Oberschleißheim, das 1891 erbaute Wohnhaus des Künstlers

Sein umfangreicher Nachlass liegt heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, seine Siegelabdrucksammlung im Generallandesarchiv Karlsruhe. Ein „Wappenzimmer“ zur Erinnerung an das Wirken des Heraldikers ist in der von Gabriel von Seidl erbauten Villa Hupp in Oberschleißheim eingerichtet worden.[8]

Ehrungen

  • 7. März 1906: Verleihung des Titels „Königlicher Professor“ durch Prinzregent Luitpold
  • 3. Mai 1929: Verleihung der Ehrenbürgerwürde seiner Heimatgemeinde Oberschleißheim „in dankbarer Anerkennung für die hochgeschätzten künstlerischen Verdienste um die Gemeinde“.
  • Eine Retrospektive seiner Arbeiten wurde vom 24. April bis zum 30. Juni 1939 im Schriftmuseum Rudolf Blanckertz gezeigt.
  • In Oberschleißheim ist die Prof.-Otto-Hupp-Straße nach ihm benannt.
  • In Worms ist die Otto-Hupp-Straße nach ihm benannt.

Literatur

  • Otto Hupp: Eine Selbstbiographie. In: Taschenbuch für Büchersammler. Band 2, München 1927, S. 25–66.
  • Wilhelm H. Lange: Otto Hupp. Das Werk eines deutschen Meisters (= Monographien künstlerischer Schrift 7). Verlag für Schriftkunde Heintze & Blanckertz, Berlin und Leipzig 1939.
  • Ottfried NeubeckerHupp, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 74 (Digitalisat).
  • Hans-Enno Korn: Otto Hupp. Meister der Wappenkunst 1859–1949. Ausstellung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs München, 6. Dezember 1984 bis 3. Februar 1985 (= Ausstellungskataloge der staatlichen Archive Bayerns 19). Neustadt a. d. Aisch 1984, ISBN 3-7686-8037-1.
  • Wolfgang Hendlmeier: Otto Hupp – Kunsthandwerker, Heraldiker, Schriftkünstler. In: Die deutsche Schrift. Ausgabe 2/1985 (#75), S. 25–29 Onlineversion (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive).
  • Gernot Blum: Aufbruch in die Moderne – Das Exlibris um 1900. Ausstellung 30. August – 30. September 1990 im „Zeug-Haus“ Mönchengladbach anlässlich des 23. Internationalen Exlibris-Kongresses der F.I.S.A.E. Wiesbaden 1990, ISBN 978-3-922835-19-6, S. 47–48.
  • Otto Böcher: Hupp, Otto. In: Allgemeines KünstlerlexikonW-Logo.png. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 76, de Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-023181-6, S. 8 f.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Otto BöcherW-Logo.png: Der Heraldiker Otto Hupp und seine Schöpfungen für Rheinhessen und die Pfalz. In: Der Wormsgau 16, 1992/95, S. 127–184.
  2. Jürgen Arndt (Bearbeiter) unter Mitwirkung von Horst Hilgenberg und Marga Wehner: Biographisches Lexikon der Heraldiker sowie der Sphragistiker, Vexillologen und Insignologen. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. H). Bauer & Raspe, Neustadt an der Aisch 1992, ISBN 3-87947-109-6, S. 231 (664 S.).
  3. Otto Böcher: Otto Hupp und seine Wein-Etiketten. In: Gutenberg-Jahrbuch. 76, 2001, S. 248–253.
  4. Triumphkreuz, Hupp-Kreuz für die Kaisergruft (Memento vom 27. Oktober 2016 im Internet Archive).
  5. Otto Hupp: Ein Missale speciale, Vorläufer des Psalteriums von 1457. Beitrag zur Geschichte der ältesten Druckwerke. München 1898 (archive.org).
  6. Signatur: 2o Inc. s.a. 880 a Beschreibung, (online)
  7. Hartung und Karl, Auktion 52: Bibliothek Professor Otto Hupp. Genealogie, Heraldik, Städtechroniken, Siegel. München 1986.
  8. Bilder der Villa Hupp.

Weblinks

Commons: Von Otto Hupp entworfene Wappen – Sammlung von Bildern


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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Otto_Hupp“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 23. März 2018 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.